Liebe Freunde des Wanderpaddelns, für die Herbstferien hatten wir uns eigentlich die Auwälder in der Kleinen Schütt (Donauauen SK/HU) vorgenommen. Anfangs war da auch ganz annehmbares Wetter angekündigt worden, aber dann verschlechterten sich die Vorhersagen (zB Regen, 0 - 7°C für den 24. Oktober). Es sollte kälter und nasser werden. Am Tag der Abreise haben wir dann noch einmal auf ganz Europa geschaut, ob es nicht doch was besseres gäbe und wurden in Oberitalien fündig: Mailand versprach für denselben 24. Oktober 9 - 18°C and 'A full day of sunshine'. Die übrigen Tage ähnlich perfekt, der gesamte Reisezeitraum warm und trocken.
Nahe Mailand fließt der Untere Tessin oder italienisch 'Ticino Inferiore', der bereits seit 2 Jahren auf meiner Wunschliste steht. Zum Glück hatte ich bereits eine Seite mit allen für mich wichtigen Fluss-Infos im Faltboot-Wiki zusammengestellt. So musste ich nur diese Seite ausdrucken, dazu die sehr hilfreiche Zusammenstellung von Luftbildern von Thomas Milesi, die Openandromaps für Italien auf dem Smartphone aktualisieren, und los gings.
Der erste Reisetag führt uns fast bis an den Bodensee. Der Ex-Hurrikan "Gonzalo" fegt über Bayern und Baden-Württemberg hinweg. Wir geraten in der Nacht in die Orkanfront und durchfahren sie auf der Autobahn A7 und A96. Gegen Mitternacht zelten wir auf einem einsam gelegenen Waldparkplatz im Allgäu und lassen uns von den Gewittern ringsum in den Schlaf wiegen.
Der nächste Morgen ist feucht und kalt, und ich habe so meine leisen Zweifel, ob wir denn über die Alpen kommen. Die Nachrichten verkünden regional bis zu 70 cm Schnee. Aber so schlimm kommt es nicht, und so durchqueren wir Österreich, Liechtenstein und die Schweiz ohne Probleme.
Die Alpensüdseite empfängt uns wie erwartet mit Wärme und Sonnenschein, der Lago Maggiore bietet mit seinen Palmen und den Bergen ringsum ein herrliches Bild.
Am nächsten Tag starten wir in Maddalena (nahe Somma Lombardo). Das erspart zu Beginn 3 schwierig zu umtragende Hindernisse auf wenigen Kilometern (Wehr Miorina, Wehr Porto della Torre und Damm Pan Perduto).
Bezüglich des Wasserstandes haben wir wieder einmal enormes Glück. Eine Woche vor unserem Start hat ein Hochwasser die Aue großflächig überspült und dabei gereinigt und neu geformt. Alles bietet einen hervorragend renaturierten Anblick. Gegenüber den "alten" Luftbildern von Google und Bing-Maps sind stellenweise erhebliche Erosionen zu beobachten (sieht man gut, wenn mein Bootstrack "über Land" fährt).
Das beste am letzten Hochwasser war, dass es mindestens 2 der bisherigen künstlichen Hindernisse befahrbar gemacht hat. Schon der erste Damm Maddalena war gut befahrbar. Der 85 m lange Stichdamm am linken Ufer konnte geradeaus umfahren werden. Der 300 m lange Stichdamm zur Wasserableitung links in den Naviglio Grande 140 m uh der Ponte di Oleggio konnte ganz rechts gut befahren werden. Der Damm zur Wasserableitung rechts in den Canale Naviglio Langosco war vom Hochwasser zerstört worden. Befahren haben wir die Bresche nicht, weil ich nicht ganz sicher war, dass es uns nicht soooo ergeht ;-)
Vor der neuen Autobahnbrücke der A4 fließt der Ticino durch Stahlröhren durch eine Bauhilfsbrücke (ja, genau die, durch die Alec, "schlork", durchgezogen wurde). Mitte-Rechts hat das Hochwasser im Oktober 2014 eine gut befahrbare Bresche ausgespült. Der Stom zieht anschließend nach links gegen die Pfeiler der Autobahnbrücke und der nachfolgenden Straßenbrücke, eine Besichtigung ist schwierig. Richtig gesehen haben wir die Bresche erst, nachdem wir links umtragen hatten. Schade, aber nun wisst wenigstens ihr Bescheid.
Richtig gut fand ich das Spülergebnis am nächsten Hindernis, den Ponte di Boffalora (Trecate). Hier drohte nach Thomas Milesi eine 1 km lange Umtrage. Wir waren hier ohne Bootswagen und ich hatte mir schon fest vorgenommen, bei dem nahegelegenen Restaurant eine Karre auszuleihen. Aber da das Hochwasser den Damm im rechten Seitenarm direkt hinter der Abzweigung zur Wasserableitung in den Canale nuovo weggespült hatte, konnten wir frei durchfahren.
Sehr sehr schön, das Ganze! An Tierwelt hatte es viele Fischfresser (Kormorane, Grau- und Silberreiher), mehrmals Begegnungen mit Wildschweinen, Käuzchen in allen Nächten, wenig Mücken und anderes Kleingetier (außer viele Spinnen). Das Holz war anfangs im Föhn der Alpen ganztägig knochentrocken, später frühs immer taufeucht, nachmittags aber wieder perfekt trocken. Künzeln nie ein Problem, zum Feuermachen auch meist viel Holz.
Insgesamt haben wir uns viel Zeit gelassen, starten oft erst gegen Mittag, und erreichen schließlich nach 6 Tagen und 107 Paddel-km die Mündung des Ticino in den Po.
Am Abend des letzten Paddeltages stellt sich dann die Frage, gleich das Auto zurückholen, oder bis morgen warten. Ich habe keinerlei Fahrplaninformationen, und so will ich heute wenigstens noch schauen, wann Busse oder Züge fahren. Bushaltestelle bzw Bahnhof sind 2 bzw 4 km entfernt. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich das Auto schon heute zurückbekomme, sozusagen eine Art Urvertrauen in den Nahverkehr der Metropole Mailand und Umgebung. Nach einem kurzen erfolglosen Versuch, mit Trampen in Richtung Pavia zu kommen, lief ich zur Bushaltestelle in San Leonardo. Ich war gerade dabei, den Fahrplan zu verstehen, da kam bereits ein Bus und brachte mich an den Stadtrand von Pavia. Leider konnte man im Bus kein Ticket erwerben, auch nicht an der Umsteigehaltestelle. Ein weiterer Bus brachte mich ein paar Minuten später zum Bahnhof Pavia. Dort standen lange Schlangen an den Schaltern, kürzere an den Automaten. Eine junge Frau half mir beim Automatenkauf, suchte eine einfache Verbindung mit 1x Umsteigen (anstatt 3x), und zahlte mit ihrer Karte (hat sie natürlich sofort bar zurückbekommen). 3.90€ von Pavia nach Mailand, aber dann 12€ (1. Klasse-Zwang) von Mailand zum Flughafen Malpensa. Am Exit 6 dann Anruf bei meinem Parkhaus, und 10 min später werde ich abgeholt und zum Auto gefahren. Kurz vor 23 Uhr bin ich wieder zurück in unserem Lager an der Po-Mündung. Klasse, wie das alles ohne Plan, aber funktionierendem Nahverkehr geklappt hat.
Auf dem Rückweg besuchen wir Mailand mit seinem Dom und queren tags darauf die Alpen bei guter Bergsicht. Insgesamt mal wieder eine gelungene Herbsttour, und ich habe das Gefühl, man hätte in dieser Zeit in ganz Europa nichts besseres finden können.
PS: Zur Zeit wird der Lago Maggiore wieder ordentlich geflutet, und ein noch höheres Hochwasser als das Mitte Oktober halte ich für wahrscheinlich. Danach wird wohl wieder einiges anders sein am Fluss. Die Regenmenge der letzten 3 Tage liegt stellenweise höher als in Berlin im ganzen Jahr.
gut beschriebene Tour und tolle Fotos. Wir waren Ende September/ Anfangs Oktober auch wieder mal auf dem Ticino unterwegs. Der Wasserstand war geringer als bei Dir, und das Wetter war auch ganz ok mit einer Nacht Regen. Die warme Kleidung hätte ich gleich zuhause lassen können... Es war nun 1 1/2 Jahre her seit der letzten Befahrung und uns ist auch aufgefallen wie stark der Fluss sich geändert hat. Dies sieht man sehr schön bei Deinem GPS-Tracks, wie Ihr teilweise "scheinbar" durch den Wald paddelt.Die Provinzgrenzen war wahrscheinlich der Flusslauf zur Zeit der Grenzziehung, und seither hat sich wirklich viel verändert. Unseren schönster Zeltplatz wurde zur hälfte vom Fluss abgetragen und eignete sich nun nur beschränkt zum Übernachten. Trotzdem fanden wir jeden Abend einen schönen Ort. Ihr seit bei der grossen Umtragestelle einfach durchgefahren, als wir an diese Stelle kamen hatte es auf diesem Seitenarm anfänglich gar wenig Wasser, das überheben des Bootes hätte nichts gebracht. Das Restaurant daneben waren sie am umbauen, vor 2 Jahren hatten wir wirklich gut davor gegessen. Diesmal sind wir noch weitergefahren auf dem Po bis nach Piacenza. 90 km in 2 Tagen dank guter Strömung. Den Fluss selber war etwas langweilig und sehr breit, bei Wind könnte es mühsam werden. Allerdings war die Wasserqualität wesentlich besser als der Ruf, selbst einen Eisvogel konnten wir sehen und in der Dämmerung trieb ein Fuchs sich um unser Zelt herum (der jagte allerdings Enten und andere Vögel. Der Ticino ist bei uns nächstes Jahr wieder fest in Planung. Ausser dass man damit den Sommer etwas verlängern kann gefällt mir auch die italienische Lebensart und der hohe Stellenwert von gutem Essen.
Hallo Leute, nach der schönen Oktobertour mit Andrea regnete es im Tessin enorme Wassermassen vom Himmel. Der Wasserstand des Lago Maggiore stieg innerhalb weniger Tage um mehr als 2.5m an. Das folgende Hochwasser im Ticino Inferiore war eines der höchsten der letzten Jahre mit einem Spitzenabfluss von mehr als 1900m³/s und 9 Tagen über 1500m³/s. Ich vermutete drastische Veränderungen in der Flussaue, und als Roland Mitte Dezember auch den Ticino befahren wollte, schloss ich mich noch mal an, um die frisch umgestaltete Aue in Augenschein zu nehmen. Diesmal waren wir 5 Paddler in einem VW Caddy, 4 Boote auf dem Dach, und mein Ally Tramp verpackt darunter. Die Fahrt in die Lombardei ging natürlich viel schneller als bei uns 2 Monate zuvor, nützte aber nicht viel, denn angekommen, regnete es in Strömen und wir fuhren gleich 150km weiter nach Westen in den Regenschatten der Westalpen, an den fiume Po. Die nächsten 2 Tage sollte es am Ticino weiterregnen, und so besuchten wir erstmal die Quelle des Po, jedenfalls soweit wir herankamen zwischen all den schneebedeckten 3000ern. Abends ging es zurück an den Ticino, bauten nach einiger Zeltplatz-Suchfahrt auf dem altbekannten Rastplatz im Regen die Zelte auf und ließen uns durchnässen. Tags darauf regnete es immer noch, aber die Vorhersage verhieß Besserung. So fuhr ich das Auto 77km vor nach Pavia und schaffte es für 9€ ÖPNV bis zum Abendbrot zurück zur Zeltstelle, wo Falk und Jensen nach 1½h unablässigen Bemühens ein Feuer aus pitschnassem Holz entfacht hatten. Pellkartoffeln mit Quark, Schaschlik und Steaks....
Am Mittwoch starten wir 5 mehr oder weniger alte Männer dann endlich aufs Wasser, 4 im Prijon Yukon Expedition, einer im Ally. Der Regen hat aufgehört, die Morgennebel verziehen sich. In 3 Tagen wollen wir die 88 km bis zum Ziel schaffen. Der Durchfluss beträgt heute und in den nächsten Tagen ungefähr 315m³/s (vor 2 Monaten hatte ich am ersten Tag mehr, danach aber bis zu 50% weniger Wasser als jetzt im Dezember). Das viele Wasser verspricht schnelles vorankommen, ohne viel zu paddeln.
Für mich ist es die erste Tour mit dem Ally Tramp solo auf bewegtem Wasser. Das Boot ist im Vergleich zu den Kajaks riesig (Bild), und so nehme ich noch etliche leichte aber voluminöse Gepäckstücke der anderen ins Boot (Schlafsäcke zB, das erspart Deckslasten auf den Kayaks). Mein eigenes Gepäck ist aber auch nicht gerade klein und leicht, das nass eingepackte Zelt, die Verpflegung und die noch vollen Biere tragen dazu erheblich bei. Wenigstens verzichten wir darauf, Trinkwasser mitzuschleppen - das Flusswasser ist sauber genug.
Der erste Tag hält die größten Hindernisse bereit. Aber wie bereits vor 2 Monaten erkundet, sind sie jetzt alle befahrbar. Dachte ich zumindest. Ein bischen Spannung bleibt, denn das große Hochwasser hat natürlich auch ein paar Überraschungen platzieren können.
Mit durchschnittlich 10km/h sausen wir heute den Fluss hinunter. Die höchsten Geschwindigkeiten messen wir regelmäßig bei Passage der ca. 25 Kiesbankschwälle (18.4km/h maximal). Das erste größere Hindernis, welches wir vor 2 Monaten noch umtragen haben, ist der Damm zur Wasserableitung rechts in den Canale Naviglio Langosco. Er war wieder vom Hochwasser zerstört worden und konnte diesmal ohne Besichtigung ganz rechts gut befahren werden. Roland fuhr nicht ganz so weit rechts und wurde gut geflutet. Seine Spritzdecke war nicht geschlossen. Klar ist aber auch: die Befahrbarkeit ändert sich ständig. Ständig wird der zerstörte Damm wieder neu aufgeschüttet, und immer wieder von Hochwässern zerstört. Allerdings bleibt mir rätselhaft, warum die Italiener auch im Winter unbedingt die Wasserableitungen wiederherstellen wollen.
12 km weiter kommt der Röhrendamm an der Autobahnbaustelle der A4, den wir im Oktober umtragen haben, und der auch seine Opfer forderte, zB Alec ("schlork"). Im Oktober 2014 war bereits eine Bresche erkennbar, die befahrbar aussah. Nach dem großen Hochwasser jetzt dachte ich, der Röhrendamm wäre jetzt total weggespült worden. Dem war aber nicht so. Es sah noch fast genau so aus wie 2 Monate zuvor (Bild). Auch diesmal gelang es uns nicht, rechts an den Röhrendamm heranzufahren. So hielten wir uns nahe der mittig vor dem Damm liegenden Insel und fuhren im Strömungsschatten der Insel so weit wie möglich nach rechts in Richtung Bresche. Leider ist es so gut wie unmöglich, die Situation vorher an Land zu erkunden. Die Autobahnbrücke ist mit Schallschutzwänden verbaut, und von der Insel aus sieht man noch nicht genug. Die Strömung zieht dort ziemlich stark, und so war es sehr spannend, diese Durchfahrt auf langen Hals zu fahren. Von nahem sah das alles doch bedrohlicher aus, als es mir damals von unterstrom betrachtet vorkam. Aber wir kamen alle glücklich durch (Google-Maps).
Knappe 3 km später passieren wir das nächste Hindernis. An den Brücken von Trecate wird der Hauptstrom durch zwei Wehre unterbrochen. Allerdings ist der Seitenarm mit der Wasserableitung in den Canale nuovo wie bereits vor 2 Monaten immer noch gut befahrbar. Im nächsten Sommer mag das anders sein, da wird wahrscheinlich wieder ein Damm geschüttet werden, um die Wasserableitung zu maximieren.
Dem nassen Roland wird langsam kalt und so schlagen wir 3km weiter unser Nachtlager auf. Für die heutige Tagesstrecke von 33km hatten wir uns im Oktober noch 3 Tage gegönnt. Wir zelten in einem großen, wilden Auwaldgebiet, welches im Vergleich zu den Google- und Bing-Satellitenbildern ca. 200m abgetragen wurde. Überall Wildschweinspuren.
Am nächsten Tag erwartet uns nur noch ein Hindernis, der Brückenschwall Vigevano. Der war nach Besichtigung im Oktober im 5. Brückenbogen gut befahrbar. Diesmal hatte das große Hochwasser die Schotterbank vor der Brücke weggespült, und ich war mir bezüglich des 5. Brückenbogens nicht mehr sicher. Es sah alles anders aus, die Strömung zog stark, und so fuhr ich im 7. Brückenbogen durch, da, wo vor 2 Monaten (und auf Google-Maps) noch eine hohe Schotterbank lag. Die Walze am Ende des Schwalls lag so tief, dass ich sie von oben nicht sehen konnte. Schexxe! Aber nun gab es kein zurück mehr, noch ein bisschen Schwung gegeben, und durch. Puhhh! Es lief alles gut. Die anderen kamen ebenfalls gut durch, nur in ihren Kajaks halt etwas nasser.
Die Aue dieses voralpinen Wildflusses sieht phantastisch aus. Im Gegensatz zu deutschen Flüssen, die mit aller Kraft "gebändigt" werden mussten, haben die Italiener dem Ticino noch recht viel Raum gegönnt. Klar, nicht ganz so viel wie am Tagliamento, aber ausreichend, um dem Fluss eine naturnahe Aue zu halten und Raum für die vielen Laufänderungen während Hochwasser. Mir scheint allerdings, dass die großen Hochwasser der letzten Zeit stellenweise zu sehr drastischen Veränderungen geführt haben und große Flächen des Auwaldes weggespült haben.
Der 2. Tag endet nach 30km auf einer 3m hohen Schotterbank, die aber vor wenigen Wochen auch überspült war. Platz ohne Ende für schnarchfreies Zelten, großes Lagerfeuer, ... Morgens dickes Eis auf Boot und Zelten.
Am letzten Tag paddeln wir 24km bis Pavia, übrigens nicht viel langsamer als weiter oben, mit durchschnittlich 9.3km/h. Wir passieren 2 Stellen, an denen ich 2 Monate zuvor noch unter Bäumen übernachtete, und die heute fast vollständig weggespült sind - sehr beeindruckend. Auch das hohe Steilufer hat sich sichtbar verändert.
Um 14Uhr kommen wir in Pavia an, verpacken den Faltcanadier und das übrige Gepäck, hieven die Kajaks aufs Dach und düsen los. Naja, versuchen wir zumindest da, wo uns der Freitag-Nachmittag-Stau um Mailand nicht ausbremst. Roland tankt in der Schweiz noch viel zu viel Diesel nach, obwohl er weiß, dass ich am Steuer sitze Irgendwann nach Mitternacht kommen wir bei Roland zu Hause an und finden alle dort einen Platz zum Schlafen. Nächsten Morgen wird das Gepäck auseinandersortiert und ab geht es nach Hause ...
Den gesamten Bootstrack findet ihr hier. Ein Teil der Bilder ist vom Mitpaddler Jensen.
Jetzt habe ich mal beide Bootstracks, also den vom Oktober und den vom Dezember 2014, in ein File gepackt, so dass sie gleichzeitig angeschaut werden können: 2 Bootstracks auf Google-Maps. Man sieht sehr schön, wie in den Stromschnellen bzw. Kiesbankschwällen die Geschwindigkeiten übereinstimmen.
Außerdem sieht man an verschiedenen Stellen, wie stark der Dezembertrack vom Oktober abweicht, was meist auf starke Laufveränderungen hinweist. Beste Beipiele hier, da und dort, wo der Oktobertrack noch dem Flussverlauf im (älteren) Satellitenbild folgt, der Dezembertrack aber vollkommen anders verläuft (man kann die einzelnen Tracks links gezielt ausknipsen).
ich freue mich über so viele tolle Berichte vom Ticino, denn dorthin zieht es uns nach ausführlichen Schweden/Norwegen-Erfahrungen als nächstes. Wir besitzen jedoch kein eigenes Kanu und fragen uns, ob es irgendwelche Leih- und Transportservicemöglichkeiten auf der Strecke gibt, z.B. irgendein Tourenveranstalter, mit dem man einen Deal ausmachen könnte.
vorletzte Woche wollten wir eigenlich nördlich der Alpen paddeln. Schön Wetter war auch angesagt, aber leider mit Höchsttemperaturen bei 5-10°C. In Norditalien waren die Prognosen 10°C höher und so sind wir wieder mal auf dem Ticino gepaddelt. Gestartet sind wir von Sasso Lombardo aus unterhalb des Weilers Maddalena. Etwa 300 Meter von der Einstiegsstelle hatten wir unser Auto auf einem bewachten "Low cost Flughafenparkplatz" abgestellt. Das kostete uns 19 Euro und der Shuttle Service vom Flughafen/Bahnhof Malpensa zurück war inbegriffen. Der ehemalige Steinwall nach dieser Einstiegsstelle ist nicht mehr aufgebaut worden und wir konnten diese Stelle mit etwas Bodenberührung gut fahren. Der Fluss hat sich wirklich stark verändert und einige Abschnitte konnten wir fast nicht mehr erkennen. Der "FKK-Strand für einsame Männer", wie wir dies Stelle scherzhaft genannt hatten, ist nun um 2/3 kleiner geworden. Gezeltet hatten wir das erste Mal rechts oberhalb des "grossen Schwalls", wo es auf ca 20 Meter etwa 1 Meter Höhendifferenz hat. Der Schwall scheint einfacher geworden zu sein, da nicht mehr so viel Wasser von links die Schwallstrecke zusätzlich verwirbelt. Die Steinschüttung bei Turbigo wird leider wieder aufgebaut, so dass wir hier das ganze Geraffel umtragen mussten. Immerhin hatte es soviel Wasser danach, dass wir ohne Grundberührung die weitere Strecke befahren konnten. Irgendwie hat das Restaurant vor dieser Steinschüttung immer zu wenn wir da vorbeikommen, eigenlich schade. Auch die weitere Strecke hat sich stark verändert. Inseln sind zu Festland geworden und neue haben sich gebildet. Die Schlafplätze haben sich auch verändert, doch konnten wir jeden Abend auf einem Sandplatz mindestens 1 Meter über dem Ufer unser Zelt aufbauen. Immer ein Lagerfeuer angezündet und die Sterne (und landenden Flugzeuge) betrachtet, philosophiert bis spät Abends. Die Baustelle bei der Autobahn A4 ist noch nicht abgebaut. Rechts anlanden geht auch nicht mehr, da der rechte Seitenarm davor versandet ist. In der Mitte des Flusses ist zwar eine Öffnung, aber es hat noch mehrere grosse Betonquader darin die man vielleicht umfahren könnte. Aber zusätzlich lagen noch einige Bäume in der möglichen Durchfahrt so dass wir diese Stelle hoffenlich zum letzten Mal umtragen hatten. Auch die weitere Strecke war mit Überraschungen gespickt, immer wieder neue Flussabschnitte mit teilweise vielen Bäumen. Die Stömung ist dabei so stark, dass man dagegen gar nicht anfahren kann und nur vorausschaundes Paddeln diese Baumleichen sicher umfahren kann. Aber selbst bei uns gab es einen heissen Augenblick als wir etwas spät realisierten, dass wir auf die andere Flussseite gespült wurden wo gleich mehrere dieser Hindernisse auf uns lauerten. Dennoch gibt es immer wider schöne Bilder von dieser Auenlandschaft mit den schneebedeckten Alpen und die Industrie, welche gar nicht so weit weg ist. Bei der Brücke SS11 bei San Martino waren wir positiv Überrascht: im rechten Seitenarm ist die Steinschüttung nicht mehr aufgebaut worden und wir konnten da ohne Probleme durchpaddeln. Dennoch ist eine Besichtigung dieser Stelle anzuraten da der Energiekanal rechts davon jederzeit geöffnet sein kann was verherende Folgen haben könnte. Auch bei der Brücke SS494 bei Vigevano hat sich die Sandinsel im rechten Teil verabschiedet. Dennoch konnten wir im äussersten rechten Joch mit einer Bodenberührung durchfahren. Davor ist die Stömung so schwach dass man im Notfall flussaufwärts paddeln könnte und man sieht ob auf der anderen Seite der Brücke irgendwelche Hindernisse die weiterfahrt beeinträchtigen könnte. Am letzten Abend hatten wir einen wunderschönen Sonnenuntergang, Abendessen über dem Feuer und um Mitternacht ist der Mond aufgegangen. Die weitere Strecke bis Pavia ist unproblematisch aber auch immer weniger Spektakulär, immerhin gibt es noch ein Kaffeehalt und die Sonne verwöhnte uns auch am letzten Tag. In Pavia übernachteten wir wieder im selben Hotel am Bahnhof. Die kennen uns inzwischen so gut, dass wir ungefragt 20% Rabatt kriegen und unser Kanu ohne Nachfrage in der Tiefgarage abgestellt werden kann.
viele Grüsse
Thomas
diecaro: italienische Anbieter für diese Tour sind uns unbekannt. Ab und zu haben deutschsprachige Anbieter etwas im Angebot, vielleicht findest Du etwas passendes beim Googeln.
Zitat von happy landing im Beitrag #11In Norditalien waren die Prognosen 10°C höher und so sind wir wieder mal auf dem Ticino gepaddelt.
Super, genau so muss das sein. 10° mehr sind doch ein Argument. Auf den Ticino (und auf den Rio Guadiana) habe ich Ostern rum auch geschielt, damals hatten wir hier noch das Sturmtief "Niklas" wüten. Aber weil Andrea noch beim feuchtfröhlichen Weiberpaddeln gebunden war, haben wir uns dann nur noch mit dem Nahbereich befasst (wo das Wetter dann auch nach und nach besser wurde).
Ich nehme sogar an, dass ihr ohne Baumarktholz losgefahren seid ;-)
Dein Bild vom Großen Schwall habe ich bereits, wie abgesprochen, im Faltbootwiki eingebaut, ebenso wie Details deiner Beschreibung der Gefahrenstellen an der Autobahnbrücke und der 2 späteren Brücken.
Ticino ist doch immer wieder toll zu befahren, und mit solch einem Wetter, solchen Fernsichten, und sicherlich auch gutem Wasserstand, immer ein Vergnügen.
Ihr habt übrigens etwas über 200 m³/s Durchfluss gehabt, also etwas mehr als mein Oktober-2014-Wert und ⅓ weniger als mein Dezember-2014-Wert. Jetzt zum Ende des Monats April 2015 scheint die Schneeschmelze in den Alpen zuzunehmen und der Abfluss des Lago Maggiore nimmt ordentlich zu - allerbeste Befahrungsbedingungen.
natürlich hatten wir Holz dabei, das Tragejoch und unsere Paddel:-)Auch einen Stein nahmen wir mit, den Feuerstein. Damit konnten wir die Lagerfeuer starten, es liegt nicht nur genügend Holz rum, sondern auch trockenes Anzündmaterial. Bezüglich des Wasserstandes schaue ich immer auf den Pegel des Langensees (bzw auf italienisch Lago Maggiore. Der war mit 193.5 müM höher als auch schon, aber immer noch im akzeptablen Ramen. Der letzjährige Rekord am 16. November war 196.40 und alles über 194 sehe ich als kritisch an. Allerdings sagen all diese Werte nur beschränkt etwas über den tatsächlichen Wasserstand auf dem Fluss selber aus, da sehr viel Wasser abgezweigt wird und bei nichtgebrauch wieder zurückfliesst. Wenn allerdings die Reisfelder gefüllt werden und die Bewässerung auf Volllast laufen, hat man bedeutend weniger Wasser im Fluss. Auch desshalb wird von der Befahrung im Hochsommer abgeraten.
die gute Nachricht gleich vorab: Die Schlork-Gefahr ist gebannt, die Baustelle an der A4 abgebaut. Wir mussten nicht umtragen, als wir in der zweiten Mai-Woche dort waren, und haben’s mit etwas Wasser im Kanu durch geschafft!
Aber von vorne:
Den Ticino hatten wir (mein Freund und ich) uns unter anderem dank eurer tollen Berichte als unser nächstes Paddelziel bereits ausgesucht, nur das Kanu fehlte lange. War alles recht kurzfristig, aber nach etwas Suchen sind wir tatsächlich fündig geworden: Der wunderbare Livio von Red Squirrel (sitzen am Ticino irgendwo zwischen Maddalena und Pavia) hat uns für 350,- Euro eine Woche mit Kanu und allem Drumherum ausgestattet. Wenn das hier also jemand liest, der den Ticino bezwingen will und Ausrüstung braucht: http://www.redsquirrel.it - einfach Livio eine E-Mail schreiben! Er kennt zwar nur zehn Brocken Englisch, aber wir haben uns mit Händen und Füßen ganz gut verständigt. Livio hatte uns sogar die seiner Erfahrung nach und vor allem aktuell kritischsten Stellen auf einer Karte markiert. Super Kerl, super Sache!
Abgesetzt hat er uns, wie von vielen ja empfohlen, unmittelbar nach dem Damm Pan Perduto. Bei Nieselregen, aber angenehmen Temperaturen sollte es also mittags von dort losgehen. Wir haben noch entspannt was gegessen und noch mal etwas umgepackt und sind dann ins Wasser; neun Monate nach unserer letzten Tour (durch den Femundsmarka Nationalpark von Schweden nach Norwegen) saßen wir endlich wieder im Kanu!
Heute kann ich darüber lachen und teile es deswegen einfach mit euch: Gleich nach fünf Paddelschlägen sind wir gekentert. Wie blutige Anfänger. Ja, wirklich. Wir konnten zum Glück alles wieder einsammeln, nur ein Wasserschuh ging für immer verloren, was natürlich angesichts der vielen Steine in den noch kommenden Tagen nicht sooo toll war. Leider war auch eine Tasche nicht optimal gepackt, so dass die Ausdrucke aus dem Faltbootwiki und aus diesem Forum nach fünf Minuten bereits teilweise dahin waren.
Als wir alles eingesammelt hatten, ging es problemlos über den ehemaligen Damm Maddalena und mit einem Jauchzen durch das Wildwasser.
Unsere unerwartete Kenterung war der Grund, warum wir am ersten Tag relativ bald danach unser Lager aufgeschlagen haben – etwas oberhalb vom Castelnovate. Wir hatten von Dienstag bis Sonntag Zeit, konnten es also recht entspannt angehen lassen. Und da wir fast durchgehend über 25 Grad hatten, haben wir sehr gerne die Sonne genossen! Wie ihr beschrieben habt, fanden wir einen Sandplatz etwa ein Meter oberhalb der Kiesbank und haben erst mal unsere ganzen Sachen getrocknet. Als es am nächsten Tag wieder losging, war das Wasser näher ans Zelt gekommen, als wir gedacht hätten. Glück gehabt? Auf jeden Fall daraus gelernt für die Tage danach.
Am zweiten Tag haben wir die Hindernisse, die im Faltbootwiki beschrieben sind, problemlos befahren können. „Unser“ Livio hatte uns zum Beispiel für den Stichdamm unterhalb der Ponte di Oleggio einen aktuellen „Daumen hoch“ gegeben mit der Ansage, rechts zu fahren – alles problemlos möglich. Wir sind an dem Tag noch ungefähr bis Turbigo gefahren und haben die Nacht dort auf dem Campingplatz am Ponte Ticino verbracht. Pool, heiße Dusche, kühles Bier und Pizza im Lokal um die Ecke waren zwar ganz nett, aber rückblickend hätten wir die Strecke auch gut und gerne ohne diese „Berührung mit der Zivilisation“ machen können.
Als wir dann an Tag 3 mit reichlich flauem Gefühl im Bauch an der Schlork-Brücke Autobahn 4 ankamen, war schnell Aufatmen angesagt: Am linken Ufer konnten wir noch die Überreste der gefürchteten Rohre liegen sehen. Ein Bagger war hier offenbar gerade zugange, die Reste zu beseitigen. Am linken Ufer konnten wir aufgrund der hohen Fließgeschwindigkeit doch nicht landen, als wechselten wir auf eine Kiesbank in der Mitte des Flusses. Dort versuchten wir uns das so gut wie möglich anzusehen. Wir wussten ja, dass es in der Mitte bereits vorher eine Bresche gegeben hatte, und an dieser Stelle sah das Wasser von unserer Position zwar etwas unruhig, aber recht gut aus. Also entschieden wir: Wagen statt tragen, zumal wir eigentlich von der Kiesbank auch anders kaum noch runter gekommen wären. Also paddelten wir los, um die Brücke mittig zu passieren. Links und rechts waren Walzen. Da wir erst kurz oberhalb wieder einsetzten, schafften wir es nicht in die Mitte, sondern gerieten rechts in die Walzen. Es half nichts: Paddeln, paddeln, paddeln und durch. Es war etwas holprig. Aber wir sind auf der nächsten Kiesbank mit gerade mal 50 Liter Wasser im Boot angekommen – heil, erleichtert und happy, siehe Bilder:
Wir haben dann eine verdiente Pause gemacht, haben etwas später noch problemlos die Ponte di Boffalora befahren und haben dann unser Lager in einer hübschen Lagune im Reserva La Fagiana (so steht’s auf der Karte) aufgeschlagen. Wir haben den Nachmittag in der Sonne genossen, das letzte mitgebrachte Bier getrunken, Feuer gemacht, das Übliche halt ;)
An Tag 4 haben wir verhältnismäßig lange gemacht, bevor wir einige Kilometer nach Vigevano unser Lager aufgeschlagen haben. Wir wollten unbedingt noch die Ponte Vigevano „bezwingen“, die ja auch als schwierig(er) gilt. Wir sind den Beschreibungen und unserem Auge gefolgt und haben das rechte Joch genommen. Von der anderen Seite gesehen wirkte zum Beispiel das dritte Joch von rechts deutlich besser befahrbar – wir hatten jedoch vor fast allen Durchfahrmöglichkeiten so viele Hindernisse gesehen, dass wir uns letztlich für das rechte entschieden. Hat auch funktioniert, allerdings mit deutlicher Bodenberührung. Wir haben mehr als 120 Liter Wasser gefasst, puh!
Tag 5 war dann ganz entspannt und wir haben einige Kilometer vor Pavia noch mal Halt gemacht. Am nächsten Tag haben wir dann das letzte Stück viel treiben lassen, sind Motorbooten ausgewichen und haben die Locals beobachtet, die am Fluss grillten und sich sonnten.
Insgesamt war es eine großartige Reise mit Abwechslung von Adrenalin und Ruhe, toller Landschaft, super Wetter, leckerem Essen und einigen Learnings. Eines davon: Trinkt keinesfalls, auch nicht sonst wie desinfiziert, das Wasser des Ticino! Unsere Reise endete mit einer gemeinsamen Magen-Darm-Infektion im Krankenhaus von Pavia. Am Ende könnte alles schuld gewesen sein, zum Beispiel das Wasserspender-Wasser im Spa-Hotel, in dem wir gemütlich den Urlaub ausklingen lassen wollten. Als wir jedoch einmal den Ticino erwähnten, haben Ärzte und Schwestern etc. nichts anderes mehr gehört und berichteten, wie kontaminiert das Wasser sei.
Mein Freund ist erfahrener Outdoor-Mensch und hat schon so manches Wasser mit Silberionen desinfiziert und getrunken; außerdem war uns erst am vorletzten Tag das „richtige“ Wasser ausgegangen, eigentlich gibt es ja vor Ort immer mal wieder Möglichkeiten, sich neues zu besorgen. Um auf Nummer sicher zu gehen, ist dies trotzdem ein guter Tipp, denke ich: Trinkt kein Wasser aus dem Ticino ;)
Hallo Caro, vielen Dank für deinen erfrischenden Bericht. "Die Schlork-Gefahr ist gebannt", "gerade mal 50 Liter Wasser im Boot", Ponte Vigevano "120 Liter Wasser gefasst, puh!" - dafür mögen wir den Ticino.
Zitat von diecaro im Beitrag #15Trinkt keinesfalls, auch nicht sonst wie desinfiziert, das Wasser des Ticino! Unsere Reise endete mit einer gemeinsamen Magen-Darm-Infektion im Krankenhaus von Pavia. Am Ende könnte alles schuld gewesen sein, zum Beispiel das Wasserspender-Wasser im Spa-Hotel, in dem wir gemütlich den Urlaub ausklingen lassen wollten. Als wir jedoch einmal den Ticino erwähnten, haben Ärzte und Schwestern etc. nichts anderes mehr gehört und berichteten, wie kontaminiert das Wasser sei.
Mein Freund ist erfahrener Outdoor-Mensch und hat schon so manches Wasser mit Silberionen desinfiziert und getrunken; außerdem war uns erst am vorletzten Tag das „richtige“ Wasser ausgegangen, eigentlich gibt es ja vor Ort immer mal wieder Möglichkeiten, sich neues zu besorgen. Um auf Nummer sicher zu gehen, ist dies trotzdem ein guter Tipp, denke ich: Trinkt kein Wasser aus dem Ticino ;)
Naja, da habt ihr das Wasser nicht abgekocht, oder? Wir haben auf beiden Ticino-Touren von Anfang bis Ende immer nur das Wasser aus dem Fluss getrunken, das ist abgekocht absolut ungefährlich (es ist ja nicht zu vermuten, dass dort Gifte in wirksamen Konzentrationen enthalten sind (jedenfalls solange man keine Silberionen hinzutut ;-) -- für die Hygiene sorgt das Abkochen).
vielen Dank für den ausfühlichen Bericht. Es ist immer wieder spannend zu lesen wie andere Paddler denselben Fluss erleben. Wasser habt ihr ja reichlich gefasst bei den verschiedenen Hindernissen, diese verändern sich ja laufend und entsprechend könnte ein anderer Weg sich im nachhinein als besser herausstellen. Es ist ja nicht immer einfach sich die Stellen anzuschauen, besonders wenn man auf einer Insel steht.
Zitat von diecaro im Beitrag #17Hi, wir haben es teilweise zum Kochen verwendet und mit Silberionen (der Camping-Klassiker) desinfiziert, wenn wir es getrunken haben.
Wir hatten diesen Frühling auch eine Magen-Darm Entleerung. Im Normalfall filtern wir das Flusswasser durch einen Keramikfilter, der alle ungelösten Teile, also auch Bakterien und andere organische Stoffe zurückhält. Und bisher hat das auch immer gut geklappt. Warum es diesemal anders gekommen ist, darüber haben wir mit einigen Paddlerfreunden diskutiert und finden eigentlich nur eine schlüssige Erklärung: Beim Paddeln kommt man immer wieder mit dem Wasser in Berührung, sei es durch die Spritzer, sei es weil die Hand wieder mal abgekühlt werden will oder man 100 Liter aus dem Boot schöpft. Es kann unbewusst passieren, dass man das Flusswasser aufnimmt und ich würde eher diese Erklärung in Erwägung ziehen.
der Filter ist zwar nicht billig und ist auch 500 g schwer, aber er ersetzt manche Wasserflasche. Wir benutzen diesen hier. Auf dem Yukon war es nach dem Zusammenfluss mit dem "White river" etwas mühsam, da das Wasser sehr trübe (ca 1 cm Sicht) war. Andererseits sind wir damit in Dörfern des Südpazifics unterwegs gewesen, wo das spärliche Wasser garantiert mit Bakterien verseucht war. Die dortige Bevölkerung hatte offensichtlich darunter gelitten (war aber beratungsresistent)dennoch hatten wir da keine Probleme. Wenn die Keramikschicht stark verstopft ist, kann man die Oberfläche mit dem Messerrücken oder so was wieder abkratzen und ein weiterer Gebrauch steht nichts im Wege.
Ich selber arbeite in der Chemie, und wahrscheinlich gerade desshalb ist es mir zuwieder etwas ins Wasser zu geben, damit es Trinkbar wird. Abgestorbene Bakterien schaden wohl nicht, senkt jedoch den Genuss. Mit dem Kochen des Wassers erreicht man zwar auch eine Trinkqualität, aber sicher ist man erst wenn es 20 Minuten kocht. In der Höhe nimmt diese Zeit jedoch zu, so dass das Abkochen von Wasser zumindest fragwürdig wird.