Ja, ein glatter Rumpf hört sich sehr gut an. Optimal, wenn du in dem Prozess den Kielsprung noch etwas vergrössern könntest. Wir Segler brauchen wendige Boote, die leicht über dem Schwerpunkt drehen... das ist etwa so wie beim Tanzen.
Ich drücke die Daumen und freue mich immer über neue Updates. Axel
Moin, gestern hatte ich mich wegen Nervenmangel zu Jens in die Werft abgesetzt, genau zur richtigen Zeit. Wenn ich bei ihm rein komme, das Holz rieche und an fasse geht´s mir gleich etwas besser.
Mein erster Blick fiel auf den entkielten Rumpf, an Bug und Heck ist etwas stehen geblieben, der Unterboden war abgeschliffen und von Innen mit einem Pressholz gerundet weil der unbekannte Hersteller einen kleinen Formfehler eingebaut hatte. Das Unterwasserschiff war vorher einige Millimeter negativ, der nun wirklich runde Boden beeindruckte mich sehr positiv und machte mir zugleich etwas Sorgen. Die Form sieht jetzt sehr harmonisch, stimmig aus, wird sicher etwas flotter im Vorwärtsgang werden ganz ohne Kiele und so schön rund fühlt es sich beim Streicheln an, so rund dass mir jetzt schon etwas flau im Magen ist wenn ich an eine 8ter Bö bei am Wind Kurs denke aber ich werde es schon wieder lernen mit den neuen Eckdaten brauchbar klar zu kommen. Am liebsten hätte ich den Dampfer bei dem Traumwetter sofort in die Schwentine geworfen und dann weg mit Nordkurs....... Bin froh dass ich Jens zur Hand gehen darf, er klebt das Tropfrinnentape auf, schneidet Glas für Bug und Heck zurecht, mischt Epoxy, bringt an, laminiert, dann ein dünnes Diagonalewebe, dann Verstärkungsstreifen, dann dickes Längsgewebe, dann Abreissgewebe und dazwischen immer wieder Epoxy und rollen, rollen, rollen... Auf Kevelaer haben wir verzichtet, taugt nicht wirklich als Bugschutz und auch im Unterwasserschiff haben wir uns wegen des Bürstenproblems dann doch dagegen entschieden, nur Glas und Ende aber unter die dünnen Decksteile kommt es drunter. Mein Mast ist bis auf den letzten Schliff, Topöse und Beschläge auch fertig. Auf meiner Wohnungstür sieht er groß aus auf dem Jollenneubau dann aber nicht mehr mit unter 3 Metern Länge und nur 4-5cm Durchmesser.
Zum Abschluss noch ein alkohohlfreies Bier und Brezel mit Jens am Steg vor der Werkstatt und dann erholt zurück ins Chaos.
Gruß Jürgen
Nachtrag von der Trennstelle des Mittelkiels und seines Überrestes, vom Sperrholz für die sichtbaren Decksteile und ein Bild auf der die Rumpfform sich recht gut erahnen lässt.
danke für die Bilder und das Update. Das sieht alles sehr gut aus! Es wär spannend, das Gewicht der Birdsmouth-Masten zu erfahren. Einfach um es mit dem Gewicht meiner Carbonmasten (ca. 2'000 g bei 4,20 m Länge und etwa gleichem Durchmesser) zu vergleichen.
Moin Alec, bei ca. 2,75 liegt das Gewicht bei etwas unter 1000g. Ganz glatt geschliffen ist er noch nicht Lack und Klampen fehlen noch. Wenn er fertig ist stelle ich das Endgewicht ein.
habe Blödsinn geschrieben, Zahlen sind für mich schwieriger als Buchstaben. Der eine Mast ist 2,5m und wiegt ca.1500G ungeschliffen, der andere Mast ist 2,9m und wiegt 1540G ungeschliffen.
LG Jürgen
Nachtrag Die Rumpfschale wiegt mit Glas und Epoxy jetzt 35kg mit sehr dickem widerstandsfähigem Boden um in Ausnahmesituationen auch auf gröberem Strand beim Anlanden mit Brandungswelle stand zu halten. An der Nordsee belegen die Fischer ihre Boote zum auf den Strand laufen unten mittlerweile mit Teflonplanken.
das ist alles solide gebaut... aber gut. Und das vergleichsweise hohe Gewicht stört ja nur beim Herumtragen an Land. Danke auch für den Tip mit Teflonplatten.
Moin, Alec (das Daumen drücken kann ich gut gebrauchen) hat das mit dem Herumtragen an Land erwähnt, dazu kann ich nur sagen, dass ich das nicht vor habe. Der Dampfer ist für längere Tour mit ausreichend Komfort und Proviantzuladung gedacht, für die Feierabendrunde und Kurztrips haben wir den Yellowstone, Potemkin soll zum Schlafen entweder im Wasser bleiben oder ans Ufer gezogen aber wirklich nicht wie Handgepäck herumgetragen werden. Transport nur mit Bootswagen was völlig easy geht oder auf dem Trailer hinterm PKW, Dachtransport verbietet sich bei dem zukünftigen Endgewicht von gut 50 kg einmal weil es allein nur mit Mühe zu wuppen ist und ich meinen Panda mit der Dachlast und den 5,5m Länge auch nicht überfordern möchte. Der Kielsprung vorne beträgt jetzt auf ca.2m 10cm, hinten gut die Hälfte, der Rumpf ist auch wirklich rund zum Fürchten geworden und bekommt deswegen ein 2tes Schwert ganz sicher als Gegenpol. Die Unterwasserverstärkung zieht sich wie man auf den Bildern sieht bis vorne an beide Steven und somit sollte das für Kontaktkarate eigentlich okay sein. Hier die letzten Bilder bevor Jens nach längerem Paddelurlaub weiter macht.
Hallo Jürgen danke für das Update und die Bilder. Der Kielsprung passt so! Du kannst ihn brauchen, wenn das Boot beladen ist. Ein wenig weitergedacht: siehst du das Risiko, dass das Boot in wirklich hoher Welle (wie ihr sie halt da oben ab und zu habt) unter Paddel auf raumen Kursen dazu neigen wird, die Nase Richtung Wind zu drehen? "Weathercocking". Um dies zu vermeiden, ist das Vorschiff von Artemis höher als das Achterschiff. Die Sitzposition wurde leicht nach achtern verlegt und ein kleiner Skeg eingebaut (den ich jetzt Stück für Stück wegschneide, weil Artemis in der Welle sehr ausgewogen liegt). Es ist eigentlich egal, ob du ein oder zwei Schwerter hast. Als Faustregel sollte die Unterwasserfläche etwa 4% der Segelfläche betragen. Als Motivationsspritze: Drückt weiter die Daumen: Axel
Moin Alec, wegen dem "Weathercocking" mach ich mir auf Grund der Ausgewogenheit des Dampfers keine Sorgen, wir testen mit 2 unterschiedlichen Masten und verschiedenen Segelschnitten bis er optimal für seine Bestimmung läuft. Jens hat mir meine Schwerter immer berechnet und ich hab vom Bauchgefühl her reichlich dazu gegeben, damit bin ich bisher gut klar gekommen. Direkt gegen den Wind also so hoch wie es der jeweilige Dampfer an der Kreuz her gab musste ich wiederholt fest stellen dass ein einseitiges Schwert von Nachteil sein kann, gerade wenn wenig Platz vorhanden ist. Auf längerem am Wind Kurs mit nur einem Schwert und dann auf der "falschen" Seite habe ich ebenfalls öfter einen deutlichen Unterschied bei der Abdrift bemerkt. Bisher war mir Geschwindigkeit relativ egal da ich aber jetzt wegen der zu erwartenden längeren Distanzen zum Festland die Möglichkeit besitzen möchte schneller zu sein und Kurse zu segeln die bisher nicht optimal durchführbar waren werde ich auf ein zweites Schwert vorerst nicht verzichten. Sollte sich das zweite Schwert in der Praxis als überflüssig erweisen scheue ich mich nicht es als Brennholz fürs Lagerfeuer zu nutzen. Das Vorschiff wird wegen des besser ablaufenden überkommenden Wassers, des besseren Wind-Spritzschutzes und etwas Raumgewinn auch geringfügig höher als der Rest werden. Deine Motivationsspritze sieht zauberhaft aus , eigentlich brauche ich gar keine Motavation um weiter zu machen, es ist eher die Zeit die noch etwas rar ist. Daumen drücken hilft immer! Wo ist das Bild unter Segel? Baust du achtern und vorne noch eine Luke ein, was kannst Du an Gewicht zu laden? Wieviel m2 Segel, welches Reffsystem? Ist das Deck begehbar?
Hoi Jürgen ich bin gespannt zu erfahren, wo deine Reise hingeht! Artemis ist für wenig Gepäck entworfen worden... etwa 30 - 35 kg. Das Boot hat im Moment ein wasserdichtes Vorder- und Achterschott, ausserdem 2 Reihen von Poolnudeln je Seite als Seitenauftrieb. Bepackt wird es problemlos durch das grosse Cockpit. Buffleheadsegel 5,2 qm, Solway Dory 44 sqft Bermudasegel oder 5,0 qm MacGregor Luggersegel passen... in verschiedene Mastlöcher. Damit gibt es genug Segelvarianten mit unterschiedlichsten Reffs. Das Dacrondeck auf Stringern ist nicht begehbar, aber auf dem Seitendeck kann man draufsitzen. Dieses Deck macht mehr Arbeit und ist etwas schwerer als ein 3 mm Sperrholzdeck, auf beiden Seiten beschichtet; deshalb fliegt es bald runter. Vor- und Achterschott werden durch zwei grosse aufblasbare Auftriebskörper ersetzt. Und der Knick im Süllrand ist für die Paddelposition klasse, aber das Aussehen nervt mich so, dass er verschwinden muss. Für ein wirklich gutes Bild unter Segel musst du dich noch etwas gedulden.
Jetzt aber zurück zu deinem Dampfer. Frohes Bauen und viele Grüsse! Axel
Moin Axel, wohin die Reise geht? weiß ich selbst noch nicht, die geopolitischen Entwicklungen sind momentan kaum vorhersehbar, Europa, Asien, Afrika überall unnötige Probleme. Frieden gibt's nur in den ganz kalten Ecken aber so richtig kältetauglich sind weder das Kanu, meine Besatzung oder ich selbst. Unsere beiden Dampfer haben halt 2 unterschiedliche Bedürfnisansätze, das finde ich eigentlich sehr interessant, bei den Segeln sind wir dann wieder dicht beieinander. Das mit dem Aussehen kann ich gut verstehen dafür bin ich auch oft zu Kompromissen bereit. Dein Kanu kommt bei mir zwar etwas filigran aber sehr ästhetisch rüber, davon dass das Schiffchen läuft bin ich überzeugt allein von den Linien her. Kein Zeitdruck was das Foto anbetrifft, ich hinke selbst noch hinter her.
Das Luggersegel (erster Schnitt 5,3qm), möglichst am kleineren Mast, steht aus dem Bauch heraus für mich an erster Stelle trotzdem liebäugle ich mit einem Solway Dory Expedition Bermudasegel als Reservesegel für längere schlechtere Wetterlagen wegen der schnellsten Refflösung ohne riskante Rumturnerei wenn es mal brennt. Platz habe ich genug um das zusätzlich mit zu nehmen. Was hältst du davon?
Hallo Jürgen ja, das SD ist am schnellsten und stufenlos reffbar. (Das spielt nur eine Rolle, wenn man zu mehreren segelt. Wenn wir uns von einer Regenbö überraschen lassen, bekommen wir jedes Segel schnell genug runter). Bei viel Wind hätte ich am liebsten das SD, weil ich es ganz klein reffen kann. Das Luggersegel ist am billigsten, vor allem, wenn man es selbst macht. 2 Reffs, bitte. Das Buffleheadsegel hat die beste Performance - für die Regatta. 2 oder 3 Reffs.
Ein 5.3 qm Luggersegel und Solway Dorys Expeditionssegel haben recht unterschiedliche Lateralpläne. Ich brauche dafür 2 Mastpositionen, du vielleicht auch. Zwei Segel mitnehmen ist kein Problem; die sind weich und stauen sich gut. Hoffe, du musst nicht das halbe Boot mit den Stangen volladen... Soll der Mast des Luggersegels kurz werden, sind Baum und vor allem Spriet höchstwahrscheinlich länger als 2,50 m. Es ist sehr angenehm, wenn man Spieren und Segel unter Deck stauen kann; dafür muss das Cockpit lang genug sein.
Hallo In den letzten Tagen hat es einige Fortschritte gegeben. Meine Frau ist mit einer kleinen Russlandreise mit Startpunkt Kiel einverstanden, das steht aber noch in ferner Zukunft da ich vorher erst mal mit dem Dampfer lernen muss blind um zu gehen. Also stehen erst mal das nördliche Dänemark und evtl. Großbritannien auf dem Wunschzettel zum Testen. Fortschritte auf der Werft heute nur mit Bildern.
Moin, heute sind die Sülls ein Drittel flacher geworden, sieht jetzt noch eleganter aus. Jens besorgt in nächster Zeit die Beschläge für die Ruderaufhängung aus Bronze, fertigt das Ruder, macht die Mastführung ins Deck und dann wird Probe gepaddelt und gesegelt. Das wird noch Winter sein und ich überlege ob ich nicht erst noch bei Helmi Sport nach frage wie es mit der Spritzdeckenfertigung aussieht. Sie soll zum Teilen sein und 2 große Prijonsüllränder haben.
Eine Frage noch, was halten die Kanusegler hier von aufschwimmbaren Klappschwertern wie viele Falter sie haben, nur größer?
LG Jürgen
Andreas Schürmann
(
gelöscht
)
Beiträge:
01.11.2014 20:09
#39 RE: Vorbereitung für eine kleine solo Canadiersegelreise
>>> was halten die Kanusegler hier von aufschwimmbaren Klappschwertern wie viele Falter sie haben, nur größer? Technisch die einfachste und gerade für den Selbstbau leicht zu realisierende Schwertlösung.
Segeltechnisch ist das leider weit vom Optimum entfernt, kein Segelschiff wo Ruder-, Segel- und Schwert-Druckpunkt nicht in einer Ebene mit der Rumpfmittellinie liegen läuft gut Höhe - warum auch immer.
Davon abgesehen nach meiner Erfahrung eine gute Lösung für flache Wellenarme Reviere, in denen das Selbstaufklappen wunderbar funktioniert. Bei Kurzen hohen Wellen mußten wir aber auch schon erleben, dass das Schwert nicht aufklappt, sondern ordenlich auf den Grund kracht.
>>> größer Da wird es kompliziert, die möglichen Kräfte steigen gewalltig mit der Fläche (Ich denke in etwa quadratisch.) Bei einem Paddelblatt großem Schwert sind Kräfte die 100kg entsprechen schnell erreicht und auch weit überschritten. So futzlig fest gemacht wie bei Faltbooten sind reel eingesetze Schwerter schnell nur noch an der Leine fest. Die Seitenschwerter niederländischer Plattbodenschiffe geben aber praktische Beispiele, dass und wie es geht. z.B. Drehpunkt runter, Abstützung weit oben, oder unten läuft das Schwert in eine Gabel und wird so zusätzlich gehalten.
Hallo Jürgen Insgesamt halte ich von aufschwimmbaren Seitenschwertern wenig. Wie Andreas sagt: weil's nicht immer sauber aufschwimmt und wegen des wackligen Gerödels.
Ich mag sauber designte, sachkundig verstärkte und gut geführte Seitenschwerter sehr: - das Cockpit bleibt frei; man kann drin schlafen - bei Grundberührung kommen sie automatisch hoch - die leichteste Lösung, da kein Schwertkasten - Seegras ist im Handumdrehn entfernt.
Vielleicht kostet mich das Seitenschwert 2 - 3° Höhe am Wind. Solange ich trotzdem noch das Segel Criterium gewinne, stört's mich nicht übermässig. Das Bufflehead-Seitenschwert hat sich so gut bewährt, dass ich es für Artemis übernommen habe. Diesmal aber tiefer im Rumpf angebracht. Die Befestigung mittels zentraler Fixiermutter / Flügelmutter mag ich weniger, weil sie sich festfressen kann, weil Leinen dran hängenbleiben und weil die Mutter beim seitlichen Anlegen am Kai oder Steg schamfilt. Hier kommt eine mechanisch ausgereifte Befestigung, die in der Praxis wirklich gut funktioniert (ganz runterscrollen): http://www.bootsbaugarage.ch/hugh/h_essay3_en.htm Weitere Details über PM, wenn nötig.
Im August hab ich doch mal ein Bild von Artemis unter Segeln versprochen. Hier: