Nach einer sehr intensiven Woche mit Tjoma, Max, Andre und vielen anderen neuen Gesichtern wollte ich mich dann auch einmal mit meinem ersten aber sicherlich nicht letzten Eintrag in das Forum melden. Hier also ein kleiner „Erlebnisbericht“ der vergangenen Woche – ich denke dieses Wort trifft es am besten=)
Im November diesen Jahres musste ich mich zum wiederholten male bei Google bedanken: Über die Seite von Hans Georg bin ich auf den Thread aufmerksam geworden und kurzfristig den Entschluss gefasst, die einmalige Chance zu nutzen. Mit der Kanadier-Szene als solche habe ich bisher nur wenig Berührung gehabt, allerdings fasziniert mich die einmalige und ursprüngliche Bauweise so sehr, dass die Woche Uni dran glauben musste um in eine mehr als schöne Woche umgemünzt zu werden.
Gleich zu Beginn ging es mit einem Arbeitsschritt los, der für mich einer der zentralen und spannendsten ist, der aber – wie ich glaube – auch von vielen (falschen) Mythen umgeben ist. Andre hat schon das überaus angenehme Geräusch beschrieben, wenn sich das Holz unter der Spannung der eigenen Hände spaltet – nach einiger Übung auch genau so, wie man selbst es möchte. Der Einstieg fällt jedoch recht schwer. Es erfordert einige Übung, die richtige Spannung aufzubauen und das Arbeitsstück am richtigen Punkt abzustützen. Schön auch zu erfahren, dass es nicht – wie anfänglich auch von mir angenommen – zwingend exotische Hölzer wie Zeder sein müssen. Die mecklenburgische Fichte spaltet sich nach Wässern und Dämpfen ähnlich gut wie die Zeder aus den vielen Youtube-Videos, die ich über Monate hinweg neidisch bestaunt hatte. Mit diesem Wissen und der nötigen Übung also eine Arbeit die sehr… der Amerikaner sagt wohl „rewarding“ ist. Danach sollte die Säge beim dieser Art des Kanubaus definitiv im Schrank verschwinden=)
Weiter ging es – natürlich – mit der Rinde. Ein überaus faszinierendes material. Die Innenseite fühlt sich ähnlich an wie Kork, ist dabei immer weich und warm. Die sibirische Rinde schien allerbeste Qualität zu sein. Wir konnten das Boot aus nur drei Stücken (ein Bodenstück, und zwei Seitenwänden) formen. Hier gilt es einem weiteren Irrglauben gegenzuarbeiten: Erst einmal war meine Meinung, die Rinde sei extrem sensibel, brüchig und empfindlich. Besonders bei Booten in Originalgröße (im Gegensatz zu Modellen) – so mein Glaube – müsse man doch recht vorsichtig sein, wenn man das Boot mit dem eigenen und zusätzlichem (Gepäck-) Gewicht belastet. Fast das Gegenteil ist der Fall. In der vergangenen Woche, gab es Szenen, bei denen Andre und mir der Atem stockte, die beiden „Meistern“ aber mit keiner Augenbraue zuckten. So hing das Boot nur an zwei Spanngurten aufgehängt und zwei Personen standen im Boot. Auch ein beabsichtigter Schlag zu Demonstrationszwecken hinterließ keine Spuren ebenso wie das leichte schaben über einen Stein bei der Jungfernfahrt. Auch wenn die Außenhaut damit weniger empfindlich ist als angenommen, ist sie dennoch im Vergleich zu anderen Bauweisen – so meine Einschätzung – recht empfindlich. Ein weiterer wichtiger Arbeitsschritt war das Nähen mit Wurzeln. Zum wichtigsten Utensil mutierte dabei eine Rolle blauen Sporttapes, das die sehr beanspruchten Finger ähnlich gut schützt wie die Rinde das Boot=)
Gegen Ende der Woche lernte ich es immer mehr zu schätzen vollends in den Arbeitsprozess und –rhythmus einzutauchen. Wie Andre schon geschrieben hatte, war letzterer alles andere als „typisch deutsch“. Immer wieder unterbrochen von Gemütlichkeit, kleinerer „Weiterbildungsmaßmahmen“ in Form von Filmen über diverse Themen und Pausen zum Nachdenken über den nächsten Schritt ging es zwischendurch recht langsam voran, was dem Boot und der Arbeitsmoral aber äußerst gut tat. Schlussendlich bleibt mir nur zu sagen, dass ich mich mehr als glücklich, nahezu priveligiert fühle, diese Woche erlebt haben zu dürfen!
Sobald ich mich in die Wirren der Videoformate und –bearbeitung eingefuchst habe, werde ich auch einen kleinen Film hochstellen, der die einzelnen Arbeitsschritte hoffentlich gut darstellt.