Flachwasser, Moving Water, Wildwasser, alles zugleich? Testpaddeln ist mein Lieblingshobby!
Einsteigern sagen wir mit schöner Regelmäßigkeit auf die Bootsfrage: Probepaddeln!
Aber wie?
Ein Wildwasserboot am See testen?
Wie machst Du das? Wie springt Dein Popomter an? Möglichst effizient das Wesentliche über ein Kanu erfahren - ich denke, da hat so mancher eigene Rituale.
Moin Wolfgang, normalerweise müsste man den Canadier so wirklichkeitsnah und dicht an die Grenzen der Situationen heranfahren, die man damit bewältigen möchte. Ich stelle mir vor, dass mancher Händler da leicht die Krise bekommen würde. Man wird sich wohl beim Probepaddeln eher mehr auf Daten, sein Gefühl und Vorstellungsvermögen verlassen müssen als wirklichkeitsnah zu testen.
LG Jürgen
Alle sagten, "das geht nicht". Dann kam einer, der das nicht wußte und hat es gemacht.
Einen wirklichen Anfänger kann man nicht probepaddeln lassen. Der braucht eine Empfehlung. Andernfalls wird er sich auf ein Boot festlegen, dass grösstmögliche Grundstabi und besten Geradeaulauf hat. -> Coleman/Pelican. Nixdestotrotz muss man sich im Boot wohl fühlen. Das kann tatsächlich ein Gefühl sein oder aber auch aus Ehrgeiz entspringen.
Zitat Einen wirklichen Anfänger kann man nicht probepaddeln lassen. Der braucht eine Empfehlung.
Danke Thomas, ich stimme nicht immer mit Dir überein aber in diesem Punkt zu 100 Prozent.
Zum Testen selbst: Im Regelfall ist es ja ein Vergleichstest mit dem bislang oder dem am häufigsten gepaddelten Boot. Ich setze das zu testende Boot den Bedingungen aus, in denen ich mich mit meinem gewohnten Boot auch bewege. Das schränkt meine Aussagen zunächst auf reine Vergleichsfeststellungen im Sinne von "besser-" oder "schlechter geeignet" ein. Es gibt Boote, denen bestimmte Eigenschaften zugesprochen werden ("geeignet für Poling", "gut aufzukanten",...) sowas wird natürlich ausprobiert und die Erfahrung fest gehalten. Von den Eigenschaften von Wildwasserbooten kann man sich sehr wohl auf Flachwasser einen Eindruck verschaffen - die Grundcharakteristik bestimmter Designmerkmale (Rund- oder Flachboden, Kanten, differentieller Kielsprung...) wird gerade bei Flachwassermanövern offenbar. Dann ist man aber vor Überraschungen in der Strömung nicht ganz gefeit. Ideal ist für so einen Test ein Wildwasserkanal, in dem Boot und Paddler im Fall einer Kenterung nichts passieren kann.
Aussagen über das stets gefahrene und heiß geliebte eigene Boot finde ich selten hilfreich. Wenn diesen "Erfahrungsberichten" nicht ein gewisser Hintergrund (Erfahrungen mit mehreren anderen Booten, Abwägungen zwischen deren Vor- und Nachteilen) anzumerken ist halte ich sie nicht für ernstzunehmen. Mir klingt da ein "Atkinson Traveller" im Ohr, der stets und ständig als "das ideale Boot" für jeden Einsatzzweck angeführt wird...
Zunächst einmal muss man doch mal definieren was überhaupt getestet werden soll. Das bestimmt dann das "Ritual". Also überlege ich mir welche Kriterien für mich beim entsprechenden Einsatzzweck wichtig sind. Geradeauslauf und Anfangsstabilität gehören für mich meistens eher nicht dazu, da für meine Zwecke fast immer ausreichend (eher zu viel) vorhanden. Wendigkeit kann auch so reichlich vorhanden sein, dass ein Boot mehr schlittert als definierte Kurven fährt. Interessant ist für mich immer auch das Carving-Verhalten mit verschiedenen Heels und unterschiedlich starkem Pitch. Daneben interessiert mich wie leicht ein Boot aus dem Stand beschleunigt, ab welcher Geschwindigkeit es eventuell ausbricht und ob in Kurven irgendwas die Bootsbewegung abbremst. Kurz gesagt: ich will wissen ob mir der Kahn bei irgendwas in die Quere kommt. Das wären mal ein paar Kriterien für ein Flachwasser-Solo, wobei das meiste davon auch im Fließwasser hilfreich wäre. Im Tandem wird’s schon wieder etwas komplizierter, da sich die beiden Paddler auf einen gemeinsamen Nenner einigen sollten.
Wenn man mal weiß was man testen will kann man sich überlegen wie man es testet: Zunächst würde ich mal den Feuchtigkeits-Spielraum ausloten und das Schiff bis auf's Wasser kanten um zu sehen ob es irgendwo Überraschungen bei der Endstabilität gibt. Danach würde ich in den Bug vor krabbeln und das gleiche nochmal machen, da hier die Volumenverteilung riesige Unterschiede machen kann.
Dann geht’s zum Beschleunigungstest. Zunächst mit einem Paddelschlag aus dem Stand anfahren und die Kiste laufen lassen bis sie steht. Wie lange das Boot läuft sagt viel über den Leichtlauf, unter Umständen aber auch über den Paddler aus ;-).
Anschließend widme ich mich dem definierten Kurvenfahrverhalten. Langsam anfahren und das Boot zu einem Freespin kanten. Das mache ich jeweils in beide Richtungen und zu beiden Seiten gekantet. Hier sieht man gut, ob das Boot der Kurve folgt, oder ob es sich einfach eindreht und unterwegs verhungert. Das gesamte Carvingverhalten lässt sich so recht gut beurteilen. Ein Axle und ein Post in verschiedenen Geschwindigkeiten würden diesen Test abrunden.
Wenn Geschwindigkeit relevant ist würde ich zum Schluss noch auf gerader strecke die Schlagfrequenz so lange erhöhen, bis das Boot zu einer Seite vorne ausbricht. Kurz davor wäre dann die top speed gewesen ;-P. Allerdings muss man schon darauf achten, dass man das Boot nicht selbst mit einem unsauberen oder zu kraftvollen Schlag in den Graben schickt. Interessant ist auch, ab wann ein Canoe über seine eigene Bugwelle klettert, weil das die Geschwindigkeit begrenzt.
So oder so ähnlich mache ich das. Allerdings sind für ein Tourenboot eventuelle wieder andere Kriterien interessant. Ich denke es ist wichtig dass man sich klar macht was man von einem Boot erwartet. Dann kann man auch testen ob das fragliche Boot diese Erwartungen erfüllt. Alles andere ist orakeln. Wenn ein Anfänger sich intensiv mit der Materie auseinandersetzt, kann er seine Anforderungen schon formulieren, denke ich. Vielleicht hat er ja auch, als Anfänger, ganz andere Anforderungen um sich wohl zu fühlen. Diese werden sich irgendwann ändern und dann wird es Zeit für ein anderes Boot. Für mich wäre das völlig okay. Vielleicht sollte man sich auch von der Vorstellung trennen gleich das perfekte Boot für alle Zeiten anzuschaffen. Mit der Zeit werden die Ansprüche höher und das Kandidatenfeld kleiner.
Liebe Grüße, Sebastian
P.S.
Zitat Einen wirklichen Anfänger kann man nicht probepaddeln lassen. Der braucht eine Empfehlung.
Welche Schuhgröße empfiehlst Du dann? Ich denke eine Empfehlung kann helfen das weite Feld einzugrenzen. Der Rest ist Gefühl - auch bei einem Anfänger.
Erst mal ganz ohne Wasser begutachten: -- Kanten -- Bodenform -- Stevenform -- Kielsprung -- Symmetrisch oder Asymmetrisch -- Form über der Wasserlinie (Flare, Tumblehome und in welchen Bereichen) -- Höhe der Bordwände Daran mach ich fest ob das zu dem passt was ich suche. Wenn nicht und es sieht interessant aus paddle ich es trotzdem (meistens der Fall).
Auch Fliess- und Wildwasserboote können im Flachwasser schon mal ganz gut untersucht werden: -- Anfangs/Endstabilität -- Antritt/Beschleunigung aus dem Stand -- Endgeschwindigkeit -- Geradeauslauf -- Wo ist der Punkt an dem mehr Kraft kaum noch mehr Geschwindigkeit bringt -- Wo ist der Geschwindigkeitsbereich an dem das Boot keine Lust mehr hat die Spur zu halten und ausbrechen will (besonders WW-Boote) oder gibt es ihn nicht -- Wie gut carvt das Boot und in welchem Radius -- Wie gut lässt sich das Carven über das Kanten dosieren -- Frisst sich das Boot im Carv fest
Andere Faktoren: -- Kringeltauglichkeit (auch wenn ich ein schlechter Kringler bin interessiert mich das) -- Sit’n Switch tauglich und erreichbarer Topspeed mit Sit’n Switch -- Zuladung -- Stabilität des Rumpfes (Stichwort Oilcanning)
Danach weiß ich normalerweise alles was ich wissen muss und ob das Boot das ist was ich haben möchte. Das einzige was dann noch fehlt ist: -- Verhalten am Kehrwasser beim ein- und ausfahren Auch das lässt sich mit entsprechenden Manövern auf stehendem Wasser schon etwas beurteilen. Wenn dann noch irgendwo ein Fluss mit ein paar Kehrwassern ist kann man darüber sogar Gewissheit bekommen ohne das Boot im WW zu verkratzen -- Trockenlauf Lässt sich anhand der Bootsform schon ganz gut abschätzen. Bugform, Flare, Volumen, Bordwandhöhe und -form, Kielsprung.
Das ganze Thema ist in ca. 10 Minuten durch, wenn ich interessiert bin vielleicht eine halbe Stunde um genauer hinzuschauen /-fühlen. Ich hab bisher viele Boote ohne probepaddeln gekauft weil die Form vielversprechend aussah. Daneben gelegen war ich da bisher noch nicht wirklich. Klar fällt einem dann im Lauf der Zeit schon noch die ein oder andere Eigenschaft auf, aber etwas gewöhnen muss man sich an jedes Boot.
Mein Lieblingsrevier, und geeignet zum Testen aller Boote, ist da unser Donaudurchbruch. Große Wasserflächen, Pilze und Verwirbelungen aller Art, Kehrwässer die oft sogar Tourenboottaugliche Größe haben und je nach Wasserstand knackig mit hohen Strömungsgeschwindigkeitsunterschieden sind, alles ist vorhanden. Wenn man etwas wartet bekommt man sogar noch ordentliche Dampferwellen bis zu einem halben Meter, nah an der Felswand sogar Kreuzweise und kann da Trockenlauf und wenn man sich traut sogar die Surftauglichkeit überprüfen.
Gruß Florian
-------------------------------------------------- Keep the open side up!
Ich rate Anfängern/Einsteigern meißt sich erst mal kein eigenes Boot zu kaufen. Da das Boot in dem sie sich jetzt wohl fühlen, bzw. das ihnen vom Fahrverhalten her passt schon bald langweilig sein kein.
In meinen vielen Kursen, die ich halte, habe ich schon immer erlebt, daß die Teilnehmer nach einem aber spätestens nach zwei Wochenenden sich ein anderes Boot gekauft hätten als am Anfang.
Eine gewisse Fähigkeit sollte also schon vorhanden sein um einschätzen zu können welches Boot für mich besser geignet ist oder nicht.
Um verschiedene Boot vergleichen zu können sollte dies innerhalb kurzer Zeit bei gleichen Bedingungen statt finden. Axel hat hier den WW-Kanal angesprochen, ist natürlich für Leute, die WW fahren können ideal. Gleiches gilt für See bzw. Zahmwasser. Genauso sollten auch künftige Tourenfahrer mit entsprechendem Gewicht im Boot testen und nicht ohne, da dies das Fahrverhalten schon gewaltig beineinträchtigt.
Es bliebt natürlich immer die Möglichkeit sich ein gebrauchtes Boot zu kaufen in dem man sich aktuell wohl fühlt und dann später in eine andere Klasse "aufzusteigen". Das kann man jedes Jahr machen. Oder bei entsprechender Leidensfähigkeit kauft man sich gleich ein Boot in das man "reinwachsen" kann
Hallo Gerhard Zitat:Oder bei entsprechender Leidensfähigkeit kauft man sich gleich ein Boot in das man "reinwachsen" kann du hast den Nagel auf den Kopf getroffen Ich bin gerne Anfänger(man hat noch so viel vor sich) ist doch schön oder? Ehrlich gesagt ich wäre überfordert mit den vielen Fachbegriffen da würden 50% der Versuche sie spontan umzusetzen in einem erfrischende Bad enden! Das mit dem reinwachsen man will und kauft sich ein Boot einen sogenannten Alrounder dann nach warscheinlich allen hier bekannten Anfängerproblemen wird man Paddeltechnisch immer besser spätestens dann macht man sich Gedanken was ist an meinem Boot gut oder schlechter nach dem 1 folgt das 2 Boot und dann vieleicht noch wild das 3.......> Auto aus Garage,habe nach einem jahr jetzt schon 2 Boote so werde ich als noch Anfänger bestimmt enden viele grüße Eckhard
Vielleicht steht vor der Frage nach dem "Wie" auch noch die Frage nach dem "Warum".
Für Händler und Semiproffesionels dürfte ein anderes "Wie" heraus kommen, als bei "Papa" ich hab jetzt drei mal gemietet und will was kaufen. Auch wenn für "Anfänger" das Probepaddeln schwieriger ist, denke ich das gerade, wenn ein direkter Vergleich möglich ist nicht immer die Badeplattform als Wunschboot heraus kommt. Zumindest wenn das Probepaddeln mit einer gewissen Strategie* betrieben wird,
Das Thema Anfänger ist eine ganz eigene Sache, nach zwei Jahren Paddeln dachte ich, ich bin kein Anfänger mehr. Inzwischen habe ich eingesehen ich werde mein lebenlang Anfänger bleiben. Jedes neue Boot ist ein neuer Anfang. Jeder Schlag läßt sich noch besser Anfangen, es gibt vieles das ich noch Anfangen möchte, und deshalb bleibe ich Anfänger und habe meinen Spaß dabei.
Gruß Andreas
*Beschleunigen, geradeaus Fahren, anlegen linksherum und rechtsherum, max. Speed., Wind (wenn voehanden) gegenan von links und rechts, Verhalten in Wellen (wenn möglich), Sitzpositionen, Handling aufs Auto und worauf man halt noch so Wert legt.
"Wie wir die Welt wahrnehmen, hängt davon ab, wie wir uns in ihr bewegen." F. Schätzing
Zitat Vielleicht steht vor der Frage nach dem "Wie" auch noch die Frage nach dem "Warum".
Auch wenn´s schon fast ein neues Thema wert ist: wenn so systematisch ein Boot getestet wird wie Florian es vorschlägt wäre es toll, dieser Test würde in den "Canoe-Reviews" veröffentlicht. Da sind zwar schon knapp dreißig Boote beschrieben, aber es gibt doch noch deutlich mehr. In diesem Zusammenhang fand ich Franks Idee das Journal auszuweiten sehr spannend. Auffällig ist nämlich, daß es in den "Reviews" jede Menge erstklassiger Boote von z.B. Bell und Wenonah gibt, man auf dem Wasser aber auch massig Old Town und Mad River trifft. Wer also macht sich die Arbeit? Längst nicht jeder hat die Möglichkeit, alle in Frage kommenden Boote zu testen bevor er sich eins kauft. Wenn man z.B. ein gebrauchtes Boot kaufen will, das womöglich auch noch etliche Kilometer entfernt angeboten wird, könnte es gerade für Anfänger und "Intermediates" sehr hilfreich sein, vorher zu wissen was einen erwartet und ob sich die Fahrt überhaupt lohnt. Danke für jeden systematisch und objektiv erstellten Test in den "Reviews" Martin
"Sieh mal Johnny" rief der kleine Eisbär fröhlich, "Eis und Schnee! Da bin ich zu Hause" Hans de Beer
Entschuldigt bitte, ich hatte den Laptop über das Cellphone - W-lan ( Joki spot ) eingeklinkt, das verlangt beim Posten etwas Geduld...
Wer selbst im Kanu sitzt, kann mit einem Tennisball im Boot die Lage besser beurteilen - Tip aus einem anderen Forum. Ich hatte oft einen Squashball zum selben Zweck dabei. In der Zwischenzeit begnüge ich mich mit der "gefühlten" - förderlichen Gewichtsverteilung.
Letztes Wochenende war ich dann plötzlich beim Testen eines neuen Modells völlig überfordert, Trim und Geradeauslauf / Wendigkeit in Beziehung zu bringen. Zu wenig Paddelpraxis, nicht ganz ausgeschlafen - und schon streikt das Popometer. Da hilft auch kein Bällchen.
Derzeit bin ich dabei, ein für mich standardisiertes Vorgehen zum Bootstest zusammenzustellen, um in kurzer Zeit, soviel wie möglich über ein Kanu zu erfahren. Anregungen aus diesen Beiträgen habe ich ja genug.
Servus, leider fehlt mir momentan noch der Vergleich zu anderen Booten um da eine Aussage zu machen, andererseits paddle ich mangels Angebot, zur Zeit nur Boote von G aus K und das haut eh nicht hin.
Sollte es sich ändern, versuche ich gerne meine Meinung kund zu tun.
Hallo Stefan, eigentlich hatte ich gehofft - wie schon oben in diesem Thema - aus dem Forum zu profitieren, zu erfahren, ob und wie andere mit dem Trim des eigenen Kanus umgehen. Oft kann ja ein Mitpaddler Auskunft geben, oder man sieht die Wasserlinie durch die Hülle. Aber nicht immer. Gesucht ist also eine Methode, schnell eine möglichst neutrale Position zu finden, um nicht beim Bootstest mit schlechtem Trim, schwache Schlüsse zu ziehen. Wasserwaage ist eine Option, aber irgendwie unlustig.
Mein erstes Solo war ein Wenonah Rendezvous, das im Ruf steht, sensibel auf Buglastigkeit zu reagieren. Ich fand eine Sitzposition, 5cm hinter der Standarteinstellung, die mir gut passte - im leeren Kanu. Das Bällchen auf der Matte vor mir blieb dabei (ohne Fahrt) in Position, bewegte sich beim Hin- und Herschaukeln achterwärts, ohne gleich davonzurollen. Das passte dann auch mit Zuladung. Wie ich später feststellte eine Lage, die von zweien meiner Psddlerfreunde als zu buglastig empfunden wurde. Wir sind eben Individuen.
Spannend wird es ja eigentlich erst, wenn Trim und Aufkanten in Kombination .... Soll heißen: Ich bin mir bewußt, daß (nur) ein guter Teil von Fahreigenschaften "objektiv" beschreibbar ist, diesen möglichst unabhängig von der eigenen Befindlichkeit herauszuarbeiten und zu "erfahren", ist mein Ziel.
Vielleicht doch ein paar Zeilen zum letzten Testversuch. Von den Maßen her, hatte ich eine recht konkrete Vorstellung von dem was kommt: die war falsch. Ich ging von meinem Solo aus und rechnete nicht damit, daß ein Kanu mit ganz ähnlichen Abmessungen, deutlich anders fährt. Im ersten Moment empfand ich das Boot sogar als kippelig, das beschreibt eher meinen Zustand zu der Zeit. Dann wollte mein rechtes Knie absolut nicht Knien... Daß das Kanu als 15er und trotz Kielsprung flott, ja echt schnell läuft, habe ich wohl mitgekriegt. Aber: zu hecklastig gestartet, dann den Schiebesitz noch weiter nach hinten verschlimmbessert, ... schließlich aufgegeben und mit Cafi fotogradiert. Erst nahe dem Ausstieg, fand ich ansatzweise ins Kanu ... aber dazu mehr, wenn ich wieder gesund bin und ernsthaft was sagen kann.
Ps. Ob ein Golfball funktioniert? Den gibt es auch in quietschgelb. Oder rosa, falls das wer braucht.
dein "PS: Ob ein Golfball funktioniert..." find ich SUPER! - Es bleibt ein Zusammenspiel zwischen Kanut und Boot - Dieses kann sich durchaus änder, mit der Zeit kann ich mich an ein Boot gewöhnen, das ich erst doof fand oder Sachen bei meinem Boot weniger mögen, mit denen ich gut zurecht kam. Das Leben bleibt voller Kompromisse...
die Trim-Testmethode mit dem Ball klingt interessant und ich werde sie beim nächsten Mal anwenden um herauszufinden, wie mein Boot im Wasser liegt.
Eine solche Testmethode jedoch als Beurteilung oder gar Kaufentscheidung heranziehen? Ich weiß nicht. Solche Laborbedingungen hat man doch äußerst selten. Wenn ich an die unterschiedlichen Anforderungen denke, die ich an mein Boot stelle:
1. fahre ich alleine eine Tagesfahrte mit Minimalgepäck von ca. 10kg knapp vor mir (knieend mittig) 2. die Luxustagestour mit 25-30 Kg Gepäck. Jedoch nicht direkt vor mir, weil da die Pelibox mit Kamera liegt. Das Kniebrett kann ich nicht nach hinten verlagern, also selbe Position wie 1. nur 15kg mehr in Bugrichtung. 3. Nachmittags, das essen ist im Bauch, die 3l Wasser auch (oder im Gebüsch), d.h. Gepäcktonne wieder leicht, dafür Tonne auf dem Kniebrett schwer. 4. Vor 4 Jahren wog ich 106kg, vor 2 Jahren 93kg und jetzt wieder 103. Würde ich da jedes Mal das Kniebrett woanders montieren, sähe der Süllrand wie schweizer Käse aus.
Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr gefällt mir Jürgens Lösung mit dem Schaumstoffkissen, das ich je nach Situation verwenden kann. Also keine feste Einbauten, sondern nach Gefühl so lange vor und zurückrutschen, bis es passt.
Hi Stefan! Daß Testpaddeln eins meiner schönsten Hobbies ist, habe ich erwähnt. So sind es im Laufe der Zeit deutlich über 150 Kanumodelle geworden, deren Fahreigenschaften ich versucht habe kennenzulernen.
Diese Eigenschaften, zu Beginn mit einem gut getrimmten Kanu auzuloten, ist kein schlechter Start. Wie ich dazu komme ist eigentlich Nebensache. Wenn ich aber auf eine gut funktionierende, weil oft angewandte Methode zurückgreifen kann, umso besser.
"Eine solche Testmethode jedoch als Beurteilung oder gar Kaufentscheidung heranziehen?" Da kann ja nur das Testergebnis gemeint sein, nicht die Methode.
"Laborbedingungen":Ich denke, am schnellsten kann ich grundlegende Eigenschaften bei Winstille auf Flachwasser herausfinden. ( Auch wenn ich meine Lieblingsboote auf windgetriebenen Wellen und im Moving Water / bis WW2 besonders schätze. )
Tagesfahrt ... hat mit einem Kanutest, wo ich in kurzer Zeit viel über Fahreigenschaften wissen will wenig zu tun.
Aus "Kniebrett" und Deinem Bericht unter Touren schließe ich, daß Du Dich auf die Konstellation - Bell Yellowstone 2 als Solo - beziehst, eine, die ich gern bis WW2 verwende.
ad 1) Stark hecklastig, die Bällchenmethode erübrigt sich bei diesem Trim. ad 2) Das kommt schon eher in Richtung brauchbarer Trim, dürfte ganz gut laufen. ad 3) ... und umgekehrt. ad 4) Dem Tandem und dem Trim wird es recht egal sein, ob Du mal 5-10 kg mehr oder weniger auf die Waage bringst, solange Du sie am selben Platz lagerst. Deine Süllrand - Kniejoch - Käsetheorie ist durch eine maximale Annäherung an das Tragjoch beschränkt. Unter 40 cm wird es schon sehr eng, ich nenne lieber 42 bis 43 cm. "Weiter nach hinten" behindert bugorientierter Schläge, ein Nachteil, den auch Paddler "verkehrt im Kanu" teilen.
1 bis 4 hat mit Deinen Vorlieben zu tun, wenig mit Methoden, die hier Thema sind.
Wäre natürlich interessant: Wie als Solo? Leichtlauf? Wendigkeit? Endstabilität? Vertiefend: Bei Wind? Trockenlauf? - aber: Wie erfahre ich das?
Die Unterschiede sind nicht gering, auch objektiv. Ich hatte ein Kanu, das mäßig dreht, dafür schlecht und naß läuft und bei jeder Gelegenheit ( auch bei Kursen auf Flachewasser ) kentert. Viele sind mittelmäßig, manche überschätzt - leben von einer gut gepflegten Folklore. Einige sind richtig gut. Die interessieren mich!
Solotauglichkeit eines Tandems ist auch für mich ein wichtiges Kriterium im Hinblick auf Vielseitigkeit. Kniejoch ist Standard, mit dem Kügelchenkissen bis an das Tragjoch heranrutschen, eine oft gebrauchte Variante( bei Jörg gelernt), von Mark kenne ich das flexile Brettchen.
Dein Bericht hat Lust aufs Paddeln gemacht, gute Nacht. LGW
du bist aber lange wach. Da muß ich schon bald wieder aufstehen.
Ich hoffe, daß ich mit meinem vorangegangenen Beitrag nicht mißverstanden wurde. Wenn ich etwas hinterfrage, beginne ich mich dafür zu interessieren und für meine Zwecke umzusetzen. Es bedeutet nicht, daß ich es in Frage stelle.
Wenn ich zurückdenke, wie mein Test der beiden Finalisten aussah, bevor ich mich zu einem entschloß, da war kein direkter Vergleich möglich. Zwischen den beiden Paddeltagen lagen auch mehrere Wochen. Letzten Endes entschied das Vertrauen in eine Person, die es besser weiß und die Optik.
10-15kg hin oder her, das mag wirklich nicht viel ausmachen. Ein großer Unterschied ist jedoch, ob in dem Kanu ein 60kg Bübchen sitzt oder so jemand wie ich. Da wirk der Tandem schon wie ein Soloboot.
Das Thema Trim ist für mich aktuell interessant, da ich mich nun doch entschlossen habe, in der Mitte einen Sitz einzubauen. Entweder die Lösung, wie schon von dir einmal hier gezeigt von MadRiver oder der Eigenbau von Axel, den er Bell nachempfunden hat. Dabei werde ich wohl ein wenig mit der Bällchen-Methode experimentieren.