Vielleicht versuche ich es doch noch mal erläuternd (wir hatten das an anderer Stelle ja schon mal):
Unser gesamtes Rettungswesen baut darauf auf Menschen zu retten, die sich nicht an Sicherheitsrichtlinien halten, den würden sie es tun kämen sie nicht in Gefahr. Das ist sowas wie ein humanistisches Prinzip im Rettungswesen. Käme man auf die zynische Idee alle, die irgendwelche Standards nicht einhalten, ihrem Schicksal zu überlassen, begäbe man sich auf das moralische Niveau eines Regenwurms.
Ob jemand nun etwas davon versteht oder nicht (was sicher nicht von der Anzahl beobachteter Risikofälle abhängt) kann man sich dieser Grundüberlegung anschließen oder sie offen ablehen, so wie Du das nun schon zum wiederholten Mal machst. Ich empfehle einen Rettungslehrgang abzulegen - das verändert gegebenenfalls die Perspektive. Dass sich Retter selbst in Gefahr bringen trifft zu. Aber wenn niemand bereit dazu wäre kämen wir wieder zurück zum Regenwurm.
Den Rettungslehrgang darf ich regelmäßig ablegen - soviel dazu...
Wir sehen die Unfälle sicherlich einfach aus verschiedenen Perspektiven - was prinzipiell unproblematisch ist.
Ich find's halt zum Kotzen, dass Wassersportler gerettet werden müssen, weil sie Mindeststandarts nicht einhalten WOLLEN (!!!) - und Du bist ein Gutmensch und entschuldigst dieses Verhalten unterschwellig.
Bin halt ein Regenwurm
Und werd' auch in Zukunft solches Verhalten zynisch kommentieren - Regenwurmverhalten halt (Du tust den armen Regenwürmern Unrecht, sie mit mir zu vergleichen)
Auch auf der Donau bei Linz sind 90% der Wassersportler Sommer und Winter ohne Schwimm oder Rettungsweste unterwegs. Viele Ruderer in ihren sehr schmalen und ohne Auftriebskörper ausgestatteten Donaubooten im Speziellen.
Es wird wohl noch etwas Zeit brauchen bis das Bewußtsein von Sicherheit in der Masse verankert ist.
Befahrung eines Wehres, das als lebensgefährlich gekennzeichnet war, Kenterung mit Ertrinken, Bergung durch Feuerwehr, keine Schwimmweste
So ähnlich lesen sich viel Unfälle aus der Statistik. Fehlende Erfahrung, fehlende Schwimmweste, Unterschätzen der Situation am Wehr und Unterschätzen der Wassertemperatur spielen sicher bei jedem zweiten Unfall eine Rolle.
Nach dem Kentern eines Paddelboots auf der Havel ist am Donnerstag ein 71-jähriger Mann im Krankenhaus an den Folgen einer starken Unterkühlung gestorben. Das teilte am Abend die Berliner Polizei mit... (Quelle)
Zitat von _Amarok_Kanu gekentert - 71-Jähriger tot Nach dem Kentern eines Paddelboots auf der Havel ist am Donnerstag ein 71-jähriger Mann im Krankenhaus an den Folgen einer starken Unterkühlung gestorben. Das teilte am Abend die Berliner Polizei mit... (Quelle)
Ich kam heute - wie die Jungfrau zum Kinde - überraschend dazu, dem Überlebenden dieses Unfalls, beim Abbau seines Faltbootzweiers, helfend zur Hand zu gehen.
Dabei kam ich auch ein wenig mit ihm ins Gespräch und durfte mir den Unfall in Teilen aus erster Hand schildern lassen.
Die zwei befreundeten Senioren waren ohne Schwimmwesten - oder sonstigen Rettungsmitteln - am gleichen Tag paddeln, wo die "Berlin/Brandenburger" des Forums auf Frösteltour waren...
Interessant fand ich dabei, dass ich - als Teilnehmer der Frösteltour - im Wissen, auf einem schmaleren Flüsschen paddelnd, mir trotzdem den Wetterbericht mehrfach eingeholt habe, körperlich & mental fit war, und trotzdem mit Schwimmweste UND wasserdicht verpacktem Mobiltelefon auf Tour ging. (In der mitgeführten, wasserdichten Tonne befand sich u.a. eine komplette trockene "Vollersatzbekleidung")
Und selbst bei unserer Tour hatten nicht alle Schwimmwesten an...
Nach der Kenterung des Faltbootzweiers, mittig auf der Havel, war es den betr. Paddlern nicht möglich, sich selbst zu retten, noch Hilfe zu holen, sodass sie rund 30 Minuten im extrem kalten Wasser verweilen mussten, bevor Hilfe kam.
Als ich ob der Unglaublichkeit fragte, warum die Betr. ohne Weste paddelten, gab's als Antwort: es ist 25 Jahre alles gut gegangen...
WAS muss noch passieren, damit man das Bewusstsein bei uns allen darauf einstellt, MINDESTENS mit Schwimmweste, wassersicherem Handy und Ersatzklamotten zu paddeln???
schöner tot, besser als im siechenheim zu sterben. hoffe bin noch mit 71 so fit um auf der havel zu kentern. allerdings hätte ich mit schwimmweste auch einen trockenanzug an sonst hilft das nix - (edit) das überleben !!!!!! meine ich moose
Jetzt mal ehrlich! Wäre zwar irgendwie super, in Ausübung meines Lieblingssports den sogenannten Löffel abzugeben! Wenn ich mir aber vorstelle, es versucht jemand, mich unter solchen Wetter-/Wasserverhältnissen zu retten und kommt dabei selbst zu Schaden...? Nee, danke! Michael
@ Wolfgang: Noch "morbieder" als Wiener sind Rettungsdienstler:
Ich jedenfalls, möchte sterben wie mein Großvater, leise und im Schlaf. Nicht schreiend und heulend, wie sein Beifahrer!
@ Peter: Dein Aufschrei nach Schwimmwesten oder Schwimmhilfen in allen Ehren. Ich selbst "durfte" letztes Jahr an einem Wasserrettungseinsatz teilnehmen. Ein, über 70jähriger Kajakpaddler wurde von Spaziergängern dabei beobachtet, wie er aus dem nach vorne abtauchendem Kajak fiel. Das Kajak wurde von den Beobachtern innerhalb weniger Minuten an Land gezogen, vom Paddler (ohne Schwimmhilfe) fehlte jede Spur. Taucheinsatz und Hubschrauber mit Wärmebildkamera brachten keinen Erfolg, seine Leiche wurde Tage später geborgen. Todesursache: Ertrinken!
Mit Schwimmhilfe hätte dieser Paddler bestimmt überlebt, den der Beobachter, der selbstlos ins Wasser stieg konnte nur das Boot bergen, den Paddler aber nicht retten. Eine Schwimmhilfe hätte ihn an der Wasseroberfläche treiben lassen und eine Lebensrettung zumindest sehr warscheinlich werden lassen.
Aber es wird immer wieder Menschen geben, die unbelehrbar sind. Nur diese lesen hier leider kaum mit und sind zudem meistens beratungsresistent. Hier hilft bloß eine gute Öffentlichkeitsarbeit.
Das i-Tüpfelchen obigen Einsatzes: Mitglieder des Paddelvereines des Verstorbenen erklärten mir erst Tage vorher: "Wer gut schwimmen kann, braucht keine Schwimmweste!"
Moin, wer hat schon Gelegenheit, wie Leichtgewicht, direkt mit einem Wassersportverunfallten zu sprechen und dann zu hören:Zitat:Als ich ob der Unglaublichkeit fragte, warum die Betr. ohne Weste paddelten, gab's als Antwort: es ist 25 Jahre alles gut gegangen...
Ich möchte mal kritisch zu mir selbst hier meine Gedanken posten. Wenn ich das so lese, ist mir die Einstellung-ohne Schwimmhilfe/Weste, es ist ja immer alles gut gegangen- heute unverständlich obwohl wenn ich hier jetzt schreiben würde ich hätte immer Weste getragen, wäre das gelogen. Was ich aber bemerke,ist das sich Einstellungen jenseits von Wissen und Erfahrung auch mit dem Alter verändern und man da wahrscheinlich mit zunehmendem Alter von ganz allein auf die Weste kommt. Seitdem ich 10 Jahre alt bin, bewege ich mich alleine auf dem Wasser. Mit 15 oder 20 Jahren machte ich mir keine Gedanken um Schwimmwesten o.ä. Dann schnupperte man Nordseeluft, Erlebte die Weite der offenen See. Da trägt man ganz selbstverständlich die Weste. Dann kommen erste Grenzerfahrungen, die auch bei mir immer gut ausgingen. Und irgendwann überwog der selbstvrständliche Griff zur Weste. Ich glaube da verändert sich auch ganz langsam die eigene Wahrnehmung ohne dann das Westetragen noch als lästig, überher oder extra an zu sehen. Das ist so selbstverständlich geworden wie den Sicherheitsgurt beim Autofahren an zu legen. Wieso funktioniert diese Entwicklung beim Älterwerden nicht bei allen Menschen? Nachdenkliche Grüße docook
Das i-Tüpfelchen obigen Einsatzes: Mitglieder des Paddelvereines des Verstorbenen erklärten mir erst Tage vorher: "Wer gut schwimmen kann, braucht keine Schwimmweste!"
Eine Schwimmweste ist: - uncool - ein Zeichen nach außen, dass man sowas nötig hat - man outet sich als Anfänger, unerfahren ... - ist unbequem - und noch so einiges mehr ...
Bei einem bekannten Kanuvermieter in meiner Nähe wurde im April (vor ca. 3 - 4 Jahren) eine Gruppe Kunden, die zum ersten mal paddeln wollten, gefragt ... ob denn jemand eine Schwimmweste bräuchte ... Natürlich haben alle verneint, weil .... siehe oben!