Ja, ich schon wieder, und schon wieder eine Paddelfrage. Diesmal in der richtigen Rubrik. Wie im anderen Beitrag (Habe ich das "richtige" Paddel?) geschrieben, bin ich nicht so richtig glücklich mit meinen Paddeln. Wenn ich nun nach einem anderen Paddel Ausschau halte, worauf muß ich achten?
- es soll ein Holzpaddel sein - mit "Palm-Griff" - Stoßkante aus kunststoff - robust
Nun habe ich schon ein wenig sondiert und auch gute Tipps für Paddel bekommen. Nur, worin besteht der qualitative Unterschied, der die großen Preisspannen ausmacht?
Bending Branches schreibt zu seinen Paddeln schön, wie oft verleimt etc., gehört eher zu den günstigen Paddeln. Ebenso Grey Owl. Bell hat ein Touring-Paddel, das ist mehr als doppelt so teuer als das Grey Owl "Das Paddel". Bei Mitchell sieht es ebenso aus am Beispiel Seneca (Jörg "J2", war es nicht das Seneca, das du mir zum Ausprobieren auf der Jagst gegeben hast?).
Wenn ich nun rein vom technischen Standpunkt die Paddel Bending Branches "Explorer Plus", Grey Owl "Das Paddel", Mitchell "Seneca" und Bell "Touring" betrachte, was macht den Preisunterschied von mehr als 100 Euro aus?
das Paddel, das Du von mir hattest, kann nur das Grey Owl "Sugar Island" gewesen sein. Das Blatt ist mit 55/20,5cm noch etwas breiter als bei "Das Paddel" (55/19cm). Meiner Meinung nach ist es recht schwer, robust, der Schaft nicht besonders flexibel, der Palmgriff sehr angenehm. War mein erstes Paddel und ich benutze es gerne und oft. Mit technischen Unterschieden zu den anderen genannten Paddeln kann ich mangels Erfahrung nicht dienen...
Zitat von J2 Meiner Meinung nach ist es recht schwer, robust, der Schaft nicht besonders flexibel, der Palmgriff sehr angenehm.
So war auch mein Eindruck: ein richtiger Prügel . Laut Beschreibung eben für kräftige Paddler, also nichts für mich. Ich war der Meinung, das wäre ein Mitchell gewesen, weil mir irgendwie das Mitchell-Logo bekannt vorkommt.
>>> woran erkenne* ich ein "gutes" Paddel? >>> es soll ein Holzpaddel sein
Holzpaddel auf jeden Fall auch am guten Holz, gleichmäßige Jahresringe die eng stehen, keine Äste und Störungen, Maserung genau in Griffrichtung. Hozpaddel aus einem Stück brauchen eine ganz schönes Stück Bohle, z.B. kostet Esche ca. die Hälfte von Kirsche. da fängt schon mal der Preisunterschied an.
*Symetrie, gerade, gleichmäßige Abrundungen, strakend (fließend in einander übergehen)
Persönliche Kriterien, außer der Länge: Griffdurchmesser am Schaft, Griffform, Flex, Blattgröße, Blattdicke (wenn man gerne sliced) ... gut zu Paddeln.
Gruß Andreas
"Doch es ist mit dem Feuer ähnlich wie mit dem Schwimmen, mag kommen was will, man sollte es beherrschen." :Feuer, Andy Müller
Du wirst wenige Paddel finden, die einen so angenehm balligen Griff haben wie das Bending-Brances-Loon (mal abgesehen von der Asymmetrie, die ich beim Loon eher billigend in Kauf nehme). Häufig sind die Palmgriffe erstaunlich klein ausgeführt. Ich bedauere noch heute, dass mein vielfach geflicktes Loon irgendwann irreparabel verrottet ist (ich habe es mal im Neckar gefunden, in dem es offenbar lange getrieben ist). Die Blattgröße fand ich ideal - damit lässt sich lange ermüdungsfrei paddeln.
So wie Du Deine Bedürfnisse beschreibst ("stabil" und "robust") solltest Du außer auf die Stoßkante auch darauf achten, dass das Blatt mit Glasfaser überlaminiert ist. Wenn das der Fall ist ist die Wahl des Holzes für das Blatt kaum mehr von Bedeutung - die Sandwichkonstruktion verdammt die Mittelschicht zu einer bloßen Füllung (bei feinem Laminat sollte sie dennoch nicht zu weich sein).
Die Maserung des Schaffts sollte enge "stehende" Jahresringe aufweisen. Das heißt, am Griff sollte erkennbar sein, dass die Jahresringe senkrecht zur Blattfäche "stehen". Gute Schäfte sind laminiert (z.B. mit einem Eschenstreifen in der Mitte).
"... z.B. kostet Esche ca. die Hälfte von Kirsche. da fängt schon mal der Preisunterschied an."
Naja, Gold kostet auch viel mehr als Stahl. Und trotzdem bin ich rein technisch gesehen froh, dass mein Auto aus Stahl ist. Will meinen: Auch wenn Kirsche teurer ist als Esche, so ist Esche zu 95% geeigneter zum Paddelbau als Kirsche. Kirsche scheint mir, auch aus eigener Erfahrung, hauptsächlich als dekoratives Element verwendet zu werden. Die wirklich technisch günstigen Hölzer wie Tanne, Kiefer, Esche machen halt optisch nicht so viel im Paddel her. Was bei einem guten Paddel Geld kostet ist wie immer die Handarbeit, und die manifestiert sich in harmonischen Formen und Übergängen, ebenso eine gute Oberflächenbeschaffenheit sowohl des Holzes auch der Oberflächenbeschichtung. Besonders gut erkennt man das, wenn man mal so ein 29Euro Holzpaddel in die Hand nimmt.
Zitat Will meinen: Auch wenn Kirsche teurer ist als Esche, so ist Esche zu 95% geeigneter zum Paddelbau als Kirsche
..mein bisheriges Lieblingspaddel ist aus Kirsche gefertigt!!! Ich habe es jetzt schon einige Jahre im Dauergebrauch.Warum soll das nicht geeignet sein??? Dann sind da noch die Traumpaddel aus Vogelaugenahorn,Sassafras usw.... Mein derzeitiger Liebling ist aus Nussbaum und berufener Hand gefertigt;funktioniert ebenfalls prima und ist ein optischer Traum. Mir scheint eher das man dieses Thema nicht auf Internetplatformen "begreifbar" machen kann.Hier hilft halt nur anfassen und paddeln! Ein gutes Paddel erkennst Du daran, das es Dir gefällt und es Deine Ansprüche erfüllt!
Ja und nein. Natürlich wird dein Paddel funktionieren. Aber technisch geeignete Hölzer sind vor allem langfaserige Hölzer wie die Esche. Sie weisen ein optimales Gewicht/Festigkeitsverhältnis auf. Gleichzeitig sind sie entsprechend flexibel. Wem Gewicht egal, der kann zumindest diesen Teil ignorieren. Aber die meisten hier geizen doch mit jedem Kg Kanu, obwohl ich das selten trage, das Paddel aber ständig in den Händen halte. Richtig ungeeignet ist zB Buche, schwer, wenig elastisch, kurzfaserig, kaum wasserbeständig. Ein möglichst optimales Paddel wird daher immer verschiedene Hölzer kombinieren, zB Esche in den belasteten Bereichen des Schaftes, Tanne im Blatt und ein Hartholz wie Kirsche als Stosskante des Blattes. Vogelaugenahorn hat meines Wissens nach ausschliesslich optische Aspekte, Ahorn habe ich noch nie bei Paddeln verwendet, ich sehe auch keinerlei technische Vorzüge, es steht technologisch hinter Esche. Btw: Stufenbarren, die ja extrem beansprucht werden, werden ausschliesslich aus Esche hergestellt (natürlich die Holme, nicht die Gestelle ), ebenso gute Werkzeugstiele (Hickory=Esche). Das hat schon seinen Grund.
nein, ich hab nicht behauptet buche sei schwerer als Esche, die sind etwa gleich dicht. Dafür ist Buche aber extrem kurzfaserig und Esche extrem lang. Entsprechend müsste man das Buchepaddel dann vermutlich doppelt so stark dimensionieren .
hab leider keine theoretische Ahnung von Holz , nur 32 Jahre Berufserfahrung damit, und bin seeehr vorsichtig geworden mit Pauschalaussagen. Holz ist ein lebendiges Material, also auch jedes Stück anders. Beispiele: EichenPaddel , Gesamtlänge 145cm, Gewicht 490g ; Eschenpaddel, gleiche Länge, Gewicht 450g ; Erlenpaddel, gleiche Länge, Gewicht 390g. Alles one-piece-Paddel, alle funktionieren ausgezeichnet....Wie geht das bloß?
deine Frage erinnert mich etwas an die Suche nach der perfekten Ehefrau... Wärst du jetzt der Pupertät und hättest viel Zeit würdest du wohl viel rum probieren.
Mir hat vor 6 Jahren ein Paddelshop beim Start in das Kanuleben zwei Grey Owl Scout in die Hand gedrückt (ein langes, ein kurzes). Dann war ich zwischen durch auf dem Trip ich brauch ein größeres Blatt. Doch zu dem Scout komme ich immer wieder zurück. Damit läßt sich nicht alles machen, aber auch nach 6 Jahren intensivem Paddeln auf steinigen Flüssen ist diese Weichholz-Paddel erstaunlich heile! Mir gefällt der Flex (im Vergleich zum schwerern und steiferen Bruder, der 80 Euro kostet) und das geringe Gewicht (<600 g). Stören tut mich nur die dicke Kante, die ein zurückholen unter Wasser ad absurdum führt.
Ich lande diese Jahr bestimmt bei einem leichten "Buttermesser" für technisches Spielen und Touren. Das Scout wird aber immer dabei sein, weil es bei 50 Euro nicht weh tut bei Ein- und Ausstieg und bei steinigen Bächen etwas ruppiger hin zu langen.
Das wäre also mein "gutes" Paddel für Montags bis Freitag. Für die Feiertage dann was besonderes.
@ Norbert >>> Stören tut mich nur die dicke Kante ...
Das Blatt ist doch nicht beschichtet - oder? Ich hatte auch ein etwas fettes gekauftes Paddel, nach einer Stunde mit dem Schweifhobel geht jetzt auch das slicen ganz akzeptabel. Die Kante ist jetzt natürlich etwas empfindlich aber: 'Ein bisschen Verlust ist halt immer.'
Gruß Andreas
"Doch es ist mit dem Feuer ähnlich wie mit dem Schwimmen, mag kommen was will, man sollte es beherrschen." :Feuer, Andy Müller
Hi, was für den Einen ein gutes Paddel ist, kann für den Anderen möglicherweise überhaupt nicht taugen. Westzipfel-Thomas braucht vermutlich ein stark armiertes, robustes Paddel, bei dem Flex nicht so die große Rolle spielt, Andreas weis vielleicht was filigraneres mehr zu schätzen... Um herauszufinden, ob Paddel gut oder schlecht (für einen selbst) sind, wäre beim Vergleich die passende Bemaßung wichtig, d.h., vergleichbar wären nur die nach den einschlägigen Mehtoden richtig ermittelten Schaftlängen. Für sputnik wäre - nach eigenem Bekunden - hier die erste Arbeit zu leisten. Nur mit der richtigen Schaftlänge gelingt der perfekte catch, und der ist maßgebend für die Wirkung eines Paddelschlages, das zweite wäre, die Schlagfrequenz zu steigern ohne daß die Qualität des catch leidet. Wenn diese Arbeit geleistet ist (Zeitbedarf ca 30 min.) beginnt vergleichendes Ausprobieren Sinn zu machen. Jörg Wagner
@Jörg (Ja, da ist wieder das Problem das geschriebenes und gesprochenes Zweierlei sind.)
Wenn man jetzt ganz fein formuliert macht es schon einen Unterschied, ob ein Paddel gut (objektiv) und/oder geeignet (subjektiv) ist.
Ein gutes Paddel kann man vielleicht auch im Internet finden, ein geeignetes sicher nur durch Paddeln.
>>> Andreas weis vielleicht was filigraneres mehr zu schätzen Und dann kann ich mich auch noch an einer schönen Kirschmaserung erfreuen, wenn sie da ist.
Gruß Andreas
"Doch es ist mit dem Feuer ähnlich wie mit dem Schwimmen, mag kommen was will, man sollte es beherrschen." :Feuer, Andy Müller
Gut gesagt! Wenn ich mein Lieblingspaddel objektiv betrachten würde, müßte ich es sofort zu Ofenholz verarbeiten, oder in der Pfeife rauchen ( Sassafras ).
Heute habe ich zum zweitenmal den japanischen Wasserstein zum Schärfen meiner Messer benutzt. Sollte "objektiv" gut funktionieren. Ich glaube, da muß ich meine Fähigkeiten noch ein paar Versuche lang objektivieren.
Viel Spaß, am Wasser!
Ps. Eben habe mir mit Alberts French knife in die Nase geschnitten - es geht ja doch - irgendwie - mit dem Schärfen. Oder habe ich mich gestochen? Ich lege das Ding es besser weg, solange ich im Forum bin.