gibt es eigentlich in irgendeiner gearteten Weise Erfahrungen über reine Holzcanadier? Was ich bisher kannte, bzw. recherchieren konnte, sind das im wesentlichen Laminatboote mit Holzleistenkern oder Empfindliche mit Bespannung. Über holzbeplankte Canadier konnte ich bisher nichts finden. Evtl. gibts englischsprachige Quellen, die mir aber durch meine mangelhaften Englischkenntnisse leider nicht richtig zugänglich sind. Das reine Holzboote, mit Ausnahme des Einbaums, gewässert werden müssen und im Regelfall lecken ist mir durchaus bewußt. Aber vielleicht gibt es ja jemanden, der sich schon mal daran erfolgreich oder erfolglos versucht und davon berichtet hat?
Kurz zu mir. Ich bin der Marco, gebürtiger Fischkopp (Bremerhaven), Jahrgang '78 und seit meiner Jugend im Odenwald auf'em Land zwangsweise festgesetzt. Seit meiner Kindheit faszinierte mich das Wasser und vor allem das Segeln und mein leidenschaftlichster aber nie ausgelebter Traumberuf war Holzbootsbauer. Damals als ein Beruf ohne Zukunft verschrien. Das Sprichwort, das ich in dem Zusammenhang hier im Forum gelesen hatte: "Entweder bin ich 100 Jahre zu spät, oder 10 Jahre zu früh", trifft es genau. D.h. meine Kenntnisse im Holzbootsbau sind leider rein theoretischer Natur, der Werkstoff an sich aber nicht.
Zum Segeln kam ich erst ende der 90er bei der Marine in Eckernförde. Heimatfern stationiert konnte ich dort endlich regelmäßig aufs Wasser. Leider war das nur von kurzer Dauer, denn danach gings beruflich wieder nach Südhessen und die Erinnerungen verblassten mit der Zeit.
Immer wieder, wenn wir im Urlaub an der Nord-, Ostsee bzw. überhaupt am Wasser waren, überkam mich aufs neue der Wunsch sich ein Boot zuzulegen. Denn immer wenn wir spontan ein schönes Fleckchen gefunden haben, gabs in der Nähe keine Möglichkeit sich mal einen Canadier oder eine Segeljolle auszuleihen. Bei letzterem wollen die Verleieher immer irgendwelche Scheine haben. Der SBF See und Binnen reicht Denen ja oft nicht, oder grenzen den Nutzungsbereich auf Sichtweite ein. Da bin ich zu freiheitsliebend.
Es ergab sich dann mal vor ein paar Jahren die Idee eine 4-tägige Kanuwandertour auf der Mosel zu machen. Schöne Gegend aber zum paddeln zu langweilig. Aber die Idee einen eigenen Canadier zu kaufen war geboren. Verhindert hat das aber immer der Transport, der beim Flußwandern oftmals ein Problem ist. Ein weiteres Problem, wir konnten uns nicht einigen: Meiner Holden macht segeln spaß aber ist absoluter Fan vom paddeln im Canadier. Bei mir verhält es sich genau andersherum. Finde Canadier toll, vor allem in Holz, aber das segeln reizt mich ungemein mehr. Wir konnten uns nicht einigen, ob Canadier oder Jolle. Beides zusammen ist aus diversen Gründen nicht machbar. Lagerung und transport ist nur mit einer der beiden Möglichkeiten zufriedenstellend möglich.
Vor einem Monat hatten wir uns dann spontan über einen Kanuverleiher eine 7-tägige Kanuwandertour auf der mecklenburgischen Seenplatte angetan (War traumhaft schön).
Da konnte ich zu meiner perplexen Überraschung in der Ferne einen Canadier unter Segeln beobachten. War ein Gaffelrigg mit Fock. Vielleicht ist Derjenige sogar hier im Forum. Ich rutschte unruhig auf dem Sitz hin und her und wollte unbewußt hinterherpaddeln und der Sache auf dem Grund gehen. Leider war derjenige schneller. In meinem Kopf ging das grübeln los. "Das ist doch ein Anachronismus. Canadier und segeln? Das wiederspricht sich doch. Ok, raumer, bzw. vor dem Wind kann ich mir vorstellen. Halbwindkurs? Joaa, denkbar. Aber hey, der da kreuzt doch?! Wie soll denn das funktionieren? Kanu mit Schwert vielleicht? Kurzum meine Neugier war sowas von geweckt, das Internet aufgesaugt, YT-Video's gesichtet, KCH, Bootsbaugarage, etc gefunden und jetzt bin ich hier, weil wir uns tatsächlich auf einen Canadier mit Segelmöglichkeit geeinigt haben
Kleine Korrektur in Fett. Der Urlaub ist erst einen Monat her. Kam mir nur schon länger vor.
Moin Marco, da hast Du ja schon so Einiges der hier vertretenen kleinen Holzcanadier-Segel-Fraktion gefunden. Ja, einige von uns sind hier zugegen. Bremerhaven?-das wären gerade mal 45 km um meinen Stripper mit Besegelung und Ausrüstung live zu besichtigen (findest Du aber auch hier im Forum unter Candier-segeln usw). Sonst noch Film, this is canoesailing... Viele Grüße docook
Hallo docook, ja, meine ersten Funde zu dem Thema waren ein paar ältere Threads, Berichte und Reiseberichte hier im Forum. U.a. von Troubadix und Dir. Nein, leider wohne ich nicht mehr in Bremerhaven. Dann hätte ich höchstwahrscheinlich auch keine Probleme mit der Bootswahl. Ich wohne im beschaulichen Südhessen in der Nähe von Darmstadt. Auf Dein Angebot würde ich sonst liebend gerne eingehen. Aber ich plane mal die Möglichkeit ein, bei einem Holzcanadiertreffen, von dem ich hier im Forum erfahren habe, teilzunehmen.
Derzeit sondiere ich die verschiedenen Holzbauweisen für einen Canadier und obs ein Gebrauchtes, ein Baukurs oder ein kompletter Selbstbau werden soll. Mir spukt die ganze Zeit ein Klinkerbeplanktes im Kopf rumm. Das es das früher mal gab, konnte ich aus Textquellen und Bildern von Inseraten entnehmen. Aber so richtig informatives hab ich noch nicht wirklich gefunden.
"Das reine Holzboote, mit Ausnahme des Einbaums, gewässert werden müssen und im Regelfall lecken ist mir durchaus bewußt."
Das Bewusstsein entspricht aber nicht der Alltagstauglichkeit von intakten geklinkerten Booten. Da muss nichts gewässert werden und wird es auch nicht. Wie viele ältere Vereine haben auch der Nassauer und der Neuwieder NKC je ein geklinkertes Kanu, das für Wanderfahrten oder beim AN-/Abpaddeln genutzt wird. Die Boote werden eingesetzt und es wird gefahren. Da wird nichts gewässert. Die Erfahrung mit den Booten ist ausnahmslos gut. Eine Sache ist nicht empfehlenswert und zwar die Innenseite zu lackieren. Irgendwann ist der Lack durch und durch hinüber und muss abgezogen werden. Das ist angessichts der Spanten und Kanten innen eine Arbeit für einen, der Vater und Mutter erschlagen hat. Deswegen zumindest von innen besser ölen - nur ölen.
Der 'Edmund Noll' von den Nassauern zumindest wurde früher auch gesegelt. Er hatte dazu abnehmbare Seitenschwerter, aber er lief auch ohne die halbwegs Höhe, sagten die Vereinsältesten. Selber habe ich ein besegeltes Kanu ohne Seitenschwerter und nehme zum besseren Höhelaufen das Stechpaddel wie ein Seitenschwert ins Wasser. Kleine Kurskorreturen sind mit Ändern der Position nach weiter vorn oder hinten möglich und man braucht dadurch kein weiteres Steuer mehr. Mache ich jetzt das 7. Jahr und bin ganz zufrieden damit. Als Kleinsegel ist das 3.5er Sprietsegel des Optimisten universell und recht erschwinglich, wenn man mal zu den Kanurigg-Komplettangeboten schielt. Für Schwachwind habe ich ein lattenloses 4.6er an einem Steckmast. Ein Tipp, wenn Du baumlos fährst, was auch auf Kanus problemlos ist, ist ein Vorstag. Ohne den kann man das Segel nicht richtig dicht nehmen, selbst mit Baum nicht richtig flach trimmen, weil man nur den Mast nach hinten zieht. Als Ergebnis kreuzt das Boot schlecht und der Mangel wird oft dem Rumpf zugeschrieben, der daran vollkommen schuldlos ist.
Mehr zum Kanusegeln findest Du im Onlinearchiv der Zeitschrift Yacht, dort v.a. in den 20er-Jahrgängen, als Kanussegeln scheinbar relativ populär war. Natürlich gibt und gab es jede Menge Boote mit zwei spitzen Enden, die keine Kanus sind, ebenso traditionelle Kanus, die wegen anderer Konstruktionsmerkmale nicht als solche wahrgenommen werden, aber Segelkanus und eine Diskussion zu den benötigten Schwertern findet man dort durchaus.
Ein Kanu von ihm hier: holzboot.de habe ich mal auf einer Messe gesehen. Die Gewichtsangaben schwanken von Jahr zu Jahr und unterscheiden sich, nach Messe, Prospekt oder Webseite. Sie liegen wohl in jedem Fall deutlich unter einem PE-Kajak und die Verarbeitung scheint erstklassig zu sein. Er macht ein großes Geheimnis darum, was so ein Boot kosten soll, aber es wird, wie er anderen zaghaft andeutete, um die 5ooo liegen. So genau weiß er das vorher halt nicht. So richtig sympatisch waren wir uns also nicht, aber das Boot ist sicherlich gut genug um es mit etwas Pflege an Deine Urenkel zu vererben.
Das wichtigste an Pflege ist, dass das Boot regelmäßig durchtrocknen kann. Lack und Öl kommt erst danach. Die verwendete Oregon Pine (= Douglasie, einen Tacken härter) wäre ohne harte Gifte nicht pilzresistent genug, um ohne über die Jahre Schaden zu nehmen dauerfeucht gehalten zu werden. Lärche gilt in Salzwasser zwar als selbsthärted, ist gemeinsam mit anderen Rumpfhölzern für Wasserlieger aber bekanntermaßen kein Nadelbaum.
Mit dem "wässern" hatte ich aus Erinnerung an Haithabu noch rohe Rümpfe aus Eiche und Fichtenbeplankung im Kopf. Da kam ich mit einem Bootsbauergesellen "auf der Walz" ins Gespräch, der da an einem Neubau eines kleinen geklinkerten Wikingerbootes arbeitete. War sehr informativ und lehrreich zu beobachten. An Lackierte und aus anderen Hölzern gebaute Canadier hatte ich bei meiner Fragestellung noch garnicht auf dem Schirm. So gesehen vielen Dank für die Anregungen, Tipp's und Quellen. Das macht schonmal Mut sich tiefergehend mit dem Thema zu befassen.
Über Holzboot.de bin ich gestern Abend auch durch Zufall gestolpert.
Auf das kennenlernen der Segeleigenschaften eines Canadiers bin ich schon ganz heiß. Mich erstaunt, das man mit entsprechender Technik überhaupt halbwegs am Wind segeln kann.
Eine immer wieder aufs Neue bestättigte Erkenntnis: Wenn man weiß, wonach man suchen muß, dann wird man auch fündig.
Hab eine englische Seite gefunden, in der in einer Bilderserie gezeigt wird, wie ein Prospector aus Speerholz und Kleber in Klinkerbauweise hergestellt werden kann. https://www.boatbuildingacademy.com/boat...res-roger-gray/ In dem Fall sogar ohne Spanten. Leider keine Info's über die Plankenstärke, die bei einer Spantlosen Bauweise notwendig wäre. Und ob das auch mit vernietetem Vollholz möglich wäre.
Durch Zufall erfahren, das das Sägewerk meines Vertrauens auch Eiche, Douglasie und Lärche als Stamm führt und auf Wunsch in gewünschter Qualität und Maße liefern kann.
Jetzt kommt meinem Gefühl nach die schwierigste Teil: Die anforderungen an den Canadier und die daraus resultierende Rumpfform und einen entsprechenden Bauplan zu finden.
"Leider keine Info's über die Plankenstärke, die bei einer Spantlosen Bauweise notwendig wäre. "
Holz ist nicht gleich Holz. Festigkeit und Dichte verlaufen beim Vergleich von Holzarten etwa linear zueinander. 6 mm Okumé oder 4 mm Mahagony sollten reichen. Weniger stellt auch hohe Anforderungen an die Verarbeitung.
"Und ob das auch mit vernietetem Vollholz möglich wäre."
Form ist gleich Form. Ob Stahl-Knickspant oder Carbon mit Balsakern spielt erstnal keine Geige. Von den genannten Hölzern nimmt man im Grunde nur noch Lärche als Plankenholz. Douglasie ist v.a. ein gutes Mastholz. Eiche nimmt man (aus gutem Grund!) nur noch für Spanten. Heimische Lärche ist meistens zu schnell gewachsen, um wirklich dünne Leisten daraus zu schneiden, die man dann noch vernieten kann. Ein Riss und Du hast ein sehr sehr großes Malheur.
"Holz ist nicht gleich Holz. Festigkeit und Dichte verlaufen beim Vergleich von Holzarten etwa linear zueinander. 6 mm Okumé oder 4 mm Mahagony sollten reichen. Weniger stellt auch hohe Anforderungen an die Verarbeitung."
Ja, diese dünnen Plankenstärken bereiten mir auch Kopfschmerzen, da sie blöderweise automatisch schmalere Landungen zur Folge haben. Ein kurzer Blick ins Werkkundebuch sagt 1,5 bis 2-fache Plankenstärke. Bei so schmalen Landungen würde ich mir ehrlich gesagt auch keine Nietungen mehr zutrauen. Es reicht ja eine blödgesetzte Niete und ich erzeuge im schlimmsten Fall einen Reisverschluß. Ich würde es stattdessen lieber mit Leimen versuchen.
"Von den genannten Hölzern nimmt man im Grunde nur noch Lärche als Plankenholz. Douglasie ist v.a. ein gutes Mastholz. Eiche nimmt man (aus gutem Grund!) nur noch für Spanten."
Welcher Grund spricht gegen Eiche als Kiel? Das höre ich jetzt zum ersten Mal und würde mich interessieren. Und welches Holz wäre die Alternative? Mein sich im Kopf entwickelnder Aufbau sieht ein "linsenförmiges" Brett als Kiel vor. Da ich im wesentlichen auf Glasgewebe verzichten möchte, wäre mir ein robustes Holz schon wichtig.
"Heimische Lärche ist meistens zu schnell gewachsen, um wirklich dünne Leisten daraus zu schneiden, die man dann noch vernieten kann. Ein Riss und Du hast ein sehr sehr großes Malheur."
Also wäre importierte sibirische Lärche für vernieten ratsamer? Da ich mich innerlich schon zur verleimten Variante durchgerungen habe, könnte das mit der heimischen Lärche funktionieren?
Bei Berger-Boote bin ich über einen geklinkerten Canadier mit der stitch&glue-Methode gestolpert. Der Riss kommt dem Gewünschten schon recht nah nur leider gibts keine Spant- und Linienrisse zu dem Boot, um sich mal ein genaueres Bild machen zu können. Einfach mal eben dort einen Plan zu bestellen, um festzustellen das es doch nicht das richtige ist, ist mir ä bißl zu heikel. Werde aber mal dort Nachfragen.
Wir sind auch bei den Anforderungen weiter gekommen. Die Wünsche meiner Frau an das Boot sind nach den Erfahrungen auf der mecklenburgischen Seenplatte: Es soll bei Wind und Wellen nicht gleich umkippen bzw. absaufen. Wir hatten zu zweit einen PE-Tanker geliehen und mit zwei 60l Fässern und zwei Packsäcken à 65l beladen. Schätzungsweise waren das mit uns zusammen ~180kg. Leider hatte ich nicht die heutigen Info's und einen Zollstock dabei sonst hätte ich es als Erfahrungsgrundlage mal vermessen. Aus der Erinnerung raus war es knapp mehr als 5m lang, sehr breit ~0,95-1m. Flacher Boden, U-förmig, kurz vor den Steven V-förmig. Die Steven waren leicht nach Außen gestellt. Die Bordwände waren in der Mitte gerade hochgezogen und an den Enden leicht nach Außen (Flare?) gestellt. Wir hatten öfters Wind und Wellen auf dem einen oder anderen See, aber auf einem See hatten wir gut Gegenwind und Wellen mit durchgehenden Schaumkronen mit Wellenlängen von 1,5-2 Bootslängen. Höhe war aus Erfahrung geschätzt 40cm. Stur gegen die Wellen lief es stabil und trocken bis auf vereinzelt ein bißchen Gischt, aber schräger als 30° wollte ich die Wellen mit dem Boot nicht anlaufen, geschweige denn Wenden. Bei Wellendurchgang in Bootsmitte waren es noch knapp 10cm bis zum Süllrand. Wir sind dann in dem Winkel stur quer über den See. Bevor wir da raus sind, hatten wir die Schwimmwesten angezogen, die Ladung verzurrt und besprochen was jeder zu tun hat, wenn was schieflaufen sollte.
Da wir lange Touren nur zu zweit machen und dann entsprechend Gepäck mitkommen wird, würde ich max. von 250kg Zuladung (die wir höchstwahrscheinlich nie erreichen werden) ausgehen. Platz für eine dritte Person (meine Tochter) wäre nur bei kleinen 1-2 Tagestouren nötig. Wäre wahrscheinlich mit einem einhängbaren Sitz machbar. Die Bootslänge gibt das Transportfahrzeug vor. Mein Wagen ist 3,5m lang und nach hinten sind bei längeren Fahrten max. 1,5m Überhang erlaubt. Sprich 5m. Bei der Breite häng ich so zwischen 95-100cm. Geschwindigkeit ist nicht oberste Priorität. Eine gute Stabilität und brauchbare Wendigkeit sind da wichtiger.
Hauptnutzungsbereich werden eher Seen und weniger Flüsse sein. WW-Flüsse sind garkein Thema für mich und meine Frau würde sich dabei in die Bux xxxxxx.
Ein spezielles Anliegen ist die Segelbarkeit. Für mich interessant das Boot auch mal alleine etwas sportlicher zu segeln. Bei Wanderfahrten zu zweit als Abwechslung und Reiseunterstützung.
Ich hatte anfänglich und aus Unkenntnis den "Prospector" als Basis auf dem Schirm, bin da jetzt aber etwas von weg und suche einen passenderen Riss.
Puh, soviel Text schreib ich selten. Ich hoffe ich hab nichts wesentliches vergessen
Erfahrungen mit Klinkerbauten aus Sperrholz gibt es in Hülle und Fülle - mit dem Waarschip. Bei einem Kanu, Sperrholz und Klinker, würde kleben reichen. Vorteil eines reinen Holzbaus, dass man viel mechanisch und gerade anfangs wenig mit Chemie macht. Das ergibt ein angenehmes Arbeiten.
Eiche nimmt man natürlich außer für Spanten auch für Längsspanten, darunter ein Kielschwein, auch für Steven usw. Eiche kann aber Probleme machen, die andere Holzarten einem ersparen. Wenn das Boot aber dauerhaft im Wasser liegen wird, ist Eiche als Spantenholz ( und was sonst so darunter fällt) sicherlich die erste Wahl.
Ein Boot zu klinkern ist viel Arbeit, schon eine defekte Planke an einem geklinkerten Boot zu ersetzen ist nicht ohne. Eine besondere Schwierigkeit ist das Nieten. DieNieten dürfen sich später auch nicht in das Holz derart reinziehen, dass es nach einem Winter an Land undicht wäre. Das alles ist relativ kompliziert. Es wäre dsArgumemt für Sperrholz-Klebe-Klinker. Wenn Du weißt welche Probleme es bei Waarschip und anderen Sperrholzbooten geben kann, weißt Du gleichzeitig, worauf zu achten ist. Es führen trotzdem viele Wege nach Rom.
Sportliches Segeln würde ich nicht anpeilen. Eher entspannten Vortrieb. Bei mehr unterliegt ein Rumpf Belastungen, für die er konstruiert sein muss. Ein verstagter Mast und ein solider Süllrand wären erste Schritte, um Kräfte in größere Teile des Rumpfs zu leiten. Dazu ein nicht zu steifer Mast, der rechtzeitig meldet, wann es ihm mulmt.
Vielleicht hilft das schon bei der Entscheidungsfindung, wenn nicht, her damit Chris
Es ist nicht geplant das Kanu dauerhaft im Wasser zu halten. Falls das so verstanden wurde, hab ich mich wahrscheinlich mißverständlich ausgedrückt. Gelagert werden soll der Canadier trocken und vor Sonne und Hitze geschützt unter dem Dach unserer luftigen Garage.
Da ich im Augenblich wenig Zeit habe, melde ich morgen nochmal ausführlicher.
es wäre zwar möglich gewesen, manche machen das, aber ich war nicht wirklich davon ausgegangen. Das Hauptproblem bei Eiche ist, dass wenn es mal richtig durch und durch nass war, dann durch und durch trocknet und das einige Male, sich das Holz meistens verzieht. Solange es meistens nass ist, macht Eiche außrdem keine Probleme, wenn es meistens trocken ist auch nicht, aber dann braucht man auch keine Eiche.
Zurück zu den realistischen Sachen: 1,5 bis 2-fache Plankenstärke ist logischerweise Käse ... bei 4 mm Mahagonysperrholz. Man nimmt entsprechend mehr. Die Nieten dürfen ja nicht ausreißen. Das Werkkundebuch wird andere Boote* und dadurch andere Plankenstärken im Blick gehabt haben. Man nimmt deutlich mehr und würde die jeweils untere Planke oben mit einem Balsahobel leicht (!) anschäften. Wenn das ganze Boot fertig ist, klebt man alles nötge ab, dreht das Boot um und macht Epoxid-Fillets rein. Nicht zu viel Verdickungsmittel beigeben, weil sich dann etwas Harz in den Spalt zwischen den Planken zieht. Wegen der besseren Penetration lasse ich bei Sperrholzrümpfen möglichst die grundierende Epoxidschicht weg und mache einen konservativen Lackaufbau mit 2K-PU-Lack. Zieht viel tiefer ein und ergib mit weniger Schleifen eine insgesamt bessere Oberfläche. Innen Alkyharzlack. Entweder außen oder innen Klarlack (weils besser ist) Alkydharz innen meldet sich, wenn er von unten nass wird - lange bevor man dunkle Stellen kriegt.
Sibirsche Lärche ist auch sehr gut, aber man muss doch etwas dickere Leisten nehmen. Du hast, anders als bei 3fach-Sperrholz ja keine quer verlauende Lage, die alles zusammenhält. Außerdem werden die Leisten schmäler sein, um weniger Fehlstellen zu haben. D.h. mehr Verschnitt, mehr Schäften und aneinanderleimen. Um noch einen draufzusetzen, wäre ein Riftschnitt (mit stehenden Ringen) ideal. Bei Epoxifillets oder -Verklebungen hat man immer das Problem, das Holz gründlich genug zu entfetten. Am besten alle Leisten gut durcherhitzen und vor dem Abkühlen alles mit reichlich Aceton abpinseln. Tut man es nicht, hat man Fehlstellen in der Verklebung. Der Lack kanns richten, aber optimal ist das ja nicht. Beim Schäften und Verlängern daher besser Ponal-D4 nehmen, einen Zahnstocher als Zapfen gegens Verrutschen und dann P-R-E-S-S-E-N (!)
Nimm besser Sperrholz. 6mm Okumé oder 5mm wenn dann noch 3faches ist. Gerade dann, wenns außen farbig lackiert werden soll und es nicht zu teuer werden soll. Okumé klebt sich auch leichter als Mahagony. Mahagony, wenn es klarlackiert werden soll und Du Dir klarlackwürdiges Arbeiten zutraust. Ein Magagonyrumpf wird gemäß des inzwischen gut 70jährigen Erfahrungsschatzes, den man mit Sperrholzbooten hat, wahrscheinlich länger halten. Es gibt recht viele Sperrholzboote aus den 50ern und 60ern, die noch leben, nebenbei ganz ohne Epoxid-Glasgewebe-Schicht
Bei mir isses umgekehrt, habe nacher keine Zeit ;-) Chris
* Es gibt beispielsweise eine Faustformel zur Ermittlung der Plankenstärke und bei enem Kanu, das ich mal gebaut habe, erhält man für fast alles den Wert 1 - die Formel kann man sich da zumindest schenken.
Andreas Schürmann
(
gelöscht
)
Beiträge:
16.09.2019 11:39
#15 RE: Gibt es Erfahrungen über reine Holzcanadier?
Völlig unabhängig vom wie und was, halte ich es für fast unmöglich ein erstes Boot zubauen, das den eigenen Wünschen entspricht, wenn man diese Wünsche gar nicht einer Bootsform zuordnen kann.
Um unser Tandem so zu bekommen wie ich/wir es haben wollten, haben ich/wir bestimmt 50 Boote zur Probe gefahren. Ich habe von zehn Booten Zeichnungen gemacht und 5 Modelle im Bereich 40-80 Zentimeter gebaut. Das klingt viel, aber hunderte von Stunden in einen Bau zustecken der dann nur durchschnittlich den Wünschen entspricht, ist Zeitverschwendung.
Geht es um günstig, kauft man gebraucht, mit Baukenntnissen etwas defekt. An den ganzen Segelerfordernissen kann man reichlich basteln.
So weit meine Gedanken zum Thema.
Unser WoodCanvas Boot ist 4cm "offener" als das Original und hat Eschen- statt Kiefernrippen, wie sehr das die Eigenschaften des Bootes verändert hat ist extrem. Für unsere sehr speziellen Wünsche passt es genau, aber bei solchen Experimenten kann man trotz guter Vorbereitung auch eine Niete basteln die bei jeder höheren Welle volltankt.
In Vollholz, klein und segelbar solltest du zumindest mal einen Blick auf die Gokstad Beiboote(per edit "Oseberg" korrigiert) werfen, nicht paddel- aber ruderbar.
Ok, jetzt versteh ich Deinen Einwand mit der Eiche. Du meinst das Quell- und Schwindverhalten. Da werd ich mal die verschiedenen Hölzer vergleichen.
Gestern, beim groben skizzieren, löste sich der Knoten in meinem Kopf. Ich ging von dem Buch aus und hab das Anhand der lapstrake Boote auf normalen Klinkerbau angewendet. Die S&G haben aber deutlich weniger Planken und damit weniger nutzbare Überlappung. Das scheint für die Bauweise zu reichen. Verdopple ich die Anzahl der Planken, halbieren sich Landungswinkel wodurch die überlappende Fläche deutlich breiter wird. Damit wäre auch genügend Fleisch für die Nieten über. Vergleiche ich diese Erkenntnis mit Bildern alter geklinkerter Canadier, scheint das zuzutreffen.
@Andreas Mit absenden meiner Frage war mir eigentlich klar, das die Frage zur Rumpfform im Grunde naiv ist. Jedes Boot ist in Summe seiner Eigenschaften ein Kompromiss.
"Man nimmt deutlich mehr und würde die jeweils untere Planke oben mit einem Balsahobel leicht (!) anschäften."
Die Landung plan zur nachfolgenden Planke hobeln/schleifen bzw. am Steven in die Sponung einlaschen ist mir bekannt und so auch angedacht.
"Wenn das ganze Boot fertig ist, klebt man alles nötge ab, dreht das Boot um und macht Epoxid-Fillets rein. Nicht zu viel Verdickungsmittel beigeben, weil sich dann etwas Harz in den Spalt zwischen den Planken zieht. Wegen der besseren Penetration lasse ich bei Sperrholzrümpfen möglichst die grundierende Epoxidschicht weg und mache einen konservativen Lackaufbau mit 2K-PU-Lack. Zieht viel tiefer ein und ergib mit weniger Schleifen eine insgesamt bessere Oberfläche. Innen Alkyharzlack. Entweder außen oder innen Klarlack (weils besser ist) Alkydharz innen meldet sich, wenn er von unten nass wird - lange bevor man dunkle Stellen kriegt."
Das ist interessant und evtl. nützlich zu wissen. Zum Verständnis: Das lackieren der Innenseite empfiehlst Du aber nur bei Sperrholz?!
"Sibirsche Lärche ist auch sehr gut, aber man muss doch etwas dickere Leisten nehmen. Du hast, anders als bei 3fach-Sperrholz ja keine quer verlauende Lage, die alles zusammenhält. Außerdem werden die Leisten schmäler sein, um weniger Fehlstellen zu haben. D.h. mehr Verschnitt, mehr Schäften und aneinanderleimen. Um noch einen draufzusetzen, wäre ein Riftschnitt (mit stehenden Ringen) ideal."
Den Begriff Riftschnitt kannte ich noch nicht. Werd ich mir merken. Ich kannte bisher nur Radialschnitt oder stehende Jahresringe und das der Schnitt optimal für Planken ist.
Im Moment bin ich am überlegen zweigleisig zu fahren und mir einen geklinkerten Canadierbausatz aus Sperrholz zu bauen und parallel einen Eigenbau zu planen. Platz für zwei Canadier wäre vorhanden. Bei der Rumpfform kam mir jetzt die Überlegung doch einen Prospector als Basis zu nehmen aber den Linien-/Spantriss Überwasser zu ändern.
Es geht mir garnicht ums Geld sparen. Wir könnten uns auch eines kaufen, aber der Selbstbau reizt mich ungemein. Mit 30 hatte ich den unausgegorenen Plan, wenn ich mal 50 bin, meinen Jugendtraum zu realisieren und anzufangen ein Boot zu bauen und mit Beginn der Rente in den Sonnenuntergang zu segeln. Jetzt bin ich 40, hab die Möglichkeiten und frage mich warum ich solange warten soll ;-)
Andreas Schürmann
(
gelöscht
)
Beiträge:
17.09.2019 12:32
#18 RE: Gibt es Erfahrungen über reine Holzcanadier?
>>> Prospector ... ist ja mehr ein Sammelbegriff, da gibt es sehr viele Versionen. Alles was dicht am Original ist, wird ohne zusätzliche Beladung von Anfängern oft als kippelig empfunden. Bei Autos wäre der Original-Prospector ein Allrad-Pickup.
Ja, das Beispiel Prospector mit seinen unzähligen Variationen ist wirklich sehr irritierend. Bleibt wohl nur der Sprung ins kalte Wasser. Ein positives Beispiel, wie es sein könnte: Von Tragflächenprofilen kenn ich es so, das es für jedes Grundprofil eine entsprechende Benennung gibt und die Abweichungen von diesem Grundprofil (Z.B.: mehr Profiltiefe, Streckung, etc.) im angehängten Zahlencode als Prozentangabe wiedergegeben wird. Mit diesem Zahlencode lassen sich diese Abweichungen immer wieder 1:1 herleiten.
@Andreas Schürmann: Deinen Tipp mit dem Ruderboot hatte ich total überlesen. Über kleine Umwege bin ich bei Kanu Krauss fündig geworden und über den Bauplan des Stoney Lake 16 gestolpert. Der kommt vom Riss her meiner Vorstellung sehr nahe. Die Breite von 107cm würde ich aber auf unter 100cm stauchen und die Länge von 488 auf 500cm strecken.