Ein freundliches Hallo Allerseits aus dem schönen Windecker Land an der Sieg. Nachdem ich nun seit geraumer Zeit das Forum genieße und manch guten Tipp erlesen habe, melde ich mich ebenfalls mal an und zu Wort. Mein Name ist Wolfgang Schmitz und ich treibe mich nunmehr seit 52 Jahren mehr oder weniger nah an der Sieg herum, als Kind in den Mündungsauen, jetzt im Oberen Bereich. Boot fahren war schon immer mein Ding, als Kind hab ich mir den ein oder anderen Fischernachen mal kurz „ausgeliehen“, später bin ich als Skipper, auch auf dem Eigenen, Dickschiff, gesegelt.
Seit einigen Jahren hat sich die Bootsbegeisterung auf’s Kanu fahren „reduziert“. Wobei ich allerdings vielen Vorrednern absolut recht gebe, wenn sie das Kanu als das Universellste unter den kleinen Booten bezeichnen.
Vor allem dann, wenn man, wie ich segelbegeistert, dem Kanu Mast und Segel verpasst. Eine 5-Meter-Jolle bekommt man allein nicht aufs Autodach und Flusspaddeln geht damit sowieso nicht.
Entschließe ich mich nun aber, meinem Kanu das Segeln bei zu bringen, muss mir klar sein, dass ich damit ein Segelboot baue. Es bedarf schon sehr stabiler und ausreichend großer (damit auch schwerer) Seitenschwerter und Pinnenfläche. Auf den meisten Fotos von Segelkanus erscheint mir der Lateranplan in Größe und Dicke deutlich unterdimensioniert, vor allem dann wenn nur ein Schwert angebaut wurde und dieses nur an einem Drehpunkt ankert. Selbst kleinste Opti-Jollen haben einen stabilen Schwertkasten mit 70 cm Schwert-Tiefgang. Die seitlichen Abdrift-Kräfte bei Halbwind- und Amwindkursen, denen das Schwert entgegen wirken soll, sind auch schon bei 2 Windstärken nicht gering. Da biegt ein „leichtgebautes“ Schwert schon mal gerne seitlich weg. Deswegen schließen sich ein der Segelphysik angepasstes und dennoch leichtes, tragbares Kanu gegenseitig aus. Man segelt eh nur auf Seen oder an der Küste, da spielt ein Umtragen von entsprechend höherem Gewicht keine Rolle, außerdem hab ich einen Bootswagen. Will ich Flusspaddeln bleibt der Segelkram zu Hause.
Ich habe nun ein altes Coleman 16 mit einem gebrauchtem 3,5m² Opti-Segel versehen. Die außen hängenden Schwertkästen mit den schwenkbaren (70 cm Tiefgang) Schwertern, sowie das Ruderblatt (50 cm Tiefgang) sind aus Siebdruckplatten gebaut. Die Schwertkästen werden außen rum mittels Spanngurten am Rumpf befestigt, sind somit dem Segeldruckpunkt anpassbar. Die Pinnensteuerung hängt an zwei Ösenschrauben, die als einzige Bauteile fest im Rumpf verbaut sind. Der Mast, Baum und Spiere sind aus Alu-Rohr selbst gesägt und mit BAUHAUS Beschlägen versehen. Das gesamte Material für Rigg, Schwerter und Pinne hat weniger als 250€ gekostet.
Die Sitze hab ich weggelassen, um im „Cockpit“ mehr Platz und um den Schwerpunkt tief im Boot zu haben, außerdem ist „vorn“ jetzt hinten. Anstelle dessen sitze ich, wenn ich paddeln muss, auf zwei dicken zusammen gerollten Isomatten. Sind auch ideal zum kniend paddeln. Diese Rolle, mit einem entsprechend lang eingestelltem Spanngurt durch die Mitte gezogen, dient gleichzeitig als Auftrieb-Einstieghilfe/Treppe nach der Kenterung, man könnte auch darauf schlafen.
Bei Böen bis 5 Windstärken auf dem Veleuwemeer und Krängung bis Einsteigen von Wasser in Höhe der Schwerter bin ich sehr positiv überrascht wie stabil das Kanu ist (von wegen Kentern) und wie hoch es am Wind laufen kann. Ebenfalls bin ich total begeistert wie schnell das kleine Boot ist. Eine Tagesetappe von insgesamt ca. 35 km habe ich bei einer max. Windstärke von 2 und fast Windstille auf der Rückfahrt in 7 Stunden erbracht.
Ein Zukunft-Projekt ist der Bau von Ama’s (seitliche Zusatzrümpfe gegen Kentern) und Ausbau des Kanus zum Trimaran. Ein 6,5m Mast mit 11m² Segelfläche soll den Tri dann fahrtentauglich machen.
Einen 5-PS-Yamaha Außenborder seitlich am Boot auf einer provisorischen Motorhalterung habe ich auf dem Veersemeer mit Spaß erprobt. Einziger Nachteil ist die Kenterneigung wenn man nicht im Boot sitzt und körpermäßig austariert. Da muss man höllisch achtgeben, denn ein Verbrennungsmotor mag nach dem Tauchen einfach nicht mehr.
Sehr gute Erfahrungen (auch beim Wintertreffen „Altes Elefantentreffen Nürburgring) habe ich mit dem Spirituskocher ORIGO 1500 gemacht. Das Teil in einer gelöcherten Alu-Kiste geht auch sehr gut als Zeltheizung und Küche im Zelt. Spiritus kann man wirklich überall kaufen und brennt auch bei Minus-Graden, im Gegensatz zu Gas. Eine gute Feueranzündhilfe ist Watte mit Vaseline verknetet. Brennt auch im feuchten Wetter sehr gut.
Schön, dein Boot! Klingt sehr brauchbar, ein paar Detailfotos (Schwerter- und Ruderbefestigung) würden mich sehr freuen! Wie hast du es gemacht, dass das Ruder klappbar und trotzdem fest ist?
Hallo Wolfsmith! Erst mal Herzlich Willkommen im Forum! Deine mit sparsamsten Mitteln konstruierte Besegelung sieht sehr gut aus. Bin auch gespannt auf die Trimaran-Fortsetzung mit Amas. Wir sind vor drei Wochen aus Bayern ins Havelland Nähe Berlin gezogen und ich überlege mir für die nächste Saison auf den Havelseen eine ähnliche Besegelung zu versuchen. Ich weiß nur nicht, ob das mit der superleichten 16kg (SWIFT MATTAWA)- Version klappt. Gruß! Fred&Caroline
Detailfotos von Pinnenanlage und Schwertkästen muss ich leider erst noch machen. Wird ein paar Tage dauern, hab noch ein paar aktuelle Segelfotos von letzter Woche auf dem Veleuwemeer. Wenn dir eine wortreiche Beschreibung ebenso willkommen wäre, könnte ich dir 'ne E-Mail zukommen lassen.
ich glaube, das Gewicht des Bootes ist vollkommen egal. Ausschlaggebend sind die Haltepunkte für Mastaufnahme, Verstagung und Halteösen für die Pinnensteuerung. Lässt sich aber alles bauen. Z.B. kann man 3mm dickes Alu-Flach der Rumpfinnenform angepasst biegen und unter den Süllrand klemmen und dort fast unsichtbar fixieren um so den Rumpf nicht zu verändern. An diesem Alu-Flachmaterial könnte man einen Mastfuss, am oberen Ende die Mastwanten befestigen. Auf ähnliche Weise ließe sich auch eine Pinnensteuerung befestigen.
Einzige Bedenken hätte ich bezüglich der gesammten Haltbarkeit des Kanus. Das geringe Gewicht ist ja nur durch entsprechend dünnes Material erreichbar. Ob dieses dann beim Segeln nicht insgesamt Schaden nimmt (feine Risse, Materialbrüche) kann ich nicht beurteilen.
Bei meinem schweren PE-Boot mit Aluskelett mache ich mir diesbezüglich überhaupt keine Sorgen.
Nee, Wolfsmith, inzwischen denke ich, daß es für die leichte Kevlar- Mattawa ne Verschandelung wäre, da eine Besegelung zu montieren. Aber wir haben ja noch das sit-on-top Zweier- Kajak Hobie mirage mt Pedalantrieb. Bei dem läßt sich ganz leicht ein kleines Vortriebssegel anbringen. Die Flossen in Mittelstellung dienen als Schwert. Das Teil gibts auch als schnellen Zweier-Trimaran mit größerer Besegelung und ausklappbaren Amas.(Kostet ca. 5000 Mücken hahihaha!) Unser einfaches Tandem PE-Kayak ist zu schwer, um es ständig aufs Autodach zu hieven. Aber wir haben jetzt einen schönen Liegeplatz an der Havel gekriegt. Da bleibt es und wir können damit ne schnelle Runde drehen wie mit nem Tandem-Liegerad oder eben irgendwie zusätzlich besegeln. Gruß! Fred
eine Wortreiche Beschreibung würde mich sehr freuen. Wenn du sie nicht hier posten willst (und viele interessierte Mitleser erfreuen willst), so sende ich dir mein e-mail als PM (Private Mails hier im Forum)
Vielen Dank für das herzliche Willkommen!! Da wohl ein verbreitetes Interesse an meinen Basteleien besteht, werde ich in den nächsten Tagen dann doch mal Detailfotos von den einzelnen Bauteilen machen. Denn Foto's sagen ja bekanntlich mehr als viele Worte.
Moin Wolfsmith, mit Deinen Segellösungen verstärkst Du die hier anwesende Segelfraktion-herzlich Willkommen. Zu diesem Thema gibt es schon einige threads mit Lösungen,Segel-Tourberichten,Detailbildern (Suchfunktion) usw. Am ersten September Wochenende findet im Raum Bremen jährlich eine Canadiersegelregatta statt (Bericht hier im Forum). Vielleicht eine gute Möglichkeit des sich Umschauens, Erfahrungsaustausch... Viele Grüße docook
Moin Axel, Ein Vorschlag: Vielleicht schaffen wir es im 2013 mal, gemeinsam auf Segeltörn zu gehn. ...das würde mich ja auch mal reizen-aber die segelst uns ja sofort davon. Und das am Strand stehende,Bier- oder Weinglas schwenkende, entspannte Lächeln könnte ich nur schwer ertragen Viele schmunzelnde Grüße docook
Vielen Dank für das Lob!! Und hier nun Details, ich belasse es einfach mal bei den Bildern, sollten Fragen zu dem ein oder anderen Unklaren bestehen, kann ich diese gern HIER beantworten. Das meiste sollte zu erkennen sein. Die Ösenschrauben an dem Alu-Oberteil der Pinnensteuerung haben ihre Gegenstücke festverschraubt im Rumpf. Und die bleiben als einziges nach dem Rückbau zum Paddelkanu am Rumpf zurück und sollten beim Flusspaddeln nicht sonderlich stören.
Einem gemeinsamen Segeltörn, bei dem man dann die vielen Lösungen direkt vergleichen kann, natürlich auch in Geschwindigkeit, fände ich schon recht spannend. Sollte man organisieren.
Und wo wir gerade beim Aufrüsten sind: ich bin noch auf der Suche nach einem Optimist Segel, welches mit Bändsel angeschlagen und nicht von oben über den Mast gestülpt wird. Weiterhin möchte ich gern das Vorderstag am Masttop anschlagen um daran dann noch eine Fock anschlagen zu können. Dieses Segel werde ich dann wohl anpassen müssen, dazu suche ich noch eine gebrauchte Fock von einer Jolle oder eines kleinen Dickschiffes bis 8m. Fragt auch mal im Bekanntenkreis nach. Oft liegt noch was altes vom verstorbenen Opa auf dem Dachboden rum.
Erst einmal DANKE für die Bilderflut - du hast recht, vieles erklärt sich selber oder durch das davor gehaltenen Gliedergelenkstabmaß. Nur eine Frage bleibt mir zur Zeit: Wie sorgst du dafür, dass das Ruderblatt nicht aufschwimmt, sondern mit seiner ganzen Größe im Wasser bleibt?
bei meinen Eltern in Lohmar liegt noch das alte Segel von einem nicht mehr existierenden Wiking Schlauchboot. Ob auch eine Fock dabei ist muss ich gucken. Melde mich dazu noch bei dir, wird aber bis zum nächsten WE dauern.
Gruß Björn
Das Reisen auf der Mitte der Straße war wirklich langweilig, so wendete ich mich dem Straßengraben zu. Es war ein rauer Ritt, aber ich traf interessantere Leute.
Auf dem oberen Rand des Ruderblattes (ebenso auf den oberen Rändern der Seitenschwerter) habe ich mit einer Oberfräse eine Nut eingebracht. Darin wird ein Bändsel (Durchmesser ca. 5mm, an der zum Heck gewanten Seite angeschraubt), geführt. Mit diesem Bändsel, welches dann noch durch Ösenschrauben an den vorgesehenen Positionen geführt wird, kann ich das Ruderblatt aus der Waagerechten in die Senkrechte ziehen und dann am vorderen Ende der Pinne an kleinen Klampen belegen. Ebenso, nur eben anderherum halte ich mit einem zweiten Bändsel das Ruderblatt in der Waagerechten wenn ich in sehr flachen Wasser unterwegs sein möchte bzw. wenn ich das Boot auf dem Bootwagen geschnallt durch die Gegend ziehe. Somit ist das Ruderblatt immer durch eins der beiden Bändsel in einer beliebigen Position zu fixieren. Genauso halte ich das mit den Seitenschwerter. Im Veleuwemeer ist es teilweise so flach, dass ich die Schwerter lediglich ca. 20 cm im Wasser hatte. Reichte allerdings schon aus um sehr hoch am Wind zu segeln. An den Schwertern habe ich am unteren Ende eine Bändselhalterung angebracht, woran ich das Schwert in jeder beliebigen Höhe hochhalten kann. Die auf den Segelfotos zu sehende Brücke zwischen den Seitenschwerter habe ich bei späteren Törns weggelassen. Die Schwertkästen waren dann nur noch durch die beiden Spanngurte miteinander und aussen um den Rumpf am Boot fixiert. War absolut ausreichend und immer noch sehr stabil.
Das freut mich sehr, so schnell eine Resonanz auf meine Sucheanfrage zu erhalten. Ggf. wäre auch das Großsegel interesant. Würde ich mir gerne angucken.