Zitat von Trapper im Beitrag #20 Mich würde jedoch auch interessieren wozu es so viel Flex am Paddel braucht??
Ich könnte mir zwei Gründe denken, die beide zusammenhängen: - ein "Bentshaft"-Effekt wärend der Vortriebsphase des Paddelschlags - ein "Peitschen"-J, wenn das Paddel am Ende des Schlages gedreht wird und die Spannung sich zur Onside abbaut. Keine extra Hebelbewebung nötig.
In einem geben ich Jörg 100% Recht- es geht wohl nicht nur um die Sache. Das steht meist ne ganze Ideologie dahinter.
Ich bin ja als praktizierender Tischlermeister nicht ganz materialfremd und masse mir da eine gewisse Fachkompetenz an. Auch, weil ich schon eine ganze Menge Paddel selbst gebaut (und verkauft) habe, aus dem Vollen, verleimt, formverleimt, gedämpft, was halt alles so geht. Und ich würde mich über Fotos und Aufbau der reinen Holzpaddel freuen, die so etwas können. Ich hab's nicht zustande gebracht, egal mit welchem Holz und welchem Aufbau. Es wird immer zu steif oder es fehlt die nötige Festigkeit.
Ob ein dermassen biegsames Paddel sinnvoll ist oder nicht, steht zunächst auf einem anderen Blatt. Es geht ja darum, ob Holz die besseren, dh elastischeren Materialeigenschaften hat. Steifer kann man konstruktiv ganz einfach lösen. Aber wie ich schon schrieb: es fährt sich toll (edit: Das ist kein Stechpaddel). Und natürlich geht es um Biegeradien. Je kleiner, je weicher.
Zum Thema Flex: Egal, auf welcher Baustelle ich nach ner Flex frage, verstehen Kollegen aller Gewerke das als eine Frage nach nem Winkelschleifer. Wiki schreibt dazu: "der Markenname Flex wird im Deutschen als Gattungsname verwendet "
Wenn Holz denn so toll ist: Warum haben die Paddel heute Harzkanten, meine Museumstücke aufgenietete Kupfer- und Alustreifen?
Wenn sich HansGeorg wundert, dass GFK das kann, dann zeigt das imho lediglich, dass er sich bei dem Werkstoff doch nicht so dolle auskennt.
Wenn natürlich Gewicht, Homogenität oder Festigkeit keine Rolle spielen, wenn Bauchgefühl, Nostalgie und Optik entscheidende Rollen spielen, sind sachliche Argumente natürlich obsolet. Welches Paddel jetzt in der Gesamtbilanz tatsächlich das ökologischere ist- ich möchte mir da kein Urteil anmassen. Bis so ein Sück Holz, nehmen wir mal die bei Paddeln beliebte BlackCherry, hier in D auf meiner Hobelbank liegt, ist auch schon ne Menge Diesel anteilig verbrannt worden.
Nicht, dass wir uns grundsätzlich missverstehen: Ich mag Holzpaddel, ich besitze eine ganze Reihe davon, stelle sie her, verkaufe sie, benutze sie oft und gern und sie haben gewisse Vorzüge. Aber halt auch eine Menge Nachteile. Und die möchte ich nicht wegloben.
Mein Paddel ist federleicht, hat enormen Flex (Abkürzung des Begriffes "Flexibilität"), ist aus massivem, geölten Sassafras Holz. Harzkanten oder ähnliches brauche ich nicht. In der "Racine" Form das perfekte Paddel. Für mich als Behinderten kommt es auf Effektivität an, nicht auf Glaubensfragen. Mit diesem Paddel bekomme ich den grössten Effekt bei geringstem Kraftaufwand.
Mein Rat: Paddel nehmen und ausprobieren, Holz, Plastik, GFK oder wasauchimmer, es sollte zu Deiner Art zu paddeln passen, glaube keinen Materialanbetern ... nimm es in die Hand und paddel .. dann wirst du ES finden!
Zitat Es geht ja darum, ob Holz die besseren, dh elastischeren Materialeigenschaften hat. Steifer kann man konstruktiv ganz einfach lösen
Nö, wir haben nur gemeint das es vergleichbare flexible Eigenschaften hat!
Zitat Ich behaupte, die Flexibilität von GFK is mit Holz nicht zu erreichen, auch wenn immer wieder anderes erzählt wird.
Das war die pauschale Aussage um die es ging und die in ihrem Kern den Widerspruch einfach herausfordert! Ich denke Klaus hat da schon ganz recht, das jeder das ihm passende "Handwerkszeug" selber finden muß. Für mich ist es in der Mehrzahl der Fälle halt ein Holzpaddel geworden, weil ich den Werkstoff einfach mag und mit den kleinen Nachteilen gut zurecht komme.
Ich hab gerade mal so verglichen, Riekes Tourenpaddel, das sehr viel Flexibilität im Blatt hat erreicht diesen engen Biegeradius, wie er auf raftinThomas Bild gezeigt wird, nicht. (Ist ja aber auch eine Eski-Latte auf dem Bild.) Dennoch ist mir das Tourenpaddel schon zu elastisch.
Flexibilität findet man sicher eher bei Holzpaddeln, weil es dort viel leichter herzustellen ist. (noch zu steif, hobeln, noch zu steif, hobeln usw.)
Bei Faserverbundwerkstoffen muss beim in die Form packen alles stimmen, da ist nachträglich keine Korrektur mehr drin. Wer sehr ordentlich und gleichmäßig arbeitet, wird sicher schon nach einigen Dutzend Paddeln den Prozess im Griff haben und in GFK eine definierte Flexibilität erzeugen können.
Mit der Optik könnte ich mich ja vielleicht noch anfreunden, aber ich fasse lieber Holz als Glasfaser an. Das leichteste Paddel, das ich je in der Hand hatte war aus Kohlefaser, aber das welches ich am liebsten paddle aus Holz (ist auch nicht problematisch schwerer). Für präzise/schnelle Manöver kann ich ein elastische Paddel überhaupt nicht gebrauchen, um stundenlang zu paddeln finde ich es angenehm.
Gruß Andreas
"Wie wir die Welt wahrnehmen, hängt davon ab, wie wir uns in ihr bewegen." F. Schätzing
Du lieber Himmel, wenn ich gewusst hätte, was für eine Lawine ich mit meiner Frage lostreten würde ...
Ich finde aber doch hochinteressant, was ich hier an verschiedenen Meinungen lese. Obwohl ich seit etwa 32 Jahren Canadier fahre, (Schweden, Mecklenburg-Vorpommern) und früher auch viele Jahre in den Alpen Wildwasserkajak, bin ich wohl materialmäßig bis vor kurzem immer beim Alten, d.h. meiner Erstausrüstung geblieben und habe mir damit wahrscheinlich viele neue Erfahrungen verstellt. Sobald eines Eurer Treffen irgendwo für mich erreichbar stattfindet, werde ich gerne einmal andere Boote und Paddel ausprobieren.
Heute Aussagen von Charlie Wilson zum Thema: http://www.myccr.com/phpbbforum/viewtopic.php?f=20&t=40512 "Flexible shafts may be more restful, but all additional characteristics are bad; slowing progress and compromising control. Those feeling a need for a flexible stick to cushion joint strain might be better off looking to smaller, more cambered blades to ease joint loading." Interessant: Steiffigkeit für Kontrolle und Wirkung, gewölbtes Blatt mit kleinerer Fläche statt Flex zur Schonung der Gelenke.
was für Eigenschaften wünschen sich denn Paddler von ihrem Paddel? Mal ein Versuch ein paar Kategorien zu bilden. Preis, Gewicht, Ästhetik, Haptik, Steuereigenschaften, Kraftübertragung, Blattform, Robustheit...?...
Die mechanischen Eigenschaften (spezifisches E-Modul, spezifische Zugfestigkeit) von Composites und Holz sind enger beeinander als man zunächst vermusten würde. Nur wenn die Blattkante extrem schmal werden soll oder ein Gewicht bei 300 g angestrebt wird, findet man keine Holzpaddel mehr am Markt. Also "Flex", Steifigkeit, Kontrolle kann man mit beiden Werkstoffen hinbekommen, wenn man im Bereich 500g oder aufwärts schaut.
Wenn man gekehlte Formen braucht, dominieren Compsite-Paddel. Teilbare Schäfte ("Ersatzpaddel") sind auch nicht in Holz zu bekommen. Bis 50 Euro dominieren Spritzguss-Alu-Paddel. Ab 60 Euro wird es unübersichtlich, auch in Sachen Gewicht.
Am Markt konkurieren Paddelhersteller, die man an 10 Finger anzählen kann, mit einem überschaubar kleinen Markt an Kunden. Ich versuch mal zu polarisieren: Auf der einen Seite wird das Paddel ohne langes Testen mit dem Boot gekauft und dann 20 Jahre genutzt. Auf der anderen Seite sind die "Freeks" mit ganz speziellen Vorstellungen für die Nische, in der sie paddeln. All diese Kunden sind meist keine Fachleute, sonder haben Halbwissen bis Unwissen. Aber oft eine ganz klare Vorstellung was "richtig" ist. Für die Hersteller und Händler, glaube ich, ein ganz schön undurchschaubares Sammelsorium an Bedürfnissen.
Was wurde zu Holz noch nicht gesagt? Es ist in der Herstellung klein(st)er Serien viel einfacher für die Hersteller. Bei Composite sind Versuche und Evolutionen aufwendiger. Wenn du also ein Paddel sucht, das in Blattform, Schaftlänge und Blattgröße optimal zu dir passt kannst du bei den großen Herstellern suchen. Die Alternative zum Suchen heißt in unserem Raum P. Piper oder H.G. Wagner. Die können Paddel auf den Leib nähen und machen (deshalb und aus anderen Gründen) Unikate in Holz.
Kunststoffe sind haltbar und wie Andreas schon richtig sagte, können Sie fast jede Flexibilität, Form, Steifigkeit eingebaut bekommen, die beim Paddeln gewünscht ist. Holz ist von sich aus bereits oft im optimalen Bereich.
Was noch gar nicht angesprochen wurde ist, daß eine ganze Menge Leute schweres WW mit Composite-Holzpaddeln fahren. Diese Kombination vereint für mich die Vorteile beider Materialien - ästhetisch (beides kann schön sein, aber Holz bleibt nun mal Holz..), flexibel und dort wo es drauf ankommt steif bzw. abriebfest.
Ein Faktor, der entweder noch nicht erwähnt wurde oder mir bisher entgangen ist: Schockübertragung. Wenn ich mein Paddel im Wildwasser auf die Offsite nehme, Vollgas ins Wasser eintauche, dabei einen Stein zielgenau mit einer spaltenden, aber natürlich nicht den Stein, sondern eher meine Knochen spaltenden Bewegung treffe.. nun, dann ist jede Steifigkeit, die das Material NICHT hat, willkommen. Kommt häufiger vor, je heftiger das Wasser ist und je weniger davon da. Sicher nicht ein Problem, dem viele der hier Anwesenden oft begegnen, aber für mich ein klares Argument für ein kleines bisschen weniger Steifigkeit - und mehr Gewicht - im Falle der Wahl von Holz oder GFK statt Carbon... Carbon wäre natürlich schon in der Lage, diese Anforderung zu erfüllen, gibt es meines Wissens nach aber so nicht direkt zu erwerben.
Abriebfest kann man Blattkanten übrigens gut mit Titan bekommen, leicht und zäh. Das geht natürlich am besten bei Epoxy-Paddeln. Ein (Holzkern-)Paddel, das ich gerade baue, bekommt eine Blattspitze aus Alu, die in G-Flex eingebettet wird. Das macht schon einen Riesenunterschied.. hoffentlich hält es auch ein bisschen.
Nachdem Jan den Thread wieder aufwärmt will ich auch noch etwas dazu ergänzen. Mir sind nämlich neulich in einem anderen Forum die Augen geöffnet worden, warum ich den Begriff Flex nicht mag Ein Paddel soll nicht flexibel sein, sondern elastisch. Ein Seil als Beispiel ist sehr flexibel, überhaupt nicht elastisch und völlig ungeeignet als Paddelmaterial....
Viele Begriffe werden erst im Zusammenhang, in dem sie verwendet werden eindeutig. In der Architektur erlebe ich das täglich, wenn zB zwischen Isolierung und Dämmung nicht unterschieden werden kann, weil der Kunde eben fachlich anders orientert ist. Wenn ich ihn deshalb nicht verstünde, nicht wüßte was er meint, wäre die Kommunikation noch schwieriger, wir würden zu den wichtigen Dingen erst gar nicht kommen.
Zum Holzpaddel: Komfort durch gute Eigendämpfung. Ist das beim Paddeln ein spürbarer Faktor?
Für mich ist die Ästhetische Komponente eine Funktion: Tisch und Schrank, ja sogar die Fenster sind bei mir zu Hause aus Holz. Ich mag das, fühle mich mit den warmen Oberflächen, mit denen ich in physischen Kontakt komme wohl.. Und ich mag gelbe Holzpantoffel, habe aber selber nur welche aus..??? Weiß nicht so genau. Sind aber weicher, dämpfen wenig, federn viel, rutschen gefährlich, wenn ich auf die Achse des Hängers trete.
Ich hatte auch gerade eine Pause und nichts zu tun, LGW LGW
Moin, halten müssen die Paddel die Holzpaddel die ich zerbrochen habe, habe ich nicht gezählt. Es war aber immer ein Ersatzpaddel im Boot,bei einigen andern hab ich aber auch schon drei Paddel im Boot liegen sehen. Seit fünf Jahren ein Mergner Paddel und laß das Ersatzpaddel im Bootshaus. Albert
Thema "Flex": ich glaube, wenn wir von E-Modul reden wollen, sollten wir das auch tun und nicht mit so halbwissenschaftlichen Begriffen um uns werfen ;D
...
Eigendämpfung: da sind wir dann schon eher im interessanten Bereich ;D