aus meiner Segelzeit kenne ich eine akribische Logbuchführung: Zeiten, Orte, Wetter, Etmale, Vorkommnisse, Erwähnenswertes, Merkwürdiges etc...
Gibt es auch eine bei Paddlern eine solche Tradition? Wer von Euch führt ein solches Logbuch und was vermerkt Ihr darin? (Ein öffentlich zugängliches, großartiges "Logbuch" kenne ich schon :-) Wer von Euch könnte beispielsweise die Frage, an wie vielen Tagen in diesem Jahr er oder sie auf dem Wasser war, nach kurzem Nachschlagen genau beantworten?
Hallo Fritz, das wäre im Nachhinein sicher nicht uninteressant, aber trotzdem nix für mich. Ich schreibe zwar fast zu jeder meiner Ausfahrten was auf, aber eigentlich nur was mich dabei besonderes interessiert hat. Oft sind das auch Gedanken, die nur am Rande, oder garnicht mit Paddeln zu tun haben, die ich aber ohne zu Paddelen auch nicht gefaßt hätte. Wieviele Tage ich zB heuer schon am Wasser war, interessiert mich wenig, eher schon das supjektive Gefühl über das Paddeljahr. Auch gefahrene km oder Durchschnittsgeschwindigkeit muß ich nicht wissen.... Wen ich kennengelernt, was erfahren oder besonders schätzengelernt habe, was mich verändert hat ist, was mich umtreibt. Oft kann ein Nachmittagspaddeln, allein oder mit Freunden mehr verändern als hundert km wegschaufeln. Viele OC-Fahrer sind Individualisten - siehe Deinen Frage - deshalb für mich interessant. Siehe: Was hat sich bei Dir als Paddler 2011 getan?
ich mach mir mindestens eine kurze Notiz über den Pegelstand, die Streckenlänge und die benötigte Zeit. Manchmal auch über besondere Hindernisse, Vorkommnisse oder mit wem ich unterwegs war. Bei Touren schreibe ich manchmal das Gepäckgewicht und Anzahl von Packstücken auf oder "was hat gefehlt", "was war zuviel".
Ansonsten gibt es noch eine alte digitale Knipskiste als photografisches Logbuch, die seit Jahren ohne Schutz mit in der Schwimmweste steckt und, verdammt Hack nochmal, einfach nicht in´s Wasser fallen will, damit mal was neues angeschafft werden muss.
In diesem Jahr habe ich mich dazu aufgerafft, ein minimalistisches Fahrtentagebuch anzulegen. Ein kleines Heftchen mit Kuli genügte für eine Tour. Hat Sinn bei einer Erstbefahrung, alles ist unbekannt und im Lauf der Wochen bringt man einiges durcheinander, weil es täglich viele neue Eindrücke gibt. Akribisch ist es nicht geführt worden, ein formloses abendliches Resümee der jeweiligen Etappe, Eindrücke, die wichtigsten Eckdaten, ab und zu eine Skizze. Zusammen mit der Karte hat es die spätere Zuordnung von Fotos erleichtert. Vereinzelt sieht man Paddler alter Schule (Lettman-Einer, Faltboot) vor dem Zelt sitzen und Notizen machen. Es scheint für manche auf ihrer Solotour eine fest eingebaute und nützliche Beschäftigung zu sein, ein Souvenir zur Erinnerung an die Fahrt.
In dieser Saison (Ab 1. September) hab ich mich endlich dazu aufgerafft, ein DKV-Fahrtenbuch zu führen. Nicht für mich, mich interessieren die Kilometer nicht, sondern eher ob ich Eisvögel oder Seeadler sehe... Aber unserer Wanderwart schimpft jedes Jahr wieder mit mir, und das zu Recht - der Verein und der Landesverband brauchen die Fahrtenbücher unter anderem um z.B. Subventionen für Vereinsgelände und Steganlagen zu rechtfertigen. Ansonsten "steige ich nie zweimal in den selben Fluss" und mache Bilder nur für schön.
für mich ist das Paddeln auch eine vollkommen zwang- und formlose Beschäftigung. Treiben lassen, der Weg ist das Ziel, und alle Erlebnisse unmittelbar aufsaugen..., immer mehr, immer mehr, immer mehr davon, davon kann ich gar nicht genug bekommen. Und deshalb verspüre ich überhaupt kein Bedürfnis, das schriftlich festzuhalten, es sei denn, um in Form eines Tourenberichtes Euch daran teilhaben zu lassen und Euch Informationen und Eindrücke zu dem betreffenden Streckenabschnitt zur Verfügung zu stellen.
(Exkurs:) Ich hab mich 20 Jahre lang mit Laufen beschäftigt (2000 m und 5000 m mit Hund, Volksläufe 10 km, Halbmarathon, Hundeausdauerprüfung 20 km, Nürburgring-Lauf 24 km) und habe mit einem Lauf-Tagebuch erst ein Jahr vor dem Aufhören angefangen. Obwohl ja eigentlich Laufen eine gute Ergänzung zum Oberkörper betonten Paddeln wäre, und auch eine super praktische (weil Bus- und Bahnunabhängige) Methode des Autorückholens nach einer Tagestour.
Und noch ne Frage: Kann es sein, daß "Log"buch eigentlich nur Seemannsgarn enthält und von "alles nur geLOGen" kommt?
da ich Mitglied in einem Verein bin, bin auch ich irgendwann dazu gekommen, ein Fahrtenbuch zu führen. Zusätzlich trage ich meine Touren im Rechner ein, weil ich noch mehr Infos festhalten möchte.
Neben den "normalen" Infos wie Datum, Gewässer und Strecke notiere ich mir, mit wem ich gepaddelt bin, gegebenenfalls die Veranstaltung und vor allen Dingen mit welchen Booten ich unterwegs war. Gerade die Infos über die Boote finde ich ganz interessant, da ich auch Kajak paddel.
Zu Anfang habe ich die Aufschreiberei gehaßt, jetzt möchte ich nicht mehr darauf verzichten. Ist halt ein bisschen wie ein Paddeltagebuch.
Als ich den Thread Was hat sich bei Dir als Paddler 2011 getan? las, habe ich mir mein Logbuch vorgenommen und die Touren 2011 noch einmal Revue passieren lassen, um für mich diese Fragen zu beantworten. Ich fand's nett!
Zitat für mich ist das Paddeln auch eine vollkommen zwang- und formlose Beschäftigung. Treiben lassen, der Weg ist das Ziel, und alle Erlebnisse unmittelbar aufsaugen...,und deshalb verspüre ich überhaupt kein Bedürfnis, das schriftlich festzuhalten
So sehe ich das auch! Das garantiert auch wenigstens einen kleinen Rest "Abenteuer"!
Zitat .. Aber unserer Wanderwart schimpft jedes Jahr wieder mit mir, und das zu Recht - der Verein und der Landesverband brauchen die Fahrtenbücher unter anderem um z.B. Subventionen für Vereinsgelände und Steganlagen zu rechtfertigen.
Ist das wirklich so?? das fände ich ja wirklich erschreckend!
Den schimpfenden Wanderwart ertrage ich gelassen - ich weigere mich fortwährend diese blödsinnigen Kilometerwettbewerbe (Paul-Walther-Plakette) mitzumachen und verzichte darauf die Distanz zu messen und am Ende des Jahres ein Fahrtebuch abzugeben.
Bilder und Texte zu Paddelunternehmungen haben dennoch für mich eine große Bedeutung. Ich genieße es sehr mir noch Jahre später vor Augen halten zu können was ich wann unternommen habe, an welchem Flussabschnitt ich früher mal Schwierigkeiten hatte, die ich heute nicht mehr habe, in welchen Konstellationen Paddeltouren stattgefunden haben und welcher Pegel für welchen Abschnitt sich als gut oder schlecht erwiesen hat. Dass der eine oder andere dabei mitliest und gegebenenfalls von den Angaben profitiert ist ja ein netter Nebeneffekt und dass widerum der eine oder andere darin so etwa wie "Selbstentblößung" erkennen will halte ich gerade so aus.
Mit Klemens und Rolf frotzele ich immer, dass wir später im Altenheim bestimmt immer wieder die alten Berichte anschauen und den Enkelkindern mit unseren Heldentaten auf die Nerven gehen werden...
Hallo Axel Neckaraufwärts in Rottenburg gibts ein schmuckes Altenheim günstig am Wasser, ich werde dann zeitnahe für euch 3 Herren einen Bootssteg montieren.
Danke für die interessanten Antworten! Über die Fahrtenbuchpflicht bin ich ja schon erstaunt. Ich selber führe auch ein Büchlein, aber ohne jede Kilometerangabe oder sowas, sondern nur, wo ich wie eingesetzt habe und welche Orte erneut zu bepaddeln sich lohnen. Vor allem aber versuche ich aufzuschreiben, was an den jeweilgen Paddeltagen das besondere war. Das gehört zu der neuen "Besinnlichkeit", die ich beim paddeln entdeckt habe und die sich nicht mit einem Photo (selbst nicht einem angemessen analogen) einfangen läßt. Viele Grüße aus dem unbesinnlichen Büro, Fritz
Zitat von HornblaeserWer von Euch führt ein solches Logbuch und was vermerkt Ihr darin? .... Wer von Euch könnte beispielsweise die Frage, an wie vielen Tagen in diesem Jahr er oder sie auf dem Wasser war, nach kurzem Nachschlagen genau beantworten?
Hallo, bisher habe ich kein Logbuch geführt. Angeregt durch diesen Thread habe ich aber nun doch mal alle meine Touren seit 2003 in einer Excel-Datei aufgelistet und verfüge jetzt über eine grandiose Statistik ;-) Diese will ich euch natürlich nicht vorenthalten. In der angefügten Grafik ist mein konsequentes Streben nach stetig höheren Leistungen klar erkennbar. Alte Genossen wären damals begeistert gewesen, wenn die kollektiven Produktionserfolge genau so großartig zugenommen hätten.
Neben den Tagen (pro Jahr) und den Kilometern (pro Jahr) auf dem Wasser habe ich mir auch die Nächte im Zelt zusammengestellt. Ich war doch selbst überrascht, wie sich das summiert. Allein dieses Jahr auf über 600 km auf dem Wasser. Nur eins ist klar: auf die 55000 Lebenszeit-Paddel-km von Andreas Eltern werden wir wohl nie kommen.