Unter SELBSTETTUNG IM CANADIER findet Ihr eine Zusammenstellung und Erklärung der Möglichkeiten zur Selbstrettung auf stehendem oder wenig bewegtem Wasser.
lej
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25.08.2011 16:39
#2 RE: Selbstrettung im OC - Wie es gemacht wird ...
Auf jeden Fall zu trainieren! Aber wie sieht es mit einem Wiedereinstieg in einen Ally-Solo aus? Hat da schon jemand Erfahrungen? Was sollte ich probieren, was kann ich mir gleich sparen Frank (der andere)
Moin Frank, feine, detailierte Ausarbeitung. Da sollte jeder seinen Bergungsfavourit finden. Besonders unterstützen möchte ich den Tipp selbst ausprobieren und üben! Man wundert sich über den Unterschied zwischen theoretisch verstanden und plötzlich selbst immer Wasser schwimmend. Den Capistrano bekomme ich mangels Körpermasse nicht hin,der Wiedereinstieg ist dafür natürlich eher einfach für mich. Viele Grüße docook
gute und anschauliche Erklärungen für eine Technik, die man hoffenlich nie braucht. Wir hatten bei unserem letzten Kurs das wiedereinsteigen geübt und das gibt doch etwas Sicherheit. Zusätzlich zu den gezeigten Techniken kann man, sofern ein nichtgekentertes Boot dabei ist, das gekenterte über dieses ziehen und so das Boot leeren. Unser Lehrer zeigte uns zum Abschluss noch die Eskimorolle. Ich war ziemlich erstaunt, dass dies mit einem Kanadier möglich ist, doch James relativierte und meinte nur, dass so das Boot ziemlich tief im Wasser liegt.
gruss
Thomas
nescha
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27.08.2011 11:16
#9 RE: Selbstrettung im OC - Wie es gemacht wird ...
Ich habe im warmen Sommersee eine Selbstrettung mit zwei Kindern, 11 und 13 Jahre, geprobt. Wir waren schwer beeindruckt, wie lange und aufwendig es am Ende war, bis jeder wieder im halbwegs manövrierfähigen Kanadier saß. Das wollte sich bei 10 Grad Wassertemperatur niemand mehr gerne vorstellen. Die Kinder haben jetzt eine erlebte Vorstellung des Gefahrenpotentials. Am Ufer stand ein Zuschauer und wollte helfen, so realistisch sind wir gekentert. Für mich war es im übrigen ohne besonders viel Übung fast unmöglich den Adirondack, Laminat, 23 Kg zu drehen. Welche Erfahrung habt ihr, ein Tandem alleine im Wasser zu drehen?
Andreas Schürmann
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27.08.2011 12:28
#10 RE: Selbstrettung im OC - Wie es gemacht wird ...
Diesen Thread zum gleichen Thema hast Du ja sicher gelesen.
Die Lösung mit den Packsäcken geht wirklich gut, für mehrere Personen ist flippen oder schwappen aber schneller.
Bei einem 23kg Boot würde ich üben bis das flippen klappt. (Man muss das Boot nicht nach oben schmeißen, eher waagerecht, mit einer leichten Aufwärtskomponente.) Bei unseren Boot lassen sich auch diverse Liter Wasser sehr gut heraus schwappen, am besten über die Spitzen. Allerdings wird dieses geschwappe vom Ufer leicht als verzweifelte, misslungene Rettung interpretiert. Überhaupt läuft man bei Kenterübungen Gefahr das gut meinende Zeitgenossen DLRG und Feuerwehr zur Unterstützung Anfordern. Da ist es oft nicht verkehrt jemand am Land zu haben der Aufklärt. Gibt es am See eine DLRG-Station würde ich Bescheid sagen was wir üben wollen.
Der gleichzeitige Einstieg von sehr unterschiedlich schweren Personen (Vater - Kind) empfiehlt sich nach meiner Erfahrung nicht, dann besser nacheinander.
Wenn Ihr (ich sage mal) länger als eine Minute braucht Alle wieder im Boot zu haben, würde ich weiter üben. Das schöpfen des Wasser Restes kann dann aber noch einige Zeit dauern.
Gruß Andreas
"Wie wir die Welt wahrnehmen, hängt davon ab, wie wir uns in ihr bewegen." F. Schätzing
Eine nette und sicherlich hilfreiche Schulung zu diesem Thema - vielen Dank!
Eine Frage zum Wirklichkeitsbezug habe ich dennoch: was ist denn bitte in den beiden großen Packsäcken drin, daß die so schön artig aufschwimmen wie textile Bojen? Normales Tourengepäck, also Kleidung, Nahrungsmittel und Campingausrüstung, oder wurde doch "aus Gründen der Anschaulichkeit" ein wenig mit Aufgeblasenem nachgeholfen?
Meine Ausrüstung hätte sicherlich nicht diesen gewaltigen Auftrieb, der auf den Bildern zu sehen ist und Mitvoraussetzung für die Selbstrettung mittels Gepäckstücken sein dürfte.
Bei den Solo-Bergungen waren beide Packs mit Schwimmwesten (Volumen) und Wasserkanistern (Gewicht) gefüllt. Beide hatten ganz tourenrealistische Gewichte von 15 - 17 und 22 - 24 kg. Ein mit Ausrüstung beladenes Pack in den Größen dürfte 15 - 30 kg wiegen.
Ein mit Bierdosen gefülltes Pack liegt sicher etwas tiefer im Wasser, sollte aber trotzdem noch funktionieren.
Wir haben das schon mit leichten und schweren Packs probiert. Durch die geringere Aufschwimmhöhe beim schweren Pack war es etwas schwieriger Luft unter das Boot zu bekommen. Beim umdrehen des Bootes fand ich dann die schweren Packs angenehmer, durch die Massenträgheit neigen die nicht so zum wegflutschen.
Aber schwimmen müssen die Packs natürlich noch, wäre bei mir aber auch ohne Rettungsoption Pflicht.
Gruß Andreas
"Wie wir die Welt wahrnehmen, hängt davon ab, wie wir uns in ihr bewegen." F. Schätzing
Was mir aber immer noch nicht ganz einleuchtet: wenn die beiden großen Gepäckstücke (wie ich sie nicht habe - packe notgedrungen mehr einzeln) einen wie auf den Bildern so großen Auftrieb haben, was spricht dann dagegen, sie im Boot als Auftriebskörper zu fixieren? Wäre hier als Nachteil das schwerere Umdrehen des Bootes zu nennen?
Du könntest die Packs auch im Boot fixieren. Jetzt stell Die aber 2 oder von mir aus 3 solcher Tüten im Boot vor, Du drehst Dein Boot nach einer Kenterung .... dann hast Du trotzdem noch 300 l = 300 kg Wasser im Boot, die bei jeder Bewegung hin und her schwappen und Dir ne fast 100%ige Chance auf einen neuen Badegang geben.
Wenn schon Gepäck ins Boot binden, dann muß auch ein erheblicher Teil des Bootsvolumens (also sicher 70% oder mehr) mit Gepäck bzw. Auftriebskörpern ausgestattet sein, so daß das restliche Volumen nicht mehr sooo viel Wasser aufnehmen kann. Da heißt es dann Schöpfen .... Diese Variante ist sicher bei Flußtouren mit Wildwasser ratsam. Zum einen, da im WW das Boot Auftrieb braucht, zum anderen, damit das Gepäck auch nach einem Badegang noch da ist. Im Fluß spielt auch die Selbstrettung durch Schwimmen zum Ufer eine größere Rolle, als die ganzen Tiefwasser-Varianten.
Hallo, fahre einen 14-Fuss Pakboats, so ähnlich wie der Ally Solo. Nach einer Wasserung einsteigen versuchen habe ich schon oft gesehen, selten klappt es in angemessener Zeit. Deshalb habe ich es geübt; und es geht! immer! weniger als 1 Minute! Erst mal Paddel im Boot festklemmen, dann Capistrano-Flip, dann Süllrand (in der Bootsmitte) bis kurz vor die Wasseroberfläche drücken, dann Hände innen auf der Bilge (Boden im Boot unterhalb der Wasserlinie) abstützen, Beinarbeit wie beim Kraulen, damit die Beine an der Wasseroberfläche bleiben und mit den Händen weiter ins Boot reinwandern. Den Körper also über den Süllrand ziehen, ohne dass der Süllrand unter Wasser gerät (Bauchmuskeln und Liegestütz-Muskeln müssen ausreichend entwickelt sein, sonst endet es mit einem wassergefüllten Boot). Weiter innen im Boot kann man sich dann etwas drehen und seitwärts hineinrollen. Das Hineinrollen in Rückenlage wie von Frank Moerke gezeigt kann ich nicht empfehlen. Aus der Bauch- oder Seitlage kommt man leichter auf den Sitz zum Knien. Mit meinem We.no.nah Argosy (heißes Gefährt, 20cm schmäler als die Faltcanadier) geht das ganz anders und sehr viel schwerer. Erzähl ich vielleicht später mal.
lej
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21.09.2011 21:42
#17 RE: Selbstrettung im OC - Wie es gemacht wird ...
Moin Chris Alles relativ, jeder muss aus den vielen guten Möglichkeiten das für sich heraussuchen was zu ihm passt und dann üben. Nicht alle sind sportlich topfit und es fahren auch Kinder, Frauen und ältere Leute Kanadier. Was für dich okay ist muss noch lange nicht für mich okay sein. Gruß Jürgen
Herzlich Willkommen im Forum nachträglich und viel Spaß hier, hatte gar nicht mitbekommen, dass du neu hier bist.
Andreas Schürmann
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22.09.2011 17:37
#18 RE: Selbstrettung im OC - Wie es gemacht wird ...
Zitat Chris: >>> Das Hineinrollen in Rückenlage wie von Frank Moerke gezeigt kann ich nicht empfehlen. Aus der Bauch- oder Seitlage kommt man leichter auf den Sitz zum Knien.
Ich empfinde die Rückenlage schon als optimal, tiefer kann man den Schwerpunkt kaum bekommen und das Verletzungsrisiko ist auch gering, beim Anstreben der Bauchlage hab ich auch schon mal in den Süllrand "gebissen".
Wenn ich erstmal ganz, im geleerten Boot bin, dann komm ich auch ohne viel Stress auf den Sitz. Das Problem ist ja, dass es zwischen Einsteigen und "im Boot sein" noch das wieder Reinfallen gibt. Da bringt halt die Rückenlage den optimal tiefen Schwerpunkt.
Gruß Andreas
"Wie wir die Welt wahrnehmen, hängt davon ab, wie wir uns in ihr bewegen." F. Schätzing
Hallo Jürgen, schönen Dank für die Begrüßung im Forum. Wie bei allen Sportarten kommt es auch beim Canadierfahren und beim Einsteigen ins Boot auf die möglichst effiziente Zusammenführung von Physik und Biologie an. Ich kann z.B. in meinen Faltcanadier auch einsteigen, indem ich auf dem Rücken schwimme, die Füße ins Boot stelle, die gymnastische Figur der Brücke mache und mich mit einem Klimmzug (Arme unter dem Rücken) über den Süllrand ziehe (in etwa so wie die Hochspringer, nur eben Füsse voran) Das ist aber "relativ" ineffizient, weil man unmenschliche Kraft im Rücken braucht und der Kopf bei diesem Manöver unter Wasser ist. Also ich bleibe dabei: auch für wenig Trainierte gilt, dass es am besten in Bauchlage geht, dass der Körper flach über den Süllrand gezogen werden muss und dass die Hände an der Stelle aufgesetzt werden müssen, wo man auch die Füße hinstellen würde, wenn man im Canadier steht. Die Aufzählung Kinder, Frauen und Ältere ist schon etwas atemberaubend, schließlich bin ich auch schon Opa. Generell meine ich, dass man Solo nur fahren sollte, wenn man sich auch solo retten kann, unabhängig von Geschlecht und Alter. Ansonsten sind Wiedereinstiege in den Tandemcanadier ja auf verschiedene Weisen möglich und nicht so schwer, besonders, wenn noch weitere Boote dabei sind. Seltenes Kentern und leichtes Wiedereinsteigen wünscht Chris
lej
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22.09.2011 21:44
#20 RE: Selbstrettung im OC - Wie es gemacht wird ...
Hallo von Opa zu Opa Mir ist wichtig, dass außer dem Tod nicht so viel in Beton gemeißelt wird, da reagiere ich dann immer mit Skepsis. Meine 9 jährige Tochter dreht den Yellowstone mit eigener Kraft, macht ihn leer und zieht sich allein seitlich rein, landet auf allen vieren und paddelt weiter. Ich drehe mein Kanu um, greife auf den gegenüberliegenden Süllrand und ziehe mich auf dem Bauch so rein, dass ich seitlich oder auf dem Rücken zu liegen komme, je nach Wellen. Das sind in einer Familie mindestens 2 unterschiedliche Varianten, da sind aber noch mehr Kinder. Ohne zuviele Vorschriften jeden für sich selbst entscheiden lassen welche Art für ihn die effizienteste ist, wichtig ist einzig und allein, dass es funktioniert. Von der Theorie der Aerodynamic her ist eine Hummel so ineffizient, dass sie gar nicht vom Boden abheben dürfte und sie tut es doch. LG Jürgen.