ich hatte dieses Jahr unwahrscheinlich viel Spass und herrlich schoene Touren mit meinem Bell Magic. (Dankeschoen nochmal, Joerg!) So viel Spass sogar, dass ich den Winter durchpaddeln will. Daher habe ich mich (wie ich jetzt weiss fahrlaessig spaet) zum Thema Equipment und Rettung ein bisschen schlau gemacht und das Gekaufte und Gelesene gestern auf'm See ausprobiert. Dabei verhielt sich natuerlich fast nichts wie erwartet und hat mir mal wieder gehoerigen Respekt eingefloesst.
Eins kam besonders ueberraschend: Das Magic ist einfach abgesoffen. Ich hatte gehoert, dass Kevlar keinerlei Auftrieb bringt, aber dachte, genau daher seien die Luftkammern vorn und hinten drin. Aber statt wenigstens mit dem Suellrand an der Oberflaeche zu bleiben, ist es immer weiter abgesackt und ich musste kraeftig dran ziehen, um es oben zu halten. 2009-10-28 18:34: Achtung: Die obige Formulierung ist uebertrieben und ungenau. "abgesoffen" bitte als "vollgelaufen" lesen und unbedingt den Rest des threads lesen. Es wird klargestellt, was gemeint und zu erwarten ist.
Vorerst werde ich mir durch Verzurren der Packsaecke behelfen. Das taugt fuer Fluesse, aber auf'm See scheidet dadurch wohl ein Capistrano-Flip zum Leeren aus.
Mittelfristig scheinen mir daher kleine Auftriebskoerper sinnvoll. Allerdings will ich das Boot nicht durchloechern muessen und mit riesigen Wildwasser-Auftriebskoerpern verschandeln.
- Ist mit dem Boot Eurer Meinung nach ueberhaupt so etwas wie ein Capistrano-Flip moeglich? (4,87m Laenge, 75cm Breite, massiver Tumblehome, 20kg laut Differenzmessung mit Personenwaage) Oder ist es selbst mit Auftriebskoerpern einfach zu gross, um von einem Einzelnen ohne Bodenkontakt ausgestemmt zu werden (mein Verdacht nach gestrigen Versuchen)?
- Ich hoffe, mit Auftriebskoerpern koennte man es wenigstens halb oder dreiviertel leer schaukeln. Oder doch nich?
- Kann jemand gut fuer's Magic passende Auftriebskoerper empfehlen? Joerg?
- Oder gibt es noch ein ganz anderes Konzept, dass ich nicht bedacht habe?
- Macht ein Leeren auf dem See ueberhaupt Sinn oder komme ich eh nicht wieder in's Boot, weil es zu schmal ist (mein Verdacht nach gesterigen Versuchen ;)? Dran festhalten und ruhig bleiben waere natuerlich auch schon ein Fortschritt, ginge aber mit verzurrtem Gepaeck sicher auch schon. -- Danke fuer eure Tips, Micha
Hi Micha! Ich würde Dir empfehlen, das mal mit Jörg zu besprechen wenn er wieder aus Amiland zurück ist. Dass der Magic absackt verblüfft mich jetzt ein wenig, kenne das von unseren Fires nicht. Leerschaukeln ist bei den Bells wegen des shouldered flare nach meiner Erfahrung nicht so trivial. Allerdings lassen sie sich ganz gut flippen. Verzurren von Packsäcken ist generell keine so gute idee. Du solltest jederzeit in der Lage sein, das Boot im Wasser völlig leer zu bekommen - ergo nix festbinden! Der Wiedereinstieg sollte gehen, ist aber nicht einfach und Übungssache. Eventuelle hilft Dir ein Paddlefloat, oder ein Packsack wo Du ein Beindrauflegen kannst. Liebe Grüße, Sebastian
-- "Die Erde ist ein gebildeter Stern mit sehr viel Wasserspülung." (Erich Kästner, 1899 - 1974) - ...der will nur spielen! Für alle die am Bodensee spielen wollen: http://www.freestylecanoeing.org
Die Boot-über-Pack-Bergung wie Frank sie beschreibt und dann die Packs als Gegengewicht beim Wiedereinstieg erscheinen mir der bessere Weg, als Capistranoflip und Einstieg ohne Hilfsmittel Solo. Besonders im Trockenanzug fehlt es an der "Eleganz" in ein schmales Boot zu kommen.
Mein Wildfire hat sehr kleine Auftriebskörper in Bug und Heck und die reichen nur gerade so, das volgelaufene (ansonsten leere) Boot mit dem Süllrand über Wasser zu halten. M.e. fehlt nicht viel, und es säuft auch ab (deshalb beim Paddeln immer Holzschuhe ;-)
Ich kenne den Magic noch nicht aus der Schwimmperspektive aber ich bin sicher, er ist flipabel (flipbar, flipfähig, ?).
Nicht sicher bin ich, ob man ohne Hilfsmittel wieder reinkommt. In den Advantage (ebenfalls schmal und schnell) komme ich ohne Paddlefloat jedenfalls nicht rein. Wiedereinstieg, gleich in welches Boot, will geübt sein!
Gruß, Mark
PS.: Bin mal durch eigene Tolpatschigkeit in einen nordenglischen See gefallen. Mit etwas Glück und getrieben vom eiskalten Wasser war ich so schnell wieder im Boot, daß meine Unterklamotten noch trocken waren (kein Trockenanzug).
Ich vermute mal, daß Dein Magic ein neueres Modell ist. Leider sind dort im Zuge von Gewichtsoptimieren die Auftriebskörper deutlich verkleinert worden, leider zu klein geraten. Ich kenne dieses Problem aus zahlreichen Bergungsübungen mit anderen Bells. Ältere Modelle hatten erheblich größere Auftriebkörper einlaminiert. Die neuen Modelle sind wirklich grad noch so am schwimmen, völlig geflutet steigen sie kaum noch hoch. Auch bei einer Boot-über-Boot Bergung merkt man das deutlich, hebt man das Boot an einem Ende hoch, sackt der andere Steven komplett ab.
Grundsätzlich ist ein Capistrano solo schon eine sehr sportliche Nummer. Der Wiedereinstieg funktioniert auch nur, wenn das Boot wirklich ganz leer ist. Beim Einsteigen kann ein Gegengewicht (zum Beispiel ein mit Wasser gefüllter Ortliebsack) gute Dienste leisten.
Hallo, das ist jetzt schon der dritte Fall von ungnügendem Auftrieb, ich werde bei Bell ordentlich schimpfen und auf Vergrößerung der Auftriebskammern dringen. Jörg Wagner
Über dubiose BELL-Rückrufaktionen habe ich vor längerer Zeit mal was in anderen Kanu-Foren gelesen. Allerdings kamen diese "Meldungen" weder von Jörg, noch vom Hersteller .... ist schon komisch ...
Falls Du Erfahrungen mit untergegangenen Bells hast, wäre es doch mal interessant zu wissen.
Die Bells, in denen ich bei Kursen "abgesoffen" bin, gibt es heute alle noch.
Ganz ruhig! "Ungenuegender Auftrieb" ist was anderes als "Sinken".
Ich habe nicht bedacht, dass ich mit einem Nebensatz eventuell den Ruf der Bells schaedige und eine Rueckruf-Aktion ausloese. Mir ging es um den Selbstrettungsteil und ich hatte durchaus erwartet, dass ihr mich alle fuer bloede erklaert, mit so einem Schnell-Tanker ueberhaupt eine Selbstrettung zu versuchen. Meine Frage nach Auftriebskoerpern kam nicht von Angst um ein Sinken des Bootes, sondern wegen der Unterstuetzung fuer den danebenschwimmenden Paddler beim Weiterschwimmen oder vielleicht sogar Selbstretten.
"Einfach abgesoffen" war eine sehr ungenaue Formulierung. Tatsaechlich ist es nach dem (absichtlichen) Kentnern ca. halb vollgelaufen noch ziemlich stabil geschwommen. Erst als ich anfing, Leerschaukeln und, als es dabei nur noch voller lief, einen Flip zu probieren, ist es komplett bis zum Suellrand vollgelaufen und das Heck ca. einen Meter tief abgesackt. Zu dem Zeitpunkt sah ich ein, dass ich es so nicht wieder flott bekomme. Das war durchaus ein akzeptables Testergebnis fuer mich, weil ich ja nur wissen wollte, wie das Boot sich im Ernstfall verhaelt.
Weil ich aber nicht damit gerechnet hatte, dass es absackt, hatte ich mir ein steil abfallendes Ufer des Stausees ausgesucht, an dem es ziemlich weit und vor allem tief haette hinuntergleiten koennen. Deswegen bekam ich Angst um das Boot und hab nicht weiter gewartet, ob es sich noch stabilisiert, sondern hab es kraeftig an Land gezogen. Weil ich ziemlich fertig (ging erschreckend schnell) und mein Zeugs am Wegschwimmen war, hab ich es gleich geleert und bin meinem Krempel hinterhergepaddelt.
Der naechste Test waere also ganz klar in einem langsamer abfallenden Badesee durchzufuehren, um zu sehen, wie es sich verhaelt, wenn keiner dran rumzerrt, -schaukelt und dreht. Ich gehe fest davon aus, dass es dann aufschwimmt und nicht sinkt. *Mein Gefuehl* ist, dass es nicht genug Auftrieb entwickeln wird, um auch noch einen Paddler zu unterstuetzen. Aber das kann taeuschen, weil ich bei meinem einzigen Versuch ja was ganz anderes vorhatte und vom Verhalten ueberrascht war.
Ich klaere daher erst mal mit Joerg, was ich da tatsaechlich beobachtet habe, woher es kommt und ob es was abzustellen gibt. Dann poste ich gern hier eine Zusammenfassung. -- Viele Gruesse, Micha
Micha, weder löst Du eine Rückrufaktion aus, noch erklärt Dich jemand für blöd. Es ist doch sehr positiv, daß man sich auch mit Kenterungen auseinandersetzt, die grenzen kennenlernt, versucht, Probleme zu lösen. Nur so weiß man im Ernstfall, was geht. Ein Capistrano solo geht unter Laborbedingungen sportlich okay bis gar nicht. bei schlechteren Bedingungen wird die Luft ganz dünn. Grundsätzlich ist beim Bergen reichlich Auftrieb im Boot vorteilhaft. Auch für den Flip ist es gut, das Boot schwimmt weiter "obenauf". Der Auftrieb ab Werk reicht aber immer nur für das Boot, nie für Boot + Paddler.
Zitat von Frank_MoerkeDer Auftrieb ab Werk reicht aber immer nur für das Boot, nie für Boot + Paddler.
Ah, danke fuer die Klarstellung! So dachte ich mir das nach dem Test auch. Bei dem Magic sind die Auftriebskammern anscheinend haarscharf darauf hin optimiert. Probieren geht wie immer ueber Annehmen-Und-Sich-Drauf-Verlassen. ;) -- Danke, Micha
Bester Schutz: nicht reinfallen Zweit bester Schutz: Nur da reinfallen wo man stehen kann oder in kurzester Zeit mit seinem Geraffel am Ufer ist. Wenn das Wasser kalt ist sind das manchmal nur 5 -10 Meter vom Ufer in stehenden Gewässern.
Das muss einem schon bewusst sein wenn, man auf den Teich geht.
Zum Thema Auftrieb hat mich mal ein freundlicher Mitarbeiter des hiesigen Novacraft-Importeurs auf einem Testtag aufgeklärt: "Unsinkbar bedeutet nicht, dass das Boot von alleine an die Wasseroberfläche kommt. Es bedeutet nur, wenn es in 20m Wassertiefe ist, dann sinkt es nicht tiefer!" Er meinte dann auch, das sei der Standard. Ob Novacraft das auch so handhabt hat er nicht gesagt. Allerdings ist mir noch kein Boot, egal welchen Herstellers (auch kein Nova) jemals so abgesoffen wie er es beschrieben hat. Wenn man die nicht wirklich gezielt und langsam vollaufen lässt, oder im Wasser einfach umdreht, kriegt man die eh selten so voll (na gut mit viel Gepäck vielleicht).
Grüße, Sebastian
-- "Die Erde ist ein gebildeter Stern mit sehr viel Wasserspülung." (Erich Kästner, 1899 - 1974) - ...der will nur spielen! Für alle die am Bodensee spielen wollen: http://www.freestylecanoeing.org
Klaus ich nehme an, Du hast schon reichlich Erfahrungen mit Kennterungen und kennst auch die Kenntersituationen mit den zu kleinen Bell-Auftriebskörpern, weißt aus eigenem Erleben, wie die Boote sich verhalten. Wenn das nicht so ist, schreibe hier nicht solchen Stuß!
Keines dieser Boote geht unter, auch nicht auf dem Rhein. Bei Kennterungen, bei denen das Boot tatsächlich umkippt, entsteht in 99,99% aller Fälle eine große Luftblase unter dem Boot, die das Boot eh trägt ... auch ohne Gepäck. Die kleinen Auftriebkörper erschweren lediglich in bestimmten Situationen das Bergen des Bootes.
Mensch Klaus! Er schreibt aber auch, dass er es zu Testzwecken darauf angelegt hat. Kommt denn heute nix im Fernsehen?
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Hallo Sebastian, bei einem Kurs von Jörg haben wir auch mal Canoes volllaufen lassen. Es waren Gfk u. Royalex Canoes und sie schwammen. Der Süllrand schaute noch ca. 10 cm aus dem Wasser, so würde ich es auch erwarten.
PS. Mensch Klaus .........Mensch Sebastian habe ich was Michael geschrieben hat nicht richtig gelesen?
Au watte, das bell´t ja wieder mal hier. Lieber Jörg, schön , dass ihr wieder zurück seid. Ich empfehle Dir, als Fachfrau Bella antworten zu lassen.... Gruß Hans-Georg