ich sehe das genauso wie Axel. Gut informieren hier im Forum, dann kurzentschlossen aus dem Bauch raus und mit den guten Ratschlägen im Hinterkopf ein Boot kaufen und nicht hunderte von Kilometern durch die Gegendkurven um 20 verschiedene Boote zu testen. Als Einsteiger kann man die eh nicht wirklich beurteilen.
Sollte das Boot Mist sein dann habe ich zumindest gelernt was ich nicht möchte, verkaufe das Boot wieder und kaufe mir eines das meinen Bedürfnissen (die ich nun besser kenne) mehr entspricht.
Hallo Dirk! Soweit ich informiert bin, ist Diolen der Markenname für eine Polymerfaser, die leichter ist als z.B. Glas. Es kann sein, dass man eine größere Menge braucht, um die gleiche Festigkeit zu erreichen, ebenso, dass Diolenfasern mehr Harz binden. Das zusätzliche Gewicht kommt dann aber nicht von der Faser an sich, sondern vom Harz.
Vakuum Doch, im Vakuum laminierte Boote sind zwangsläufig leichter, als wenn man das Vakuum weglässt, da der Faservolumenanteil steigt, bzw. eigentlich der Harzanteil sink. Die Boote werden in der Regel genau gleich wie andere im Handlaminierverfahren laminiert (Placid Boote sind da eine Ausnahme, da wird trocken eingelegt, soweit ich informiert bin). Anschließend kommt eine gelochte Trennfolie drauf, dann ein Saugvlies und darüber eine Dichtfolie mit den Anschüssen für die Saugpumpe. Das ganze wird dann mit ordentlich Klebeband am Rand der Form verschlossen. Durch das Vakuum unter der Folie wird überschüssiges Harz durch die Lochfolie in das Saugvlies gesaugt, wodurch es nicht mehr im Laminat gebunden wird. Wenn Du bei der gleichen Menge Fasern weniger Harz hast, wird das ganze Dingens leichter. Ist doch logisch, oder? Da das Laminat zudem weniger spröde ist, weil Harz nicht zur Festigkeit beiträgt, ist das Boot zudem noch etwas stabiler.
Liebe Grüße, Sebastian
-- "Die Weisen erfreuen sich am Wasser." (Konfuzius, 551 - 479) -
Hallo Sebastian! -und Swift canoes sind die nächste Ausnahme. Bin am nächsten Dienstag und Mittwoch bei Swift, auch im Werk in SouthRiver um darüber mehr zu lernen. Vielleicht bleibt ja genug hängen für einen kleinen Bericht. Mir jedenfalls gefallen Boote um 20 kg immer besser, je öfter ich sie auf- ab- umlade oder sonst irgendwie außerhalb des Wassers bewegen muß. Mehmt`s leicht!
Mit vakuumtechnik wird das laminat dünner und dadurch etwas flexibler, und braucht man etwas mehr oder andere materialen (z.b. foamcore) um das zu kompensieren, was die gewichtseinsparung von vakuumbau bei kanus fast eliminiert.
Hallo Wolfgang, als es die 20 Kg Klasse noch nicht gab war es für mich die Klasse bis max. 30 Kg. Über die Techniken des Canoebaus würde mich auch so manches Interessieren. Freue mich schon jetzt über deinen Bericht.
Hallo Dirk! Das stimmt so einfach nicht. Das Harz ist lediglich die formgebende Komponente. Das heisst die Form entsteht dadurch, dass das Gewebe verformt wird, und die einzelnen Fasern sich verschieben. Das Harz fixiert diese Fasern dann an den Berührungspunkten durch verkleben. Ist zu viel Harz im Laminat, dann kann sich die Flexibilität (je nach Harzsystem) sogar erhöhen, da Harz meist flexibel ist und, sozusagen zuviel Abstand/Kleber zwischen den Fasern liegt. Manche Harze mit langer Topfzeit werden sogar spröde, wenn man sie nur kalt härtet. Dann wird es sogar weniger Bruchfest. Diese Lamiate werden dann meist getempert um die Sprödigkeit zu beseitigen. Ein "dünneres" Laminat (bei gleicher Fasermenge) ist dadurch nicht flexibler. Die Flexibilität wird insbesondere durch die verwendete Faser bestimmt. Foamcore verwendet man häufig bei reinen Aramid/Kevlar Booten, da Kevlarfasern nicht besonders viel Steifigkeit erreichen. Nimmt man statt dessen ein Kohlefaser/Aramid-Gewebe, so wir die Form steifer und man kann sich unter umständen den Foamcore sparen. Das Kohlefasern schwerer wären als Aramid wäre mir neu.
Bist Du sicher, dass wir vom selben Vakuumverfahren sprechen? Es gibt ja auch noch das Vakuum-Bag-Verfahren, wo die komplette Form eingetütet wird. Dies dient aber lediglich dazu komplexe Formen gleichmäßig zu verpressen um eine gleichmäßige Verklebung zu erreichen, z.B. für Sandwich-Material. Da wird meist kein überschüssiges Harz entfernt und auch kein Gewicht gespart. Das Verfahren das im Kanubau verwendet wird ist dazu da überschüssiges Harz zu entfernen. Die verbesserte Variante davon ist das Vakuum-Infusion-Verfahren. Das funktioniert im Wesentlichen ähnlich wie das Vakuum-Laminierverfahren. Hierbei werden die Gewebe jedoch trocken eingelegt. Auf einen Teil der Fläche z.B. das erste Drittel kommen dann Leitmedien (Folie, Spilralschläuche, etc. die für eine zügige Verteilung des Harzes sorgen. Darüber liegt dann eine Vakuumfolie, die das ganze dicht macht. Nun wird am einen Ende der Form die Luft abgesaugt, und am anderen Ende das Harz über einen Schlauch in die Form gesaugt. Das wandert dann von einem Ende zum anderen und verteilt sich im Gewebe. Der Vorteil ist dabei, dass garnicht erst mehr Harz in die Form kommt als vom Gewebe zur Vernetzung benötig wird. Da kann man schonmal einen Faservolumenanteil von 60% erreichen. So oder so ähnlich werden z.B. die Boote von Swift und Placid gebaut. Sieht dann z.B. so aus: http://www.youtube.com/watch?v=zLUnxUw3nnI&hl=de (auch wenn es kein Boot ist)
Also: weniger Harz, weniger Gewicht, mehr Steifigkeit bei gleicher Faser
Groetjes Sebastian Nachtrag: Man kann sich das ganz leicht ausrechnen: Nehmen wir ein Kevlar/Aramid-Gewebe mit 210 g/qm. Laut Hersteller braucht man dafür bei einem Faservolumenanteil von 35 vol % im Handlaminierverfahren ca. 260g Harz je qm. Steigere ich den Faservolumenanteil auf 50%, dann bedeutet das 15% weniger Harz, also eine Gewichtseinsparung von ca. 39g/qm bei leicht höherer Stabilität. Bei mehreren Lagen und mehreren qm, sind das ein paar Grämmchen.
Das soll natürlich nicht heissen, dass jeder jetzt ein vakuum-laminiertes Boot braucht. So gewaltig sind die Unterschiede dann doch nicht.
P.S. @Wolfgang: Na dann pass mal gut auf! Ich werd dich im September ausgiebig mit Fragen löchern
-- "Die Weisen erfreuen sich am Wasser." (Konfuzius, 551 - 479) -
Zitat von MrDick[...] Foamcore verwendet man häufig bei reinen Aramid/Kevlar Booten, da Kevlarfasern nicht besonders viel Steifigkeit erreichen. Nimmt man statt dessen ein Kohlefaser/Aramid-Gewebe, so wir die Form steifer und man kann sich unter umständen den Foamcore sparen. [...]
Foamcore verwendet man auch bei polyester-gewebe (Diolen) Booten (z.b. We-no-nahs Tuf-weave) und bei Kohlefaser/Aramid-gewebe Booten (z.b. Swift Carbon Fusion). Ohne foamcore braucht Placid Boatworks ungefähr zwei dünne Schichten Kevlar extra im Kohlefaser/Aramid-gewebe (solo)booten.
In Antwort auf:[...] Das soll natürlich nicht heissen, dass jeder jetzt ein vakuum-laminiertes Boot braucht. So gewaltig sind die Unterschiede dann doch nicht.
Hmm. Ein Kevlar kanu bauen ohne vakuumtechnik ist (im mein sehr personliche meinung) nicht richtig sinnvoll.