im August wollen wir (3 Leute, 1 Kanadier, 1 Kajak) auf den oberen Liard. Ursprünglich sollte es der Mountain River sein, das haut aber aus verschiedenen Gründen leider doch nicht hin. Voraussichtlich mit einer Beaver von Alpine Aviation zu den Caribou Lakes, von da dann knapp 300km bis Upper Liard / Watson Lake, wo wir am Alaska Highway von Freunden wieder eingesammelt werden.
Hat hier jemand die Tour schon mal gemacht? Über Hinweise und Ratschläge würden wir uns freuen. Vielleicht hat auch jemand noch einen Literatur-Tipp? (Der neue Yukon-Führer von Nils Bohn ist bekannt, im Yukon-Kanuführer von Andreas Hutter sind nur die Liard-Rapids drin). Natürlich gibt´s viel englisches, das wir dann vor Ort besorgen, mir geht es hier um in Deutschland schnell verfügbare Literatur.
Moin, steht im 'Kanuatlas Kanada' von Diekmann/Thime was drin? Hab ihn grade nicht griffbereit. Ansonsten gibt es von Ferdi Wenger ein ganzes Buch über den Liard und mindestens eine weitere Beschreibung.
Danke, ist ja nicht so, daß ich nicht googeln könnte. Das Buch von Wenger gibts anscheinend nur noch antiquarisch (und ich glaube, dass er eher über den mittleren und unteren Liard schreibt). Den "Kanuatlas Kanada" kenne ich (noch) nicht, danke, da werde ich mal schauen. Aber das war auch nur der zweite Teil meiner Frage.
Mehr würde mich interessieren, ob hier jemand diesen Abschnitt schon selbst gepaddelt ist? Viele Grüße, Niels
Ok, der obere Liard ist hier wohl nicht bekannt. Der Liard entspringt in den Pelly Mountains und wird von Zuflüssen aus den Cassiar Mountains (Südwesten) und Mackenzie Mountains (Nordosten) gespeist. Bei Fort Simpson mündet der 1115km lange Fluss in den Mackenzie. Bekannte Nebenflüsse sind u.a. der South Nahanni, der Hyland, der Dease und der Frances River.
Dann fasse ich mal die Ergebnisse meiner bisherigen (unvollständigen) Literaturrecherche zusammen, um das hier abzuschliessen.
Die meiner Ansicht nach beste Beschreibung findet sich in Nils Bohn: Outdoor Kompass Yukon. Die schönsten Kanu- und Trekkingtouren, Hamburg 2009. Detailliert, sinnvolle Hinweise zur Anreise, Karten, Flora u. Fauna usw. Gut lesbar.
Geradezu verschlungen habe ich Ferdi Wenger: Wild Liard Waters. Canoeing Canada´s Historic Liard River, Vancouver 1998. Beschreibt zwar nicht den Oberlauf des über 1000km langen Flusses, sondern hauptsächlich den wilden Mittelabschnitt, bietet aber reichhaltige Informationen zur Geschichte des Flusses, den Voyageuren der Hudson´s Bay Company usw. Macht einfach Spaß zu lesen.
In Ferdi Wenger: Kanu Atlas Kanada. Bd. 1. West und Nordwestkanada, o.O. 1978 (Dieckmann/Thieme-Verlag) ist zwar eine Tour auf den letzten 100km des Upper Liard beschrieben, hier wird aber auf dem Frances Lake und Frances River gestartet und nicht auf den Caribou Lakes. Für uns daher weniger hilfreich, trotzdem viele Informationen zur Geographie, Geschichte, Tierwelt usw. Sinnvolles Hintergrundwissen.
In den beiden Flussführern von Andreas Hutter: Yukon. Kanuführer Bd. I u.II, Luzern 2001 werden nur die Liard Rapids 100km unterhalb von Lower Post beschrieben (WW IV), die unterhalb unseres Trips liegen.
Zwiespältig finde ich Hans-Christian Bues u. Eckhard Barth: Abenteuer Yukon. Bd. 5. Upper Liard River, books on demand 2009. Wenn man diese Beschreibung mit der von Bohn vergleicht, hat man das Gefühl, hier würden zwei völlig unterschiedliche Flüsse beschrieben (bei vergleichbarem Wasserstand). Über die Qualität des Buches kann ich wohl abschließend erst nach unserer Tour urteilen. Seltsam finde ich aber (u.a.) im Glossar eine grundsätzliche Warnung vor Kehrwässern, die man mit dem Boot meiden solle (?!) und ein Lamento über nicht trocknende Bekleidung nach einer Kenterung, sowie das Vokabular, wo schon mal mit beiden Paddeln auf einer Seite „hart Backbordruder gegeben“ wird, um einem Hindernis auszuweichen – was mich hinter die Paddelexpertise der Autoren ein vorsichtiges Fragezeichen setzen lässt. Ganz nett sind die eingestreuten Sagen und Legenden. Insgesamt ist das Buch (das nicht den Anspruch erhebt, ein Flussführer zu sein) die ausführlichste Beschreibung.
Karten (gute 40 Jahre alt, aber die einzigen, die es gibt) habe ich über http://www.yukonbooks.com bestellt, was bei sehr gutem Service reibungslos klappte. Hinter yukonbooks verbirgt sich das bekannte Mac´s Fireweed Books in Whitehorse, wo ich die Karten natürlich auch (ohne Expressversand deutlich billiger) hätte kaufen können. Aber es war mir wichtig, die Karten zur Planung frühzeitig zu haben. Ich habe drei Übersichtskarten 1:250 000 und 12 Detailkarten 1:50 000 gekauft, genauere Angaben zu den nötigen Kartenblättern finden sich bei Bohn.
Ein paar verstreute Informationen zum Upper Liard finden sich auch im Netz, hier aber vor allem Werbung von kommerziellen Outfittern, die hier ebenfalls (ganz schöne teure) Touren anbieten. Ganz nett sind bei einigen Fotos oder kleine (Werbe-)Filmchen.
> ...... sowie das Vokabular, wo schon mal mit beiden Paddeln auf einer Seite „hart Backbordruder gegeben“ wird, > um einem Hindernis auszuweichen – was mich hinter die Paddelexpertise der Autoren > ein vorsichtiges Fragezeichen setzen lässt.
Hey,
hier kommt eine Lanze für Toleranz gegenüber Andersdenkenden:
Es gibt viele Arten ein Kanu zu bewegen und es gibt für viele Manöver verschiedene Bezeichnungen. Wer heute meint, die allein seelig machende Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, und meint eine Erbpacht auf die Nomenklatur zu besitzen, der ist in 10 Jahren (sehr wahrscheinlich) schon wieder out. Das war so, das ist so und das wird wohl auch immer so sein.
"hart Backboardruder" ist ein Begriff aus der Welt der Motorbootfahrer und Segler. Mit zwei Paddeln kann man aber auch im Kanu durchaus sehr effektiv "hart Backboardruder" geben um einem Hindernis auszuweichen. Man muss es nur (physikalisch-)effektiv anstellen, dann "umschifft" man das Hindernis sicher. Und darauf kommt es letztlich allein an. Namen sind wie Schall und Rauch.
duck und weg René (11)
Eine Lanze für Toleranz gegenüber Andersdenkenden:
Bevor Du weitere „Lanzen für die Toleranz“ brichst, liest Du das Buch vielleicht erst mal, und dann können wir gern inhaltlich diskutieren. Natürlich kann man „Backbordruder geben“ und gleichzeitig ein begnadeter Paddler sein, wenn man aber grundsätzlich alle Kehrwässer als ein zu vermeidendes Übel bezeichnet, halte ich das durchaus für fragwürdig. Ich habe zurückhaltend auch nur von einem „vorsichtigen Fragezeichen“ geschrieben. Wenn das intolerant ist oder den Eindruck erweckt ich würde mir anmaßen, die „allein seelig [sic] machende Weisheit mit Löffeln gefressen“ zu haben, kann ich damit wohl leben. Niels
Es gibt sehr viel Paddel-Literatur, Reiseberichte wie "Fach"bücher, bei denen der Paddeltechnische Horizont der Autoren nicht so sehr weit gesteckt ist. Daher kann ich die Skepsis und Vorsicht von Niels ganz gut nachvollziehen ....