ich heisse Michael und studiere im 5. Semster Produktedesign. Da gehts darum, alle möglichen Probleme schön, nachhaltig und vor allem praktisch zu lösen. Ich selber hab ein Alukanu von Linder und bin gerne in ruhigen Gewässer unterwegs.
Für ein Produzent von textilen Produkten suche ich nach neuen Ideen und setzte diese als Semsterporjekt um. Das Unternehmen stellt vor allem Taschen, Westen und anderes Textiles Zubehör her. Die Kunden sind vor allem öffentliche Dienste wie Gesundheitswesen, Bahn, Post etc. Sehr robuste Ware. Sie sind aber sehr interessiert an neuene Ideen.
Eine Idee die mich schon länger verfolgt ist, ob man das Tragen von Kanus vereinfachen kann. Und ich würde mich hier gerne erkundigen, wie es anderen geht dabei. Mein Rerkord von Kanutragen ist mehr als 1 km. Nicht zugänglich und für ein Wagen ist das Gelände viel zu unwegig. Ich habe von einer Tour in Alaksa gehört, wo die die Teile schon einen Tag lang getragen haben.
Das Tragen mit einer Schlaufe an den Enden ist nur bedingt praktisch. Trägt man das Kanu seitlich scheuert es an den Beinen. Trägt man es mittig muss man sich vorne sehr beugen und hinten umgekehrt. Die Hände sind nicht frei um sich eventuell in schwierigem Gelände halten zu können. Über Kopf ist es über längere Distanzen kaum verkraftbar. Besserer Schwerpunkt. Eventuell eine Federung welche das "Auf- und Ab" beim gehen etwas abfedert.
Was sind eure Gedanken. Würdet ihr euch über eine Lösung freuen die nicht einschneidet, die Kraft von Hüfte oder Schultern besser einbindet, die Hände frei sind? Was wäre euch wichtig? Wie löst ihr es bis jetzt? Ich bin dankbar über jeden Hinweis. Gerne aus ausführlich.
Zitat von Michael CH im Beitrag #1Was sind eure Gedanken. Würdet ihr euch über eine Lösung freuen die nicht einschneidet, die Kraft von Hüfte oder Schultern besser einbindet, die Hände frei sind? Was wäre euch wichtig? Wie löst ihr es bis jetzt? Ich bin dankbar über jeden Hinweis. Gerne aus ausführlich.
Die Tatsache, dass es dafür seit mehreren hundert Jahren keine Lösung gibt, deutet darauf hin, dass es möglicherweise keine gibt. Ein wirkungsvoller Ansatz ist die Verwendung sehr leichter Materialien. Ein Boot von 1m x 5m freihändig balancieren? Ich weiß nicht...
Mein Tipp: Nimm Dir verschiedene (leichte, schwere, lange, kurze) Boote und probiere in der Praxis, was machbar ist...
Ich kann mein 14-Fuß-Solo-Schiff, Basisgewicht lt. Hersteller 27 kg + Zubehör, nach jahrelanger Übung (vorher mit WW-OC, der war deutlich leichter und kürzer) alleine über Kopf heben und kontrolliert auf einen VW-Bus aufladen. Kurze Strecken kann ich das Boot so auch mit durchgestreckten Armen balancieren und tragen, einfacher als seitlich. Für Umtragen lege ich es umgedreht auf den Kopf (da muß dann zumindest die Kniematte oder ein Helm dazwischen sein), das geht für ein paar hundert Meter gut, aber die Fähigkeit afrikanischer Frauen das kilometerweit durchzuhalten habe ich dann doch nicht. Ein Tragejoch wäre das klassische Mittel der Wahl, ist aber wegen Platzierung des Sitzes zumindest nicht dauerhaft installierbar. Zwei Paddel parallel habe ich noch nicht probiert (siehe Bill Mason's Filme).
Ob dir das jetzt weiterhilft weiß ich nicht, aber irgendwie umgedreht mittig und ausbalanciert über/auf dem Kopf oder den Schultern scheint mir der brauchbarste Ansatz zu sein. Runtergebrochen auf die grundlegenden Anforderungen: Irgendwie muß das Gewicht auf den Bewegungsapparat verteilt werden, möglichst axial zur Wirbelsäule und so daß keine größeren Muskelkräfte dauerhaft zum Einsatz kommen, abgesehen von Richtungsänderungen, das ist anstrengend genug. Sherpa tragen ja angeblich ähnliche Massen, aber die sind nicht so unhandlich (Trägheitsmoment und Hebel...). Ich habe einmal ein WW-Kajak mit 330 cm und 25 kg quer auf einer Kraxe für mehrere Kilometer bergauf getragen; das möchte ich heute ohne Exoskelett nicht mehr tun...
Früher gab es mal von Bergans eine Lastenkraxe für den Transport von Faltcanadiern. Da waren oben zwei Stangen mit c-clips drauf, auf denen das Kanu aufgelegt wurde. Einzig das Ausbancieren musste von Hand bewerkstelligt werden. Aber die Kraft wurde in Hüfte und Schultern eingeleitet. Wenn Textil, dann denke ich ansonsten gleich an sling-style-yokes, auch wenn dabei nur die Schultern belastet sind. Vielleicht hilft das bei Deiner Designsuche. Bin gespannt, was für Ideen noch kommen, auch wenn das Thema wahrscheinlich so alt wie das Kanu ist.
Zitat von Murphy im Beitrag #5 Die Tatsache, dass es dafür seit mehreren hundert Jahren keine Lösung gibt, deutet darauf hin, dass es möglicherweise keine gibt. Ein wirkungsvoller Ansatz ist die Verwendung sehr leichter Materialien. Ein Boot von 1m x 5m freihändig balancieren? Ich weiß nicht... Mein Tipp: Nimm Dir verschiedene (leichte, schwere, lange, kurze) Boote und probiere in der Praxis, was machbar ist...
das werde ich und hab ich bereits. Ich habe vergesse anzumerken, dass ich eine Lösung für 2 Personen suche. Für einzelne wäre es dann zeitaufwändiger. Ich habe aber nur 4 Monate Zeit für einen einfachen Prototypen. Das es schon lange keine Lösung gibt und sich viele kluge Köpfe bereits mit dem Thema befasst haben ist immer wieder ein wesentlicher Faktor, darf aber niemals ein Grund sein es nicht nochmals zu versuchen :-)
Zitat von faltcanadier im Beitrag #6 Runtergebrochen auf die grundlegenden Anforderungen: Irgendwie muß das Gewicht auf den Bewegungsapparat verteilt werden, möglichst axial zur Wirbelsäule und so daß keine größeren Muskelkräfte dauerhaft zum Einsatz kommen, abgesehen von Richtungsänderungen, das ist anstrengend genug. Für geniale Ideen zum Thema wäre ich empfänglich.
ja, das sind spontan auch meine gedanken. dazu kommt: möglichst normale köperhaltung.
Zitat von faltcanadier im Beitrag #6Früher gab es mal von Bergans eine Lastenkraxe für den Transport von Faltcanadiern. Da waren oben zwei Stangen mit c-clips drauf, auf denen das Kanu aufgelegt wurde. Einzig das Ausbancieren musste von Hand bewerkstelligt werden. Aber die Kraft wurde in Hüfte und Schultern eingeleitet. Wenn Textil, dann denke ich ansonsten gleich an sling-style-yokes, auch wenn dabei nur die Schultern belastet sind. Vielleicht hilft das bei Deiner Designsuche. Bin gespannt, was für Ideen noch kommen, auch wenn das Thema wahrscheinlich so alt wie das Kanu ist.
hättest du mir einen tip, wo ich im www ein bild von sowas finden könnte?
Zitat von Lederschlumpf im Beitrag #7-Ein Exoskelett für den Träger -Mit Helium oder Wasserstoff gefüllte Auftriebskörper im Boot - damit könnte man bestimmt ein halbes Kilo sparen ;)
meine dozenten betonen immer wieder- am anfang keine ideen zu bewerten. jeden hat raum. viele, uns heute selbstverständlich erscheinende, ideen sind so enstanden.
henry ford meinte, dass wenn er die leute nach lösungen gefragt hätte, dann hätten die gesagt: ein pferd das nie müde wird und keinen hunger hat :-)
Zitat von Michael CH im Beitrag #8dazu kommt: möglichst normale köperhaltung.
Dann postuliere ich noch eine weitere Bedingung: Großflächige Lastverteilung dürfte günstiger sein als punktuelle. An dieser Stelle und mit dem Stichwort Textil habe ich das Bild einer eng anliegenden Weste im Kopf, aber keinen Plan wie die magische Verbindung zwischen Boot und Weste zustandekommen könnte, so daß das Gesamtkonstrukt auch noch portabel und praxistauglich wäre...
Dafür führt mich das aber zu einem anderen Gedanken den ich bei Gelegenheit mal ausprobieren möchte: Wenn man statt der zwei Paddel (punktuelle Auflage auf den Schultern) zwei breitere Riemen zwischen den Querholmen ausreichend spannt so daß der Kopf nicht den Bootsboden berührt dürfte das eine deutlich angenehmere Tragemöglichkeit ergeben. Dabei ist aber vermutlich die Zugbelastung aufgrund des geringen Winkels jenseits des zumutbaren für die Schraubverbindungen.
Zitat von Murphy im Beitrag #9... Großflächige Lastverteilung ... zwei breitere Riemen zwischen den Querholmen ausreichend spannt so daß der Kopf nicht den Bootsboden berührt dürfte das eine deutlich angenehmere Tragemöglichkeit ergeben. Dabei ist aber vermutlich die Zugbelastung aufgrund des geringen Winkels jenseits des zumutbaren für die Schraubverbindungen.
Ich würde dieses Stück Textil dann so schneidern, dass es quer um den gesamten Bootskörper gespannt werden kann, wie ein breiter Gürtel. Das könnte sogar für Allys taugen.
Sehr interessantes Thema, mit dem ich mich zum Glück noch nie beschäftigen mußte.
Was mir als Erstes eingefallen ist:
Ein Rucksack ist wohl ein probates Mittel um auch recht schwere Lasten gut tragen zu können, richtig? Nun denn - und nur mal so auf die Schnelle: Rucksackgurtsystem gut verbunden mit dem Tragejoch oder am Süllrand montiert - je weiter aussen desto besser wegen der Balance - schon kann ich das Canoe schultern und gut tragen?
Mal so auf die Schnelle gedacht ohne da weiter in die Tiefe zu gehen.
Zitat von Spartaner im Beitrag #10 Ich würde dieses Stück Textil dann so schneidern, dass es quer um den gesamten Bootskörper gespannt werden kann, wie ein breiter Gürtel. Das könnte sogar für Allys taugen.
____________________________________________________________________________________ "Take me down to the river, take me down to the lake" Grace Potter & The Nocturnals
Zitat von Spartaner im Beitrag #10 Ich würde dieses Stück Textil dann so schneidern, dass es quer um den gesamten Bootskörper gespannt werden kann, wie ein breiter Gürtel. Das könnte sogar für Allys taugen.
Ein Bild von der slten Kraxe hab ich im www nicht gefunden, aber bei meinen alten Allykatalogen und abfotografiert. Die Bergans Artikelnummer war 820m.
Danke für eure Statements. Ich schliesse daraus, dass sich schon kluge Köpfe mit dem Thema befasst haben, dass aber zumindest bei einer kleinen Fraktion innerhalb der Kundengruppe ein interesse bestehen könnte das Angebot an Tragelösungen zu erweitern. Ich bin selber darauf gekommen, weil meine Kanupartnerin das Teil über Schulter einfach nicht anheben kann und mir (mit knapp 50) es über eine längere Distanz einfach auch zu schwer ist.
Ein verbreitetes Phähnomen ist, dass Lösungen oft aus dem Bedürfnissblase der Hersteller heraus entwickelt werden. Anwendergruppe können aber hetrogen sein.
Vor meinem inneren Auge kommt mir spontan das Trageprinzip von Klavieren in den sinn. Diese werden sehr nahe am Körper und mit dem Schwerpunkt schätzungsweise zwischen Knien und Hüfte getragen. Interessant finde ich auch das Video mit dem einen Rad. was wäre, wenn sich dieses eine Rad in der Mitte des Kanus befinden würde. Hinten Schubkarrenartige Griffe dran? und die vordere Person hilft beim Stabilisieren gegen das Kippen.
Naja. Wenn ich auf ebenem Terrain unterwegs bin, ist der Bootswagen das Mittel der Wahl. Bei unwegsamem Gelände ist aber ein Rad schnell überfordert, auch wenns nur eines ist.
Inzwischen hab ich ein vollständiges Bild der Tragehilfe im Kopf; es läuft darauf hinaus eine jochähnliche Auflage in eine Art Rucksackweste zu integrieren ("Jochweste"). Mal sehen ob ich das ausreichend beschreiben kann:
Grundlegende Form ist das Schulterstück einer Schlupfweste, sie endet bereits im Schulter- oder oberen Brustbereich. Zentrale Elemente sind zwei gepolsterte Schulterträger, ähnlich Trägern eines Trekkingrucksacks. An deren Enden sind vorne und hinten je eine Querstrebe befestigt, ausreichend stabil um das Gewicht eines Canadiers zu tragen, und breit genug damit die Süllränder beidseitig aufliegen. Ggf. muß es außen Begrenzungen oder kuhlenförmige Rastungen geben um das Ver- und Abrutschen des Bootes zu verhindern. Die Schulterträger sind kurz bzw. die Auflagen der Querstreben hoch genug damit der Kopf nicht an den Bootsboden stößt und die Bewegungsfreiheit der Arme größtenteils erhalten bleibt.
Zum Aufladen muß man das Boot weiterhin umgedreht über den Kopf bringen, dann legt man es auf den Querstreben ab. Damit wird die Last über die Schulterträger großflächig auf Schultergürtel und Wirbelsäule übertragen. Das sollte Solo und im Tandem funktionieren.
Für längere Portagen wäre es vermutlich vorteilhaft wenn wie beim Tragesystem eines Trekkingrucksacks ein Teil der Last auf einen Hüftgurt übertragen wird um die Schultern zu entlasten ("Jochrucksack"). Allerdings wird so eine Konstruktion deutlich aufwendiger, schwerer und größer, auch im Packmaß. Das könnte ggf. tolerierbar sein wenn das Gestell dann gleichzeitig als Kraxe für die Packsäcke mit dem übrigen Gepäck verwendbar ist nachdem man die Querstreben entfernt hat.
Das Packable Yoke sieht aber auch nach einer praktikablen und ziemlich simplen Lösung aus. Gibt's das bei uns zu bestellen?
Zitat von faltcanadier im Beitrag #17Bei unwegsamem Gelände ist aber ein Rad schnell überfordert,
Auch dafür gibt es offensichtlich eine Lösung, und ich würde gerne Erfahrungsberichte dazu hören, auch auf befestigtem Untergrund (weil ich vermute daß es da deutlich schlechter abschneidet...).
Zitat von Michael CH im Beitrag #16weil meine Kanupartnerin das Teil über Schulter einfach nicht anheben kann
Das geht ggf. einfacher wenn man nur Bug oder Heck anhebt während der andere Teil am Boden bleibt; theoretisch reduziert das das zu hebende Gewicht um die Hälfte, aber ein Balanceakt bleibt es trotzdem.