3 Canadier und ein Kajak, 4 Wehre, 18 Flusskilometer, 6 fröhliche Sauer Piraten im Alter von 6 bis 60. Das war kurz gesagt unsere Tour zum Sommeranfang 2008. Aber jetzt der Reihe nach...
Eine Kyll Paddeltour hätte es werden sollen, ein Tag auf der Sauer ist es geworden. Hier waren die Wasserstände noch interessant genug, dass wir uns am Samstag Nachmittag in Bollendorf auf dem Campingplatz Altschmiede trafen. 72 cm am Pegel Bollendorf heißen keine Grundberührung, Floßgassen fahrbar und keine paddeltechnischen Schwierigkeiten für Anfänger und Fortgeschrittene. Etwas mehr dürfte es gerne sein, denn bei etwas mehr läuft es leichter an den Rückstaus vor den Wehren und den recht häufigen Schwallen. Aber im Sommer werden wir hier im Süd-Westen mit hohen Pegeln nicht verwöhnt und so wurde es für alle ein schöner Tag am Wasser.
Die Frühkommer nutzten den späten Samstag Nachmittag noch für einen kurzen Ausflug in den Schwall unterhalb des Campingplatz. Dann wurde gemeinsam gekocht, gegrillt und bis spät in die Nacht gefachsimpelt und geträumt. Sommersonnenwende, Glühwürmchen und mückenfreie Nacht. Was wollen wir mehr? Da stört es auch nicht, wenn die Zeltstangen zuhause liegen geblieben waren oder andere „Kleinigkeiten“ vergessen wurden.
Sonntag Morgen weckt uns die Sonne, Frühstück, Kaffee, Abwasch, Einpacken. Etwas spät brechen wir auf mit Ziel Diekirch. Kurz hinter dem Diekirchener Bahnhof blitzt kurz eine Holzbrücke zwischen den Bäumen auf, Blinker links raus, wir sind am Ziel: die Floßgasse oberhalb der Stadt. Nach einer kurzen Besichtigung von der Brücke aus steht fest, wir starten oberhalb der Floßgasse und wollen lieber im Schwall duschen, als uns diesen Spaß entgehen zu lassen. Im Unterwasser schimmert ein Einkaufswagen - nicht der einzige, den wir heute sehen werden.
Die Kanusind zügig zu Wasser gelassen, wir paddeln uns im Staubereich kurz ein und wagen dann den Weg durch die Floßgasse. Unten im Auslauf wartet eine hohe stehende Welle. Frederick, 8 Jahre alt, sitzt vorne und duscht beim Bohren. Der Auftriebskörper ist ein prima Spoiler auf Hose und T-Shirt. Aber er lacht schnell wieder nach dem ersten Schreck. Marco im Solo ergeht es besser, aber auch er zieht Wasser. Julia im Kajak mit Spritzdecke bleibt trocken, Detlef mit dem 17 Fuss Tanker zieht am wenigsten Wasser. Im Totwasser unterhalb sammeln wir uns und machen eine kurze Ösfass- und Schwämmchenparty, dann geht es die Schwalle entlang der Stadtpromenade weiter.
Bei der Anfahrt hatten wir noch eine Reihe Angler gesehen. Doch jetzt sind alle weg. Wir sehen ein Schwanenpaar mit ihren Jungen am Flussufer sonnen, Radfahrer begleiten uns rechts und links der städtischen Uferwege. Nach Diekirch kommt noch Gilsdorf, dann sind die Häuser in Flussnähe fort, das Tal wird ländlich. Gemütlich zieht die Sauer durch dieses breite Tal. Der Rückstau vor der nächsten Floßgasse bringt breites, ruhiges Wasser. Charlotte, 5 Jahre alt, hat ihr BIG-Boot mit dabei und wird zu Wasser gelassen. Halb von Papa gezogen, halb mitgepaddelt geht es weiter. Direkt an der Floßgasse ist ein einladendes Plätzchen, die Sonne hat sich hinter leichten Wolken versteckt und im Boot „drücken“ die kalten Kotelett der letzten Grillnacht – Picknick.
Dann geht’s nach einem erfrischenden, lauen Nieselregen wieder ins Boot und durch die Floßgasse. Ca. 1,5 Meter breit, 10 Meter langgestreckt, durch flache Steine rechts und links geführt, unproblematisch zum Durchfahren. Auch der Verlauf bis zum Mühlenrücklauf klappt gerado so ohne Treideln. 2 Kilometer weiter kommt bei Moersdorf wieder ein ähnliches Wehr. Die Mühle zieht aber mehr Wasser. Wir wären besser weit vor gefahren und hätten spät das Wehr überhoben. So müssen wir zweimal aussteigen und schieben. Julia im Kajak kommt gerade so durch. Beim Mühlenrücklauf warten rechts und links Kühe auf uns und schauen interessiert. Wir sammeln uns im Schatten der hohen Bäume, die Kinder suchen Flussmuschen im Wasser, dann sind alle wieder zusammen und wir paddeln weiter. Zwischendurch verblüfft uns noch eine Schildkröte, die sich auf einem Baustamm am Wasser sonnt.
Die Nachmittagssonne drückt. Wir bekommen etwas erfrischenden Rückenwind bis Wallendorf, doch wir merken mit etwas Überraschung, dass es später ist als erwartet. Dennoch ein zweites Päuschen für die hungrigen und die Kinder, die hier an der Einmündung der Our in der seichten Mündung planschen und spielen können. Wenn doch die Zeit nicht drängen würde... . Das Wehr hinter der Wallendorfer Brücke durchfahren wir rechts durch die breite Floßgasse. Dann kommt ein längeres Gefällestück, das bei diesem Wasserstand fröhlich, aber unkritisch ist. Der Flusscharakter ändert sich jetzt. Das Tal wird enger. Entlang der deutsch-luxemburgischen Grenze stehen keine Mühlen, weshalb häufiger Schwallstrecken kommen. Die Sauer fließt jetzt in Nord-Süd-Richtung. Das Licht kommt von der Seite, der Wind leider auch. Besonders Detlef in seinem Tanker muss jetzt häufiger gegen arbeiten. Charlotte hat das Paddeln (ganz) eingestellt. Die letzte Nacht war für das 5-jährige Fräulein recht kurz. Sie macht ein Nickerchen im Mittelschiff. Frederick hat entdeckt, dass er am Bug herauslehnend, gut Fische beobachten kann. Also paddelt Papa alleine. So hat jeder in unserer Gruppe sein Handicap. Vor Reisdorf ein enges Tal mit bizarren, großen Steinen am Fluss. Dunkle Tannen verändern die Stimmung. Auch im Unterwasser lauern große Steine, rund oder flach wie ein Esstisch, bei diesem Wasserstand schwer zu erkennen. Und so passiert, was Marco mit seinem nagelneuen Solo gar nicht wollte. Er markiert Steine in Rot - Marco was here.
Direkt hinter der Brücke von Dillingen noch ein paar nette Schwalle. Dann haben wir es geschafft. Die Arme sind etwas müder als erwartet, die Kinder freuen sich auf das Schwimmbad am Campingplatz und wir holen die Autos zurück. Bollendorf 72 cm: 72% Sauer, 100% Spaß. Das nächste Mal bei Bollendorf 100 cm? Ich auf jeden Fall.
Planungshilfe: ca. 18 km, 4 überwiegend fahrbare Wehre, 1 kurze Umtragung, 6 h Fahrzeit incl. 2 Pausen, Rückholung nur mit PKW, Pegel Bollendorf 72 cm,
http://www.hochwasser-rlp.de/mosel/karte...el=BOLLENDORF_2Alternative1: Speziell bei niedrigem Pegelstand, Einstieg ab Our-Mündung (Wallendorf) und Weiterfahrt bis Echternach (Tagestour)
Alternative2: nur bei höheren Pegeln (Bollendorf >100?), Einstieg oberhalb der Alzette-Mündung. Hier ist eine Zugbegleitung bis Diekirch mit der lux. Staatsbahn gegeben.