Welches Bootsmaterial ist für meine Zwecke geeignet?
In diesem Bereich wird etwas mehr moderiert. Dies betrifft optische (z.B. Gliederung) und inhaltliche ('das soll so sein', statt 'das ist so') Aspekte. Ich versuche, das freundlich zu machen und hoffe, damit niemandem auf die Füße zu treten!
Vorteil: zerlegbar und kann als Rucksack, im Auto, im Bus, Bahn und sogar im Flugzeug transportiert werden, je nach Hersteller und Herstellungsart leicht, teilweise sehr leicht, die Haut kann gut repariert werden (kleben, kaltschweißen, schweißen (Heißluft), verschiedene Bootsformen auf dem Markt, Bootshaut viel robuster als man denkt, Sitzposition oft variabel. Einfache Lagerung, in der Wohnung, Keller, Dachboden usw.
Nachteil: muss erst richtig aufgebaut werden (ca. 30min. +), Aluminiumgerüst kann verbiegen, brechen. Bei der Lagerung vor Nagern schützen. Für Hunde eher ungeeignet.
Seid lieb zueinander und habt Spaß im Leben, es ist zu kurz um es sich schlecht gehen zu lassen!
PE (Polyethylen, einlagig) Vorteil: preisgünstig, sehr robust, gebraucht leichter zu kaufen (da unter anderem Verleiher diese gerne verkaufen), passabel vom Profi zu reparieren, eingeschränkt recyclebar, problemlose Entsorgung Nachteil: vergleichsweise schwer, weich, braucht je nach Form und Größe zusätzliche Versteifungen wie z.B. einen Rahmen bei Coleman oder Bodenstützen gegen "Wabbelboden" bei u.a. Pelican, Alterung durch UV-Strahlung. Im Vergleich zu z.B. Kevlar keine performanten Schnitte möglich.
PE (Polyethylen, dreilagig mit Schaumkern aus PE) Vorteil: Preisgünstig, sehr robust, deutlich steifer als 1-lagiges PE, deutlich mehr Auftrieb, Verfügbarkeit, eingeschränkt recyclebar, problemlose Entsorgung Nachteile: eher schwer, auch vom Profi nur sehr schlecht zu reparieren, Alterung durch UV-Strahlung. Im Vergleich zu z.B. Kevlar keine performanten Schnitte möglich.
Royalex (mehrlagiges Laminat aus PVC und ABS mit ABS-Schaumkern) Vorteil: - leichter als PE, hoher Auftrieb, etwas weniger robust, aber steifer als 3lagiges PE. - bei kleineren Schäden auf Tour leicht reparieren Nachteil: - keine Neuboote mehr zu kaufen (es wird nicht mehr hergestellt), - Bootsformen bei Royalex eingeschränkt durch Tiefziehverfahren, - empfindlich gegen punktuelle Belastungen (gibt Dellen), - nicht recycelbar, problemlose Entsorgung
R84/Royalex lite: Leichtere Sonderform durch dünnere äußere PVC-Schicht, steifer als normales Royalex, sonst wie vor.
GFK (Glasfaserverstärkter Kunststoff) - sehr weite Qualitätsstreuung durch verwendete Materialen von Glasfasergewebe bis zur 'losen' Glasfasermatte), größter Bereich an verfügbarer Qualität- vom 12kg Highend-Boot bis zum 60Kg schweren Neubootschrott
Kohlefaser- und andere hochwertige Faserverbundstoffe Vorteil: - Sehr leicht - sehr steif - mit wenig Erfahrung gut zu reparieren, - verschiedene Bootsformen auf dem Markt, freie Formgebung, viele Farben möglich Nachteil: - vor allem optisch wenig robust, - Handarbeit und daher eine gewisse Qualitätsstreuung, - kein Auftrieb, daher eingebaute Auftriebskörper, - hoher Preis, daher von Einsteigern selten gesucht...
Holz: (Bitte ggf. Wissen und Erfahrungen beisteuern!) Vorteil: - Wunderschön!
Nachteil: - relativ empfindlich - relativ pflegeintensiv - relativ hoher Reparaturaufwand - relativ teuer
Zum Material von Faltkanadiern hätte ich noch Ergänzungen: Die Materialbezeichnung würde ich noch Ergänzen: Verstärkte PVC-Plane auf Aluminiumgerüst mit Schaum-Zwischenmatte
Bei den Vorteilen stimme ich JU61 vollständig zu, hätte aber noch weitere Vorteile anzubieten: - Ersatzteile sind bei den gängigen Marken zum Teil über Jahrzehnte noch verfügbar - nicht nur die Haut lässt sich flicken, sondern auch einzelne Gestänge-Segmente, ganze Senten und Spanten und die Verbindungen. - Selbst sogenannte Totalschäden und Oldtimer lassen sich fast immer noch reparieren. Das ist sehr nachhaltig und spart Rohstoffe. - Auf Tour lassen sich Gestänge zu einem gewissen Maß zurückbiegen, ansonsten leicht mit Holz, Klebeband schienen und/oder Reparaturset zu reparieren. - Faltkanadier sind flexibel und nachgiebig. Dadurch können sie die Wellen flexibler abreiten und tauchen in Schwallstrecken weniger tief ein (je nach Modell unterschiedlich). - Durch die Nachgiebigkeit sind Schäden bei allen stumpfen Kontakten sehr selten. Modelle mit seitlichen Luftschläuchen sind tendenziell noch unempfindlicher. - Zum Transport hätte ich noch den Versand per Post zu ergänzen. - Der Preis im Vergleich zum durchschnittlichen Bootsgewicht und Robustheit ist meist günstiger als bei Festrumpfbooten.
Zu den Nachteilen: Empfindlich gegenüber scharfkantigen Hindernissen (Eisen, Schiefer, scharfkantige Steine). Der Rumpf ist je nach Modell etwas weniger steif als beim Festrumpfcanadier. Das ist für Performance-orientierte Paddler manchmal störend.
Royalex gibt es nicht mehr seit ca. acht (!) Jahren. Der Nachfolger T-Formex ist ein sehr ähnlicher ABS Schaum mit Vinyl Innen- und Aussenlage.
GFK gibt es unter dem Namen Glasfaser verstärkter Kunststoff. Das gibt es heute nicht nur mit Glasfaser, sondern auch mit Kohlefaser, Kevlar, Flachs und ähnlichen Fasern. Auch im Holzbau gibt es einige Varianten, Faserwerkstoff einzusetzen.
Warum so kompliziert? Viele dieser Spezialfragen wird der Einsteiger gar nicht beantworten können. Außerdem gibt es die meisten Boote gar nicht in allen Materialien. Bootsform und Material sind kaum zu trennen. Also einfach:
Royalex bzw. der Nachfolger T-Formex ist ein gutes Material, aus dem viele gute Boote gebaut sind, die Du auch nach Jahren noch gerne fahren wirst. Royalex ist ein guter Kompromiss zwischen Unempfindlichkeit, Gewicht und Preis. Von Royalex aus in die andere Richtung geht 3-lagiges PE und schließlich PE einlagig, massiv. Das Gewicht nimmt zu, geht bis ins Unpraktische, dafür wird es unempfindlicher und auch preisgünstiger. Aus PE werden deswegen fast nur typische Verleihboote oder eben Einsteigerboote gebaut.
Dann gibt es neue und alte Boote aus Glasfaser/GFK, die letztlich ähnlich optimiert sind, wie heutige Verleihboote bzw. Einsteigerboote.
Faltboote sind leichter, etwas empfindlicher und nicht ganz so steif.
Aramid, Carbon / Kohlefaser und andere Faserwerkstoffe sind leicht und es können schärfere Schnitte umgesetzt werden als bei PE/Royalex. Größter Nachteil: Der im Vergleich relativ hohe Preis.
Diesen Preis werden die meisten Einsteiger beim ersten Boot nicht bezahlen wollen. Auch ein sehr spezielles Wildwasser- oder Marathonboot wird selten im Fokus von Einsteigern liegen...
Ich mag Kanus in leichter Ausführung, zum Beispiel aus Kevlar oder Plane/Ally. Es bietet viele Vorteile. An Land (Zugang zum Einstieg und Portagen) leicht zu handhaben, auf dem Wasser ist bei Kevlar ein deutlicher Leichtlauf zu erfahren. Man ist oft der Meinung das Kevlar nicht viel aushält, dieses kann ich nicht bestätigen. Es schlummert natürlich im Status Anfänger im Kopf und ist aus meiner Erfahrung ein Trumpf, weil sich dadurch eine saubere Taktik oder Linie im Fluss durch Hindernisse gesucht wird. Dieses ist die Motivation, sich eine vernünftige Paddeltechnik anzueignen. Bei Touren auf der Loisach und Isar / Wildwasser 1 bis 2, hat mir dieses viel gebracht. Man liest einen Fluss in brenzligen Situationen ganz anders und reagiert mehr richtig als falsch.
Moderations-Kommentar: Das geht sicherlich vielen Paddlern so, dass sie ein leichtes Boot zu schätzen wissen. Ob es für Einsteiger angesichts von 'je leichter, desto teurer' relevant ist? Für den einen oder anderen vielleicht schon...
EPDM-Kautschuk, CSM-Chlorsulfonyl-Polyethylenkautschuk (hochwertiges Material) beim Schlauchcanadier
Vorteile: geringes Packmaß einfacher Transport und einfache Lagerung (siehe Faltcanadier), hohes Zuladungsgewicht, wenn es dicht ist, ist es unsinkbar, isoliert gut gegen kaltes Wasser, das Material hochwertiger Markenboote ist sehr robust, verschiedene Bootsformen auf dem Markt, teilweise für mittelschweres Wildwasser (Rafting) Wasserwucht geeignet, knieend paddeln ist bequem, kann durch Aufkleben von Flicken repariert werden.
Nachteile: Große Qualitätsunterschiede im Material (Vorsicht Billig-, Badeboote), sehr windanfällig, Abstriche beim Geradeauslauf und der Paddelgeschwindigkeit, es kann undicht werden (Druckverlust Instabilität), ungünstiges Verhältnis vom Ladevolumen zur Größe des Bootes, Auf- und Abbauzeit, Luftpumpe mit passendem Ventiladapter nötig, richtiger Luftdruck beachten, für Hunde eher ungeeignet.
Die These, man (und besonders der Anfänger) paddle besser mit teurem Material, weil der potentielle Schaden größer werden könne, halte ich auch für mehr als überaus steil. ;-)