Nachdem ich kürzlich für einen Kunden den Einbau übernommen habe, möchte ich hier die Details beschreiben. Vor allem damit das zukünftig jeder selber machen kann und ich das nicht nochmal machen muß.😉
1. Entscheidung für einen Benchtype Sitz treffen: Vorteil: Sitzend sehr bequem, knieend wie im Festrumpfkanadier an der Sitzbankvorderseite angelehnt fahren, aussermittig sitzen oder knieen gut möglich. Nachteil: Aufwändiger Einbau, schwerer im Gewicht, geringfügig aufwändiger beim Zusammenbau des Bootes. Gurtgeflecht trocknet relativ langsam.
2. Material besorgen: Je nach Einbauposition werden 12 Röllchen von Pakboats benötigt und die entsprechende Sitzbank mit Trägerstangen für die vordere/mittlere/hintere Einbauposition. Zusätzlich 8 Stück 3er Blindnieten in Edelstahl mit 10 mm Länge. Für den Wiedereinbau der C-Clips an Dollbord und ggf. der Querstange werden nochmal 8-12 Stück 3mm Alublindnieten mit 8mm Länge pro Sitzbank benötigt. C-Clips auf Vorrat schaden auch nicht, für den u.g. Fall, dass einer beim Ausbau beschädigt wird.
3. Vergrößern des Innendurchmessers der Röllchen: Leider hat das Pakcanoe etwas unter 16mm Stangendurchmesser und der Ally etwas über 16mm, so dass die Röllchen unbearbeitet gar nicht auf die Allystangen passen. Diese Arbeit hat erfreulicher Weise mein Vater übernommen. Ich beschreibe also hier nur aus zweiter Hand. Als Werkzeug hat er eine verstellbare Handreibahle verwendet. Einmal auf den richtigen Durchmesser eingestellt konnte er alle weiteren Röllchen flott aufreiben. Leichter gemacht hat es ihm auch die Drehbank, in welcher die Röllchen mit Hilfe eines aufgesägten Rohrs eingespannt werden konnten. Das Rohr verhinder Abdrücke vom Drehbankfutter auf dem relativ weichen Kunststoff und dennoch lässt sich das Röllchen sicher einspannen. Der neue Innen-Durchmesser war etwa 16,25 mm. Im Original haben die Röllchen ca. 15,8 mm. Aber Achtung: Besser immer selber die eigenen Rohre messen. Von Fachleuten weiß ich, dass die Rohre aus Fertigungsgründen gewissen Toleranzen unterliegen, so dass ein halbes Zehntel zu wenig Innendurchmesser durchaus zu kaum verschiebbaren Röllchen führen kann.
4. Auswahl der Spanten für den Umbau: Mit meinen Kunden haben wir im Ally 16,5 die Spanten 1609 und 1610 gewählt, in der Bergansnummerierung die 3 und 4. Gemäß seinen ersten Testfahrten hat sich das auch gut bewährt, da der Schwerpunkt kurz hinter der Mitte ist, aber noch genug Platz zwischen Sitzbank und Querspant zum Aussteigen bleibt.
5. Ausbohren der Nieten der C-Clips von Dollbord und Querstange. Es empfiehlt sich die Clips vorher zu markieren, weil nicht immer alle gerade gebohrt sind. Dadurch erspart man sich die Suche, welcher der 6 Clips nachher wohin passt. Ein 3er Bohrer und die Verwendung einer Ständerbohrmaschine haben sich bewährt. Ich versuche, möglichst wenig tief in den Niet hineinzubohren, so dass er sich gerade so löst. Je tiefer man bohrt, desto größer ist das Risiko, dass der Bohrer verläuft, das Loch im C-Clip, oder sogar im Rohr, zu groß wird und dieser dadurch unbrauchbar wird. Das muss einfach vorsichtig Ausprobieren. Herausschlagen tu ich den Rest des Niets mit einem geraden 3er Splinttreiber oder wenn ich ihn packen kann, dann ziehe ich ihn mit der Gripzange heraus. Es geschieht jedoch auch mir immer noch, das ich einen C-Clip schrotte. Es ist daher sinnvoll sich rechtzeitig zu erkundigen, wo man Nachschub herbekommt für den Fall der Fälle, oder sich vorher ein paar auf Vorrat zu besorgen.
6. Bestimmen der Position der Röllchen: Beim Querspant ohne Querstange hab ich die Position einfach ausprobiert und die andere Seite analog ausgemessen. Bei mir waren es 47,2 mm von der Oberkante des Spants (ohne C-Clip) bis zum Innenabsatz des Röllchens. Dafür aber keine Garantie. Beim Spant mit der Querstange hab ich die Querstange provisorisch montiert und dann die Querverbinder der Trägerstangen in Montageposition gebracht und damit die Position bestimmt. Das erschien mir sicherer, da der Platz recht knapp war und ich Angst hatte, dass die Trägerstangen dann nicht mehr montierbar wären, wenn´s zu eng wird. Wenn alles passt, werden in das unterste Röllchen und den Spant jeweils auf Vorder- und Rückseite mit einem 3,1mm Bohrer Löcher für die Nieten gebohrt. Wenn man präzise und gerade bohrt, dann kann man vorne und hinten gleichzeitig einfach durchbohren. Ich bin da manchmal etwas unsicher und bohre und niete erst eine Seite und dann die andere. Dafür werden Edelstahlnieten verwendet. Edelstahl deshalb, weil Alu für die Belastung durch einen Paddler an der Stelle zu weich wäre und sich der Niet lockern könnte.
7. Aufstecken der losen Röllchen: Beim Ally passen meist nur 2 lose Röllchen auf den Spant, beim Pakcanoe sind es 2-3, je nach Position. Wer zuviel oder zuwenig aufsteckt, muss nachher nochmal Nieten ausbohren!
8. Vernieten der Querstange und den C-Clips zur Dollbordaufnahme. Der Zusammenbau erfolgt gemäß den Markierungen, die man hoffentlich vorher gemacht hat. Falls ein neuer C-Clip verwendet wird muß freilich noch ein Loch in diesem angebracht werden. Dabei darauf achten, dass er gut festgespannt ist. Zu gerne drehen sich die Clips während dem Bohren zur Seite weg... Anschließend vernieten. Fertig!
9. Einbauen der Spanten ins Boot, Einbau der Sitzbank und anschließend freudiges Lospaddeln!