Feiertage fand ich schon immer eher fad weil da immer wenig passiert ist. Da auch jetzt wieder alle im Kekskoma liegen mache ich mich alleine auf den Weg zur Oste. Oste deshalb, weil sie schön nah an meinem Heim ist und ich auch an kurzen Tagen lieber lange im Boot sitze als lange im Auto.
Wintercamping is auch nix für mich...
25.12. Untere Oste
Pünktlich zum Sonnenaufgang bin ich in Osten an der Schwebefähre auf dem Wasser. Eigentlich wollte ich in Hemmoor einsteigen, da hat die Fähre aber keine Rampe.
Der gezeitenbeeinflusste Teil der Oste wird eher wenig zum Wasserwandern genutzt. Die mitunter eintönige Landschaft sowie die mangelnde Infrastruktur sind allerdings auch nicht sehr einladend. Weil ab Oktober zusätzlich noch die meisten Anleger aus dem Wasser geholt werden, sind Ein- und Ausstiege eigentlich nur an den Fähren verlässlich vorhanden.
Der Tidenkalender verrät noch knapp zwei Stunden auflaufendes Wasser und ich mache mich der Sonne entgegen auf den Weg.
Mit der Tide bergauf, bei Stauwasser eine Pause und mit ablaufendem Wasser zurück zum Ausgangspunkt, so mein Plan.
Schließlich möchte ich meinen Shuttleservice nicht über Gebühr belasten; schon wegen der Plätzchenstarre und überhaupt....
Das Wetter ist der Hit. Knackig kalt, sonnig und windstill. Wahnsinn!
Große, ruhige Wasserflächen sind mir immer ein wenig unheimlich und so dauert es ein paar Momente bis ich meinen Platz finde in dieser Welt.
Die unsichtbare Strömung schiebt und mit gleichmäßigem Schlag male ich einen ruhigen Keil auf das spiegelglatte Band.
Außer gelegentlich aus dem Schilf flüchtenden Enten, einer Frau mit Hund und zwei dösenden Schafen treffe ich keine Seele. Die völlige Abwesenheit von Wind gibt der Stille Raum, links und rechts nichts, Schilf, Deich, Enten. Das Rascheln der Kleidung, das Eintauchen des Paddels, Zentrum der Welt - alles glatt
Vor mir Großenwörden, einfach so. Einfach so?
Die Nase tropft, die Finger sind kalt. Ich strecke unbeholfen die steifen Knie und kletter an Land.
Der Anleger von Größenwörden ist eine Pracht. Hat er doch an der Landseite eine zweite Ebene für kleine Boote. Luxus für diese Region. Leider liegt dieser Luxus oben auf der Deichkrone angekettet an einen Pfahl.
Ich trinke Tee, wechsel ein paar Worte mit Spaziegängern und erfreue mich an auf dem Wasser landenden Gänsen.
Nach einer halben Stunde bin ich zur Weiterfahrt bereit ....
und starre noch eine Weile auf die munter bergauf vorbeiziehenden Schilfinseln bevor ich entscheide gegen die Strömung zurück zu fahren.
Nunja, so ist das eben mit den Gezeiten. Mal mehr, mal weniger genau laufen Sie hin und her. Was stört sie der Kalender oder ein Paddler, der auf die passende Richtung wartet.
Passend dazu hatte sich aber mittlerweile auch ein kleiner Wind angeschlichen welcher sich jetzt, da ich im Boot sitze nicht mehr zu verstecken gedachte. Die ein oder anderen Böe macht direkt deutlich wer hier den Rhythmus vorgibt. Meine Hoffnung auf einen entspannten Rückweg schwindet spürbar. Einmal angeschoben und die Richtung bestimmt geht es dann aber doch vorwärts.
Wie immer!
Als nach knapp drei Kilometern die Strömung mit mir an einem Strang zieht, spiele ich mit dem Wind. Kante und drehe in den Wind oder raus, treibe quer durch große Kurven oder rückwärts oder seitlich oder doch ganz anders als gedacht. Insgesamt jedenfalls ein kurzweiliges Vergnügen.
Ganz am Ende komme ich sogar beinahe in den Genuss eine Welle zu treffen, drehe aber ab und steige aus.
Was ein schöner Tag...
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26.12. Obere Oste
Für de zweiten Feiertag habe ich mir vorgenommen die Oste ab Heeslingen zu feiern, entscheide mich aber kurzfristig in Brauel einzusteigen. Nach einem Höchststand von 808cm am Pegel Rockstedt sinkt seit ein paar Stunden der Wasserstand wieder. Als ich einsteige sind es 804cm, zum Ende der Tour noch 794cm (jeweils Rockstedt). Die 1. Meldestufe liegt übrigens bei 820cm was dann einen bordvollen Abfluss und stellenweise Beginn der Ausuferung bedeuten würde (NLWKN).
Wasser ist jedenfalls genug da und auf dem Bild wäre unter anderen Umständen ein hübscher Prallhang zu sehen.
Hier zu sehen ist eine Stelle mit Kehrwasser in dem sich tatsächlich etwas spielen lässt. (von rechts kommt die Oste, von vorne strömt es aus der Aue)
Sowas ist mir hier sonst noch nie begegnet.
Entsprechend Laune macht das Paddeln. Die Strömung ist ein bißchen ärger als sonst und kommt mitunter aus ungewohnter Richtung. Dafür ist meist aber mehr Platz zum Ausweichen, bzw. für das Paddelblatt weil es keine flachen Bereiche mehr gibt.
Am Rastplatz in Godenstedt steht der Anleger unter Wasser und ich fahre direkt über die oberste Stufe. Sehr bequem eigentlich. Lange aufhalten möchte ich mich hier aber nicht. Wie jedes mal wenn ich hier vorbeikomme, schneide ich einen Angelhaken samt Schnur aus dem Baum. So schwer wäre der von Land auch diesmal nicht zu erreichen. Kein Plan, was das immer soll.
Kurz vor Rockstedt hupt mich vom linken Ufer aus etwas an. Hinter der Rabatte hat sich eine kleine Gruppe Kanadagänse niedergelassen von denen einige quasi direkt am Wasser stehen. Vorsichtig schleiche ich mich weiter und freue mich voll weil sie nicht wegfliegen. Sonst hauen im Winter ja immer alle ab. Aus sicherer Entfernung mache ich ein paar schlechte Fotos. Und noch ein paar ganz schlimme dazu.
Die Einstiegsstelle in Rockstedt mit Pegelhäuschen und komplett abgesoffenem Anleger.
Nicht immer ist gleich zu erkennen was Fluss und was Aue ist, auf den zweiten Blick aber schon. Meist ist die Fliessrichtung eindeutig, obschon es Bereiche gibt, in denen alles durch die Au läuft. Ich bleibe aber auch dort gerne im Bett, selbst wenn das tricky zu paddeln ist stellenweise. Klingt absurd, is klar aber ihr kennt euch eh aus.
Der hohe Wasserstand ermöglicht natürlich ganz andere Ausblicke in die Umgebung. Die Schwäne im Hintergrund liefern eine feine Badeshow, was ich wegen der Kameraausstattung leider nicht im Bild festhalten kann. Ich sehe mir das aber auch lieber an als jetzt das Objektiv zu wechseln.
Bei diesem Wasserstand sind Buschbürsten-Strecken zwar seltener als sonst, führen aber offenbar durch empfindlichere Zonen des Gestrüpps. Ich habe jedenfalls ordentlich Gemüse eingesammelt heute. Fotografieren lässt sich das ja nicht so gut, deshalb ein Bild von woanders.
Zum ersten mal sehe ich diese Trümmer von Land aus, weil ich umtrage. Seit August 2018 ist die Brücke gesperrt und wird liebevoll mit Spanngurten, Dachlatten und hochwertigen Hinweisschildern gesichert.
An der Brücke hängt zwar schon einiges an Treibgut, nicht genug offenbar, um dem Trauerspiel ein schnelles Ende zu bereiten.
Für eine kleine Kehrwasserspielerei reicht es allemal, ich fahre aber bald weiter.
Das Fahren macht überhaupt viel Freude heute. Freude mach es ja immer aber heute eben besonders. Es gleitet sich so behände durchs Gelände die ganze Zeit und alles ergibt sich beinahe von selbst.
Bis es in Ober Ochtenhausen zu Ende ist.
Beschwingt shuttle ich nach Hause, blicke zurück und denke
Wie geil war das denn?
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