Nun ja, so Mancher hat mich schon gefragt, ob wir überhaupt noch paddeln gehen. Was soll ich dazu sagen, es ist Winter Manchmal juckt es schon, wenn ich die schönen Bilder von Donau-Mikes Wintertouren sehe. Oder eine Tour im nahenden Frühling wie die von Thomas130 (Thomas, die Schwimmweste hattest du hoffentlich unter der Jacke an? Ich erhebe virtuell mahnend den Zeigefinger )
Aber ganz ehrlich, von meinem Mittagspausenplatz habe ich gerade fast täglich diese Aussicht, die bei klarem Wetter von ganz links den Bodenseealpen über die schweizer Berge wie Säntis, Tödi und Finsteraarhorn bis zum Mont Blanc reicht.
Dazu Inversionswetterlage. Nebel in den Tälern und Sonne hier oben. Ohne Not fahre ich da nicht runter. Also Paddeln am Schluchsee? Fehlanzeige. Der dient gerade bestenfalls als Fotomotiv
Fast komplett zugefroren. Es gäbe einen Zugang, den ich durch einen kurzen Fußmarsch mit dem Bootswägele erreichen könnte. Die paddelbare Fläche würde jedoch nur Freunde des Kringelns befriedigen.
Also muß ein Alternativprogramm her. Alpinski fällt (fast) aus. Die Lifte schließen bereits um 16 Uhr und am Wochenende sind die Anlagen übervoll. Der Hang 4km hinter meiner Wohnung ist durch Flutlicht bis 21.30 Uhr befahrbar, aber nicht sonderlich anspruchsvoll. Nach einer Stunde langweilte es mich und ich fuhr nach Hause. Ski nordisch? Die Ski legte ich bereit, aber bevor es zur Tat kam, packte mich ein besonderer Virus: der Schneeschuhvirus
Hier nun Impressionen von zwei ausgewählten, besonderen Touren. Vielleicht animieren sie zum Nachtun.
Die erste Tour unternahmen Eva und ich am 14.2., dem Valentinstag. Es ist eine kürzere Tour, da wir sie nach Feierabend und bewußt in die sternenklare Nacht legten. Start ist ein kleinerer Parkplatz bei Bernau (in der Karte mit P gekennzeichnet)
Wir gehen in der Abendsonne ca. um 17 Uhr los
Bald schon setzt die Dämmerung ein und die bekannten Berge erscheinen in rot
Anfangs geht es noch entlang Forstwegautobahnen
Aber rasch werden die Hänge freier
Zur Ruhepause lädt diese Bank momentan nicht ein
Nun wird es Zeit die Schneeschuhe abseits zu lenken. Keine Sorge, wir halten ausreichend Abstand zu den Baumgruppen. Die Route muß mit Bedacht gewählt werden, um keine Wildtiere aufzuschrecken.
Nun wird es langsam dunkel und wir laufen im hellen Mondlicht
Kurz darauf ist die Neumannhütte erreicht. Das Bild täuscht wegen der Stirnlampe. Es ist nicht stockfinster, sondern mondhell und sternenklar. Das Mondlicht wirft sogar Schatten
Unsere Stärkung fällt recht spartanisch aus. Neben einer Tafel Schokolade und ein paar Salzbrezeln haben wir nur selbstgemachten Likör von schluchseer Brombeeren
Zurück geht es dann unspektakulär über den normalen Winterwanderweg, der jedoch Raum zum Schauen und Staunen der nächtlichen Winterlandschaft lässt. Um 21.15 Uhr sind wir wieder am Auto und es hat noch mollige -2°C
Die nächste Tour gehen wir von Menzenschwand aus. Dieses Mal am Tage. Es ist Sonntag, der 17.2., wolkenloser Himmel und Sonne satt. Entsprechend plärrt seit 9.30 Uhr eine Stimme aus dem Radio "die Parkplätze am Feldberg sind alle belegt. Bitte nützen sie die Park and Ride Möglichkeiten". Zum Glück wollen wir da nicht hin. Aber Menzenschwand ist auch nicht besser Auf der Karte habe ich zwar den Parkplatz markiert. Dieser ist jedoch an solch einem Tag total überfüllt mit unentspannten Alpin-Skifahrern. Man sollte sich hier rechtzeitig im Ort nach einem geeigneten Parkplatz suchen.
Die Tour beginnt am sogenannten Geißenpfad, Ziel soll der Zweiseenblick sein (Titisee und Schluchsee).
Es geht noch kurz eine steile Straße bis an den Ortsrand. Dann erwartet uns eine praktische Bank zum Schneeschuhe anziehen. Oska ist dieses Mal auch dabei. Am Gegenhang beobachten wir Skifahrer und schauen auf den überfüllten Parkplatz
Die Sonne hat schon Kraft und leckt den Schnee rasch weg
Teilweise gehen wir auf dem markierten Schneeschuhtrail. Wenn man diesen Piktogrammen folgt, kann man kaum etwas falsch machen
Und auch hier entläßt uns der Trail bald in die freien Hänge
Im Hintergrund, die weiße Kuppe, der Feldberg mit seinem Turm
Wie bereits erwähnt, im Frühjahr wird das Gehen technisch
Uuuuups, da ist wohl etwas schief gegangen. Nichts passiert. Könnte aber. Ein Grund, warum ich mir zwar in den Anfangszeiten auch solche Teleskop-Stöcke gekauft habe, aber seit Anfang der 80er Jahre auf Ski- und Schneeschuhtouren ausschließlich mit (fast) konventionellen Skistöcken gehe. Wenn euch also beim Kauf von Schneeschuhen der findige Verkäufer passende Teleskopstöcke aufschwatzen möchte, könnt ihr getrost dankend ablehnen. Sie sind praktisch, aber nicht erforderlich und haben auch ihre Nachteile.
Nun haben wir die Kuppe des Zweiseenblickes erreicht. Pause und Brotzeit sind nun fällig. Und auch das "Selfie"
An dieser Stelle danke ich gerne Gert Spilker, der mir das Stativ zwar nicht aufgeschwatzt hat, mir aber überaus schmackhaft machte, als wir in seinem Kanu-Laden in Freiburg unter Anderem das weitaus bekanntere Gorillapod kaufen wollten. Das PEDCO Ultra 2 Stativ ist meines Erachtens weitaus vielseitiger. Entweder als kleines Dreibein, oder wie hier mit Klettflausch an Baum, Zaunpfosten oder Paddel befestigt
Bald schon geht es weiter auf schmalem Trail durch Jungwald
Immer der untergehenden Sonne entgegen
Und jetzt wieder den Feldberg im Blick
Bei solchen Aussichten könnte ich mondsüchtig werden
Hach, was für eine wilde Hatz wäre das jetzt mit Ski ins Tal zu sausen
Oha, der "Spurer" ist unterwegs. Schnell weg....
.... wieder abseits den richtigen Spuren folgen. Ist ja auch viel schöner.
Ein letzter Blick im Abendrot zur schweizer Bergwelt
Dann wird es wieder technisch
Am Gegenhang erkennen wir die, inzwischen verwaiste, Skipiste von heute Morgen
Wenig später sind wir mit Einbruch der Dunkelheit am Auto. Insgesamt waren wir 7 Stunden unterwegs. Reine Gehzeit müsste in knapp 4 Stunden machbar sein, ohne zu hetzen. Wir haben uns aber sehr viel Zeit gelassen und genossen.
Kleiner Nachtrag zur Technik. Vielleicht nicht uninteressant für Neulinge dieses Sports.
Wir nutzen beide sehr moderne Schneeschuhe der Marke TUBBS. Ganz einfach, weil sie sich für uns bewährt haben. Eva hat ihre FlexAlp schon einige Zeit. FlexAlp deswegen, weil sie der filigranen Bindung der VRT, wie ich sie habe, nicht über den Weg traute. Soll heißen, sie dachte diese dünnen Stahldrähte wären eventuell nicht lange haltbar. Dazu kann ich nur sagen, daß ich die Schneeschuhe zwar erst seit dieser Saison trage, dafür aber durchschnittlich jeden 3. Tag damit unterwegs war. Bei einem "Kampfgewicht" von 110kg und nicht schonender Behandlung der Schneeschuhe kann ich die Haltbarkeit bestätigen
Wer sich jedoch für klassische Schneeschuhe nach indianischer Machart interessiert und sie auch noch selber bauen möchte, wird eventuell bei solch einem Workshop in der Schweiz sein Glück finden. Christian Golfetto bietet solche Kurse an: http://www.sundance-adventure.ch/
Und wer sich dann noch fragt, wie wir denn das Hundi an der Leine haben, wo wir doch die Hände für die Stöcke brauchen. Das geht ganz leicht mit so einem Musher-Gürtel
Eva hat den noch aus ihrer Zeit in Alaska und benutzte den später auch hier beim Training mit ihrem Husky. Natürlich ist dieser Gurt etwas oversized für solch ein 12kg Hundchen wie Oska, aber wenn man der Gürtel schon hat....
Ich kannte es nicht und bin fasziniert von der simplen Technik. Der Haken hat nämlich so etwas wie eine Notauslösung. Ähnlich dem Cowtail an der Wildwasserweste. So ist der Haken geschlossen:
Und nach zurückziehen des Mittelteiles, also dem etwas klobigen Klotz, wird der Haken frei gegeben und lässt die Leine aus
Ich hoffe ich habe euch nicht gelangweilt mit meinem Nicht-Paddel-Bericht. Wenn doch, tut es mir leid. Dann bitte sagen. Das nächste Mal gibt es wieder was mit Boot
Grüßle, Stefan
__________________________________________________ Stark und groß durch Spätzle mit Soß' ..... Gottes schönste Gabe: der Schwabe!
Schöner Bericht! Gelangweilt? Nein, das aktive Leben hat ne Menge attraktive Disziplinen zu bieten Schneeschuhe habe ich auch, ich mag aber mehr die, die optisch etwas in die klassische Richtung gehen: Modell Faber - Winter Guide. Die haben dafür weniger alpine Eigenschaften, queren am Hang ist nicht so das Richtige für sie. Aber für die Gegend hier oder beispielsweise das Hohe Venn in Belgien reicht es dreimal. Achso, wegen SKistock noch... Habe tatsächlich einen Teleskopstock von Leki, frag mich nicht nach dem Modell. Muss man definitiv stramm klemmen! Nach den ersten Gehversuchen/Erfahrungen ging alles gut. Aber sollte er nachgeben, liegt man ggf. mit Sack und Pack im tiefen Schnee(oder im Bach ). Keine schöne Vorstellung.
Die von Dir beschriebene Notauslösung am Mushergürtel kommt übrigens aus dem Reitsport, nennt sich Panikhaken, ist am Strick befestig und wird am Halfter eingehakt. Damit bekommst du deinen angebundenen Gaul los, wenn er erschreckt und ganz schnell weg will und wie wild am Strick reisst. Letztens selber erlebt, es hat gut funktioniert.
Gruß Rheinländer
______________________________________________________________________ Da wir im gleichen Boot sitzen, sollten wir froh sein, daß nicht alle auf unserer Seite stehen.(Ferstl Ernst)
Ein herzliches Dankeschön für eure Kommentare. Freut mich sehr.
Heute war ich nach Feierabend mal wieder am See gucken, was das Eis so macht. Die ersten Angler sind bereits unterwegs und genießen den eisfreien Bereich. Wenn auch am eher unattraktiven Ufer direkt vor Schluchsee
Aber das wird schon. Langsam taut auch der Bereich zum kleinen See, wo ich eigentlich normalerweise einsteige.
Aber um die Landzunge herum sieht die Welt ganz anders aus. Hier tummeln sich Krähen dort, wo sonst nur Wasservögel zu finden sind (bitte die Bildqualität zu entschuldigen. War mit dem 600er Tele frei aus der Hand, weil sich die blöden Viecher fast am anderen Ufer aufhielten). Beeindruckend die Geräusche, wenn sich die Vögel den Schnabel am Eis wetzen. Gigantisch, wie das Eis den Schall weiter trägt.
Auch Richtung Unterkrummenhof, Kaiserbucht und Aha ist noch alles unter einem Eispanzer
@ Rheinländer, die Faber Schneeschuhe sehen wirklich sehr gut aus. Ich habe natürlich gleich danach gegoogelt Damit hat man mit Sicherheit auch auf vielen Touren Spaß. Gegenüber meinen TUBBS haben sie bestimmt den Vorteil, daß sie leise sind. Meine scheppern bei derzeit harschigem Schnee unangenehm laut. Ein großer Nachteil. Die fehlende Steighilfe sehe ich nicht so tragisch. Dann legt man eben eine fachgerechte Spur an. Nur der, der das Gelände nicht lesen kann, braucht eine Steighilfe. Mir ist sie fast zu hoch und benütze sie daher kaum. Finde ich gut, daß du dein Schneeschuhmodell erwähnt hast. Kannte ich nicht. Vielleicht findet ein anderer Leser Gefallen daran.
Wegen dem Panikhaken muß ich mal meine Tochter fragen, ob sie das kennt. Sie hat einen Isländer. Gut, daß dir nichts passiert ist.
Freut mich übrigens, daß du LEKI-Stöcke hast. LEKI = Lenhart Kirchheim, meiner alten Heimat. Der Firmenchef verunglückte am 30.4.2012 tödlich, als er bei einem Übungsflug mit seinem Kunstflugzeug, der Extra 300, abstürzte..... knapp 1000m neben meiner damaligen Obstwiese
Die Stöcke kannst du pflegen, indem du die einzelnen Segmente auseinander ziehst. Der Mechanismus ist ähnlich einem Spreizdübel. Die Rohre eventuell mit warmem Wasser ausspülen. Kein Öl, Fett o.Ä. verwenden! Gegebenenfalls den "Kunststoffknubbel" mit Reiniger säubern. Dann hält er wieder besser.
Grüßle, Stefan
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Diese Panikschlösser finde ich auch sehr spannend. Ist wie ein Transistor mechanisch ... und funktioniert ja auch bei Volllast.
Schon 950 gab es am Gokstadt-Schiff Wantennadeln die mit einem Überwurfring gesichert wurden. Ziemlich genau das gleiche Prinzip. Wobei die Wantennadeln zusätzlich noch stufenlos verstellbar sind und das letzte Quäntchen Spannung aufbauen.
Zitat von sputnik im Beitrag #4Wegen dem Panikhaken muß ich mal meine Tochter fragen, ob sie das kennt. Sie hat einen Isländer. Gut, daß dir nichts passiert ist.
Da merkst du was die Bezeichnung Fluchttier bedeutet --> wenn 400 oder mehr Kg in Wallung geraten und mit Vollgas weg wollen. Meine Freundin meinte noch, wenn du dann drauf sitzt ist die Kunst oben zu bleiben. Scherzkeks, aber wie Recht sie hat Es hatte sich erschrocken, als ein paar Meter weiter jemand ein großes Kindertrampolin demontiert hat.
Andreas, ich dachte erst du hast eine 1 vor der 950 vergessen. Interessant und ein Thema für sich. Konnte auf die Schnelle nichts zu den Wantelnadeln mit diesem Mechanismus finden. Hast du einen Link?
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Zitat von Rheinländer im Beitrag #6... Andreas, ich dachte erst du hast eine 1 vor der 950 vergessen. Interessant und ein Thema für sich. Konnte auf die Schnelle nichts zu den Wantelnadeln mit diesem Mechanismus finden. Hast du einen Link?
Abbildung 9 Die Variante in Abb 10 find ich etwas fraglich.
So, nun ist auch in Schluchsee der Frühling eingekehrt und man kann sich wieder dem üblichen Feierabendprogramm widmen
Danke für den Beitrag über die Wikingerboote. Die Temperatur war so, daß ich beim Paddeln gerne an die "Barbaren" und genialen Bootsbauer des Nordmeeres gedachte.
Grüßle, Stefan
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