Ich hab schon seit Jahren keinen Bericht mehr geschrieben, Paddeln Ohne Auto 3 - Der Inn von Jettenbach nach Mühldorf ist von März 2014. Jetzt gibt es hier also eine weitere Folge, vielleicht ist es dem Einen oder der Anderen logistisch Herausgeforderten nützlich.
Also: S-Bahn nach Freising ab Hauptbahnhof 10:00 Ankunft Freising 10:45 Aufbauen und Einsetzen unter der Korbiniansbrücke rechtsufrig ca. 12 Uhr gemütlich gefahrene 17,5km, Aussetzen in Moosburg km 96,2, linkes Ufer, ca. 16Uhr Nach Abbauen und packen 30min zu Fuß bis Moosburg Bahnhof, dort Abfahrt 18.00 mit RE im MVV (Single-Tagesticket…) Ankunft M Hbf ca. 18:40.
Karten und aktuellste Informationen zur Isar und den anderen Flüssen des Flusssystems unter www.kanu-info-isar.de - wie häufiger erwähnt: der Erwerb von Christian Löhnerts Karten als pdf lohnt sich unbedingt. An dieser Stelle ein Herzliches Dankeschön für die großartige Arbeit, die er sich da seit Jahren macht.
Der Bericht:
Entspanntes Packen! Es ist Samstag, der 1.4., es verspricht einer der ersten Tage zu werden, die man früher Frühling nannte und die man jetzt angesichts der Temperaturen lieber "verfrühter Frühsommer" nennen mag. 20°C, blau, Sonne, Bayern at it's best halt. Entspanntes Packen! heißt um 8 aufstehen, gut frühstücken, Sonnenbrille, - creme und -hut und das andere Gerödel samt Brotzeit und Abbaubier in den Rucksack, halt, Paddel nicht vergessen, rüber in die Garage, Pakcanoe in den Paksak sortieren, Sack aufs Wagerl binden, Paddel dazuklemmen und ab zur U-Bahn.
Die U-Bahn ist brechend voll, schließlich ist Samstag, man muß in die Stadt, shoppen, oder zum Bahnhof, weil man als Münchner ja in die Alpen muss am Wochenende oder sonstwohin in diesem Freizeitpark Oberbayern.
Um kurz nach 10 geht eine S-Bahn nach Freising, ich hab berufspendlerbedingt eine Monatskarte, mir reicht also ein "Single Tagesticket Aussenraum" für 6.60€ - das gilt bis Moosburg. Wohlfeil :-)
Um 10.45 bin ich in Freising - in Fahrtrichtung Landshut ganz am Bahnsteigende gibt es einen Ausgang zum Parkplatz und dahinter ist gleich die Isar. Um 11 bin ich an einer rechtsufrigen Kiesbank unter der Korbiniansbrücke und baue das Pakcanoe auf, zwischen Mountainbikern in voller Montur und sonnenbadenden Schülerinnen.
Von der Kiesbank rechts gegen den Strom und dann unter dem linken Joch der Korbiniansbrücke durch, ein paar kleine Wellen. Der Pegel Freising steht bei 51cm, das Wasser über den Kiesbanküberläufen ist knapp.
Die Isar hat seit meiner letzten Fahrt hier 2014 (mit Christian Löhnert, an dieser Stelle nochmal Herzlichen Dank fürs geduldige Mitnehmen…) gründlich auf- und umgeräumt und sich in ihrem Bett neu eingerichtet. Es liegen jede Menge Bäume im Fluß, gerne nach den isartypischen Kiesbanküberläufen an den Prallufern, wo das Wasser richtig schön reinzieht. An diesen Stellen sollte eine solide Seilfähre rückwärts im Repertoire sein :-)
Es ist wunderbar still auf dem Fluß, obwohl die A9 und der Flughafen nicht so weit weg sind - wahrscheinlich stand der Wind halt genau richtig. Die Sonne brennt schon fast, es gibt Kehrwässer mitten im Fluß, bedingt durch den niedrigen Wasserstand.
Ich fahre mit gebührender Vorsicht - ich bin ja allein unterwegs - und genieße die Ruhe und den "Frühsommer". Die unzählgen Kiesbänke und Kiesbanküberläufe lassen die Paddelei nie langweilig werden - eigentlich wäre eine Kopfkamera gut, denn an den fotografisch schönen Stellen bin ich meist beschäftigt, mit Flußlesen und Vorausahnen wie es hinter den Bäumen wohl weitergeht und ob man da an dem Baum gut rechts vorbei oder doch lieber links…
Die Kiesbänke haben sich sehr verändert, eine Stelle an der ich fast mal gekentert wäre, erkenne ich wieder, die Mündung des Sempt-Flutkanals verpasse ich allerdings. Entgegen meinem obigen Tip habe ich Christians Karten nicht ausgedruckt dabei sondern nur auf dem Handy, das nicht wirklich dafür taugt, dort Karten zu lesen. Selber Schuld. Auf einer der letzten Kiesbänke mache ich Rast, wohl etwas zum Unmut dort sich aalender barbusiger Damen (daß es sowas noch gibt…)
Die Kiesbänke sind eher dünn bevölkert, aber so ab 2-3Uhr nachmittags sind die meisten dann doch "belegt". Einmal sogar von ein paar Deppen, die unbedingt trommeln müssen - muß man denn wirklich überall Krachmachen? Gerade hier? Ich denk mir meinen Teil und fahr schnell vorbei. Einige Paddler sind auch unterwegs, davon ein Pärchen auf der ersten Tour im neuen Pakraft - wir ratschen später an der Ausstiegsstelle noch und ich beneide sie ein wenig um den schnellen Abbau. Sehr nett. Ein Allyfahrer fachsimpelt dann auch noch ein wenig - grad schee is.
Wie das ganze dagegen an einem Sommersonntag ausschaut, mag man sich vorstellen - der Nutzungsdruck des Großraumes München auf die Isar ist überall enorm, da ist das hier noch eine der ruhigeren beschaulichen Strecken.
Die Aussetzstelle ist Brückenbaubedingt zu km 96.2, linksufrig, vorverlegt, was die Entfernung nach Moosburg gefühlt etwas verkürzt. Dank Fahrplan im Smartphone weiß ich daß ich viel Zeit habe und kann in Ruhe meinen Abbau - mit dazugehörigem Bier! - genießen. Von dort bin ich in 30min am Bahnhof, einmal quer durch die moosburger Altstadt, sehr beschaulich. Kurz den Berg hinauf und auch schon wieder hinunter, vor den Gleisen rechts - garkein Vergleich mit der Plagerei des Aufstieges zum Mühldorfer Bahnhof nach 25km Inn. Vielleicht bin ich aber auch einfach fitter - ich hab letztes Jahr ziemlich abgenommen. Gut so. Macht auch im Boot mehr Spaß.
Am Bahnhof kommt um 18Uhr der Zug nach München. Der ist sehr voll - es ist Samstag abend, alle wollen noch in die Stadt. Im Radlabteil ist jedoch Platz, denn ein paar friedlich bewusstlos niedergestreckte 60erfans schrecken die anderen Fahrgäste ab. Mein Pakboat auf dem Wagerl hat gerade noch so Platz zwischen den Bierleichen. MIt dem einzigen wachen Hool gibts noch einen launigen Ratsch, dann schlafe ich selbst ein.
Es ist ein wunderbarer Tag gewesen und ich beschließe das evtl sogar gleich am nächsten Wochenende zu wiederholen - wenn das Wetter wieder so ideal ist. Die Anfahrt ist verglichen mit den anderen Paddeln-ohne-Auto-Ausflügen wirklich ein Kinderspiel und dafür gibts wunderschöne Flußkilometer. Und allein ists einfach sehr entspannt zu fahren. Ich glaube ich habe eine neue, fast jederzeit (Pegel: bei Niedrigwasser, vgl. www.kanu-info-isar.de) allein zu paddelnde Lieblingsstrecke gefunden…
Servus Florian, schön wieder einmal von Dir einen schönen runden Tourenbericht zu lesen. Danke! Der von Dir geschilderte Wildflussabschnitt bis Mossburg steht noch auf meiner Liste. Ab Oberhummel / Moosburg ist mir bekannt.
Hier ein Bericht (der irgendwie untergegangen ist) für die Anschlusstrecke von Moosburg bis Landshut.
Gestern bin ich die Strecke wieder gefahren, fast genau ein Jahr nach dem obigen Bericht.
- fahrbar auch bei einem Pegel von 48cm (Pg Freising) , aber besser nur in unempfindlichen Soloboot. Die Kiesbanküberläufe sind schon sehr knapp überronnen. - Die Isar hat den Winfer über wieder ordentlich umgeräumt in ihrer Bude. Hier ne kKiesbank weg, dort eine neue, da drüben paar neue Bäume reinschmeissen, so in der Art. Jedes Jahr ein neuer Fluss, immer spannend - Warnhinweise auf kanu-info-isar.de unter „Aktuelles“ beachten. - Fahrtechnik: isartypische Kiesbanküberläufe ziehen oft schön in zT mächtige umgestürzte Weiden. Da heißt es entschieden Gasgeben mit nur 3cm Wasser unterm Boot. Def nix für Anfänger, behaupte ich - unübersichtliche Stellen vorher anschauen, eh klar, oder?
Es ist meine Lieblingsstrecke geworden, wegen der idealen Mischung aus Ruhe, Idyll und Spannung. War ein wunderschöner Tag gestern: Bilder im Kanulog, wie immer...