Hallo Leute, wir sind mal wieder die Spree gepaddelt, von Beeskow bis Erkner, 80km in 4 Tagen. Ok, davor waren wir auch schon auf dem Wasser, Andreas neues selbstgebautes Paddel einweihen, aber das endete dann relativ schnell mit einem Wassereinbruch durch ein Leck am Vordersteven, der dann professionell behoben werden musste. Jetzt ist der Ally an den Steven stärker bewehrt als je zuvor.
Das Wetter wurde immer besser und am Ende hatten wir sehr schöne sonnige Spätherbsttage auf dem Fluss. Der Wasserstand war im Gegensatz zur Niedrigwassersituation im September dank der Regenfälle vor einer Woche wieder im Normalbereich. Das Holz fürs Lagerfeuer wurde von Tag zu Tag trockener und ließ sich leichter zünden.
Kurz hinter Beeskow kreiste ein Seeadler über uns. Später sahen wir ganz nah sogar einen Adler, den ich für einen Schell- oder Schreiadler halten würde. Ansonsten zogen wie üblich zu dieser Jahreszeit die letzten großen Trupps Gänse und Kraniche nach Süden. Dazu gab es auffällig viele Eichelhäher, und habt ihr gewusst, dass Eicheln, wenn sie wie zZ massenhaft ins Wasser fallen, nicht schwimmen sondern gleich versinken?
Am Wehr Drahendorf wurden wir begrüßt und beglückwünscht als die Ersten, die den nagelneuen Anlegesteg benutzen würden. Die letzten Schrauben wurden gerade eingedreht.
An allen Nachtlagern hörten wir die Biber platschen. In der zweiten Nacht waren es mindestens 3 Biber, die gleich gegenüber am Holz nagten, und sich nicht von unserem Licht, den Bewegungen und Feuer stören ließen. Dieser Platz war sowieso wieder Spitze. Nicht nur wegen der Biber, auch wegen der Eule, die in der Dämmerung 4m über mir langsam dahinflog und später im Wald ihre Käuzchenrufe hören lies. Und wegen dem einsamen Jungschwan, der den Fluss heraufgepaddelt kam, und uns dann mit seiner Gesellschaft beglückte. Er schwamm direkt unter unserem Lagerplatz kurz hin und her, und kam dann an Land. Ich sagte noch, "der setzt sich jetzt zu uns ans Feuer", und tatsächlich, er tappelte zu uns und stellte sich uns gegenüber direkt ans Lagerfeuer. Das brannte gerade in seiner Anfangsphase lichterloh, und der Schwan ließ sich nicht mal schrecken, als der Feuerhaufen mit großem Funkenflug zusammenbrach. Erst als Andrea ihm aufdringlich zu nahe kam (<1m), natürlich in bester Absicht, und ihm mehrfach ein Stück Brot anbot, verließ er uns wieder. Fand ich erstaunlich, dass so ein Wildtier sich ans Feuer setzt. Und Wildtier stimmt hier wirklich. Die Schwäne der Spree oberhalb von Erkner halten normalerweise Abstand von Menschen und sind auch nicht wie meine Schwäne hier am innerstädtischen See auf Brot geeicht.
Am letzten Morgen sahen wir gegenüber den Landwirt seine Rinderkoppel inspizieren. Wir hatten gestern Abend schon dort drüben angelegt, einen Platz, den wir schon 2 mal zum freien Zelten genutzt hatten. Aber da lag zu wenig Holz rum, elektrisch eingezäunt war er außerdem, und so sind wir aufs andere Ufer gefahren. Hier gab es viel gutes trockenes Holz, eine 100ha große Zeltwiese ;-) aber auch 9 Schießkanzeln von Jägern. Schon den letzten Morgen hat es in der ganzen Umgebung wild geballert (~20 Schuss) und so hofften wir, dass unangenehme Begegnungen mit diesen Gesellen ausbleiben. Die Wiese ist im Sommer Rinderweide.
Das Feuer haben wir in einem Bereich gemacht, wo Wildschweine ein Grube gewühlt hatten. Auch hier wieder Käuzchenrufe und Bibernagegeräusche in wenigen Metern Entfernung. Am nächsten Morgen habe ich das Restholz von der Wiese entfernt und die Feuerstelle mit den von den Wildschweinen bereitgelegten Grassoden abgedeckt. Wir waren gerade am Boot einpacken, da kam tatsächlich noch auf unserer Seite ein Jäger vorbeigefahren. Aber er hat uns wohl schon gar nicht mehr bemerkt, unten am Fluss in der Deckung des Uferwuchses.
Ganz alleine waren wir übrigens nicht auf dem Wasser. Uns begegnete am Samstag, dem schönsten aller Sonnentage, ein Zweierkajak, und kurz darauf noch ein roter Ally, beides Tagestouren. Und später im Bus traf ich noch ein Pärchen, welches in 1er Kajaks fast unsere Tour nachgepaddelt sind, von Beeskow bis Hangelsberg in 2 Tagen.
Am Sonntag nach der Ankunft in Erkner hieß es für mich dann Autorückholen aus Beeskow. Andrea hat ja nun ein Smartphone und so konnten wir uns die Verbindungen aktuell übers Netz holen. Schön: RB1 13:25 nach Fürstenwalde, und von da 13:45 mit dem Bus 403 nach Beeskow. Ich also zügig zum Bahnhof marschiert und stelle fest: es ist diesen Sonntag doch schon auf MEZ umgestellt worden. Na gut, eine Stunde zusätzlich gewartet. In Fürstenwalde dann war mein Bus 403 auf der elektronischen Abfahrtstafel nicht angezeigt. Was ist hier los? Ich studiere die Fahrpläne meiner Buslinie und erkenne ein verdächtiges "R" für Rufbus. Gerufen werden kann der Bus Mo-Fr 5-16 Uhr sowie Samstags 8-11, mindestens 1h vor Abfahrt. Klasse! Reingelegt. Was nun? Ich war nicht der einzige. Neben mir warteten mindestens 3 andere Leute vergeblich. Aber einer hatte wenigstens Netz und konnte die alternative Verbindung über Storkow heraussuchen. Fast hätte man noch 60€ löhnen müssen, weil die Fahrkarte für diese Verbindung nicht gültig war (unter VBB-Verbund-Wabensystem hatte ich mir was anderes vorgestellt), aber die Schaffnerin verzichtete freundlicherweise. Kurz vor 6 war ich wieder am Abbauplatz, wo Andrea in der Zwischenzeit alles aufgeklart hatte. So bin ich für die 75km hin +57km zurück fast 4h unterwegs gewesen.
Was bleibt sind aber natürlich die Naturerlebnisse, die mich immer wieder verblüffen, so nahe vor den Toren der deutschen Hauptstadt.
Ist wirklich schön da, ich wünsch mir das es auch so bleibt.
Trotz der "Wildschweinkuhlengeschichte": braucht es wirklich so ein Trumm von Feuer? Ist `ne Feuerschale oder minimal ein Künzi zuviel verlangt? Gibts die Übernachtungsstellen wirklich nur "wild"?
Nichts gegen gepflegtes Draussen-Sein, aber behalt es für Dich, solange es geht.
Ein schönes wahres Herbstmärchen, besonders mit dem Schwan am Feuer. Danke für den schönen Bericht. Das Paddel kommt mir irgendwie bekannt vor, insofern es nicht weit weg von Berlin entstanden ist...fein gewerkelt.
Grüße von der Donau oder nicht weit weg davon Mike
schöne Tour „vor der Haustüre“, da schwelge ich doch glatt in Erinnerungen… Ostern 2012 von Cottbus in den Gurken Wald, wird es so leider nicht mehr geben…
Mich interessiert grade deine Bootsreparatur. Ist der Schaden an Bug und Heck eurer intensiven Nutzung und der Materialermüdung zu verdanken. Wo hast du es denn instand setzen lassen, gibt es ein paar Bilder…
Zitat von WeGa im Beitrag #10Mich interessiert grade deine Bootsreparatur. Ist der Schaden an Bug und Heck eurer intensiven Nutzung und der Materialermüdung zu verdanken.
Der Schaden am Bug ist einer Kollision mit einem Kantholz mitten auf dem Zeuthener See zu verdanken, welcher den alten, vollkommen intakten (also nicht abgewetzten oder in irgendeiner anderen Form angegriffenen) Schutzbeschlag _und_ die Bootshaut auf einer Länge von 3 cm durchstoßen hat. Fast wie ein Schnitt. Wie das passieren konnte ist mir immer noch ein Rätsel, denn von einem sehr heftigen Schlag habe ich nichts gemerkt. Vielleicht hat uns ein Nagel so unglücklich getroffen.
Materialermüdung ist also nicht der Grund. Dass das Material auf dem Bild hier so schlecht aussieht, liegt daran, dass ich den alten Schutzbeschlag vor der Reparatur entfernt habe, und dabei sind auch Teile der Original-Bootshaut mit abgerissen (also von der obersten PVC-Schicht, so dass das Glasfasergewebe etwas freilag).
Zitat von WeGa im Beitrag #10Wo hast du es denn instand setzen lassen, gibt es ein paar Bilder…
Hier. Das Material des neuen Schutzbeschlages ist TPU, der Kleber 2-K-Kleber, welcher TPU und PVC gleichermaßen sehr stabil verbindet. Das sollte jetzt stabiler sein als im Original-Auslieferungszustand.
hallo nach einigen Diskussionen kann ich es dennoch nicht lassen..,
wohin wurde denn das Restholz vom Feuer verbracht, worin liegt denn nun der Sinn von solchen "Osterfeuern" bei einer kleinen Truppe auf Tour? Mag ja sein, dass ich geistig etwas unterbemittelt bin, für solche Art der Übernachtung / Rast habe ich aber kein Verständniss.
Zitat von Troll im Beitrag #15wohin wurde denn das Restholz vom Feuer verbracht
Ins Erlengehölz, wo es herkam.
Zitat von Troll im Beitrag #15worin liegt denn nun der Sinn von solchen "Osterfeuern" bei einer kleinen Truppe auf Tour?
Da mag kein höherer Sinn drin liegen, sondern nur meine Unfähigkeit/Faulheit, mit nassem Erlenholz ein kleines Feuer zu unterhalten. Auf der Wiese gab es halt nichts anderes. Sobald eine gewisse Glutbasis da war, wurde das Feuer auch schnell viel kleiner, wenn auch nicht so klein wie hier bei perfekt trockenem Holz. Dir geht es das natürlich viel einfacher von der Hand, wenn du dein abgepacktes und vorschriftsmäßig 2 Jahre getrocknetes Baumarktholz verbrennst.
Zitat von Troll im Beitrag #17und da liegen die verkohlten Reste Deines Feuers so rum? Alles OK? Als Landwirt in der Gegend kann ich gern darauf verzichten!
Tja, ich merke schon, dass uns hier Welten trennen. Das ist übrigens wohl auch der Hauptgrund, weshalb ich bisher noch nie im Westen und Südwesten der Republik gepaddelt bin, eben weil ich genau mit solchen Leuten dort rechne.
Mir war bisher nicht bewußt, dass neben Wölfen und der richtigen Wolle für Jacken es noch mehr Themen gibt, die in Diskussionen zu solchen Eskalationen führen können. Schade, dass ein eigentlich nett geschriebener und gut gemeinter Reisebericht so zerpflückt wird.
Das Äußern von Kritik an sich finde ich nicht mal schlimm. Nur wäre es gelegendlich von Vorteil, sich etwas mehr Mühe zu geben, den angemessenen Ton zu treffen.
Michael, ich hoffe, das hält dich trotzdem nicht davon ab, uns zukünftig weiter mit deinen tollen Reiseberichten zu informieren und zu unterhalten. Ich lese sie gerne! Solltest du doch mal in den Westen der Republik kommen um zu paddeln, dann wirst du hoffentlich merken, dass es hier auch andere Zeitgenossen gibt.
Zitat von Spartaner im Beitrag #18 Das ist übrigens wohl auch der Hauptgrund, weshalb ich bisher noch nie im Westen und Südwesten der Republik gepaddelt bin, eben weil ich genau mit solchen Leuten dort rechne.