"Im Nebel paddeln, das stelle ich mir so schön mystisch vor", hatte ein Freund gesagt - ich habe es heute ausprobiert. Ja mystisch und ein wenig morbid, möchte ich ergänzen, wenn man bei Orientierungslosigkeit zu Panik neigt, vielleicht auch letal, zu der Jahreszeit.
Zuerst fahre ich zum Turnersee. Das Wetter ist grandios, das Wasser aber ca 4 cm dick gefroren. Gut, ein kleiner Spaziergeng schadet nicht, ich habe die kleine Kamera wie immer dabei. Campingplatz stand am Eingang, Wohnwagendeponie klingt auch gar nicht gut, trifft die Sache außerhalb der Saison aber deutlich besser. Aber sonst ist der See ein Idyll, kaum verbaut und in einer Landschaft.... Am Strand genieße ich Licht und Aussicht, fahre aber bald weiter, schießlich will ich paddeln.
Der Klopeinersee ist kaum drei km weit weg, das Wetter ist aber ganz anders. Eine dichte, nicht zu mächtige Nebelschicht liegt über dem See, hin und da kann man die Sonne durch den Schleier ahnen, manchmal sehn. Schnell bin ich im Kanu, paddle einige Schläge und bin pötzlich ohne Sicht. Völlig ohne. Kein Horizont, kein sichtbarer Ügergang zwischen Wasser und Luft, jetzt auch keine Sonne. Ich fotografiere, was eigentlich? Später am Pc sehe ich Bilder, ohne irgendeine Zeichnung, neutral grau. Zurück zum Ufer. - leichter gesagt als getan! Problem ist das keines, die Wasserfläche handlich. Einige Zeit später, viel später als erwartet, bin ich wieder am Südufer, aber deutlich weiter westlich als gedacht. Ich wandere das Ufer entlang zur Einstiegsstelle."Feuchtkalt" denke ich, das ist nicht mein Tag, was Paddeln betrifft. Kanu aufs Auto - ich geh spazieren.
Ich habe Zeit, fotografiere Schilf, Baum und Badehaus. Irgendwann drückt was auf die Stimmung. Der Nebel? Der morbide Charme des Fremdenverkehrs im Winterschlaf? Na ja, von Charme ist da nicht viel. Jahrmarkt, eine Ansammlung von touristischen Scheußlichkeiten und Bauunkultur. Decorated Chaos! Im gehen sehe ich: die öffentliche Hand hat beigetragen, die Promenade neu gestaltet und mit Attraktionen gespickt. Ich kann es förmlich nachvollziehen: Politiker wollten was tun, Planer haben es durchdacht, Fachleute normgerecht umgesetzt. Koste es was ich nehmen kann! Offensichtliches Motto: Nichts ist so dümmlich, daß man es nicht mit viel Aufwand noch schlimmer machen könnte. Da reihen sich: Eine Sitzbank, (lang und wenig kommunikativ, dafür ohne Aussicht und mit technischer Finesse in eine skulpturale Form integriert, eine Lichtdusche ( mitten in den einzigen 50m Weg der bisher ganz wohltuend ohne "Veredelung" auskam ), ein Atomium am Stiel in Laternengröße, ein Brunnen mit Fußbadebecken, bunte Scheiben auf Pfählen ....... Ganze Arbeit! Was keiner braucht, aber viel davon!
Dann finde ich doch einige intakte Beispiele, traditioneller "Bad" - Architektur. Und siehe da, auch einige wenige neue, durchaus interessante, und angemessene Lösungen sind da.
Wie wäre es mit einem freien öffentlichen Zugang zum See? ... Träum weiter Wolfgang!
Beeindruckende Erinnerungen kommen hoch, ein Eimerbagger quietschend und schlurfend sucht seinen Weg, auf Licht Stelzen, durch Nebel und Nacht, brennt sich in mein Gedächtnis - diesen Spaziergang werde ich niemals vergessen.
Verrätst du mir, wie du die Bilder so gut hinbekommst? Die Belichtung interessiert mich. Nimmst du in RAW auf und bearbeitest hinterher? Ich kämpfe vor Ort meist mit dem Weißabgleich, der Gradation..... und die Automatik bringt auch selten das gewünschte Ergebnis.
Gruß, Stefan __________________________________________________ Stark und groß durch Spätzle mit Soß'
hallo Wolfgang, mir brauchst Du übers Fotografieren nichts verraten. Rechtzeitig vor der nächsten kleineren Reise wirst Du hypnotisiert+willenlos mit bei mir mit im Canadier sitzen und gescheite Fotos machen. Coole Bilder! LG Jürgen
Hallo Jürgen, ... das wäre schade, denn Deine Art zu fotografieren unterstützt Deine Berichte optimal, schafft keine neue, nicht stimmige Wirklichkeit. Manchmal einen Schritt näher ans Motiv, den Horizont gerade halten und entscheiden ob der Himmel, oder das Wasser Thema ist ( Horizont nach unten bzw. oben ). Das wars auch schon, aus meiner Sicht sind die Bilder gscheit, im guten Sinne.
Hallo Stefan, 95% aller Padeelfotos mache ich mit einer Kleinen. Bis vor einem Jahr mit einer Samsung NV11, seither mit einer P7000 von Nikon mit 10 MP. + und - Korrektur sind per Drehknopf schnell erreichbar, Format: JPEG ( Größter Nachteil: oft sind Lichter "ausgefressen"). Nachbearbeitet wird, besonders Bildausschnitt und moderat auch die Tonwertkurve, etwas Nachschärfen, das wars. Die Einschränkung in Schärfe und Auflösung ist natürlich zu akzeptieren, das Fehlen der Gestaltungsmöglichkeit mit Schärfentiefe auch. Wenn das Motiv im Vordergrund wenig Licht hat, wird mit dem eingebauten Blitz ein wenig aufgehellt. So sind die Fotos vom Weissensee, der ccb-Tour, Längsee, Hierzmannsperre... entstanden. Für das Internet eine brauchbare, für großformatige Plakate keine Lösung.
Wenn ich beruflich, oder ernsthaft vor habe zu Fotografieren ( ca 5% der Paddelfotos zB von der Draufahrt mit Cafi, ) nehme ich was mit 24 MP (nutze gerne Schärfentiefe zum Freistellen), verwende Festbrennweiten und Raw-Format, entwickle mit Capture One raw konverter. Man sieht den Unterschied deutlich am Bildschirm.
Claus , Pter und Fred, danke für die freundliche Kommentare.
Andreas, Nebel ist auch für mich speziell, nur muß auch die Einstellung passen. Ich hatte an dem Tag einfach einige Wewehchen, die mir das Paddeln vermießten. Zum Spaziergang rechte es aber.
An alle Fotografen: Ihr habt doch sicher Paddlerportraits: Rein damit unter Wettbewerb in der Rubrik Komerzeielles.
es ist kaum zu glauben. Diese Bilder hier sind meine Favoriten
Genau in dieser Reihenfolge. Erstaunlich, daß die Ente im passenden Moment vorbeischwamm.
Ich schleppe eigentlich immer meine Spiegelreflex mit. Ist aber eine einfachere, Olympus E620. Anfangs hatte ich die Kit-Objektive, aber wegen der Schärfentiefe nun auch zu einem lichtstärkeren Standardzoom mit Blende 2,8-3,5 gewechselt. Der Nachteil: noch schwerer. Ich brauche den Blick durch den Sucher. Nur wenige Bilder mache ich durch den geschwenkten Monitor, wenn es die Perspektive erfordert. Nachbearbeitung mache ich ebenfalls nur wenig. Fast immer Bildausschnitt, wo nötig Horizont gerade richten und ebenfalls die Tonwerte. Dabei nütze ich nach diversen Ausflügen wie z.B. Photoshop Essentials nun nur noch die Olympus Software. Einfach und intuitiv. Vielleicht könnte ich mit einem anderen Programm mehr aus den Bildern holen.
Fotografieren ist wie Paddeln: man lernt nie aus und es ist immer wieder anders
Gruß, Stefan __________________________________________________ Stark und groß durch Spätzle mit Soß'
@Stefan >>> Ich kämpfe vor Ort meist mit dem Weißabgleich, der Gradation..... >>> und die Automatik bringt auch selten das gewünschte Ergebnis. Mal abgesehen davon, dass ein gutes Foto nicht durch die Technik entsteht, sondern durch das "Motiv erkennen", bin ich mit den Automatiken meiner Kameras überaus zufrieden. Trotz vieler Einstellmöglichkeiten läuft meine Kamera in 95% der Fotos im Vollautomatikmodus und macht ihren Job gut. Erst wenn ich bestimmte Effekte nutzen möchte, drehe ich an den Knöpfen, wechsle dann aber meist auf volle manuelle Kontrolle.
Was mir allerdings beim durchsehen von den vielen Tausend z.B. Kringelfieberfotos auffällt, teure Kamera und billiges Objektiv -> ist murks, aber umgedreht gibt es tolle Bilder. Also wenn man die Chance hat vorne mal ein anderes Objektiv davor zu setzen ... machen. Besonders beim Vergleich mit Festbrennweiten sehen auch teure Zooms schlapp aus. Wenn Dir Schärfe, Kontrast und Brillianz fehlt probiere es mal mit einer Festbrennweite. Nach Wolfgangs Fotoworkshop am Dransersee habe ich mich Kamera mäßig noch einmal neu orientiert und wechsle jetzt zwischen zwei Festbrennweiten äqui. 28mm und 90mm ... ein ganz neues (oder altes) fotografier Gefühl.
es ist tatsächlich nur dieser kleine Computer, der sich heutzutage Foto nennt, was mir Schwierigkeiten macht. Fotographiere ich doch seit der Foto-AG ab meinem 15. Lebensjahr bewußt mit Spiegelreflex und zeitweise eigener Dunkelkammer. Das ist nun schon einige Lenze her aber ich erinnere mich gut an die schweren Fotorucksäcke mit 2 - 3 Gehäusen und einigen Festbrennweiten bei meinen Städtetouren.
Vieles ist heute einfacher geworden. Musste früher beim Dia der Ausschnitt sitzen, wird das heute einfach am PC zurechtgeschnippelt. Wolltest du ein SW-Bild machen, aber den Farbfilm nicht zurückspulen, bist du um ein zweites Gehäuse nicht herumgekommen. Heute - klick - monochrom - fertig. Selbst verschiedenste Körnungen können realisiert werden.
In Bezug auf Abbildungsfehler sind die heutigen, billigen Kit-Objektive manchmal den früheren teuren Festbrennweiten überlegen und der Standarduser bemerkt die Fehler oft nicht einmal. Einzig zum Freistellen des Motives fehlt die große Anfangsöffnung.
Früher hat man sich nach diversen Versuchen auf einen Film "eingeschossen", der in Punkto Farbe den persönlichen Geschmack traf und fertig. Heute können Farbe und Lichtsituation den Sensor wesentlich stärker beeinflussen, als einem lieb ist. Versuch mal eine magentafarbene Bergaster mit Vollautomatik zu fotografieren. Ohne Nachbearbeitung wird das schwer mit der natürlichen Farbabbildung.
Langer Rede kurzer Sinn: ich weiß wie Foto geht und wo die Motivklingel ist. Einzig die Frage, wie sage ich es meinem Sensor bereitet mir Kopfzerbrechen.
Gruß, Stefan __________________________________________________ Stark und groß durch Spätzle mit Soß'
Ich gehe davon aus, dass die meisten ihre Fotos in JPEG aufnehmen, aber die meisten Probleme beim Fotografieren, die zum Beispiel auch von sputnik erwähnt werden (Probleme mit der Gradation, dem Weißabgleich, etc.), können weitgehend in den Griff bekommen werden, indem man im RAW-Format aufzeichnet.
Zum JPEG: Die (neueren!) Sensoren zeichnen im Vergleich zum Film enorm viel Information auf. Gerade die analoge Anmutung eines Fotos entsteht durch viele kleine Nuancen in der Farbe, in der Darstellung von Übergängen in den Tonwerten und im Vorhandensein von Zeichnung in den extremen Lichtpartien. Das JPEG-Format verwirft meist weit mehr als die Hälfte dieser Information! Aus sanften Farbübergängen werden grobe Farbwechsel, aus Detailreichtum platte, strukturlose Flächen. Zudem kommt, dass die Prozesse, die aus der vom Sensor aufgezeichneten Information ein JPEG generieren, völlig undurchsichtig sind und nicht offengelegte Algorithmen der Kamera-Hersteller verwenden. Dieser Prozess wird auf Basis eines Durchschnitts-Geschmacks (was immer das sein mag) und/oder aus Kosten- und Effizienzgründen entwickelt (die Verarbeitungsmöglichkeiten des Kameraprozessors sind nun mal im Vergleich zu einem normalen PC oder Laptop unsäglich schwächer).
Zum RAW: Das RAW-Format beinhaltet die ursprüngliche Sensor-Information - wie dann das JEPG daraus gewonnen wird, bestimme ich selbst. Dabei geht es mir nicht darum, technische Spielereien zu verfolgen oder irgendwelche besonderen Effekte zu erzielen, sondern darum, dass ich dem Foto das Aussehen geben will, wie ich es für richtig empfinde, um meine Bildaussage in dieses Foto zu bekommen, und darum, mich weitgehend unabhängig von der Verarbeitung durch die Automatiken zu machen. Meist sind es dann nur ein oder zwei Regler, die ich beim RAW-Entwickeln anwenden muss (Weißabgleich, Mikro-Kontrast), damit das Foto passt.
Für weniger Versierte bietet das RAW-Format die Möglichkeit, viele Dinge erst im Nachhinein festzulegen. Schließlich gibt es beim Fotografieren so viele Faktoren, bei denen man oft gar nicht die Zeit hat, diese alle zu berücksichtigen. Wenn man in RAW fotografiert, kann die Technik ruhig etwas in den Hintergrund treten. Nehme ich in RAW auf, kann ich mich voll und ganz auf das Motiv und die Bildaussage konzentrieren. Wie ich dann den Weißabgleich mache, ob ich die Farben kräftig oder eher romantisch-pastellartig sehen will, bestimme ich, wenn ich Zeit und Ruhe dazu habe. Und man bekommt einen gewissen Spielraum in der Belichtung geschenkt (der kann durchaus auch zwei Blendenstufen auf oder ab sein), der uns wiederum hilft, dass wir uns voll auf das Fotografieren und nicht auf die Technik konzentrieren können.
Ist man entsprechend versiert, so kann man das RAW-Format technisch ausreizen, neue Grenzen beschreiten und noch in Extremsituationen fotografieren, bei denen man sich mit JPEG gar nicht erst die Mühe machen muss, die Kamera aus der Tasche zu holen.
Damit die Fotos in JPEG gut aussehen, braucht es sehr viel Wissen und Erfahrung (die du Wolfgang mit deinen Fotos immer wieder unter Beweis stellst) und extrem schneller Reaktion beim Fotografieren - lauter Dinge, die ein Nicht-Profi in dieser Form wohl selten haben wird. JPEG schränkt auch unnötig ein. Ich denke, dass viele deiner Fotos durchaus wert wären, in einem größeren Format gezeigt oder gedruckt zu werden und nicht nur auf durchschnittlich großen Bildschirmmonitoren. Bei größeren Formaten aber wirken auch viele Deiner Fotos künstlich (Treppenstufen bei Farbübergängen, v.a. unnatürliche Überschärfungen) - schade, denn darunter leidet auch die Bildaussage.
Lieeeeeber Cafi! Jetzt hat mein Ego doch ein wenig nach Luft geschnappt. Kurz habe ich überlegt, quasi retorisch zu retten, umzudeuten, relativieren...Kritik ist mir viel lieber, wenn sie ungerechtfertigt daherkommt, leicht zu entkräften ist und möglichst von jemanden, den immer schon in Verdacht hatte.... Kritik von einem Freund ist ein rares Gut.
Zum Inhalt: Ja, alles stimmt. Wer die Möglickeit hat, in RAW zu speichern und dann entsprechend zu entwickeln, soll das unbedingt tun! Ich mache das bei Fotos für Kunden selbstredend genau so.
Warum ich darauf gerade dann verzichte, wenn ich quasi eh nur für mich fotografiere? Das hängt sicher mit meiner Einstellung zusammen, auch aus nicht optimalen Voraussetzungen was Vorzeigbares zu machen. Bin ich ein Snob? Vielleicht bis 31. Dez. 2012! Ab sofort ist alles "roh", zumindest von Format.
Danke, für die Tapferkeit vor dem Freund! LGW
Ps Habe ich schon erwähnt, wie toll ich dieses Forum finde?
>>> Das RAW-Format beinhaltet die ursprüngliche Sensor-Information Das wird zwar gern verbreitet, dem ist aber nicht so (edit: wenn ich es richtig verstanden habe).
Die Verteilung der einzelnen Farben auf dem Sensor blau, rot, grün und die Wandlung in ein quadratischen Raster. Da braucht es jede Menge Mathematik und Filter um daraus qudratische Pixel mit drei Farben zu berechnen. Raw ist auch schon heftig verrechnet.
Für das Gross der Kameras und User ist Raw der "Overkill", aber durchaus ein Weg, wenn man bewusst Qualitätsgrenzen ausreizen will.
Die möglichen Qualitätssteigerungen sind sehr Kamera(hersteller) abhängig.
Das Problem mit dem RAW-Format: Es gibt unterschiedliche RAW-Formate (Herstellerabhängig). Adobe versucht zwar seit Jahren ein allgemeingültiges RAW-Format durchzusetzen, aber es kocht noch jeder sein Süppchen selber. Oft können solche Bilder nur mit Konvertierungssoftware des Herstellers bearbeitet werden.
Das Problem beim JPEG-Format: Jede Veränderung bringt Bildverluste (bedingt durch die hohe Komprimierung).
Meine Lösung: Ich speichere im weitgehend verlustfreiem TIF-Format. Längere Speicherzeiten und größere Dateien versuche ich mit "Nobelspeicherchips" auszugleichen.
OT: Hi Freunde, wollt Ihr nicht einen neuen Treat aufmachen? Ich frage mich, was die letzten 6 Antworten mit "Paddeln im Nebel" oder mit Tourenberichten zu tun haben. Danke. Ausserdem ist es sicherlich leichter für die Photographiergeneigten, nicht alle Treats nach Info's über RAW,JPG, Weißabgleich etc abzusuchen müssen.