Hallo Leute, dieses Jahr waren wir mal in einer gänzlich anderen Gegend unterwegs als bisher, weit im Süden, über 1000km tief in Asien, und ganz in der Nähe des biblischen Paradises: auf dem Euphrat. Der Euphrat ist (neben dem Tigris) der westliche der beiden großen Ströme, welche das Zweistromland Mesopotamien durchfließen, einstmals die Wiege der Euroasiatischen Kultur. Als Perat ist er einer der vier Flüsse, die aus dem biblischen Garten Eden führen (Genesis 2:14). Heute durchfließt er die Staaten Türkei, Syrien und Irak.
Wie sind wir darauf gekommen?
Zum einen gab uns der alte Rittlinger entsprechende Anregung, ähnlich wie zur Tara. Er fuhr 1932 mit einem klassischen Faltboot durch das wilde Kurdistan auf dem Euphrat, ca. 700km von Erzincan bis Birecik ("Faltboot stößt vor"). Zu der Zeit eine ganz wahnsinnige Tour mit aufregenden Wildwasserpassagen. Mittlerweile wurden etliche Dämme gebaut, welche z.T. riesige Stauseen halten. Und zum anderen berichteten letztes Silvester ein paar Paddler aus Dresden von ihrer Befahrung des Euphrat (mit Grabner-Luftbooten) und darüber, dass in Kürze mit einem weiteren Stausee gerechnet werden muss. Der Damm sei schon im Bau. Das war für uns das Zeichen, den Euphrat nicht mehr aufzuschieben, sondern nun möglichst schnell anzugehen. Und drittes Motiv: wir waren noch niemals in der Türkei und wollten das Land noch besuchen, bevor Möchtegernkalif Erdoğan vollends in die Fußstapfen des IS tritt, das Scharia-Recht mit der aus Syrien bekannten Konsequenz umgesetzt wird und die in der Türkei zahlreichen zumeist christlichen und antiken Monumente ("Götzenbilder") gesprengt werden.
Zur Vorbereitung habe ich wie für die letzten Touren
eine Euphrat-Seite im Faltboot-Wiki angelegt, wo Infos aller Art zum Fluss zusammengetragen wurden,
Openandromaps aufs Smartphone kopiert und Google-Satellitenbilder für LocusPro konvertiert, sowie
potentielle Wildcampingplätze entlang der Auto-Fahrstrecke auf Google Earth gesucht und fürs Garmin-Nüvi aufbereitet.
Die Anfahrt verlief durch CZ, SK und HU, Serbien, sowie Bulgarien. Am Abend des dritten Reisetages erreichen wir die bulgarisch-türkische Grenze. Auf den Straßen des Balkan und in der Türkei ist es üblich, jede sich ergebende Lücke in Warteschlangen hemmungslos auszunutzen. Will man nicht stehenbleiben, muss man mitdrängeln.
Nach ~2200km, es geht bereits stundenlang Stop und Go durch die Riesen-Metropole Istanbul, überqueren wir den Bosporus und gelangen nach Asien. Die Straßen sind zumeist neu, in gutem Zustand und sehr großzügig ausgebaut. Nach weiteren 2 Tagen stehen wir endlich am Ufer des Euphrat in Ost-Anatolien. Der Fluss fließt hier durch eine fruchtbare Ebene mit viel Landwirtschaft, die Ufer sind schlammig. In der Umgebung ragen die Berge des Inneren Taurus-Gebirges mehr als 3000müNN (~2000m über die Ebene), darauf sind noch vereinzelte Schneefelder zu sehen.
Mittags bauen wir das Boot auf. In der Sonne messen wir 66°C (Schatten gab es nicht). Das Alu-Gerüst wird so heiß, dass man sich beim Aufbau öfter mal verbrennt. Durch die enorme Hitze fallen Teile der aufgeklebten Seitenstreifen ab. Das sind die Teile, die mit mehrere Jahre überlagertem PVC-Kleber geklebt wurden (dem beim Kauf original mitgelieferten Kleber). Besonders unangenehm sind die überall präsenten Dornen aller möglicher Pflanzen, die sich durch die Sohlen der Aldi-Latschen drücken. Ich musste dann auf Tevas umsteigen, bei denen es dann aber am Ende der Reise auch ein Problem gab: durch die Hitze wurde der Sohlenkleber zu heiß und die Sohlen fielen ab. Tja, alles Probleme, die wir bisher in nördlicheren Gefilden nicht hatten.
Das Auto habe ich dann vor dem Bahnhof Erzincan abgestellt, mich noch mal mit Euphratwasser geduscht, und dann geht es um ½3 endlich auf den Fluss. Die Brückenreste hier an der Einsatzstelle könnten übrigens genau die sein, an denen auch Rittlinger 1932 sein Faltboot aufgebaut hat.
Das Flusswasser ist sehr trübe und algenreich. Die Grünalgen bilden richtige Schlieren auf der Wasseroberfläche. Dennoch dusche ich mich an einer ruhigen Kiesbank gleich noch mal ab. Das spült den Schweiß runter, man klebt nicht mehr so und fühlt sich gleich frisch. Endlich angekommen, jetzt beginne ich den Fluss langsam zu genießen.
Die Landschaft ist grandios, die schmale grüne Ufer-Oase entlang des Flusses, die heiße Ebene, und schließlich die hohen Berge ringsherum. Der Euphrat ist hier bereits ~300km lang. >2500km hat er noch vor sich durch Ost-Anatolien und Mesopotamien bis in den Persischen Golf (Indischer Ozean). Wir werden am Ende 4% davon gesehen haben (113km).
Unser erster Nachtplatz während der Bootstour ist eine grüne Oase, feucht, schattig und kühl. Mücken, Bremsen, Gnitzen oder Kriebelmücken gibt es nur wenige, aber dafür während der gesamten Flussfahrt eine sehr lästige Fliegenart, die permanent versucht, sich auf die nackten Knöchel zu setzen und böse zuzubeißen. Erschlagen kann man sie nicht, sie sind viel zu schnell. Morgens besucht uns eine Krabbe am Zelt, eine Potamon sp.
Am nächsten Tag nähern wir uns den Bergen. Die Ebene endet und der Fluss wird schmaler und bewegter. Er wird zum richtigen Wildwanderfluss. Zuerst sind wir sehr vorsichtig und schauen uns die erste Schnelle vorher an. Später werde ich leichtsinniger und wäre fast in eine schwierige Schnelle hineingerasselt, die uns auch gut hätte crashen können. Aber Andrea besteht auf Besichtigung, und wir umtragen diese Schnelle (einzige Umtrage des Bootes auf dieser Tour). Puhhh, das war knapp - ich hätte meine Beschreibung genauer lesen sollen!
Nach dem Umtragen in der Mittagshitze (130m) gönnen wir uns 5h Pause im Schatten der Uferbäume. Mehrfach Baden hält die Körpertemperatur und das Wohlbefinden aufrecht, ich koche Brühe und Kaffee. Solch eine ausgedehnte Siesta machen wir fürderhin jeden Tag hier draußen am Fluss.
¾5 geht es weiter. Sobald man die Fluss-Oase verlässt, sieht man nur noch Steppe und Halbwüste. Das Ganze macht eine sehr asiatischen Eindruck. Abends übernachten wir auf einer Schotterbank. Die DKV-Flussbeschreibung spricht hier von einer "sehr schönen Zeltstelle, Hochgebirgslandschaft". Ein schöner ruhiger Platz mit schöner Sicht nach allen Seiten.
Dünnes Holz für den Künzi gibt es an allen Zeltstellen am Euphrat reichlich. Ich habe noch nie so viel gekünzelt wie auf dieser Reise, oft morgens, nachmittags und abends. Feuerholz für ein Lagerfeuer gab es schon viel weniger, klar in einem Einzugsgebiet mit so wenigen Bäumen. Außerdem trug das Feuer, außer mit seinem romantischen Anblick, nicht viel zum Wohlbefinden bei, bei 35°C drumrum. So saßen wir weit weg, und verzichteten in den folgenden Tagen auf Lagerfeuer.
An den nächsten Tagen haben wir noch bei der ein und anderen steinigen Stromschnelle das Gepäck umgetragen, und ich habe das Boot dann getreidelt oder gleich leer (oder auch mal mit vollem Gepäck) runtergefahren. An einer weiteren steinigen Schnelle, die wir vorher nicht richtig einsehen konnten, rammelte das Boot gegen einen Stein und drehte eine Pirouette auf dem rauschenden Fluss. Diese steinigen Schnellen waren übrigens häufiger als von den verfügbaren Flussbeschreibungen erwähnt. Immerhin konnte ich die meisten von ihnen auf Google-Earth vorher genau lokalisieren und in meine eigene Flussbeschreibung aufnehmen (auch wenn sich dann vor Ort nicht alle als "WW3?" gekennzeichneten Schnellen als schwierig herausstellten).
Am Mittag des 3. Tages erreichen wir die erste von mehreren tiefen Schluchten, für die der Euphrat berühmt ist. Zum Glück sind die ersten 3 dieser Schluchten ohne Stromschnellen und damit ganz easy zu befahren. Still treibt das Boot durch diese grandiose Felsenwelt.
Überall in diesen Schluchten entspringen kurz über dem Flusswasserspiegel Quellen mit klarem, kalten Wasser aus den senkrechten Felswänden. Manche Quellen fallen aus selbstgeschaffenen Sinterschläuchen. Es ist ein phantastischer Anblick, vor allem für uns, wo doch unser Trinkwasser am 3. Tag auf dem Fluss zur Neige ging. Und das, obwohl wir vom Startpunkt einen Vorrat von ~17 Litern mitgeführt hatten. Ich hielt diese große Menge ja überwiegend für unnötiges Ballastwasser, aber Andrea bestand darauf. Spätestens aber ab hier, ab der ersten Klamm, trifft man jeden Tag auf mehrere Quellen und muss keine übermäßig großen Vorräte mehr mitführen. Nur, das wussten wir natürlich vorher nicht so genau.
Wir hatten zwar auch einen Wasserfilter dabei, aber wenn es sich vermeiden lässt, will man das Euphratwasser auch gefiltert nicht unbedingt trinken. Es ist trübe (tontrüb grau), algenreich, und riecht leicht nach Abwasser.
Der Trinkwasserverbrauch war in der trockenen, heißen Luft ungewohnt hoch. Das Wasser verliert man fast ausschließlich durch Schwitzen, was die Salzränder am T-Shirt bezeugen. Ich musste kaum noch Pinkelpausen einlegen und auch nachts nicht mehr raus. Mein persönlicher Trinkrekord lag an einem Tag bei mindestens ~7.1L. Und ich bin nicht so einer, der alle 2 Minuten aus der ständig mitgeführten Nuckelflasche trinkt.
Das Quellwasser selber (und auch das Leitungswasser aus den verschiedensten Wasserhähnen auf der gesamten Tour) haben wir immer auch unabgekocht in großen Mengen getrunken, und es hat niemals zu Durchfall oder ähnlichem geführt. Selbst Oberflächenwasser aus sauberen Seitenbächen war problemlos. Mittlerweile glaube ich, dass die Darmprobleme vieler Urlauber im Süden eher von unsauberer Rohkost aus den Gaststätten herrühren, und weniger vom Trinkwasser.
Am 5. Tag auf dem Fluss nähern wir uns wieder einem Canyon, aber der ist diesmal etwas wilder als die drei vorangegangenen Felsenschluchten. Die Beschreibung im Netz lautet: "In Schluchtmitte 2. schwere WW-Stelle (3+ oder 4). Der erste Teil des Schwalls war (hohe Wellen) gut fahrbar, dann zieht das Wasser nach rechts auf die Felswand zu mit sehr hohen Wellen, aber auch Walzen." Das schauen wir uns vorher an und tragen das Gepäck um. Zum Teil geht es über sehr lockere, steile Geröllhänge. Wenigstens kann ich hier das leere Boot runterfahrenfahren, ging sehr gut - Andrea wollte lieber filmen. Unser Durchfluss ist zZ geringer als der der Wildwasserkayaker, welche die Beschreibung verfasst hatten, und so sind manche der als schwierig beschriebenen Stellen doch recht einfach zu fahren.
Die einzig gefährliche Situation, die uns fast zum Kentern brachte, war eine Unaufmerksamkeit ein paar Kilometer weiter in einer scharfen Kurve. Ich machte gerade ein paar Fotos, als wir von einer scharfen Scherung erfasst und heftig umhergewirbelt wurden.
Ein paar Meter weiter gehen wir an Land für unsere tägliche Siesta. Der Schattenplatz wird später gleich der Nachtplatz, denn ungewöhnlicherweise werden wir während der Siesta von einer Gewitterfront aus Norden (vom Schwarzen Meer) überrascht. Es regnet mehrere Stunden, und das nicht zu schwach. Alles bodenständige wird vom aufspritzenden Dreck eingezuckert. Später schlägt die Farbe des Wassers binnen Minuten von graugrün um auf das Rot einer Tonschlämme, die Sichttiefe nimmt ab von 0.3m auf 0cm. Unmengen von Treibzeug schwimmen auf dem Fluss. Da muss ein Seitenbach eine volle Ladung Gewitterregen abbekommen haben. Der Pegel des Euphrat steigt aber nur um wenige cm.
Am nächsten Tag ist alles wieder wie vorher, was die Wasserqualität und den Wasserstand betrifft.
Vor dem Beginn des 5. Canyons mündet ein eiskalter, klarer Bach in den Euphrat. In der Flussbeschreibung im DTCK-Forum heißt es: "Zum 1. Mal starke Quellen links, schöner Platz. In der Folgestrecke gibt es viele weitere Quellen sowie ein klarer Zufluss von links." Hier wollen wir den Rest des Tages verbringen.
Eine gefasste Karstquelle mit wirklich starker Schüttung fließt ab als kalter klarer Bach. Das Wasser hat eine Temperatur von unter 10°C. Die Luft ist rund um die Quelle auch etwas kühler als in der Umgebung, hier und heute nur 30.3°C
Als wir hier eintreffen, sind wir nicht alleine. Ibrahim macht hier an diesem idyllischen Platz seine tägliche Pause von Heim und Weib und lädt uns gleich erst mal zu Tee und Lawasch (Fladenbrot), Schafskäse und Tomaten ein. Später hatten wir den Platz alleine für uns. Andrea geht es heute nicht so gut (Sonnenstich, Hitzschlag?) und so bleiben wir gleich über Nacht hier an diesem schönen Ort.
Am nächsten Tag geht es Andrea weiterhin schlecht und so verweilen wir auch heute den ganzen Tag an der Quelle. Vormittags kommt Ibrahim wieder hierher zu seinem Lieblingsplatz und macht uns einen Tee. Am Fluss hat er sein Wurfnetz dauerhaft deponiert und jedesmal wenn er hier vorbei kommt werden 1, 2 Fische gefangen. Uns bringt er 2 Fische mit, die zunächst stundenlang im eiskalten Wasser der Quelle frisch gehalten werden. Später holt Ibrahim innerhalb weniger Minuten noch einen weiteren Fisch aus dem Wasser und wir braten alle 3 in seiner großen Pfanne, die für diese Gelegenheiten am Baum hängt. Der Euphrat scheint richtig fischreich zu sein. Überall sieht man die Fische springen, und die Fischer sind idR nach kurzer Zeit erfolgreich.
Am 8. Euphrat-Tag paddeln wir weiter. Heute ist mal die GoPro im Einsatz, mit Draht und Klebeband am Helm befestigt. 700m voraus erwartet uns der 5. Canyon, 1.5 km lang und lt. Beschreibung mit einer schweren Stelle WW3. "Im Fluss liegt ein großer Felsen mit erheblichem Prallpolster, wobei etwa ein Drittel des Wassers links abfließt, zwei Drittel rechts zwischen Felsen und Canyonwand (~2.5m Durchfahrtsbreite). Durchfahrt rechts erstaunlich problemlos (dafür, dass es sehr spektakulär aussieht!), aber hoher Stressfaktor, da hier 2/3 des Wassers durchdrängen." Bei unserem Niedrigwasser war jedoch alles vollkommen problemlos zu befahren. Wir waren zwar etwas unaufmerksam und wurden wegen eines Fahrfehlers an einen Felsen gedrückt, aber an sich war diese Klamm ohne jede echte Schwierigkeit.
2km weiter nähern wir uns der nächsten beschriebene schweren Stelle unter einer Straßenbrücke. Dort hieß es in der Beschreibung: "extrem enger Durchlass, Felsentor (Düse), enger, canyonartiger Felsdurchlass mit Brücke. Der Durchlass ist deutlich breiter als die im DKV-Führer angegebenen 3m (geschätzt 6m). Die Strömungssituation war erstaunlicher Weise bei unseren 2 Fahrten völlig unterschiedlich: beim ersten Mal zog es stark nach rechts ins Kehrwasser (ggfs. problemlos mit einer Ehrenrunde), aber ganz problemlos zu fahren. Beim 2. Mal hatten wir etwas mehr Wasser (ca. 10cm), aber vor diesem Durchlass hat es sich vermutlich überproportional gestaut, und beim zweiten Mal zog es kräftig nach links bis an die Felswand links (ohne Prallpolster wirklich bis an die Canyonwand); diesmal wesentlich schwieriger (da wir uns alle nach den Erfahrungen vom ersten Mal von Haus aus links hielten)." Klang gefährlich, wir waren gespannt, mussten aber feststellen, dass es auch hier ohne jede Schwierigkeit durchging.
Danach beginnt die letzte, jetzt ~10km lange große Klamm. Hier fahren wir nur bis zu der im Führer erwähnten "schwierigsten Stelle der Euphrat-Standardstrecke. Das gesamte Wasser prallt auf 3 zimmergroße Felsen, alle Durchfahrten möglich, WW4, L umfahren oder treideln ebenfalls möglich."
Kurz davor mündet links ein schmaler Seitencanyon. Hier bietet sich ein idyllisches Plätzchen mit Quellwasser, Schatten, und absoluter Ruhe. Hier wollen wir den Rest des Tages verbringen.
Wir finden eine große Raubtierspur am Ufer. Meine erster Gedanke war, es ist eine Leopardenspur. Kleiner als Bär, und welches große Raubtier sollte sonst wohl in dieser kahlen Felsenlandschaft leben können. Ganz selten tauchen in der Ost-Türkei tatsächlich mal Leoparden auf.
Auf einmal, nie hätte ich hier damit gerechnet, tauchte aus dem Nichts ein Trupp Jäger mit zwei Flinten an unserem Lagerplatz auf. Genau das Bild, das einem vom wilden Kurdistan vorschwebt. Ich zeigte ihnen unsere Spur und fragte, ob es sich um eine Leopardenspur handelt (Leoparden-Zeichnung). Nein, antworteten sie auf dieselbe Art und malten einen Bären. Einen Bären? Ja, Braunbär. Hier gibt es die Unterart Syrischer Braunbär, etwas kleiner und blonder als unsere europäischen Braunbären. Vor 20 Jahren hat er selber seinen letzten Bären geschossen, und gestern hätten sie einen gesehen. Aber ansonsten sind sie auf der Suche nach Wildschafen, Gemsen und Tauben.
Sie laden uns wieder zu Tee und Lawasch, Tomaten, Paprika und Schafskäse ein (dem Standard-Proviant hier). Der zweitjüngste outet sich, er könne etwas englisch. Anfangs etwas zögerlich, aber später selbstbewusster spielt er den Dolmetscher. Ab da ging die Konversation einfacher. Außerdem versuchen wir es mit den Smartphones, die fast alle hier mitführen, und die sogar hier im Canyon (schwache) Netzverbindung haben. Google übersetzt, sogar mit Spracheingabe, und das war sehr lustig.
Am letzten Tag der Bootsfahrt starten wir an der letzten, schwierigsten Stelle des Euphrats: "Das gesamte Wasser prallt auf 3 zimmergroße Felsen, alle Durchfahrten möglich, WW4, ... Weiterhin spektakuläre Schlucht mit starken Presswassern, Verschneidungen und Wirbeln (WW II-III)." Aber mittlerweile ist uns auch klar geworden, das ist Geschichte. Wir befinden uns bereits im Rückstaubereich des Staudamms Bağıştaş. Der Wasserstand ist hier ~1m höher als früher und alle weiteren Wildwasserpassagen sind abgesoffen.
So treiben wir langsam die letzten Kilometer durch die hier wieder großartige, sehr hohe Schlucht. Wir passieren eine halb versunkene Eisenbahnbrücke, eine Baustelle eines neuen Eisenbahntunnels, und später sehen wir die Bahnlinie im Wasser versinken. Fast wären wir durch einen abgesoffenen Eisenbahntunnel durchgefahren.
Der Fluss wird entlang unserer gesamten Paddelstrecke von der Euphrat-Eisenbahn begleitet. Sie wurde Mitte der 30er Jahre (also kurz nach Rittlingers Fahrt) unter Leitung von deutschen und britischen Ingenieuren gebaut (das sieht man ihr auch an, sehr sauberes und solides Mauerwerk, mehr als hundert Tunnel in der Art, wie sie in Sachsen üblich waren).
Normalerweise passiert 4x am Tag ein Personenzug, 2 in jede Richtung. Dazu kommen 2 - 4 Güterzüge. Also im Allgemeinen sehr ruhig. Wenn allerdings ein Zug kommt, so hört man das laute Röhren der altertümlichen Dieselloks schon von Weitem durch das Tal schallen.
Seit vorgestern ist das allerdings nicht mehr der Fall, es ist durchgehend ruhig und wir wundern uns. Von mehreren Seiten kam dann die Erklärung: es gab einen Terroranschlag der PKK auf die Bahn in Kemah (wo wir ja ebenfalls kurz vorher durchkamen), Schienen gesprengt, als ein Zug drüber fuhr, 2 Verletzte. Bisher habe ich leider noch keine Nachricht oder Bilder dazu im Netz gefunden (edit 26.10.2015: jetzt doch noch was gefunden: "Erzincan’da yük trenine bombalı saldırı" oder mehr unter https://goo.gl/YmGI8s).
Nach und nach nimmt die Strömung ab. Nach knapp 10km weitet sich die Schlucht. Wir passieren die neu gefasste Quelle von Atma, gleich darauf die neue Hängebrücke und paddeln um Atma herum auf der Suche nach einem Schattenplatz für die Siesta. Aber das sieht hier ganz mau aus. Keine Badestelle, kein Strand, nichts. Im Gegenteil, das Dorf ist mit einem Maschendrahtzaun vom Wasser abgeschnitten. Man darf weder Angeln, noch Baden oder sonst was. Grund sind die Rutschungen, die nach dem Aufstau vor ein paar Monaten überall am Ufer zu sehen sind. Es soll bereits einen Toten gegeben haben, der bei einer Rutschung ertrunken ist. Das wissen wir aber noch nicht, und so fahren wir an die einzige Stelle, an der man Anlanden kann, gleich am Südende von Atma. Hier finden wir unter zwei kleinen Büschen am steilen Hang etwas Schatten.
Das alte Atma ist zum größten Teil abgesoffen, und darüber wurde das neue Atma vor Flutung des Stausees von der Kraftwerksgesellschaft gebaut.
Von hier wären es noch etwa 6km bis zur neuen Straßenbrücke nach İliç, also dem Ort mit Bahnstation, wo bis ins letzte Jahr die Wanderpaddeltouren endeten. Der Stausee ist hier bereits mehrere hundert Meter breit. Der Wind frischt auf, in Böen stürmisch genau aus W-SW, also Gegenwind. Es wäre sehr unangenehm, jetzt weiter zu paddeln, man käme ja kaum vorwärts. Und soweit absehbar, scheint es nirgendwo an den neuen Ufern irgendwie geeignete Zeltplätze zu geben.
So entschließen wir uns, hier die Fahrt zu beenden. Atma hat auch eine Bahnstation. Oder hatte zumindest. Die Openstreetmap, die sonst eigentlich immer up to date ist, zeigt noch den Stand vor der Verlegung der Bahn in den neuen Tunnel. Demnach kampieren wir hier direkt am Bahnhof. Aber der ist abgerissen, die Schienen entfernt und stattdessen steht hier Wasser in einem breiten Graben. Morgen will ich mich auf den Weg machen und das Auto herholen (heute fährt auf jeden Fall kein Zug mehr).
Nach einigen Stunden des Ruhens in der Hitze kommt eine Frau aus dem Dorf und erkundigt sich in gutem Englisch, ob wir Hilfe benötigen. Nein, benötigen wir eigentlich nicht, wenn wir hier Zelten dürfen. Aber sie schlägt uns dennoch vor, anstatt hier draußen (Schlangen, Rutschungsgefahr) im Dorf zu übernachten, in der alten Schule. Ok, das machen wir.
Nun kommt der die ganze Zeit mitgeschleppte Bootswagen doch noch zu seinem Einsatz (ich dachte ihn anfangs zum Umrollern von Staudämmen, falls wir weiterkämen) und wir kullern Boot und das gesamte Gepäck den Hang hoch zu dem kleinen Schulgebäude. Wir bekommen die Schlüssel, haben hier Waschgelegenheit und eine sichere Unterkunft.
Dann werden wir noch mit einem Imbiss und Abends mit Tee und Unterhaltung verwöhnt. Als wir durchs Dorf gehen, um an der Quelle gutes Trinkwasser zu holen (das haben wir uns von den Einheimischen abgeschaut), werden wir von mehreren Kleingärtnern aus ihren Vorgärten mit frischem Gemüse, Tomaten, Gurken etc. beschenkt. Unglaublich nette Leute hier.
Die Frau erkundigt sich für mich telefonisch bei der Eisenbahngesellschaft, ob denn die Bahn morgen wieder fährt. Ich habe Glück, sie fährt, und ich muss morgen keinen großen Umweg mit Trampen, Bussen und mehrfachem Umsteigen machen.
Die Nacht in dem Haus ist leider sehr heiß, trotzdem wir Fenster und Türen alle auflassen für maximalen Durchzug. Da wäre es im Zelt angenehmer gewesen. Morgens früh um 6 stehe ich an der neuen Bahnstation. Der Zug kommt pünktlich und fährt mich die Euphratschlucht wieder aufwärts. Nach 2:09h und 94km Bahnfahrt (Preis €1.35!) bin ich wieder in Erzincan am Auto.
Die Rückfahrt ging dann nicht mehr durch das stauige Istanbul, sondern mit der Fähre über die Dardanellen. Nach weiteren 3 Tagen durch Griechenland, Bulgarien, Serbien, Ungarn, Slowakei und Tschechei sind wir dann wieder zu Hause.
Statistik: Gesamtstrecke ~8300km, Spritverbrauch 3.38L/100km Superbenzin, Spritkosten 366€. 8 Tage auf dem Wasser + 1 Ruhetag am Fluss, 27 Zeltnächte in der freien Landschaft, keine einzige Übernachtung in Hotel, Pension oder offiziellem Zeltplatz.
Einen kommentierten Bildbericht mit 396 Fotos findet ihr unter https://goo.gl/f8WGhK. Für die Anzeige der genauen Bildkoordinaten auf der Google-Map bitte die Picasa-Ansicht wählen, die Google+_Seite gibt das wohl nicht her.
PS: die Bilder sind leider nicht in der richtigen Reihenfolge übernommen worden. Es wäre schön, wenn das hier über die Forumssoftware steuerbar wäre. Zum besseren Verständnis habe ich ein paar der Bilder im Text verlinkt.
als ich Euphrat bei Tourenberichte sichtete, klingelte es schon vor dem lesen des Berichtes in meinem Kopf nach: Zweistromland, Mesopotamien, Tigris und Euphrat, Pergamon, Pergamon Museum. Ich kann mich noch gut als Knirps an diese ersten Geschichtsstunden in der Schule erinnern.
Tausend Dank für diese ganz besondere Art der Unterrichtung.
Eine hammergeile Tour, vielen Dank fürs teilen, Top!
Mit zwei Rädern hat man etwas bessere Karten in Istanbul...kann gut sein, das nun dort ein neuer Stadtteil steht.
Grüße von der Donau oder nicht weit weg davon Mike
Zitat von Donaumike im Beitrag #7Mit zwei Rädern hat man etwas bessere Karten in Istanbul...kann gut sein, das nun dort ein neuer Stadtteil steht.
Ganz sicher Mike, ganz sicher steht dort heute ein neuer Stadtteil. Wann warst du da?
Dies war Solo im August 1994.
Im asiatischen Teil von Istanbul verlor ich mich in eine solche Wohngegend (Gecekondu). Es standen stadtviertelweise neue mehrstöckige Rohbauten ohne Fenster herum, die aber schon teilweise bewohnt waren. Das irritierte mich, zumal das dort keine festen Straßen waren, nur festgefahrene Pisten, teilweise nur Behelfsstraßen, also ohne Asphalt, aber gut belebt. Die Leute schauten verwundert. Gut die richtigen Reifen hatte ich ja drauf. An der riesigen antiken Stadtmauer von Istanbul waren teilweise auch einfache Behausungen angelehnt. Die Orientierung in Istanbul war eine Katastrophe. Glücklicherweise hatte ich einen Kompass am Lenker befestigt, um zumindest die Himmelsrichtung zu bestimmen, so gelangte ich auch wieder ziemlich gut heraus aus der Stadt.
Die Balkanroute war durch die Jugoslawienkriege / Balkankonflikt damals zu riskant. Ich fuhr den Klassiker. Ankona (Italien), um mit der Fähre nach Igoumenitsa (Griechenland) zu gelangen. Von dort quer durch Griechenland (Landstraße). Das Bild mit meinem Motorrad ist bereits in Asien, weiter konnte ich nicht, es fehlte leider an Zeit...
wollte dies oben schon nachfragen...wird meist unterschätzt. Hatte mal eine lange Unterrichtung über dieses Thema, man glaubt gar nicht was es alles gibt...
In Südost- Anatolien treten oft zwischen Mai und Oktober Malariafälle auf. Impfstoff soll es noch nicht geben, zum Einnehmen davor schon.
Das Krim- Kongo- Fieber ( auch in der Türkei, war mir noch nicht bekannt)soll ja auch nicht ohne sein, wird von Zecken + Mensch übertragen, gibt es auch keine Impfung...wie bei Borreliose.
Habt ihr in dieser Richtung Vorsorge getragen oder daran gedacht?
Hepatitis A und B, Diphterie / Schutz...wird auch für diese Gegenden empfohlen.
Grüße von der Donau oder nicht weit weg davon Mike
Hallo Mike, bezüglich Malaria: wir sind gar nicht in die SO-anatolischen Ebenen gekommen, wo man sich die Malaria holen kann, sondern haben nur von der Ferne (Mt. Nemrud) einen Blick drauf geworfen.
Zum Rest haben wir uns keine Gedanken gemacht. Krim-Kongo-Fieber ist sehr selten, Hepatitis A und B bin ich geimpft, den Rest der normalen Impfungen habe ich auch. Zecken haben wir keine gesehen und ich kann mir auch kaum vorstellen, dass in dieser extrem trocken-heißen Landschaft Zecken aktiv sein könnten (Bodenvegetation außerhalb der Flussufer und Quellen fast durchweg vertrocknet).
Die einzigen Gedanken machten wir uns um Trinkwasser (Durchfall, der aber nie auftrat, trotzdem wir jedes Quell- und Leitungswasser auch unbehandelt getrunken haben), und größere allergische Reaktionen auf Insektenbisse. Andrea hatte sich gleich am ersten Tag (oder schon auf der Hinfahrt) einen Biss zugezogen, der blau wurde und anschwoll. Wir kannten das schon und haben es mit 1/d Cetirizin behandelt, was die allergische Reaktion und damit die Schwellung bekämpft.
Ein für mich sehr interessanter Bericht, denn ich war 2008 auf der Tour des DTKC - die als Beschreibung der Strecke herangezogen wurde - mit dabei. Der aktuelle Bericht weckt natürlich sofort wieder Fernweh, aber gleichzeitig blutet einem das Herz, denn wir konnten noch über Ilic hinaus weitere ca. 50 km durch grandiose Schluchten paddeln. Die Unterschiede bei der Beurteilung der Schwierigkeiten sind sicher auf die unterschiedlichen Wasserstände zurückzuführen, denn wir waren damals zu Pfingsten d.h. im Mai zur Zeit der Schneeschmelze dort gewesen. Bei der ersten Fahrt hatten wir (geschätzte) 80 m², beim zweiten Mal des unteren Teils etwa 100 m³. Hier noch Links zu den Foto-Impressionen der damaligen Fahrt: http://forum.dtkc.de/viewtopic.php?f=6&t...156e42393b336f1 http://forum.dtkc.de/viewtopic.php?f=6&t...156e42393b336f1 Und hier kann man verfolgen, wie wir damals versucht haben, an Informationen zu kommen: http://forum.dtkc.de/viewtopic.php?f=6&t...156e42393b336f1 Viele Grüße Erich
Moin Michael, Danke für den tollen Bericht der Erinnerungen weckt. Auf dem Euphrat habe ich mir oberhalb von Erzincan 1974 meine erste blutige Paddlernase geholt die ich dann zwei Wochen in Gimin, heute Üzümlü bei den warmen Thermalquellen oberhalb Erzicans gepflegt habe. Im Winter mit dem Auto den Euphrat gegenan zu fahren ist mir leichter gefallen als mit dem Kajak flussabwärts. Hab mehrmals die Gegend dort für Monate unsicher gemacht weil es für mich eine der schönsten Ecken dieser Erde ist. Der letzte Leopard wurde in der Türkei 1973 am Van Gölü geschossen. Um Erzican herum gibt es die stärksten asiatischen Steinböcke der Türkei, Gemsen, reichlich Wölfe, Bären, Geier, Adler, schwarzweiße Eisvögel massenweise Sumpfschildkröten und im Hinterland große Seeforellen in den Bergseen und was viele in den hohen Bergen nicht vermuten, wie an vielen Orten in der Türkei auch dort im Hochgebirge Wildschweine. Anfangs gab es noch keine Brücke über den Bosporus und es dauerte mit Bahn und Bus 6 Tage bis Erzincan. ZU der Zeit gab es weder fließend Wasser noch Strom in den meisten Bergdörfern . Ich war froh als ich mit 18 den Führerschein hatte und mit meinem Käfer und Kajak drauf bequemer als zuvor da runter konnte und nicht mehr auf Dampflokomotiven der Firma Hertel und Reuss Bj.1932 angewiesen war. LG Jürgen
Hallo Jürgen, ist ja interessant. Du bist mir anscheinend immer 30 - 40 Jahre voraus (wie schon damals an der Glomma).
Du würdest die Gegend wahrscheinlich heute gar nicht wiedererkennen, so viel hat sich geändert. Jedenfalls alles menschengemachte. Du hast noch die richtig alte Zeit erleben dürfen, ganz nah am Rittlinger. Mittlerweile sind von all deinen aufgeführten Tierarten nur noch Sumpfschildkröten und Eisvögel häufig. Adler (normale Seeadler?) sieht man auch noch ab und zu am Fluss. Alle anderen Arten wurden durch wilde, unregulierte Jagd weitgehend dezimiert. Die Geier können auch wegen Hunger weniger werden, es gibt ja viel weniger Weidevieh als damals.
Ich würde ja gerne mal ein paar deiner Bilder aus dieser Zeit sehen.
Zitat von Kontiki im Beitrag #13Die Unterschiede bei der Beurteilung der Schwierigkeiten sind sicher auf die unterschiedlichen Wasserstände zurückzuführen, denn wir waren damals zu Pfingsten d.h. im Mai zur Zeit der Schneeschmelze dort gewesen. Bei der ersten Fahrt hatten wir (geschätzte) 80 m², beim zweiten Mal des unteren Teils etwa 100 m³.
Hallo Erich, wahrscheinlich habt ihr den Durchfluss einfach so nach Blick auf den Fluss geschätzt, oder? (aktuelle Durchflusswerte an den Euphrat-Pegeln - mindestens 2 relevante Messstationen mit Schreibpegeln und wahrscheinlich automatischer Datenübertragung sind an der Strecke sichtbar gewesen - habe ich immer noch nicht im Netz gefunden).
Könntest du nach Blick auf meine Bilder auch eine Durchfluss-Schätzung abgeben? (ein Filmchen kommt noch, dauert aber noch etwas).
Hallo Michael, ja, die Kubikmeterangaben von damals sind geschätzt. Ich übe das allerdings so oft wie möglich, indem ich die m³ eines Flusses schätze und später (wenn auffindbar) mit den offiziellen Werten vergleiche, und so bin ich im Lauf der Jahre einigermaßen gut geworden. Die Basis Abflussmenge hat den Vorteil, dass Flüsse von ihrer Wassermenge vergleichbar werden, während ein Pegel (den man nicht kennt) überhaupt nichts aussagt: Pegel 80 cm kann genau so gut Niedrigwasser an dem einen und Hochwasser an einem anderen Fluss bedeuten. Eine Schätzung anhand von Fotos ist noch viel problematischer. Grundsätzlich errechnet sich die Abflussmenge aus Breite, Tiefe und Fließgeschwindigkeit, und insbesondere Tiefe und Fließgeschwindigkeit sind auf den Fotos nicht wirklich erkennbar. Um überhaupt an eine Größenordnung zu kommen, habe ich verschiedene Fotos jeweils separat geschätzt und komme so auf einen Mittelwert von 50 bis 60 m³. Aber ob das wirklich zutrifft wissen die Götter! Viele Grüße Erich
Moin Michael, am Euphrat entlang wohnen viele Menschen, im direkten Hinterland ist es so einsam, wild und karg, dass außer Schafhirten niemand in den Bergen rum läuft und z. Bsp. Schmutzgeier, Gänsegeier, Steppenadler, Bär, Bezoar und Wölfe noch immer dort sind. Von dort bekomme ich immer noch Infos durch Freunde die seit damals bei uns arbeiten. Die Bezoare z. Bsp. werden gemanagt. In Erzincan gibt es einen Jagdverband der dort schon zu sieht dass nicht jeder ab ballert was er möchte. Es gibt in der Türkei schon seit vor meiner Zeit gültige Jagdgesetze die unseren durchaus ähnlich sind. Seeadler habe ich dort nie auch nicht am Van Gölü gesehen sondern überwiegend Steinadler, Steppenadler, verschiedene Bussarde, Sperber, Habicht und diverse Falken auch Uhus sind dort gut verbreitet. Natürlich wird es in der Türkei noch spannender im Herbst und Frühjahr dann kannst du schon mal mehrere Tausend Störche auf einmal rasten sehen wenn sie sich ausruhen um die Bergketten nach Syrien zu überwinden, das ist auch heute noch so. Die Türkei ist die Drehscheibe für den Vogelzug Europas. Ich bin dir nicht immer 30-40 Jahre voraus, das ist Zufall! Meine Eltern haben mir erst mit 16 das Okay für die Türkei gegeben, zuvor durfte ich alleine leider nur nach Skandinavien und der nördlichere Osten war für mich trotz ausreichend Verwandtschaft dicht, mir blieb also nicht viel anderes übrig, Iran, Afghanistan, Pakistan etc. ging erst mit 18 mit meinem Käfer und der restliche Nahe Osten noch später. Kiel ist ja nicht so weit aus der Welt und nette Paddelgewässer gibt's hier auch also wenn du mal in einem Umzugskarton von Dias und Negativen wühlen möchtest bist du gerne eingeladen, ich würde mich freuen! Hab da auch noch Bilder von der ersten Brücke über den Bosporus als das Mittelteil eingehängt wurde. Vorher war das natürlich romantischer mit der Fähre von Sirkeci nach Haydapasha rüber zu setzen und dann von dort mit der Bahn, Bus oder per Anhalter weiter zu reisen. LG Jürgen