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Dieses Thema hat 10 Antworten
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 Boote: SELF MADE
Christian_Weh Offline



Beiträge: 12

13.01.2015 19:50
Welche Holzart für Leistenkanu Antworten

Hallo und Mahlzeit...

Nachdem ich eine Weile auf Kanusuche war... habe ich die Suche aufgegeben... nicht weil ich nichts gefunden hätte, sondern weil sich die die Möglichkeit bot sich eines bauen zu lassen...

Nun ich lass mal die lange Rede weg... und komme zum Punkt... Wenn ich an Bootsbau denke, fällt mir als erstes Zeder ein... der zum Bootsbau eingespannte tendiert jedoch zu heimischen Hölzern und daher die Frage, was ist denn hierzulande geeignet ein Leistenkanu zu basteln...

Meine Freundin sagt hell sollte es sein und der Erbauer möchte Holz aus der Region... Irgendwelche Ideen?


MrDick Offline




Beiträge: 1.345

13.01.2015 20:52
#2 RE: Welche Holzart für Leistenkanu Antworten

Hi Christian.

Am einfachsten wäre wohl Fichte. Funktioniert wunderbar, ist hell, noch relativ leicht, preisgünstig und leicht zu bearbeiten.
Fichte wird auch gerne für als Stripper gebaute Urmodelle für Composite-Canoes verwendet.
Thomas Braun hat mal erzählt das sich Lärche ausgezeichnet strakt. Ist aber wohl von der Verarbeitung nicht ganz so einfach und teurer und schwerer zu bekommen. Das Gewicht dürfte auch höher sein.

LG, Sebastian

NEU: Infos und News für Canadian-Style- FreeStyle-Interessierte: http://www.freestylecanoeing.org
-
Canadierkurse am Bodensee: http://www.canoespirit.de
Canoes aus Naturfaserlaminaten: http://www.lakeconstance.de/


gleiter Offline




Beiträge: 506

14.01.2015 01:15
#3 RE: Welche Holzart für Leistenkanu Antworten

Grüße Dich!

Ich beschäftige mich z.Z. ebenfalls mit dem Bau eines leistengeplankten Kanus, da bin ich Quereinsteiger mit kaum bis keinem Wissen um die Materie.

Als Tischler habe ich allerdings schon "ein klein wenig" Wissen um den Rohstoff...

Hätte selbst gerne in Linde gebaut (relativ leicht, sehr hell, sehr gleichmäßig, gut zu bearbeiten), davon wurde mir inzwischen dringend abgeraten, das größte Problem bei diesem Holz sei die Gefahr dass sich das Laminat recht leicht ablösen kann.

Eine Alternative wäre Fichte, in Tischlerqualität A bekommst Du nahezu astfreie Rohware in 24 mm Stärke, ideal zum Runterhobeln auf 20 mm - das ist nach meinem Wissen die ideale Höhe der Leisten. Fichte wird auch im Buch von Ted Moores - Canoecraft - als Alternative zu Western Red Cedar (WRC) empfohlen. Läßt sich recht gut bearbeiten, soferne es sich um geraden Wuchs handelt.

Tanne ist recht nahe bei Fichte, hier im Forum gibt es eine sehr gute Dokumentation vom Bau eines Canadiers, gefunden habe ich das - wenn ich nicht irre - indem ich das Stichwort "Ted Moores" in der Suche eingegeben hatte. Ev. war's auch das Stichwort "Redbird".

Lärche ist relativ schwer, neigt stark zum Splittern, läßt sich nicht so gut in der gewünschten Feinheit bearbeiten und hat zudem den Nachteil sehr harzreich zu sein - keine guten Voraussetzungen für eine gute Verbindung mit dem Laminat. Farbe allerdings ist schlicht zum Niederknien, gerade wenn auch Splintholz mit verarbeitet wird. Splint ist allerdings für den bewitterten Bereich ein absolutes No-Go, das verfault quasi schneller als Du "verfaulen" sagen kannst. Und mit Wassereintritt ist immer zu rechnen.

Vielleicht ist auch die eine oder andere Art Kiefer für's Beplanken geeignet - im Bootsbau ist das nicht unbekannt. Splintholz detto nicht geeignet für den Aussenbereich. Über die Verwendung von Kiefer für's Beplanken habe ich hier im Forum (zumindest bis jetzt) noch nichts gefunden.

Und auch wenn ich in meiner Werkstatt Wert auf die Verwendung von europäischen Hölzern lege, mein Leistengeplanktes werde ich in Western Red Cedar bauen. Nicht nur weil es schlicht DAS geeignete Holz ist, so viel weiß ich inzwischen, ein wesentliches Kriterium ist das geringe Gewicht.

Bedarf für einen 16' Chestnut Prospector ca. 0,033 m³ - dieser Wert ist allerdings ein reiner Schätzwert, überschlagsmäßig berechnet, das ergibt ganz sicher eine ausreichende Menge an Leisten. Wie viel davon ich tatsächlich brauchen werde...?

Das Ganze - wie schon geschrieben - alles in der Theorie, bin da selbst erst am Herantasten an diese komplexe Materie, spannend ist's allemal.

Gruß aus dem Wein/4, André.


StefanO Offline




Beiträge: 79

14.01.2015 14:17
#4 RE: Welche Holzart für Leistenkanu Antworten

Falls geringes Gewicht ein Hauptkriterium ist, wäre wohl auch Paulownia (Rohdichte: 0,26-0,31 g/ccm) eine Überlegung wert.

Mittleweile gibt es auch in Europa Plantagen. Ich weiß allerdings nicht wie es um die Verfügbarkeit bestellt ist.


Christian_Weh Offline



Beiträge: 12

14.01.2015 20:29
#5 RE: Welche Holzart für Leistenkanu Antworten

Danke schon mal für die Ideen...

Anderenorts wurde häufig Esche genannt... jemand Erfahrungen damit


Andreas Schürmann ( gelöscht )
Beiträge:

15.01.2015 10:19
#6 RE: Welche Holzart für Leistenkanu Antworten

Meine persönliche Sicht, die ich durchaus zur Diskussion stelle.

Grundsätzlich müssen Holz und Bauverfahren abgestimmt sein.

Wood-Canvas ist für mich ein Holzboot.

Leistenbau (Stripper*) ein Kunststoffboot mit (unter anderem) Holzkern.

Für Wood-Canvas gelten eher die Anforderungen des klassischen Bootsbaues, obwohl die Holzer trocken sind.
Das Holz muss also eine gewisse Verrottungsresistens aufweisen, dazu natürlich fest, möglichst gut verarbeitbar und so weiter sein.
Besonders am Canadier und anderen klein Booten ist das sie meist nur wenig Zeit ihres Lebens im Wasser verbringen, deshalb ist vieles das für z.B. Yachten gilt beim Canadier schlicht falsch oder auch nur unnötig.

Leistenbau ist ein Sandwichbau Faser,Kleber/Spacer(Holz)/Faser,Kleber ist der übliche Aufbau. Der Effekt des Spacers(Holz) auf die Festigkeit ist eher klein, verglichen mit dem was die Fasern außen bringen.
Wichtig ist das der Spacer nicht zum aufschälen neigt und das der Kleber(Epoxi) gut am Spacer hält, damit das Laminat seine Einheit behält.
Die Anforderungen an Holz in dem Laminat sind gering, geringes Gewicht, geringe Neigung zum "aufsplittern", gute Kleberhaftung.
Naja, und dann ist da die Optik, sieht halt ein bischen aus wie ein Holzboot.
Wichtig beim Laminat mit Holz, das Holz ist Knochentrocken, fährt man einen Schaden rein, so muss sofort abgedichtet werden. Ist das Holz zwischen den Plastikschichten feucht, gammelt es so schnell weg das man es kaum glauben kann. Auch resistente Hölzer wie WRC oder Esche sind innerhalb einiger Monate völlig kaputt.

Was nimmt man also, im Wood-Canvasbau, baut man am besten auf der Erfahrung anderer auf. Also bootsbaugeeignetes WRC importieren (mehr als schwierig) oder heimische Hölze wie sie etwa von Holzstoff eingesetzt werden.
Will man sein Glück mal mit Paulowina wagen, ja sicher, wenn man es kriegt, warum nicht. Nur so kann die Entwicklung weiter gehen.

Zu den ganzen Tipps: "Dies geht nicht", "Das hält nicht". Mir wurde z.B. dringent abgeraten Lärche mit PUR-Leim zu kleben. Lärche hat zuviel Harz, das hält nicht, ach ja und PUR-Leim-Fugen dürfen nicht nass werden. Also habe ich einen Meter Mast(Birdmouth-Technik) zur Probe gebaut, steht seit 7 Jahren im Freien, kein Lack, kein Öl, kein irgenwas, drauf. Hält 1A nicht eine Fuge ist auf gegangen.
Andere Probe: Naturfaser hängt hier Jahre lang belastet im freien, ohne was drauf und mit Epoxi, hält beides prima. Aber der Übergang ohne Deckschicht auf mit Deckschicht ist in 1,5 Jahren durch gegammelt.

Wenn Epoxi, dann überall!!!!

>>> Anderenorts wurde häufig Esche genannt... jemand Erfahrungen damit
Superholz, besonders gern als Süllrand, Joch und so weiter. Für mich nur geölt ein absolutes Lieblingsholz, nur schade das es nicht auch noch leicht ist.


* Es gibt auch Bauverfahren wie z.B. von den Gougeon Brothers beschrieben bei denen die Festigkeit aus dem Holz kommt.
Holz mit einer Schutzschicht aus Epoxi, da sind die Anforderungen ans Holz anders als bei Laminat.


Tobias Offline



Beiträge: 32

17.01.2015 19:19
#7 RE: Welche Holzart für Leistenkanu Antworten

Hallo Christian,
Da will ich Dir mal mit einem eigenen Beispiel dienen. Quick and dirty und noch dazu konkurenzlos günstig.
Ohne allerdings mit Abstrichen im Ergebnis leben zu müssen.
Abgesehen davon hab ich Andreas vor Jahren schon mal versprochen über den Dampfer ein Beitrag zu schreiben,
aber leider ist der aus Zeitmangel noch immer nicht über den hier zu sehenden Zustand hinaus gekommen.
Asche auf mein Haupt. Sorry Andreas.
Material ist 5mm Okumé Sperrholz. In 2 cm breite Streifen geschnitten. Das war´s dann auch schon.
Keine Hohlkehlen oder Schäftungen an den Stößen. Verklebt mit Ponal PU Holzleim. Der schaumt leicht
weiß auf und wird recht hart. Beim verkleben hab ich die Leisten mit kleinen Klemmen übereinhander in
Position gehalten. Die kosten nicht viel, dafür brauchst Du aber einige davon. An den Längsstößen stärkere
Klemmen nehmen. Der Pu Kleber klebt nicht an den Klemmen, daher brauchst Du nichts unterlegen.
Die fehlenden Hohlkehlen sind an den Aussen gewölbten Flächen kein Problem. Geht alles einfach zuzuspachteln.
Aber ist nicht schlimmer als normaler Leistenbau. Vorher schleifen und wird rund wie mein Glatzkopf.
Du kannst im Prinzip auch Pappelsprerrholz nehmen. Alles was Andreas über die innere Festigkeit und auch
die Dauerhaftigkeit geschrieben hat ist völlig korrekt. Das kommt alles auschließlich über das äußere
Laminat. Ob Dir die Optik vom Okumé zusagt mußt Du selber wissen. Auf meine Bildern ist das Boot noch
nicht Lackiert. Außen nur sehr fein geschliffen und innen noch unbearbeitet, bzw. der Bereich der so
richtig scheiße aussieht war eine mißlungene Operation. Ich weiß noch nicht was ich damit mache.

Materialkosten für´s Holz: Keine 100 Euro. Ich kenne den aktuellen Preis nicht, aber rechne mal mit 10 €/m²
und für so ein Boot mit 5 bis 6 m². Die inneren Weger sind aus 4 Schichten 20 x 5 mm Kiefernleisten
quasi Formverleimt. Aber nur weil ich das Boot wieder zersägt habe und an der Stelle keine Spannung in den
Rändern gebrauchen kann. Sonst straakt´s hinterher nicht mehr. Der Pu Leim ist 1 Komponentig und war so nach
3 Stunden eigentlich hat genug um die Klemmen zu entfernen. Mit dieser Bauweise kann man locker 2 bis 3 Reihen
je Seite und Tag verbauen. Der Rest ist klassiche Leistenbauweise und ein Unterschied an den Stößen ist eigentlich
kaum zu sehen.

Allein Dir Gedanken über die Holzart zu machen hat meißt nur theoretischen Wert. Spätestens wenn Du versuchst
das Holz in der entsprechenden Qualität und Länge zu bekommen wächst die Ernüchterung. Das ist auch nicht
immer nur eine Preisfrage. Und wenn Du nicht über Dickenhobel, (gute) Tischkreissäge und Tischfräse verfügst
bist Du darauf angewiesen das Holz auch noch in den Leistenformaten zu kaufen. Da wird die Luft dann sehr
schnell sehr dünn. Auch ist leichtes Material hier oberste Bürgerpflicht! Woher ich das weiß? Rate mal!
Volumenmäßig ist das der größte Posten am Boot und damit wesentlich für das Endgewicht verantwortlich.

So Entschuldigung für den vielen Text, nun ein paar Bilder dazu:

Gruß
Tobias












georg.boehner Offline



Beiträge: 423

17.01.2015 21:58
#8 RE: Welche Holzart für Leistenkanu Antworten

Oh, Tobias,

was hast du nur dir nur dabei gedacht, deinen Beitrag zu veröffentlichen?

Ein Leistenkanu aus Sperrholz? Ich surfe jetzt seit Stunden nach Bauberichten von Leistenkanus...
An die Idee hatte ich noch nie gedacht..

Keine Hohlkehlen oder Schäftungen an den Stößen? Also kann man so ein Boot wirklich in der Garage bauen..

In einem Jahr gibt es mehr zu dem Thema (-:

Aber schonmal jetzt Danke für deinen Beitrag(gerne mehr dazu. Mehr Bilder würden mir auch schon genügen).

Gruss Georg

P.S.
Garage? Hast du deines im Gästezimmer gebaut?


Christian_Weh Offline



Beiträge: 12

18.01.2015 09:11
#9 RE: Welche Holzart für Leistenkanu Antworten

Aloha... Danke Tobias für deinen ausführlichen Bericht...

An Leistenbau mit Sperrholz habe ich selbst noch nie gedacht... Wie hier auch schon geschrieben das GFK trägt immens dazu bei wie fest das Boot hinterher ist... daher hatte ich schon mal die Idee die Holzleisten gegen Schaumleisten zu tauschen... also Hartschaumplatten zu Leisten zu sägen und damit zu bauen, weil geringes Gewicht, leicht zu biegen und super easy zu schleifen...

Habe es dann aber aus den selben Gründen verworfen, wie Holzleistenbauweise oder Stitch and Glue... Platz... der einzige Ort wo ich bauen könnte (ohne zusätzlich was anzumieten) wäre das Kinderzimmer... ist aber nur knapp 4m Platz drin und die Nachbarn würden mich vermutlich töten... gleiches gilt für die Tiefgarage... wenn ich die ~25 Autos dort mit ner schönen Staubschicht versehen würde, bräuchte ich mich in der Siedlung nicht mehr sehen zu lassen :)

Und hier die etwas längere Geschichte in aller Kürze... ich war auf der Suche nach nem Kanu, selber bauen wäre cool, aber siehe oben,... nun hat meine Lebensgefährtin in einer gemeinnützigen Einrichtung zu arbeiten begonnen... in dieser gibt es ua. auch eine Tischlerei... diese ist immer wieder mal auf der Suche nach Projekten um ihre Schützlinge zu beschäftigen... dzt. vorwiegend Asylwerber aus Afrika (und wenn die Holzschalen machen können, die es übers Meer schaffen... ;) ) die machen die Einrichtungen für ihre Heime und diese ganzen Geschichten selber... aber haben halt immer wieder mal Leerlauf, weil grad keine Betten zu ersetzen sind und so... jedenfalls ist ein vollständiger Maschinenpark vorhanden... inkl. fachkundigem Personal (1 Tischler und i.d.R. ein Zivildiener mit Ausbildung in diesem Bereich) und Manpower... meine Freundin ist wie gesagt schon soweit, dass die Zuständigen bereit sind, das Ding umzusetzen... und gemeinnützig heißt... praktisch nur Materialkosten :)

Daher zielt die Frage tatsächlich nur drauf ab, welches Material... da ich in dem ganzen Projekt eigentlich nur Zuschauer sein werde.


Kanuvirus Offline




Beiträge: 356

19.01.2015 19:48
#10 RE: Welche Holzart für Leistenkanu Antworten

Hallo Christian,
ich habe neulich ein Beispiel für einen Leistenkanadier mit Schaumleisten auf der Site von Airex gefunden. Die Firma dürfte dem einen oder anderen für Gymnastikmatten (Kniematten) bekannt sein. Die Leisten sind aus Hartschaum und schon konvex/konkav gefräst. Hier der Link zu der Seite:
http://www.gaugler-lutz.de/leicht-sandwi...ore-strips.html

Noch eine Anmerkung zu Okumé: Das Sperrholz sollte am Besten als wasserfest verleimt verarbeitet werden, für den Fall, dass dann doch mal Feuchtigkeit eindringt.

Gruß
Ralf


Christian_Weh Offline



Beiträge: 12

11.08.2015 21:58
#11 RE: Welche Holzart für Leistenkanu Antworten

Ein kleines Update:

Leider wurde aus dem Zuschauen leider nichts... Die Asylthematik hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht... die Tischlerei gibts zwar noch, aber die bauen nunmehr nur noch schon genannte Betten und Kästen... für ein Projekt wie meinem, fehlt es jetzt an Kapazitäten.

Ich musste daher doch in mein Kinderzimmer ausweichen und dort entsteht jetzt mein "Fichtenelch"

Außerdem versuche ich das Ganze auf youtube zu dokumentieren...:

https://www.youtube.com/watch?v=6dFDt8ANlu4


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