Nachdem ich jetzt schon Tagelang hier im Forum am lesen bin konnt ich mir schon einiges Wissen aneignen, brauch aber jetzt doch mal Euren Rat für ein altes Holz-Kanu! War auf der Suche nach einem gebrauchtem bezahlbarem Kanu, welches ich eventuell auch wieder etwas aufarbeiten wollte (GFK) ! Leider musste ich feststellen das sogar alte billig GFK-Kanus noch zu total überzogenen Preisen (im vergleich zum Neupreis) angeboten werden. Auch die PE-Kanus die so im Verleih eingesetzt werden und dann gebraucht abgegeben werden, reisen mich nicht vom Hocker. Aber ich habe ein Kanu entdeckt welches mich schon eine Weile grübeln lässt! Ist so ein Boot 450,-€ wert ? Erst mal zum notdürftigem Reparieren um es ausgiebig zu testen und um es später mal ordentlich zu restaurieren. Es soll als Angelkanu und für gemütliche Tagestouren eingesetzt werden.
... würde ich machen. Besonders schön, nützlich und angenehm ist es, dass die Spanten innen nicht mit Bergen von Farbe und zugekleisterter abblätternder Farbe bedeckt sind. Vor allem innen, aber auch an anderen klaren Holzteilen würde ich beim Aufhübschen aus dem Grund auch eher ein Öl als Lack verwenden. Dass es im Bereich der Leisten und nur dort mal aufgesessen hat, halte ich für fast normal. Sonst keine Risse und Brüche zu sehen, keine notdürftigen Kleckereien mit Harz, keine anderen Reparaturstellen. Insgesamt ein scheinbar gut gepflegtes Boot, das zuletzt offenbar eine Weile rumgelegen hat.
Was ich gar nicht würde, wäre ohne triftigen Grund "erstmal notdürftig" irgendwas zu frickeln. Die ganze Merde musss hinterher wieder runter, hat vorher Arbeit gemacht und Geld gekostet und ein (wieder scheinbar) unverbasteltes Boot ruiniert. Dann macht sie wieder Arbeit beim Entfernen und erst am Ende fängt man mit dem an, was man am besten gleich gemacht hätte. Wenn es denn hält, bleibt es meistens drauf und man gewöhnt sich dran. Wäre wie gesagt schade.
Moin Oliver, so nach den Fotos zu urteilen ist der Canadier locker 450.-€ wert. Die (Innen und Außen) Weger scheinen ok zu sein, ebenso die Spanten. Wahrscheinlich ist der Rumpf mit Leinen bespannt - so lassen und evtl. lackieren und nicht mit Kunststoff beschichten.Nach den 3 Kielleisten und der Decksform ist das ein typischer (Hamburger) Deutsch-Canadier, nicht leicht aber meist gut und haltbar gebaut. Der braucht etwas Anschliff und Öl bzw. Farbe. Viele Grüße docook
PS: Im Original war der gelbe Rumpfstreifen sicher mal "natur", ist so aber kein Makel.
mit Hamburg könntest Du Recht haben! Hier ein Auszug aus der Beschreibung des Verkäufers:
Zitat Es stammt wahrscheinlich von A. Behrens aus Hamburg und soll schon bei der großen Sturmflut zum Einsatz gekommen sein. Die Gaby ist liebvoll gearbeitet und für ihr Alter sehr gut erhalten. Sie ist noch heute mit Leinen bespannt. Die Spanten sind noch sehr gut in Schuss, eine Leiste hat einen Knacks, was der Stabilität insgesamt nicht schadet. Das Boot besteht fast ausschließlich aus Originalteilen.
Ich konnte nicht wiederstehen, habe es ungesehen gekauft!! Werde Euch berichten ob ich mich damit nach Hause getraut habe oder nicht !
Eine Frage in die Runde: Mich würde gerne mal interessieren, was in etwa die Kosten sind, um ein Boot dieses Zustandes in Eigenregie vernünftig zu restaurieren?
Die Arbeitsstunden in etwa wären vielleicht auch interessant….
Hallo, auf die Leisten kannst dich schon verzichten. Wenn du sie wegnimmst hast du halt die Befestigungslöcher. Wenn das Boot dann neu bespannt wird spielt das aber keine Rolle mehr.
Zum zeitlichen Aufwand für eine neue Haut würde ich mal schätzen:
einen Tag für Vorarbeiten und Abziehen der Haut, einen Tag für das Bespannen und dann noch einen für das Füllen.
Dann nach ca. sechs Wochen hast du noch den Aufwand für den Farbanstrich und evtl den Schellackboden, wenn du einen willst. Aber die hier oft anwesenden Wood and Canvas Bauer können sicher eine exaktere Angabe machen als ich.
Hallo Oliver, ich denke, die 450 € gehen in Ordnung dafür. Wenn du es so reparieren möchtest, daß es lange hält, dann hast du aber schon das eine oder andere daran zu machen. Zum Thema Leinwandbespannung contra Kunststoffbeschichtung gibt es hier etwas zu lesen: schönes altes Holzkanu restaurieren. Betrachtet man lediglich die Fahreigenschaften, dann kann man sicher die Kielleisten weglassen. Allerdings sind die Spanten teilweise etwas dünn, in Verbindung mit einem recht flachen Boden kann es da schon ganz ordentlich wabbeln (so gesehen bei einem Alsterkanu, daß ich als Restaurierungsobjekt von geschenkt bekommen habe). Durch die angeschraubten Kielleisten wird das dann wieder vermindert. Das angesprochene Boot hat Eschenspanten (oder Eiche, ich habe es gerade vergessen) mit einer Stärke von 5 mm. Hingegen haben die Söhnelkanadier aus Berlin da etwas mehr, in etwa 7-8 mm. Hier, würde ich sagen, ist es kein Problem, die Leisten wegzulassen. Sollte ein leicht wabbeliger Boden beim Angeln keine Rolle spielen, dann geht es aber. Ich würde sagen, der Rumpf ist trotzdem stabil genug. Matthias´Angaben können stimmen, allerdings sollte man alles, was dann noch folgt, nicht unterschätzen. Kann man die Kiele, "Scheuerleisten" , äußeren Süllrand und Außensteven schadlos abbekommen? Nach meiner Erfahrung meistens nicht. Dann müssen diese neu angefertigt werden. Dann Anbringen und die Übergänge verspachteln. Der Schlußanstrich der Leinwand besteht aus 3-4 Lagen Bootslack. Nach meiner Erfahrung kommen da gerne noch einige Tage dazu.
Canadier deutscher Bauart sind Liebhaberstücke, weshalb die Verkaufspreise in Riesenregionen schwanken. Ich habe schon Boote gesehen die Schrott waren und noch 1000Euro kosten sollten, aber auch 1A verstaubte Regallieger die für einige Kastenbier den Besitzer wechseln. Wenn das Gewicht kein Problem ist bekommt man oft günstig schöne Boote.
Allerdings reichen weder Fotos, noch der reine Augenschein um den Zustand zu beurteilen, erst die Nagelprobe bringt Sicherheit. Ich habe schon mehrfach lakierte Süllränder und Kielleisten gesehen, die äußerlich OK aussahen, aber schon leichten Druck durch vollständiges zerbröseln beantwortet haben.
Die Bauweise ermöglich aber zum Glück einen Austausch jedes Einzelteil, manche sind nur etwas aufwendiger zu wechseln.
Auf jeden Fall viel Spaß beim Bauen und auf dem Wasser.
Zitat von abumac im Beitrag #6Kann man auf die Kielstreifen verzichten? Sie einfach abmachen?
Zitat von Matthias Zürcher im Beitrag #7auf die Leisten kannst dich schon verzichten.
Die Leisten werden keine tragende Wirkung haben, sind also entbehrlich. Trotzdem würde ich sie dranlassen und lackieren. Die "Verluste" sind minimal und würden mit einem Grafit-Anstrich oder einem UW-Regattawachs locker wettgemacht. Hat man sie nicht, ist der Boden schneller ruiniert. Schon das Gewicht des Kanus führt dazu, dass man es eher mal hier oder da absetzt. Um die Kielstreifen zu schonen haben einige Vereinskanadier bei uns Metallstreifen draufgekriegt. Die erhöhen natürlich das Gewicht um 0,5%. Man könnte allerdings auch das Kleingeld zuhause lassen und sich vorher die Fingernägel schneiden ...
Zitat von Matthias Zürcher im Beitrag #7[...] Vorarbeiten und Abziehen der Haut, [...]
Muss die wirklich runter? Ist es darunter wirklich weich? Ich würde es lassen wie es ist, bis auf das Holzöl, fahren und wenn sich was bemerkbar macht - strukturell oder kosmetisch - beigehen und machen. Erst mal alles ab, feststellen ,dass es o.k. ist, dreimal drumrumgehen, mit dem kopf nicken und alles neu drauf - dafür wäre mir gemessen am Gewinn für das Boot die Zeit zu schade. Trocken lagern ist für Holzboote viel wichtiger, als alles zu erneuern, an dem man jedwede Gebrauchsspur sieht.
Hallo Holzwürmer. Es sind 5 Kielleisten Vorne Hinten Mitte und Außen. Die sollten i.O. sein, also kein Wurmfraß. Das Canvas kann reißen, wenn angefault, oder zu viel Farbe drauf. Runter- schleifen und neuer Farbaufbau macht Sinn (...nicht tapen). War bei mir leider zu spät. Habe trotzdem Lust auf Holz, auch wenn dann GFK drauf ist. Mancheiner läßt die Glasfaser auch weg.
habe sie geholt "die Gaby" und bin mehr wie zufrieden! Die Bilder habe nicht zuviel versprochen! Kein Gammel, keine sichtbare Nasse bzw. aufgeweichtes Holz. Nur zwei nennenswerte beschädigte Leisten ! Nur der äußere Lack hat's nötig. Werde mal schauen wie tief die Blasen im Lack gehen und dann entscheiden ob repariert oder restauriert wird. Die sichtbaren Holzflächen und Leisten werden auf jedenfall aufgearbeitet! Anbei noch ein paar Bilder ! VG Oliver
auf dem dritten Bild vom Oliver ist eine Längsstrebe/Latte zu sehen, kann man dies als Kielschwein bezeichnen?
Wenn ja, ich dachte dies gibt es nur bei Segel oder Ruderbooten? (Canadierbegriffe?) Vielleicht liegt es auch daran das diese Art Canadier gesegelt werden kann...?
Moin Oliver, die Beplankung und Spanten sehen von innen sehr gut aus (nach den Fotos zu urteilen). Selbst im Bereich des Plankenbruchs ist das Holz hell. Bei dauernder Nässe wäre es dort evtl .dunkel/schwarz also scheint das Canvas noch ok zu sein. Glückwunsch zum "neuen" Canadier. Der rote Außenlack ist natürlich "fällig", kreidet ja schon und muß neu. Die Kielleisten sind ein typisches Merkmal von den hiesigen Canadiern. Wie schon meine Vorschreiber erläutert haben können die bei einer Neubespannung weg gelassen werden. Sonst würde ich die (Befestigungs)Schrauben auf Dichtigkeit prüfen und das Holz/die Kielleisten dann mit anschleifen und streichen. Viele Grüße docook
habe mir heute mal den Lack angeschaut! Die Blasen die im Lack zu sehen sind und die sich über die komplette rote Farbe verteilen, sind nur im Decklack. Eine helle Schicht die darunter zum Vorschein kommt ist fest und trocken. Meine Frage wäre jetzt wie bekomme ich die rote Farbe runter? Nur mit schleifen oder kann man auch mit Farblöser arbeiten?
den Decklack entfernen ohne die darunterliegende, intakte Grundierung zu beeinträchtigen, kann man nur mit Schleifen. Lösungsmittel, Abbeitzer oder Heißluftpistole knechten die ganze Lackschicht und darunterliegende temperaturempfindliche Untergründe. Wegen eventueller Schleifläuse würde ich Naßschleifen. Grobes Schleifpapier, immer sehr viel Wasser und einen Korkklotz zum Schleifen nehmen. Wenn vorhanden einen kleinen Einhand-Druckluftschleifer. Kraftsparend wäre beim Trockenschliff auch ein Excenterschleifer, der weniger Schleifläuse ansetzt, als die klassische Schwabbel. Einen Bandschleifer würde ich wegen der Abtragsleistung nicht nehmen.
Wegen der vorangeschrittenen Jahreszeit der Tipp, grob auf die empfohlene Verarbeitungstemperatur des Lack-Herstellers zu achten und Microtau auf der zu lackiernden Fläche zuvorzukommen. Beides könnte trotz zufriedenstellender Trocknung oder Härtung den Glanzgrad beeinträchtigen.
wollte gestern angefangen das gute Stück um einige Teile zu erleichtern. Die massiven Sitze entfernen, der äußere Süllrand sollte erst mal ab ...! Nachdem ich aber zwei Risse im Canvas entdeckt habe,unter denen Feuchtigkeit zu sehen war, sieht das gute Stück nun so aus wie auf den folgenden Bildern. Es war nichts verklebt, ging in zwei Stücken komplett runter. Holz nicht verfault oder gegammelt. Werde Euch (insbesondere die Holzbootbauer !) demnächst noch öfters mit Restaurationsfragen nerven müssen. Fange gleich damit an: Nachdem ich die beschädigten Hölzer erneuert habe, werden dann Unebenheiten oder kleine Beschädigungen gespachtelt und wenn ja mit was? Wo bekomme ich den Canvas und vor allem den Füller her, und wie viel brauche ich? Die Maße des Kanus sind 485x90 und 36 hoch!
Hallo Oliver, Canvas und Filler bekommst du bei Holzfstoff oder bei Jörg Wagner. (editiert, da das Tippen auf dem Tablet nicht wirklich Spass gemacht hat).
Zum Thema Spachteln: Kleinere Dellen bekommst du ggf. mit heissem Wasser oder Wasserdampf herausgedrückt. Bei größeren Ausrissen würde ich mir überlegen, ggf. dieses Teilstück der Beplanukg auch auszutauschen. Die Reparaturstücke (Beplankung) würde ich ein bis zwei Millimeter dicker als die originale Beplankung dimensionieren, danach kannst du diese mit ihrem Umfeld bündig schleifen.
Beim Austrennen der Beplankung leistet ein Multitool (Multimaster o.ä.) gute Dienste, alternativ geht das auch mit Geduld und einem scharfen (sehr scharfen) Messer und einigen Schnitten oder aber mit einer speziellen Japansäge für Tauchschnitte (Azebiki), z.B. diese hier: http://www.feinewerkzeuge.de/azebiki.htm Ich mache das i.d.R. mit dem Multimaster. Die Tacks musst du vorher natürlich ziehen. Zu diesem Zweck empfehle ich dir die Anschaffung des Buches The Wood & Canvas Canoe von Rollin Thurlow und Jerry Stelmok. Darin gibt es ein ganz interessantes Kapitel zum Thema Repair & Restoration. Das Buch würde ich dir ohnehin empfehlen, da du ja auch neu canvassen und fillern willst.
Ich wünsche dir viel Spass bei diesem sehr interessanten und schönen Projekt !
Noch ein Nachtrag: So, wie es sich auf den Fotos darstellt, brauchst du wahrscheinlich nicht gross über Spachteln nachzudenken, ich würde den gesamten Rumpf vorsichtig überschleifen und neu bespannen. Wenn wirklich grobe Ausrisse/Vertiefungen vorhanden sein sollten, dann je nach Schweregrad entweder auch das Teilstück austauschen oder aber mit einer Masse ausspachteln. Die Spachtelmasse würde ich bei dem Fillerlieferant deiner Wahl erfragen, denn Sie sollte sich mit dem zum Einsatz kommenden Filler vertragen.