„Lovis“ die Mutter von Ronja gibt es auch als Canadier. Wer ein beleibtes gutmÜtiges Mütterchen erwartet sollte sich für die Probefahrt lieber warm anziehen. „Lovis“ hat Rasse, ein „scharfer Zahn“, wenn ich den solche Ausdrücke benutzen würde.
Von Anfang Sicher ist, dass ich gern ein Wood-Canvas-Boot hätte. Wer jetzt fragt warum, dem kann ich leider nicht weiter helfen - ist halt ein typischer infektiöser Verlauf der nicht zu stoppen ist. Da tummeln sich nicht beliebig viele Angebote am deutschen Markt, neben Importen, hier und da eine Bauwerft, meist mit ganz eigenem Stil. „Holzstoff“ in Potsdam ist eine davon. André Rießler verwendet europäische Hölzer. Das ist Teil eines Gesamtkonzeptes, das ich zunächst skeptisch betrachtet habe. Inzwischen bin ich von dem Ansatz voll überzeugt und auch bereit, die daraus resultierenden mehr Kilos zu schultern.
Was bietet „Lovis“ zunächst einmal sind da 15,5fuß hochwertiges Handwerk, ohne Schnörkel, funktional und gerade deshalb schön. Nichts ist nur auf Optik gebaut, Alles wird auch jahrelangen harten Einsatz überstehen und ist reparierbar. „Lovis“ ein Eigendesign, ist elegant, eher schlank, eine gut ausgeprägte Bodenrundung, bringt wenig Widerstand ins Wasser, das gilt aber für Alle Richtungen. Wer gern mal im Boot aufstehen will findet bei Holzstoff auch andere Boote. Wir kommen in den Osterferien von Berlin mit der S-Bahn nach Potsdam um „Lovis“ für eine Probefahrt zu übernehmen. Vor der Werkstatt steht „Lovis“ auf dem Bootswagen bereit und wir ziehen zum Wasser. An der geplanten Einsatzstelle wird gerade gebaut, so sehen wir noch mehr von Potsdams Straßen. Im Wasser läuft „Lovis“ leicht an, unsere typische Reisegeschwindigkeit von ca. 5,5 km/h wird spielend erreicht und auch über Stunden gehalten. Ich habe extra einen GPS mitgenommen. Ein Motorboot, wir wollen uns auf die Welle setzen, ein zusätzlicher Schlag 6km/h, der Zweite 7km/h beim Dritten erreichen wir 8km/h und haben unsere Welle, die leider schnell ausläuft, gekriegt. Wir ziehen gemütlich weiter unseren Kreis.
Plötzliche Gewichts Verlagerungen bringen „Lovis“ zum zucken, dafür ignoriert sie quer durchlaufende Wellen von Motorbooten fast vollständig. Die Wasserflächen werden größer wir ändern die Fahrtrichtung der Hauch von Wind schiebt uns jetzt, der GPS quittiert das mit 6,4km/h. Eigentlich interessiert mich die Geschwindigkeit nicht so sehr, doch wenn man die Entscheidung zwischen zwei Booten treffen will, ist mir ein gewisses Potential nach oben lieber als eine unüberwindbare Mauer. Kurven fährt „Lovis“ natürlich auch, allerdings nicht von selbst, klare Ansagen der Paddel im Wasser führen zu einer schönen Kurvenfahrt. Nimmt man die Kante dazu geht es flott um die Ecke. Alles in Allem würde ich sagen „Lovis“ ist ein flottes Boot für Paddler die ein lebhaftes Boot mögen, etwas für eine dauerhafte Beziehung, auf die man sich einlassen muss, die dann aber über Jahre Spaß und Freude bereitet. Die mögliche Zuladung ist für unsere Bedürfnisse sicher ausreichend, für größere Ladung würde ich den Prospector wählen. Und dann - und das ist das Tollste kann man als Baukurs sein eigenes Wood-Canvas-Boot mit entstehen lassen.