CANOE REVIEWS für Anfänger, von einem Anfänger, vielleicht auch für alte Hasen.
Ich finde das ein weniger erfahrener Paddler anders die Dinge sieht, fühlt , misst und bewertet, als jemand der jahrelang schon Erfahrungen gesammelt hat, deshalb eine etwas andere kurze Einschätzung, die hiermit sicher noch nicht am Ende ist. Es geht um das Solo- boot / Swift Keewaydin 15.
Technische Daten (Auszüge):
Länge: 457 cm Süllrandbreite: 65 cm Gesamtbreite: 75 cm Wasserlinienbreite: 69 cm Gewicht in Kevlar Fusion mit IGS: ab 13,6 Kg
Verarbeitung:
Die Verarbeitung im Detail und im ganzen ist eine hochwertige Wertarbeit, wenn ich von der Handhabung der Kondenswasser- Stöpsel- Lösung an Bug und Heck absehe.
Handling an Land:
Durch das geringe Gewicht lässt sich das Boot jederzeit (u.a. Mittagspause), in jeder Lage gut Händeln (aufladen, abladen, tragen, Treppen rauf und runter an Schleusen- einsetzen). Stetig, besonders bei Wind sollte das „leichte“ Boot sofort auf dem Autodachträger gesichert werden!
Wind an der Einsetzstelle im Wasser:
Die Windanfälligkeit ohne Steuermann ist im Leerzustand auf dem Wasser an der Einsetzstelle brisanter, als bei einem Schwergewicht und ist somit nicht zu unterschätzen, stets mit einer Hand vom Steg / Ufer aus, sichern oder festmachen!
Windanfälligkeit auf dem Wasser:
Die Windanfälligkeit, auch bei geschickter Trimmung ist bei ungünstigen Windverhältnissen sofort spürbar und wie auch bei anderen Booten nicht zu unterschätzen. Das Boot ist bei Wind, besonderes bei keinerlei Gegenmaßnahmen vom Paddler, sehr drehfreudig und fix auf Abwegen.
Boot bei Schnee und Eisglätte:
Das Boot sollte nicht auf Gefällstrecken im Schnee und Eis ungesichert abgelegt werden.
Einbooten / Ausbooten:
Das Einbooten wie Ausbooten sollte stets in harmonischer Konzentration ausgeübt werden. Ruckartige Bewegungen im Boot bei Stillstand sind zu vermeiden. Die Anfangsstabilität fühlt sich bei unerfahrenen Paddlern etwas kippelig an, wenn Potential / Grenzen selbst erfahren sind, fühlt sich das Boot zunehmend stetig sicherer an. Mit Gepäck fühlt sich die Anfangsstabilität um einiges stabiler an.
Fußfreiheit:
Die Fußfreiheit ist unter dem Gurtsitz zumindest für Anfänger anfangs gewöhnungsbedürftig, zu klobiges Schuhwerk ist fehl am Platz. Durch den verschiebbaren Gurtsitz lässt sich das Boot in der Trimmung den Bedingungen mühelos anpassen.
Wellentauglichkeit:
Bug und Heckwellen von schnellen Motorbooten und Flussdampfern bereiten keine Schwierigkeiten, das Boot fühlt sich auf der Welle und in den Wellentälern sehr wohl und sicher an. Wellen von achtern steckt das Boot mühelos weg. Wellen die längsseits auftreffen sind noch verträglich, aber keine Garantie.
Trockenlauf:
Der Trockenlauf ist bei Schwallstücken, Bootsrutschen und welligen Verschneidungszonen sehr gut, die einzelnen Wassertropfen zählen wirklich nicht.
Fahrverhalten gegen den Strom:
Das Boot ist sehr tauglich gegen den Strom zu fahren. Das Boot reagiert auf überraschende Strömungsverhältnisse nicht träge aber auch nicht „zu“ fix. Wenn es an kniffligen Passagen eng werden sollte, so bleibt bei Weitsichtigkeit etwas Zeit für Gegenmaßnahmen mit dem Paddel, das liegt u.a. an dem schlanken Design, was dem entgegenkommenden Wasser weniger Angriffsfläche/ die Stirn bietet.
Fahrverhalten / Geradeauslauf mit dem Strom:
Das Boot bewegt sich auf Kleinflüssen mit nicht wenig Strömung sehr flott und kann beachtlichen Speed aufbauen. Auf größeren Flüssen mit trägerer Strömung ist das Boot zügig unterwegs, bei Stärkeren Gegenwind und Böen bremst das Boot merklich ab.
Beschleunigung:
Das Boot lässt sich bei richtiger Paddeltechnik schnell beschleunigen und das Tempo lässt sich leicht halten. Bei Heimvorteil auf Flüssen kann ein Tandemboot mit Tandembesatzung stellenweise auf Bergfahrten weit hinter sich gelassen werden.
Leichtlauf:
Der Leichtlauf lässt „nicht“ zu wünschen übrig, was möchte man mehr.
Kehrwasserfahrten:
Das Boot lässt sich sehr zügig bei der Kehrwassereinfahrt eindrehen als man annimmt, auch bei weniger Strömung. Bei Kehrwasserausfahrten dreht das Boot in der flotten Strömung nicht zu langsam, in der nicht flotten Strömung, etwas träge, aber dennoch ausreichend.
Fahrverhalten in Verschneidungszonen nach groben Fehlern beim Ausschlingen aus dem Kehrwasser in die flottere Strömung:
Das Boot tanzt / kippt quer zur flotten Strömung in welligen Verschneidungszonen hin und her und ist in diesem Grenzbereich für Anfänger aus Angst schwer zu manövrieren. Das Boot ist dem Kentern zwar nahe, zeigt aber genau hier sein Potenzial, durch ungünstigere Verhältnisse auch durchzukommen.
Paddelmanöver/ Schläge:
Das Boot macht was es soll, es gibt viele Manöver die das Boot sehr direkt annimmt und Manöver die das Boot etwas schleppender annimmt, dies kommt sicher u.a. auch auf den Erfahrungsschatz des Paddlers an.
Kleine Auswahl:
Ziehschläge… das Boot springt/ reagiert sofort darauf an.
C- Schlag… mit C- Schlägen kommt das Boot sehr gut zu recht und voran.
Side- Slip… das Boot reagiert je nach Dosierung und Haltepunkt des Paddels sehr direkt mit kürzeren Weg bis harmonisch mit längeren Weg.
Wriggen… das Boot lässt sich mühelos und schnell hin und her wriggen.
Rückwärts fahren…das Boot fühlt sich und ist rückwärts sehr schnell unterwegs.
Zuladung:
Das Boot ist für eine mehrtägige Gepäcktour mit allem was dazu gehört, ausreichend. Das Boot lässt sich gut mit Packsäcken wie auch angemessenen Gebäcktonnen beladen. Ein sportliches Kind unter zehn Jahren hat zur Not auch noch ein sicheres schönes Plätzchen an Bord. Das Boot lässt sich mit Gepäck / Zuladung erstaunlich gut fahren, hier und da fühlt sich das Boot sogar etwas besser an, als ohne Gepäck, es liegt halt satter im Wasser.
Wiedereinstieg nach einer Kenterung:
Der Wiedereinstieg aus dem tiefen Wasser nach einer Kenterung ist nach ausreichender Übung / Fitness sicher zu bewerkstelligen. Das leichte Boot ist während dem Wiedereinstieg sehr flink und schlüpfriger wie man anfangs denkt. Mann sollte Acht darauf geben, den Süllrand ferner vom Kopf zu halten; Verletzungsgefahr/ Ausnock- Gefahr!
Fazit:
Ein handliches hochwertiges sicheres Boot in schöner Optik für Großflüsse und Wanderflüsse mit und ohne Anspruch auf gewollte oder ungewollte Schwierigkeiten, für auf und ab. Auf ruhigen Seen natürlich auch ein Genuss für die Sinne, um sich frei für das Elementare zu machen.
Stabilität, Haltbarkeit und Verträglichkeit der Außenhaut des Bootes auf verschiedenen Untergründen / Materialien, unter unterschiedlichen Bedingungen. Materialschonender Umgang.
Ein / dieses High End Boot in Kevlar Fusion, dürfte auch dementsprechend Materialschonend behandelt werden; natürlich sollte es auch nicht übertrieben werden. Bei meinem Boot, das Wöchentlich, mehr oder weniger über das gesamte Jahr im Einsatz / Gebrauch ist; ist hier und da auch etwas gezeichnet. Dieses lässt sich bei keinem Boot was gebraucht wird, ganz vermeiden, es gehört einfach dazu.
Erfahrungen:
Das Boot ist sehr stabil, stabiler als manches Nervenkostüm. Grenzen, Gibt es sicher, ein spitzer kantiger scharfer Gegenstand aus Metall sollte nicht die Auflaufursache sein, bei keinem Boot.
Einige Bootsrutschen mit genügend Kielwasser lassen sich ohne Blessuren überwinden. Bei einer Bootsrutsche bin ich einmal am Ende der abschüssigen schnellen Fahrt mit Gepäck auf ein Rundholz oder ähnliches gehüpft, das unter dem Schwall verborgen war. Der Aufprall mit Vibration war mittelmäßig hart und auch vom Sicherungsteam nebst Filmteam nicht zu überhören. Am Boot war nach einer Sichtung auf Schäden keinerlei Makel zu erkennen, damit hatte ich nicht gerechnet.
Das Kevlar Fussion Boot kann man beruhigt sanft auf Kiesuntergründe ablegen, ohne dass ein Makel / Kratzer zu befürchten ist, natürlich sollte das Boot im Ruhezustand oder beim Aufheben nicht hin und her bewegt werden. Das gleiche gilt bei Sand, weil es wie Schleifpapier wirken kann. Wer auf Nummer sicher gehen möchte legt sein Boot auf eine Kniematte ab oder sucht sich etwas Treibholz oder benutzt ähnliches als Unterlage.
Bei Treidelstrecken die über leicht überspülte Kiesbänke mit Algenbewuchs führen, sind leichtere Makel / Kratzer zu befürchten, die aber meist nicht so arg auffallen und wieder nach einiger zeit hier und da verschwinden.
Natürliche Flusssteine mit Algenbewuchs bei sanften Anstößen lassen meist keinen Makel / Kratzer, zu erkennen geben.
Betontreppen, Betonstufen an Schleusen und Stegen verursachen bei weniger oder argen Kontakt immer Kratzer oder bei extremerer Beanspruchung blasentypische Verformungen am Gel coat, die sich farblich abheben.
An Holzstegen an und abzulegen, ist meistens problemlos. Augenmerk sollte auf Eisenbeschläge, Nieten, Schrauben, Muttern usw. gelegt werden.
Fender können ein materialschonendes Anlegen unter widrigen Bedingungen erleichtern.
Die Angabe vom Importeur für Europa in der Vergleichstabelle zum Thema Wildwasser für den Keewaydein 15; Zitat: „ geht so“ reizte mich, es für „mich“ eigens abzuklären.
Nun in meiner raren einzigen Erfahrung im Wildwassergrad 1, ein Bruchteil 2, kann ich ein fehl am Platze oder sogar ein Scheitern des Keewaydin 15 im unteren Wildwassergrad beruhigt ausschließen.
Das Boot ist auch schnell im wilden Strom ohne übertriebener Paddelarbeit und kann dadurch gut auf andere Boote wieder Anschluss finden, schwebt und hüpft spurgetreu über Schwallpassagen und ist dabei gut kontrollierbar, Kehrwasserfahrten, Seilfähren, Side- Slips, Wriggen, Hebelschläge usw. sind bei Beachtung der Spielregeln kein Problem . Da ich schon beim reinen Rückwärtspaddeln und speziell bei der Seilfähre rückwärts auf anderen Gewässern auch schon gute Erfahrungen gemacht hatte, war ich überrascht wie gut auch der Kewaydin 15 bei der Seilfähre rückwärts im wilden Wasser reagiert. Ein langsames souveränes rückwärtsfahren und nahezu ein anhalten im Strom ist ohne weiteres gut möglich.
Ich würde mich dem „geht so“ gerne anschließen, wenn ich ein Focus auf das wilde Wasser als Erfahrener setzten und bewerten könnte und über die Grenzen im Wildwasser gelotet hätte und könnte. Ich würde sagen zum Thema Wildwasser: Bei Grad 1 und 2 würde ein Scheitern nicht am Potenzial des Swift Kewaydin 15 liegen.
Der Keewaydin ist verständlich kein Wildwasserboot, soll es nicht, muss es nicht, aber dennoch hat es Potenzial dafür, es bis zu einem gewissen Grade mit dem wilden Wasser aufzunehmen, auch ein gutes Paket wenn es auf anderen Flüssen etwas mehr zur Sache gehen sollte, auch dort wo schon reine Wildwasserboote in meinem Beisein gescheitert / gekentert sind.
Fazit: Lasst die Luftballons beim Keewaydin 15 zu Hause.
„offenes Kanu im grenzenlosen Fahrwasser, Ballast und der Rest für andere“