Zitat ich denke, es ist der Facettenreichtum unseres Hobbys, der es so interessant macht. Ein verschlungen mäandrierender Wiesenbach kann ebenso seine Reize haben, wie eine tief eingeschnittene Schlucht, die endlose Weite des Watts oder der kristallklare Bergsee. Ich habe nie irgendwelche Vorlieben für einen bestimmten Gewässertyp entwickelt, sondern genieße alle Facetten unseres Sports in gleicher Weise.
Das kann ich für mich (vielleicht "leider") nicht sagen. Mich drängts immer mehr ins wilde spritzige Wasser und dieses ganze Flachwasserpaddeln bringt mich nur noch zum Gähnen. Das merke ich immer wieder bei den begeisterten Berichten vom Kringeltreffen oder vom Faaker See. Ich schau mir z.B. die Videos an, stelle fest, dass sie meine Aufmerksamkeit nicht länger als fünf Minuten binden während ich Wildwasservideos stundenlang betrachten kann und Reiseberichte aufmerksam bis gebannt lese.
Muß ich mich deshalb schlecht fühlen? Gibt es Grund zu Neid auf die "höhere" Bewußtseinsebene, die jede Spielart unseres Sports gleichermaßen zu würdigen in der Lage ist?
Zitat von AxeI im Beitrag #1... Muß ich mich deshalb schlecht fühlen?
Aber klar Axel!, du musst dich schlecht fühlen, böser böser Kanute... ;-)
Ne Spaß... Ist nicht auch ein wichtiger Aspekt an uns Bootfahrern, dass ein jeder machen kann, was er will, ob ruhig oder WW, Fest oder Falt, und trotzdem happy sein?
Ich persönlich genieße eher das langsame Dahintreiben, das Beobachten der Dinge und des Lebens an den Ufern und in den Altwassern. Im WW ginge das nicht. Der Ablauf des Paddelvorgangs selbst hat inzwischen (aber das kann auch am Alter liegen) so eher etwas Zen-mäßiges für mich. Paddel einstechen, laaangsam durchziehen, kleine Korrektur, treiben lassen... Die Woche kann noch so stressig sein, sobald ich die ersten drei Schläge auf dem Wasser gemacht habe, fällt das alles ab.
Muss ich mich schlecht fühlen, wenn ich - gerne mit dem Seekajak unterwegs bin? - Spaß im Outrigger habe? - Galerenarbeit im Drachenboot nett fand? - zu ungeschickt für Rennboote (Kajak oder Canadier...) bin? - wenig Erfahrung mit bewegtem Wasser habe? - dieses Jahr erst 3 mal im Canadier gesessen habe? - noch andere Hobbys außer Paddeln habe?
Man kann in vielen Lebensbereichen Generalist oder Spezialist sein (oder irgendetwas dazwischen!). Ist eins von beidem besser oder schlechter?
Ist es nicht gut genug, Spaß am Paddeln zu haben? Egal wie, wo, womit oder wie oft? Wer will da werten oder urteilen? Ich nicht! Weder über mich noch über andere.
Axel, wenn sich Dir die Frage stellt, ob Du Dich schlecht fühlen mußt, wenn Du lieber spritzig als flach paddelst, steht Dir das natürlich frei. Allein die Fragestellung macht mir Sorgen.
Wenn Du Flachwasser nicht magst, ok. Wer es mag, muß sich nicht dafür mit "höhere" Bewußtseinsebene und ähnlichem Esoterik Quatsch rechtfertigen, um dann vielleicht in Erklärungsnotstand zu geraten. Dieses Fettnäpfchen ist zu offensichtlich plaziert, streng Dich ein wenig an, das geht subtiler.
Ich paddle beides gern, komme leider mangels Partner zu selten ins Wildwasser.
Axel. Sei frei, Dich beim Paddeln gut zu fühlen, solange das Gras grün, der Himmel blau und die Soca (wie der Faakersee) türkis ist. LGW
Ps. Vom Faakersee sind es ca 4 km zur Gail, besonders früh im Jahr ein schönes WW Revier. Gerhard Grimm hat beim Treffen 2011 eine Gruppe dort von Unterschütt bis an die Mündung in die Drau geführt, mit allem Drum und Dran, wie Surfeinlage, Kenterungen .... Bisam Jim und seine Truppe waren vor drei, eine Innbrucker Gruppe vor zwei Jahren ebenfalls auf der gut eingeschenkten Gail. Heuer waren einige AOC-Gäste für einen Tag an die Soca, das ist ja nicht weit weg. Sie sind begeistert.
da scheint mir eine kleine Interpretationshilfe erforderlich: Es läge mir fern mit Flachwassern allein höhere Bewußtseinsebenen zu verbinden. Die gestehe ich ein wenig neidvoll den Universalisten zu, die sich unter allen Bedingungen gleich wohl fühlen. Mir gelingt das nicht und ich vermute, dass ich da nicht ganz allein bin.
Also - mir ist es völlig egal, was Andere über mich denken! Daher fühle ich mich nie schlecht, wenn ich in verschiedene Boote steige. Am liebsten paddele ich Strecke, mit Gepäck über mehrere Tage. Das ist leider viel zu selten der Fall, aber Tagestouren sind recht häufig. Da ich Zugabg zu einem Tidengewässer habe, geht es mit Strömung erst in die eine Richtung und nach der Mittagspause wieder mit Strömung zurück. Je nach Gewässer wähle ich dazu Canadier oder Seekajak. Am Himmelfahrtwochenende war ich mal wieder zum Seekajaktreffen auf Spiekeroog. Hat wieder viel Spass gemacht. Aber auch das Wesermarathonwochenende mit dem Canadier war super. Sup ist nicht mein Ding, und meine Grenze im Wildwasser ist bei ww2 schon erreicht. Aber gelegentlich nutze ich mein Faltboot oder meinen Grönländer. Wenn ich mal mit darf, fahre ich auch gerne im Drachenboot und im Outrigger. Man sollte eben nicht so einseitig sein, sondern die vielen Facetten, die das paddeln bietet nutzen. Grüße, Skua
Hmm. Ich kann nicht für andere sprechen, aber mit höhere Bewußtseinsebene kann ich garnix anfangen, auch wenn ich mich als Universalisten einstufen würde. Flach, steil, beides hat seine Reize. Nicht zu vergessen, daß Flachwasser nicht immer flach ist, wie unsere Paddler im Norden oder Urlauber in den Inseln der Kanalküste Kroatiens sicher wissen. Schön, daß die Bandbreite groß ist. Kanadiersegeln zB. ist für mich ein ungeöffnetes Buch. Muß aber nicht bleiben. Und mein Töchterchen und meine Frau wohnen noch zu Hause, obwohl ich sie am Faakersee am SUP erwischt habe!!!!!!! Ich freue mich aufs Paddeln, nächsten Montag und Dienstag: Drau steht am Programm. Ob Flach- oder leichtes WW entscheide ich, wenn ich die Teilnehmer kenne. LGW
Zitat von AxeI im Beitrag #1... Flachwasserpaddeln bringt mich nur noch zum Gähnen. Das merke ich immer wieder bei den begeisterten Berichten vom Kringeltreffen oder vom Faaker See. Ich schau mir z.B. die Videos an, stelle fest, dass sie meine Aufmerksamkeit nicht länger als fünf Minuten binden ...
Axel
Das kenne ich auch, zum Beispiel bei französischen Filmen, liegt (so glaube ich) daran, dass ich kein Französisch kann.
Zitat von AxeI im Beitrag #1Mich drängts immer mehr ins wilde spritzige Wasser und dieses ganze Flachwasserpaddeln bringt mich nur noch zum Gähnen. (...) Ich schau mir z.B. die Videos an, stelle fest, dass sie meine Aufmerksamkeit nicht länger als fünf Minuten binden (...)
Um es mit Loriot zu sagen: "Dann stimmt was mit Deiner Aufmerksamkeit nicht!" Aber Du hast ein Recht auf die Wahrheit: Es sind mitnichten alle Menschen gleich! Sie haben die gleichen Rechte, nicht die gleichen Interessen. Und damit auch das Recht auf die eigenen Interessen. Manchmal auch andersrum. Und das Recht, Interessen eben nicht haben zu müssen, nur weil andere sie haben. Und das Recht darüber zu staunen, welch merkwürdigen Vorlieben andere Menschen sich so hingeben... Äh - Wie war noch mal die Frage?
Zitat von AxeI im Beitrag #1 Das kann ich für mich (vielleicht "leider") nicht sagen. Mich drängts immer mehr ins wilde spritzige Wasser und dieses ganze Flachwasserpaddeln bringt mich nur noch zum Gähnen. Das merke ich immer wieder bei den begeisterten Berichten vom Kringeltreffen oder vom Faaker See. Ich schau mir z.B. die Videos an, stelle fest, dass sie meine Aufmerksamkeit nicht länger als fünf Minuten binden während ich Wildwasservideos stundenlang betrachten kann und Reiseberichte aufmerksam bis gebannt lese.
Muß ich mich deshalb schlecht fühlen? Gibt es Grund zu Neid auf die "höhere" Bewußtseinsebene, die jede Spielart unseres Sports gleichermaßen zu würdigen in der Lage ist?
Axel
Nein, du musst sich nicht schlecht fühlen. Ich schalte bei WW Videos auch nach spätestens 5min aus oder ich gehe über zum nächsten Kapitel.
Ooops. Da komm ich von der Arbeit nach Hause, schau ins Forum und denke, was hast'n da wieder angestellt?
Ich glaub, ich muß es präzisieren. Als ich meinen Kommentar an Klaus schrieb, ging es um den Altmühlabschnitt von Gunzenhausen nach Treuchtlingen. Seit Jahren freue ich mich darauf, diesen Wiesenbach endlich mal zu paddeln, wo es nicht über viele Km geradeaus geht, mit eintönigen, immer gleichen Paddelschlägen, sondern ständig um eine Ecke, mal mehr Jot, mal'n Bogenschlag. Das stell ich mir recht kurzweilig vor, irgendwie interessant. Mal sehen, ob's so wird.
Zur Bewußtseinsebene. Auch für mich ist Esoterik ein Quatsch, den ich nicht brauche. Ich bin einfach nur ein Vollblutpaddler seit 35 Jahren, stoked by the element. Es gab Zeiten, da konnten Wasserfälle nicht hoch genug sein, mit dem Kajak. Aber wenn ich heute am Allier mit dem Kanu an einem Storchennest vorbeipaddele, dann ist das ein Anblick, den mir das WW nie bieten konnte. Wenn ich abends im Rennboot um den Alpsee meine Runde drehe, dann freu ich mich, wenn sie unter 39 Min 45 Sek liegt. Dann brauch ich 2 Minuten, eher der Puls wieder normal ist. Wenn ich aber dann wieder im Kanu, ruhig dahingleitend, durch 2 Meter tiefes Wasser einen Hecht stehen sehe, fasziniert mich das. Und dann ist wieder WW angesagt, auf Loisach, Brandy oder der Breitach.
Thrill und Chill. Das ist es, was ich mit Facettenreichtum des Kanusports meinte. Was davon sollte nun langweilig sein?
Ich sehe für mich und jeden anderen als positiven Aspekt beim Paddeln, dass jeder für sich entscheiden kann, was er machen will, welche Gewässer ihn (oder sie) reizen und in welchen "Spielarten" er sich weiterentwickeln, austoben, oder erholen will. Ich für meinen Teil mache mit meinem Boot genau das, was ICH will und wozu ICH Lust habe. Gerne paddel ich in Begleitung anderer "Gleichgesinnter", genieße es aber auch, solo loszuziehen. Letztlich ist es mir dann aber auch egal, was andere von meinen Aktivitäten halten. Ich mache das für mich und nicht für andere.
Und dann freue ich mich immer wieder, wenn ich neue Gewässer kennen lerne, meine Paddeltechnik verbessere und Abends erschöpft aber zufrieden ins Zelt krieche oder wieder zuhause bin. Auf Gewässerarten oder Paddeltechniken kann und will ich mich nicht festlegen. Dafür hab ich wohl noch viel zu wenig kennen gelernt, um irgendwas zu bevorzugen oder auszuschließen.
Im Prinzip hab ich wohl durch die Wahl meines Nicks schon ein recht deutliches Statement abgegeben. Jedenfalls für den, der erkennt, was ich da in breitestem westfälisch aussage ...
Zitat von cb1p111 im Beitrag #15"Wir leben alle unter demselben Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont."
Und das, obwohl Aesop vermutlich nicht gepaddelt ist und nicht den Unterschied des natürlichen Horizontes aus der Schlucht und dem vom Flachwasser aus meinte. Wir reden doch über's Paddeln, oder?
Übrigens: Karohemd und Hut tragen ganz wesentlich dazu bei, mich gut zu fühlen!
Ich bin jetzt 10 Jahre OC gepaddelt, aber mit Flachwasser konnte ich mich nie anfreunden. Mit Kringeln schon gar nicht. Seit dem ich SUP fahre macht mir das Flachwasserfahren richtig Spaß und ein bisschen "Kringeln" tue ich mit dem SUP auch. Ich gehe aber auch weiterhin ins Fließgewässer, jetzt halt stehend.
Zeiten ändern sich, Vorlieben auch. Soll jeder machen was er/sie mag und was ihm/ihr Spaß macht und wobei man sich wohl fühlt. Und das sollte auch von anderen akzeptiert werden!
Ich finde, das entfernte erreichbare, unerreichbare? oder weniger entfernte erreichbare, unerreichbare? Ziel, ich nenne es einfach mal „Zufrieden“ - zumindest es kurzfristig oder längerfristig zu sein! - ist über rauschende und stille Wasserwege gleich zu finden. Im Fahrwasser, das eines „Grabes“ gleicht zum gegensätzlichen Pol des lebendigen rauschenden Wassers, bestimmt die Ruhe und Stille! ein schöner Ort, wer es zu genießen versteht, kann oder mag. Nur was machen wir daraus? ; mit dem Boot, mit dem Paddel, mit uns…, den Schwerpunkt bestimmt jeder selbst um dem Ziel näher zu kommen oder es irgendwann fester zu besteigen. Flora und Fauna kann dort bewusster in den Sog der Wahrnehmung gelangen, dem Boot und dem Paddel kann man nachhaltiger zuhören und nachsehen, die Magie langsam begreifen, es ist Zeit dafür gegeben.
Im rauschenden Wasser orten die Sinne die Gefahr, das Risiko, den machbaren oder zum scheitern verurteilten Wegen, den sicheren Hafen. Ein unbewusster verkümmerter Sinn, den ich nicht näher erläutern möchte, wird individuell in unterschiedlichen Dosierungen bestrahlt, nur so kann man ihn wieder beleben, um andere Wege, Auswege sicher gehen zu können, die einen einfach „zufrieden“ stellen.
Die Befriedigung liegt mit in den verlorenen und gewonnenen Schlachten gegen die Elemente mit all ihren Entbehrungen, Erfahrungen, erarbeiteten Fähigkeiten und Risiken. Das Zeitfenster im stillen und rauschenden Wasser; für das „Zufrieden“ ist ein anderes, verlagert, bestimmt in gleicher Augenhöhe.