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Dieses Thema hat 8 Antworten
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 TOURENBERICHTE
Donaumike Offline




Beiträge: 1.368

03.06.2014 14:12
Auf der Paar, zwischen Lutra lutra, steinigen Abfällen und Stacheldraht Antworten

Es geht mit meiner achtjährigen Dschungelforscherin am Donnerstag dem 29. Mai Richtung Schrobenhausen zur ersten gemeinsamen Tour im eigenen Solo-boot, dort wo es den leckersten Spargel geben soll, habe diesen erst probiert, ist wirklich auch gedünstet ein Genuss, näher gesagt geht es nach Mühlried an die Alte Dorfstraße an das Flussufer der Paar, nahe einer Brücke die über die Paar führt, die Straße führt Richtung Neuburg an der Donau. In der Nähe soll ein altkeltischer Brückenkopf sich befunden haben und ein bevorzugter Flussübergang?

Es gibt anfangs die erste kleinere Überraschung; die kürzlich von mir zu oberflächlich erkundete Einsetzstelle, wo ein Weg hinführt, ist plötzlich durch ein Tor versperrt, so müssen wir direkt an der Straßenbrückenböschung unter der Brücke abenteuerlich einsetzen. Es ist wirklich nur ein steiler enger, mit Vegetation und baulicher Hindernisse überwucherter Noteingang um aufs Wasser zu kommen, einen besseren konnte ich nicht finden, glücklicherweise sind wir heil ins Boot gekommen, die Paar hat mich seid der „Abenteuer Paar“ Tour vom Januar wieder; dieses mal in Begleitung…

Die Tour, wie sich später zeigen wird, mit Expeditionscharakter! hat seine Risiken, sie sind mir teilweise bewusst, die Paar ist hier einer von den wenig größeren unregulierten Bachläufen die extrem mäandrierend sind, Baumhindernisse von jeder Richtung sind immer ein Thema, dazu der Hinweis vom Flussführer der auf zwei Abfälle und eine Sohlstufe hinweist, die bei guten Wasserstand befahrbar sein sollen, eine Erkundung vor der Abfahrt wird empfohlen.

Nach dem einsetzen paddeln wir interessenhalber bergauf zur vorher angedachten kiesigen Einsetzstelle, dahinter liegt ein Steilwehr, wir wenden und paddeln los. Der Pegel zittert um die 110 cm, die Strömung ist gut, ab und zu etwas mehr, so dass ich schließlich mein leichtes Paddel mit weniger Paddelblattfläche gegen ein größeres Blatt eintausche. Es ist notwendig um rasche Kurswechsel einzuleiten, anfangs durch tief hängende Äste von überhängenden Bäumen, später von einigen Baumhindernissen. Zu viel Grundgeschwindigkeit würde einer Blindfahrt gleichen, es wäre einfach zu spät zu reagieren, so tasten wir uns mit dem Boot in die Wildnis vor.

Die ersten Tierweltüberraschungen vom Boot aus kündigen sich an, zuerst schauten uns ein paar Kühe vom Ufer aus überrascht an, voriges Jahr noch in einem Zoo bewundert, überrascht mich ein Fischotter, erst irritiert ob das überhaupt einer ist, mit einem Biber keine Ähnlichkeit, mit einer Bisamratte auch nicht, eher einem Marder. Danach eine andere Gattung, einen Rehbock kamen wir mit dem Boot zu nahe, das er sogleich das weite suchte. Etwas später noch ein Fischotter, den dritten Lutra lutra konnte ich endlich meiner Tochter zeigen, den wir gemeinsam etwas länger beobachten konnten, eine Hand voll Gras hatte es fest im Maul, lies es später los und tauchte ab. Nach etwa zehn Minuten oder mehr konnte meine Dschungelforscherin erstmalig selber einen entdecken, etwas später bekamen wir noch einen zu Gesicht, vielleicht habe ich einen oder zwei vergessen.

Der erste ast-lose Baumstamm liegt quer im Wasser, ein überfahren gelingt, später ein zweiter der nur mit Hebeltechnik zu überwinden ist. Einmal ein größeres Baumhindernis mit mehren Bäumen gestaffelt, wo ich anfangs kurz an ein aussteigen dachte, war aber zu spät dran und fand glücklicherweise eine Öffnung wo gerade das Boot noch durchschlüpfen konnte, die Strömung war dort keine wirkliche Gefahr.

Unser Augenmerk gilt auch den Stromkilometertafeln, bei SK 49,4 erwartet uns der erste Abfall, etwa 1000 Meter davor landen wir an einer Sand / Kies-bank an, um eine kleine Pause zu machen. Danach ging es ruhig dahin, ein Eisvogel, später zwei Eisvögel begleiten uns kurz, schön das meine Tochter diese wunderschöne farbenbracht auch bewundern konnte, plötzlich ein rauschen das immer deutlicher wurde, beim Augenschein des Abfalls vom Boot aus bin etwas überrascht, ich hätte etwas anderes erwartet, etwas Kleineres. So sehen wir eine lange unruhige wellige abschüssige Wasseroberfläche. Mir gelingt es vom Boot die Passage anzusehen, nach längerer Überlegung entscheide ich mich den Abfall zu fahren. Die Durchfahrt ist zügig und wellig, etwas Spritzwasser kommt ins Boot, meine Tochter und ich haben es zusammen geschafft, sie ist Happy und ich zufrieden, meine Gedanken sind aber schon an dem zweiten Abfall, der einen Meter hoch sein soll….

Es geht weiter, weichen Baumhindernissen aus, forschen, beobachten und Genießen den Fluss. Nun bei 47,1 der nächste rauschende Abfall von einem Meter höhe. Meine Tochter hat mich fasst überredet in sofort zu fahren, ich sagte ich sehe nicht was dahinter uns erwartet, so knapp kann ich nicht heran fahren, wir müssen aussteigen und uns die Lage vom Ufer aus ansehen. Gesagt getan, wir steigen an einem abenteuerlichen Notausstieg aus und machen das Boot fest. Bei Augenschein des Abfalls bin ich mehr überrascht wie bei dem ersten, ein ganz anderes Kaliber, einen kleinen Rapid ähnlich, mehr Wellen, richtiges steiles Gefälle, sichtbare Steine, ich dachte kurz über einen Versuch zur Abfahrt nach, sehe auch einen Weg, aber siehe da wo ein Weg wäre, sind mehrere riesige Steine knapp unter der Wasseroberfläche verborgen, ein Teil eines Betonschachtringes ist auch noch zu erkennen. Ich kann da nicht herunter, alleine ja, vielleicht, meine Tochter kann ich hier nicht alleine stehen lassen, wir tragen gemeinsam um. Der Höhenunterschied vom Boot aus nach dem umsetzen, ist beachtlich.

Nach nahezu genau 500 Metern kommt uns an einer Engstelle ein querliegender Baum vor dem Bug, das Ufer rechts und links ist steil, an der rechten Uferböschung ist Stacheldraht, ich denke sofort an einen Hinterhalt, eine Motorkettensäge kann hier nur helfen, wir müssen anlanden, das Boot hier zu wenden ist nicht ohne weil es eng ist aber es gelingt, die Strömung ist glücklicherweise nicht zu stark. Meine Tochter erkennt die Situation dass es nicht weiter geht, sie möchte nach Hause, aber sie beruhigt sich überraschenderweise wieder sehr schnell. Ich dachte schon: Ist die Tour hier zu ende, hier helfen nur Signalraketen um uns zu finden. Wir steigen wieder abenteuerlich aus, der Stacheldraht macht mir sorgen, weil meine Tochter versucht sich daran festzuhalten wenn sie wegzurutschen droht. Ich kann ein privates Grundstück ausmachen, hinter der Baumsperre ist eine betonierte Treppe, dorthin begleite ich meine Tochter und setze sie sicher ab. Ich wuchte das Boot über den Baum, dabei rutsche ich kurz knietief ins Wasser ab, ich fahre zur Treppe und hole meine Tochter ab. Meine Tochter sagt: „ Besser wäre es gewesen, wenn die Treppe vor dem Baum gewesen wäre.“

Die Fahrt geht weiter, zur nächsten Prüfung bei Flusskilometer 44,1, einer Sohlstufe von 0,5 Metern höhe. Wieder ein rauschen, diesmal mit Einsicht Komma minus auf das dahinter, nicht zu steil und auch nicht flach, hier und da Steine und Blöcke, ich sehe einen Weg im nicht klaren Strom, die Reise geht hinunter; auf dem ersten Drittel sehe ich direkt backbords halb vorm Bug einen riesigen Block knapp unter der Wasseroberfläche, ich komme mit einem Ziehschlag Onside haarscharf vorbei, im Anschluss der erste Stoß mit Knirschen, danach der zweite Kontakt mit Geigentönen ,das Boot sackt in einem Bruchteil einer Sekunde auf sieben Uhr nach hinten flussabwärts ab, sofort kommen wir mit einem Paddelschlag oder?? wieder frei, den gedachten Ausgang fliegen wir nicht mehr an, ein großer Stein ist auf Kollisionskurs, es gelingt scharf daran vorbei zu steuern, dabei bekommen wir noch einem Stoß von einem anderen verborgenen Block mit, wir sind durch und glücklich, Leck sind wir wohl nicht geschlagen.

Unser Wetterplanfenster ändert sich wie gedacht kurz vor dem Ende der Tour, es regnet etwas, wir sind geschafft, meine Dschungelforscherin hat keine Geduld mehr sie möchte Oma und Opa endlich sehen, kurz nach Flusskilometer 43,8 liegt in der Nähe Waithofen / links Mergertsmühle, eine Straßenbrücke bietet sich zum letzten weniger abenteuerlichen Ausstieg an, der Regenschutz der Brücke ist perfekt, wenn es denn weiter oder mehr regnen würde. Ich setze einen Handynotruf ab, währenddessen schaue ich mir den Bootskörper an, er ist mit künstlerischen Tribalwunden behaftet, die für ewig uns an diese schöne Tour erinnern werden, eine Erfahrung die gemacht werden musste. Meine Frau mit Schwiegereltern holen uns an den nicht geplanten Kopplungspunkt ab. Später schaue ich mir das geplante Ziel „ Steilwehr Sägemühle Wangen“ bei Flusskilometer 41,4 erstmalig an, es zeigt sich das man vor der Straßenbrücke gut anlanden könnte.

Grüße, Mike



Bilder folgen!


AxeI Offline




Beiträge: 1.002

03.06.2014 14:35
#2 RE: Auf der Paar, zwischen Lutra lutra, steinigen Abfällen und Stacheldraht Antworten

Bin sehr gespannt auf die Bilder. Der Bericht ist jedenfalls schon richtig packend. Vielen Dank dafür!

Axel

P A D D E L B L O G
There's more means to move a canoe than paddles


Troubadix Offline



Beiträge: 1.359

03.06.2014 15:35
#3 RE: Auf der Paar, zwischen Lutra lutra, steinigen Abfällen und Stacheldraht Antworten

Moin Mike,
bin auch gespannt, sehr schöne Story.
Lg Jürgen


Donaumike Offline




Beiträge: 1.368

03.06.2014 16:32
#4 RE: Auf der Paar, zwischen Lutra lutra, steinigen Abfällen und Stacheldraht Antworten


Donaumike Offline




Beiträge: 1.368

05.06.2014 12:36
#5 RE: Auf der Paar, zwischen Lutra lutra, steinigen Abfällen und Stacheldraht Antworten

Gerne Axel und Jürgen; Danke.


Die Bilder von den Abfällen/ Sohlschwelle zeigen nur annähernd die Lage und verharmlosen etwas; vor Ort ist die Lage eine andere.

Ich dachte oft vor der Tour an ein Foto und deren Zeilen von einer anderen Paar-tour die im Netz zu finden ist(Kanu Paar Erfahrungsbericht), etwas stromab von unserer, wo ein Abfall zu sehen ist und folgendes dazu beschrieben ist:

Zitat:

„Die nächste Herausforderung kam an einer Absturzstelle bei Baar. Dieses ist für Kajaks evtl. befahrbar. Für Kanus aber nicht.


Vor dieser gezeigten und beschriebenen Absturzstelle gibt es noch zwei, Schade das zu dem folgenden Text kein Foto existiert.

Zitat:

„Im weiteren Verlauf kommen 2 kleinere Abstürze, die aber ohne weiteres befahrbar sind, sofern man nicht Buglastig recht beladen ist. Es schwappt schon ganz schön Wasser ins Kanu rein.“



In dem von mir beschriebenen „Canoe Reviews“ beißt sich natürlich das Thema „Materialschonender Umgang“; mit meiner Befahrung des verblockten Abfalls mit einem hochwertigen Boot. Ob ich ein Facelifting am Boot anstreben sollte, wird sich in der Zukunft zeigen.

Die Tour ist zu empfehlen, wenn man gerne nur Solo unterwegs sein möchte und sich keinen Tierweltkontakt durch zu viel Rummel entgehen lassen möchte. In einer kleineren Gruppe hat die Strecke sicher auch ihren Reiz.

Grüße, Mike


Trapper Offline




Beiträge: 1.916

05.06.2014 14:29
#6 RE: Auf der Paar, zwischen Lutra lutra, steinigen Abfällen und Stacheldraht Antworten

Zitat
n dem von mir beschriebenen „Canoe Reviews“ beißt sich natürlich das Thema „Materialschonender Umgang“; mit meiner Befahrung des verblockten Abfalls mit einem hochwertigen Boot. Ob ich ein Facelifting am Boot anstreben sollte, wird sich in der Zukunft zeigen.




..mit etwas Lining lassen sich auch solche Stellen in hochwertigen Booten gut meistern! Ray Goodwin beschreibt das hier in einem Auszug aus seinem Buch:http://www.pesdapress.com/pdfs/CanoeingRayGoodwinSample.pdf

Internette Grüße Thomas


Ulme Offline




Beiträge: 886

08.06.2014 19:31
#7 RE: Auf der Paar, zwischen Lutra lutra, steinigen Abfällen und Stacheldraht Antworten

Davon abgesehen dass ich finde dass dir kein Buch dabei helfen kann, vor Ort in Echtzeit individuelle Entscheidungen zu treffen,
danke ich dir für den Bericht und die Bilder!
Respekt!

Aus welchem Material besteht dein Swift?

---------

Ein Leben ohne Kanu ist möglich, aber sinnlos.


Donaumike Offline




Beiträge: 1.368

10.06.2014 12:39
#8 RE: Auf der Paar, zwischen Lutra lutra, steinigen Abfällen und Stacheldraht Antworten

An „Lining“ hatte ich auch kurz gedacht, die Mittel waren griffbereit, die erforderte Erfahrung bestimmt nicht, lies u.a. davon ab wegen dem stellenweise versperrten und halsbrecherischen Uferverhältnissen… wo die Leine sich sicher verfangen hätte, dann hätte ich eine Baustelle mehr gehabt, trotzdem schöner Link, vielen Dank.


@ Ulme
…gern geschehen, wir danken.

Das Boot ist in Kevlar Fusion Ausführung.



Grüße, Mike

„Kanu und Kielwasser, der Rest kann behalten werden“


Mahyongg Offline



Beiträge: 255

16.06.2014 17:10
#9 RE: Auf der Paar, zwischen Lutra lutra, steinigen Abfällen und Stacheldraht Antworten

Interessante Kaltverformung. Möchte nur kurz darauf hinweisen: Bitte keine falschen Generalitäten verbreiten, es gibt auch Kanus die sehr wohl für die Steinbenutzung geeignet und vorgesehen sind. Die ganzen Sprungschanzen und Rutschbahnen auszulassen, würde ja sonst keinen Spaß machen. Hat aber im Wanderpaddelbereich normalerweise nur bei den Verleihern Freunde gefunden, die Rede ist nämlich vom guten alten PE ;D

Cheers!

J.


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