Ich bin seit einigen Monaten stiller Mitleser und profitiere von dem gesammelten Wissen der Forumsteilnehmer.
Ich habe mich mit dem Paddelvirus letztes Jahr in Hamburg infiziert, als ich mir mit einem Freund nur mal so zum Spaß ein Kanu für eine Stunde ausgeliehen habe und durch die Alsterfleeten gepaddelt bin. Ich lebe mit meiner Familie am Bodensee, was per se schon mal eine gute Vorraussetzung zum Paddeln ist. Wir haben uns im Frühjahr erst mal ganz spontan eine alte PE Verleihschüssel gekauft, um zu schauen, auf was es uns ankommt und ob wir überhaupt Spaß haben. Wir haben unsere ,Alte Gurke' (so haben wir sie getauft) mit in den Urlaub genommen und haben viel Spaß. Nun habe ich hier jemanden kennengelernt, der ein BELL Northwood in Kevlar sein eigen nennt und mit dem sind ich, aber auch meine Familie schon mal gefahren. Wie erwartet, kein Vergleich!
Nun habe ich schon mal ein bischen Marktforschung betrieben und bis auf die bekannten Anbieter BELL, WENONAH, SWIFT sind mir noch SAVAGE RIVER und GRB Newman Design aufgefallen.
Frage: Kennt jemand die Boote dieser Anbieter? Kann jemand was dazu sagen? Verarbeitung-Qualität-Haltbarkeit ...?
Grüße an alle und Danke für die zahlreichen Antworten
Hallo Christian Bell gibt´s leider nur noch einige wenige Restexemplare in meiner Scheune, die von Dir genannten Marken importiere ich in geringen Stückzahlen exclusiv für Europa, es sind noch einge Boote von Savage und Newman vorhanden, außerdem gibt es möglicherweise in dieser Klasse noch Interessantes von Hemlock Canoe Works, und im nächsten Jahr neue Kevlar-Epoxy Boote von American Traders, diese schaue ich mir im Oktober das erste Mal an. Jörg Wagner
ich freue mich natürlich, dass du in Hamburg zum Paddeln gekommen bist.
Für weitere Marktforschungen könntest du mal in diesen Thread gucken (klick!), der ansonsten auf wenig Interesse gestoßen ist.
Die Auswahl an Herstellern von hochwertigen laminierten Canadiern, deren Boote man auch in Deutschland bekommt, ist überschaubar. Die Boote kommen fast alle aus Nordamerika und es muss sich jemand finden, der es auf sich nimmt, diese zu importieren. Nebenbei bemerkt bedeutet das aber nicht, dass die US-Amerikaner problemlos an all die schönen Boote rankommen. Ein gutes Beispiel sind Savage River und GRB (Grasse River Boatworks). Beides sind kleine Hersteller mit wenigen Mitarbeitern, die in kleinen Orten im Nordosten der USA angesiedelt sind, und sie werden nur von wenigen Händlern in dieser Gegend vertrieben. Das heißt z.B., dass jemand aus Kalifornien 4000km hinfahren müsste und dann wieder 4000 km zurück, um sich so ein Boot zu besorgen. Tut er aber nicht, weil beide Hersteller in den anderen Teilen der USA und in Kanada genauso unbekannt sind wie in Deutschland. Deshalb findet man auch in amerikanischen Foren kaum etwas über die Boote. Deine Frage hätte genauso in einem amerikanischen Forum stehen können.
Jörg Wagner hat es glücklicherweise geschafft, John Diller, den Chef von Savage River und die Brüder Newman davon zu überzeugen, ihn Boote nach Deutschland importieren zu lassen. Für so kleine, regional orientierte Hersteller war das natürlich ein sehr ungewöhnlicher Gedanke und alles andere als selbstverständlich.
Beide Hersteller sind sehr engagiert im Bereich der Canoe-Marathons, die in diesem Teil des Landes schwerpunktmäßig stattfinden, und die Erfahrung im Bau von schnellen und leichten Booten fließt auch in die Produktion der anderen Boote ein.
Savage River hat mittlerweile eine sehr schöne Webseite, so dass man zumindest eine Vorstellung davon hat, wie die Boote aussehen. Neben Solo- und Tandem-Marathon-Booten und sehr stylischen SUP's bietet John drei Solo-Canadier (den Freestyle-tauglichen Wee Lassie (6 kg!), den Deep Creek für den "modernen Trapper" und den Blackwater für die schnelle Tour. Die drei angebotenen Tandems sind der Deep Creek als Allrounder und der Blackhawk und der Susquehanna als schnelle Tourenboote.
Alle Boote werden in verschiedenen Materialvarianten mit unterschiedlichen Anteilen von Kevlar und Kohlefaser angeboten. Immer mit Hartschaum-Skelett, wie hierzulande von den Ultralight-Wenonahs bekannt. Die Boote sind je nach Material sehr leicht bis extrem leicht. Man kann zwischen Holz-und Kohlefaser-Süllrand wählen und bekommt Duchten aus Holz, Alu oder Carbon.
Ich kenne den Blackwater und den Susquehanna. Beide Boote laufen sehr gut und schnell (sollten mit leichtem Bentshaft und Seitenwechsel gefahren werden) und sind sehr stabile, ausgereifte Designs. Den Blackwater (10kg) habe ich verkauft, weil er einen Fahrer mit mehr Gewicht als meinen 72kg braucht. Aber ein tolles Boot. Von den anderen z. Z. angebotenen Booten hat bisher noch keines Europa erreicht.
Verschiedene Ausführungen verschiedener Savage River-Canadier
Savage River Blackwater
Savage River Blackhawk (mit Holzsüllrand und Alu-Duchten)
Savage River Susquehanna auf Tour.
Bei GRB Newman Designs sieht die Informationslage deutlich schlechter aus, da die Web-Seite kaum bebildert ist. Auch im Netz habe ich von einigen Booten nie ein Bild gesehen. Es gibt drei kürzere Solos (Peeper, Wee Lassie und Rambler) sowie den Classic und den Classic XL, für die schnelle Gepäckfahrt. Vier Tandems werden angeboten: Die drei Traveler in 16'4", 17'5" und 18'6" sowie der Monarch. Gene Newman hat mir geschrieben, dass sie früher hauptsächlich den 17'5"-er Traveler verkauft haben, der Monarch nach seiner Einführung jedoch das bei weitem meistverkaufte Tandem geworden ist. Bei den Marathon-Solos bietet GRB neben den Stealth-Modellen für verschiedene Fahrer-Gewichte auch noch den Stinger an.
Alle GRB-Solos und -Tandems sind aus Kohlefaser ohne Kevlar auf Hartschaum-Skelett und mit Holzrand. Nur der Stinger und der Marathon-Tandem haben auch Kohlefaser-Süllrand und -Duchten.
Ich kenne von GRB den Classic, den Classic XL, den Stinger, den Traveler 17'5" und den Monarch. Die Classicer springen extrem leicht an und lassen eine sehr hohe Dauergeschwindigkeit zu. Daher sind sie auch die meistgefahrenen Solos beim Adirondack Canoe Classic, dem bekanntesten Rennen für Freizeitboote in den USA. Sie sind aber nicht sehr anfangsstabil. Der Stinger ist deutlich anfangsstabiler, was für ein Marathon-Solo sehr ungewöhnlich ist - ein Boot, dass auch Spaß macht, wenn man keine Rennen fahren will. Der Traveler ist ein flotter Tandem-Canadier, der auch Solo noch geht und der Monarch ist genial. Ein 18'6"-Boot, dass sich fährt wie ein 17'-Boot. Schnell, wendig, extrem endstabil. Das Boot ist so gut, dass Wenonah schon kurz nach der Markteinführung von den Newman-Brüdern die Rechte gekauft hat, die Form auch zu bauen, jedoch nur in Kevlar mit Alu-Rand und unter dem gleichen Namen Wenonah Monarch. Steht natürlich in keinem Katalog aber seit dem Tod von Gene Jensen hat Wenonah keinen Designer mehr für die schnellen Tandems.
GRB Classic
GRB Monarch
Wenonah Monarch (Boot mit der 15, direkt dahinter ein GRB Monarch
GRB Traveler 16'4"
GRB Traveler 18'6"
GRB Stealth
GRB Stinger
Die Verarbeitung ist ist bei beiden Herstellern (die natürlich erbitterte Konkurrenten sind) sehr gut, Qualität (Design, Performance) ist ausgezeichnet.
Zur Haltbarkeit kann ich naturgemäß keine Aussagen machen, da die ersten dieser Boote deutschen Boden erst vor 2 Jahren erreicht haben. Solche leichten Laminate sollten natürlich pfleglich behandelt werden und nicht unbedingt voll beladen den steinigen Strand raufgezogen werden aber das macht man ja auch nicht mit anderen hochwertigen Booten.
Danke! Das war sehr erschöpfend! Ich meine die Info, natürlich!
Weisst du zufällig auch noch was über Bell? Was ich so rausgekriegt habe ist Bell Canoe Works anno ? ab OCR oder so verkauft worden. Jetzt geistert ein Viedeo in You Tube rum, dass Ted Bell zeigt, der unter dem Namen Bell Composites wieder Northwinds und ein Solo Kanu baut. Und ein weiteres, das die Auslieferung derselben zeigt.
Wenn du Fragen zu Bell hast, solltest du Jörg Wagner mal anrufen. Telefonnummern findest du auf seiner Homepage (klick!). Jörg war derjenige, der Bell nach Europa importiert hat, und er hat gute Kontakte in die USA. Er kann dir auch genau sagen, was noch im Lager liegt.