Das lange Himmelfahrts-Wochenende wollten wir nutzen, endlich einmal auf der Treene zu paddeln und uns dieses Jahr endlich auch das Wikingerabzeichen zu "erpaddeln" - ein echter Kindermotivationskracher, der auch paddelmüde fussbalspielende Meckermädchen mit Medaillensammelwahn voller Begeisterung wieder ins Kanu bringt.
Himmelfahrt haben wir uns als kleine Truppe mit Troubadix und Lej und meiner kleinen Kernfamilie in Hünning bei Petersen getroffen, um die Tour erst einmal stilecht mit einem kleinem Lager starten zu lassen. Pünktlich zum langen Wochenende schlug das Wetter um, Regen war vorhergesagt, der Wind sollte auch grundsätzlich aus der falschen Richtung wehen - aber wir wollten uns davon nicht von der Tour abbringen lassen.
Die Vatertagstourer waren zum größten Teil schon durch, wir haben uns den Platz nur wenigen Zelten geteilt. Eine himmlische Ruhe. Kaum waren die Zelte aufgebaut und das Lagerfeuer vorbereitet, zog sich mein kleines Lottchen bibbernd und zitternd ins Zelt zurück .... 39°C - das fängt ja gut an. Zumindest wollten wir das Lagerfeuer und den schönen, sternenklaren Abend genießen. Während Lej im gefühlten 5 Sekunden Abstand sein Recht aufs Angeln einforderte, wurde am Steg ein Neunauge mit bloßen Händen aus dem Wasser gezogen und nach ausgiebiger Begutachtung wieder in die Freiheit entlassen. Wir haben den Abend bei Lagerfeuer und Wein ausklingen lassen und uns - auf Genesungswunder hoffend - schließlich in die Zelte zurückgezogen.
Der Morgen startete recht früh, dank einem energischen Kuckuck schon gegen 4 Uhr, danach war nur noch dösen angesagt. Das erhoffte "kleine Wunder" geschah, und unsere Lütte wachte morgens fieberfrei und total fit wieder auf. Klasse - also doch touren! Das Wetter war schon merklich umgeschlagen, bewölkt und windig. Egal - wir wollen los. Gleich nach einem kurzen Frühstück fordert Lej wieder - sehr energisch - "Ich will angeln". Wie wir im Verlauf dieses Wochenendes feststellen sollten, findet Lej eigentlich immer was ... und diesmal entgegen aller väterlichen Prognosen auch einen Barsch. Nachdem der ganze Platz angemessen über den Fangerfolg informiert wurde, durfte der Barsch wieder seiner Wege ziehen. Wir machten die Boote fertig und starteten mit einsetzendem Nieselregen gegen den Wind.
Die Strömung der Treene wurde vom Gegenwind fast neutralisiert, ich habe den Ally mit Gepäck und entsprechender Sitzposiition trotzdem ganz gut gegen den Wind bewegen können, das Töchterchen ließ mich schmählich im Stich um mit Papa und den Hunden zu paddeln. Von diesem ersten Paddeltag konnte ich dank Gegenwind kaum Bilder machen. Es war ein schöner Streckenabschnitt. Die Ankündigung eines "Wasserfalls" in Treia brachte zunehmend Sorgenfalten in Emmas Gesicht, doch als wir in Treia die Sohlgleite fuhren strahlte das Gesicht. Die nachfolgenden Sohlgleiten werden voller Begeisterung gepaddelt.
In Holm wollen wir übernachten, der Rastplatz ist leer, ein Schild verweist nur darauf, dass Lagerfeuer untersagt sind. Erst im nachhinein stellen wir fest, dass dieser Rastplatz geschlossen wurde. Zum Glück ist in Schleswig-Holstein auch ein Notbiwak für eine Nacht erlaubt ;) Der Lagerplatz war traumhaft, die Kinder konnten umherstreifen und viel entdecken. Lej konnte seine Tagesbilanz von Angerutenhaltern, Angel, Wasserpistole, tote Bisamratte, Sitzkissen etc. noch um einen Schädel (Reh) erweitern. Unterwegs mit Sachensuchern - Pippi Langstrumpf würde vor Neid erblassen.
Nach verregneter Nacht startet der Tag sonnig. Trotzdem will sich bei uns nicht rechte Aufbruchstimmung breitmachen. Wir genießen ein langes Frühstück, Jürgen kann endlich seinen Outdoortoaster ausprobieren, die Kinder spielen Fussball. Die Wettervorhersage warnt vor einem Gewitter am Nachmittag, die Luft ist so "verdächtig", unser Bauchgefühl sagt uns, wir sollten heute nicht allzu weit paddeln. Wir beschließen nur bis Hollingstedt zu paddeln, und die Tour lieber ein anderes Mal fortzusetzen.
Bei leichtem Gegenwind und Nieselregen starten wir recht spät - wir haben ja Zeit. Unterwegs gibt es wieder viel zu entdecken, noch vereinzelte Fundstücke einzusammeln - bis wir gegen 17:00 in Hollingstedt an der Brücke an Land gehen. Auf dem Weg wurden die Schafe freundlichst von einer Bootsbesatzung ange"määäääähhhhht", so dass man sich schon fragen konnte, wo denn hier die wahren Schafe sind ;)
Während Jürgen samt Familie schon auf dem Heimweg war und Niels das Auto holte, wurden Emma und ich dann von einem üblen Unwetter unter der Brücke erwischt. Das Kind konnte ich gerade noch hinter einem Brückenpfeiler vor dem waagerecht einpeitschenden Regen in Deckung bringen, dann blieb mir nichts anderes übrig, als mich auf die Ausrüstung zu werfen, da mir sonst sogar die kleineren Packsäcke weggeweht wurden. Ein eindrucksvolles Schauspiel (fanden die Hunde auch)! Nach gefühlten Stunden hatte der Sonnengesang von Emma wenigstens einen Teilerfolg zu verzeichnen, der Wind wurde schwächer, die Packsäcke blieben liegen, der Vater kam endlich mit dem Auto (das Kind ist heute aber heiser).
Es war trotz allem eine wunderschöne Tour, die wir sicherlich in Kürze fortsetzen werden.
„Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.“ (Astrid Lindgren)
Toller Bericht! Wir haben das Unwetter nicht weit entfernt in Dithmarschen im Wohnzimmer erlebt, anschließen lag der Garten voll "Holz". War schon sehr eindrucksvoll!
Moin, Genießertour bei idealem Wikingerwetter! Außer, dass heute Morgen kurz vor dem Frühstück noch etwas Stress wegen unterschlagener Hausaufgaben auf kam, wars ein tolles Wochenende!!! Danke+LG Jürgen
PS. die frühmorgendliche Nervbratze habe ich dann doch noch erlegt, mit der Knipse.
Moin, schöne Tour.Sogar so schön, das ich dafür auch meine Hausaufgaben unterschlagen würde! Und sei ehrlich, Jürgen, Du hättest das auch so gemacht früher... Viele Grüße docook