Hallo zusammen. Seit einiger Zeit lese ich schon mit und jetzt hat es mich gepackt und der Wunsch nach einem besegelbaren Kanu mit einem Spiegel für E - Motor und Pinne ist jetzt so groß, das ich mir so ein Ding bauen muss ;-) Ich dachte dabei an ein Kanu mit Auslegern - damit das Teil auch noch als Badeboot zu gebrauchen ist... Ich dachte dabei an etwas wie das Quick electric kanoe von Michael Storer. Also etwas einfaches für den ersten Versuch ein Boot zu bauen.
Mit den Auslegern hab ich schon mal angefangen... Mich würde jetzt natürlich interessieren ob jemand so ein Kanu gebaut hat.
ich habe vor 10 Jahren angefangen meinem Canu das segeln bei zubringen. Und es geht. Zwar nicht so schnittig wie mit einer Regattajolle, aber mit 7 kn doch immerhin schnell genug. Irgendwo hier im Forum findest Du ein paar Fotos dazu. Suchst Du TIGERAUGE, so heisst mein Boot. Es gibt einiges zu beachten, wenn man einiger Maßen vorwärts kommen will und auch noch am Wind segeln möchte. (Lateralplan und Segelgeometrie). Sprich mich an, wenn ich Dir was helfen kann. Ich segele schon viele Jahre unterschiedlichste Boote und habe einiges dazu gelernt.
Als Motor habe ich mir im vergangenen Monat einen Tümmler besorgt. Ich denke er ist kultig genug.
Ich überlege übrigens meine Segeleinrichtung zu verscherbeln. Vielleicht ist das für Dich interessant?
Wenn es um Ausleger Kanus geht unbedingt Gary Dierking lesen. Das versehen eines Standard Verdrängerrumpfes mit Auslegern hat nicht unbedingt das gewünschte Ergebnis.
Als erstes möchte ich mich für eure schnellen Antworten bedanken :-)
@ Sancho Auf Dein Angebot komm ich gerne zurück. Leider hab ich dein Boot auf die schnelle noch nicht gefunden, werd aber gleich noch mal richtig suchen... das interessiert mich ja nun wirklich brennend. wegen der Segeleinrichtung sollten wir uns auch mal unterhalten .
@ Andreas ja, Garry´s Buch ist Spitze. Ich schmöker da ab und zu mal drin muss mich aber noch mal richtig damit auseinandersetzen - Bücher in englisch sind halt etwas schwerer zu lesen... Aber sind Garry`s Konstruktionen nicht auch alle Verdrängerrümpfe?
Wenn ich das richtig im Kopf hab, dann macht Dierking doch sehr schmale, dafür aber ziemlich lange Rümpfe... Die Kippstabilität holt er sich dann aus den Auslegern. Hab ich das richtig verstanden? Wie gesagt ich bin noch blutiger Anfänger was Kanus betrifft...
Die Wa`apa mit 7,2m Länge als Trimaran mit dem gezeichneten Tracking Rig könnte mich schon begeistern. Die 4,8m Version wär auch was - da hätte ich noch eine neuwertige Besegelung von Metzler die da vielleicht passen könnte….
Aber da ich ja noch nicht segeln kann, möchte ich es gerne erst mal mit einem etwas breiteren Auslegerkanu und einer 3,5m2 Optimist Besegelung versuchen.
Ich hoffe dass mein Plan jetzt nicht völlig abwegig ist …. Normalerweise müsste das Quick Canoe electric eine solche Besegelung doch auch ohne Ausleger verkraften…?
Als Bade- oder Angelboot mit einem E-Antrieb sollte es aber doch in jedem Fall funktionieren – oder? Im Moment bau ich ja noch an den Auslegern… Ich zeig es euch einfach mal – ist aber mein erster Versuch so etwas zu bauen… Ich bitte daher um etwas Nachsicht, freue mich aber über Anregungen und konstruktive Kritik.
>>> Aber sind Garry`s Konstruktionen nicht auch alle Verdrängerrümpfe? Ja - da habe ich etwas nachlässig formuliert.
Mit dem Wort "Standard" meinte ich eine Rumpf zum Beispiel 4,5m lang, 75cm breit, ein solcher Rumpf wird immer eine Widerstandsspitze bei einer bestimmten Geschwindigkeit haben. Für Ausleger geeignet sind nach meinem Geschmack nur schmale Rümpfe die ihre sogenannte Rumpfgeschwindigkeit in Verdrängerfahrt ohne großes Widerstandsmaximum überschreiten können. Ideal ein Verhältnis länger als 10 zu 1.
Einfach einen Ausleger an ein normales Boot schrauben, so vereint, man gerade unter Segeln, zwei Übel mit einander.
>>> Quick Canoe electric eine solche Besegelung doch auch ohne Ausleger verkraften…? Sehe ich auch so. Ausleger gehören nicht an so eine Bootsform.
Gary Dierking hat sich die Mühe gemacht vor seinen Bauten die Pazifische Bootsbautradition zu verinnerlichen. Ein weiser Weg, den es heißt nicht nur mit wenig Holz leichte Boote bauen.
Wenn man mit dem Kanu segeln will, dann sollte das Kanu leicht auf dem Ruder liegen. Bei einer Wende muss es zügig durch den Wind gehen - da sollte es leicht über seinen Schwerpunkt drehen.
Deshalb: Wenn du ein Kanu besegeln möchtest, so achte darauf, dass du einen Rumpf mit (Faustformel) mindestens 5 cm Kielsprung an den Enden baust. 8 cm wäre besser. Im wesentlichen sollen die Enden gerade aus dem Wasser ragen.
Wenn du Ausleger baust, so sind die meistens kürzer als der Hauptrumpf. Bitte beachte, dass die Ausleger die Wendigkeit des Kanus weiter verringern, und deshalb brauchen sie ebenfalls genügend Kielsprung. Bei höherer Geschwindigkeit ist -hydrodynamisch gesehen- der Ausleger durch seine kürzere Wasserlinienlänge bereits in Gleitfahrt, wenn der Hauptrumpf noch in Verdrängerfahrt arbeitet. Beim Gleiten senkt sich das Heck ab. Das kann man bei der Stellung der Ausleger bereits bei der Montage berücksichtigen. (Es gibt Stimmen im Forum, die meinen, dass es bei so langen schmalen Booten keinen echten Gleit- und Verdrängermodus gibt. Einverstanden - aber das Heck sinkt auch bei einem schmalen Canadier ab, wenn er schnell ist.)
Andreas hat recht: Quick Canoe electric ist mit 1,05 m Breite breit genug, um ohne Ausleger zu segeln. Du wirst hauptsächlich auf dem Boden sitzen und reffen, wenn es zu stark weht. Bei dem Boot längere Zeit auf der Kante sitzen ist unbequem. Bau dir einen breiteren Sitz auf den Süllrand, dann macht das spritzige Segeln mehr Spass. OK für das 3,5 qm Optisegel. Für die deutschen Seen finde ich eine gut reffbare Segelfläche bis etwa 5 qm sportlicher. Das Quick Canoe hat etwas wenig Kielsprung, aber der lässt sich vor dem Zuschneiden der Platten leicht vergrössern. Schwertbrücke, Mastbrücke, Schwert und Ruder kann man sich leicht selber bauen. Hier im Forum gibt es unter dem Suchwort "Kanusegeln" oder "Segelkanu" genug Beispiele.
>>> (Es gibt Stimmen im Forum, die meinen, dass es bei so langen schmalen Booten keinen echten Gleit- und Verdrängermodus gibt. --- Gleitmodus --- Ja, ich zum Beispiel, gleiten lässt sich recht gut über den erheblichen Unterschied des Bootsgewichtes zum verdrängten Wassergewicht definieren. Die zusätzlich erforderliche Kraft kommt aus der Weigerung des Wassers dem Boot Platz zum machen. Dem Rumpf egal welcher Form bleibt ohne zusätzliche Kräfte keine Wahl, er ist dann im Verdrängermodus, auch jenseits dieser "blödsinnigen" Rumpfgeschwindigkeitsfaustformel.
>>> Einverstanden - aber das Heck sinkt auch bei einem Canadier ab, wenn er schnell ist. Auch ja, aus dem Auflaufen auf die Eigene Bugwelle resultiert ja die Erhöhung des Widerstandes, da bleibt dem Heck nichts anderes als abzusinken.
Nachtrag an Bernard: Vergiss Auftriebskörper nicht, zwei an den Seiten, je einer vorn und einer hinten. Wir zählen auf jeden Paddler und wollen ihn nicht absaufen sehen. Axel
Absaufen ist wie abstürzen... Beides mag ich nich besonders ;-). Danke für den Hinweis zusätzliche Auftriebskörper mitzunehmen. Ich denke das ist gerade bei meinem Projekt ganz besonders wichtig, denn das Quick canoe säuft ja angeblich ziemlich leicht ab...
Änderungen am Kanu sind natürlich einfach zu machen wenn man nur Bug und Heck anheben muss. Ich hab aber gesehen, dass der Rumpfboden nicht gerade ist, sondern im hinteren Drittel etwas nach unten gezogen wird... Muss ich dann da auch was ändern? Wo gehört denn dann der Mast hin wenn Platz für einen Mitsegler da sein soll? Sollte man ein Vorsegel mit einplanen?
Je länger ich mich damit befasse, je mehr Frage tauchen auf... Ich glaub, ich hab das Projekt Freizeitkanu gewaltig unterschätzt.
Ohne Euch hätte ich echt wenig Chancen auf Erfolg!
>>> Wo gehört denn dann der Mast hin wenn Platz für einen Mitsegler da sein soll? >>> Sollte man ein Vorsegel mit einplanen? >>> Je länger ich mich damit befasse, je mehr Frage tauchen auf...
Mast hin ... -> Auf jeden Fall nach oben, Alles Andere lässt sich mich Fantasie und Erfahrung gestalten Vorsegel ... -> Vorteil: leichtere Trimmbarkeit der Segelfläche, Düsen Effekt aufs Grosssegel. Nachteil: doppelter Aufwand
Fragen ... -> ... und dann erst noch die Antworten, zu jeder Fragte drei Ansichten.
Moin Bernard, Willkommen im Klub. Persönlich bin ich kein Freund von Auslegern, halte sie ein Stück weit sogar als Stolpersteine für gefährlich auch wenn sie das nicht zwingend sein müssen. Auf langen Atlantik oder Pazifikwellen machen sie auf Kanu`s, wie Andreas sie beschrieben hat, Sinn. In breiteren Verdrängerkanu`s die "leer" gesegelt werden auch, da diese schnell mal bei gutem Wind über ihre Bugwelle steigen auf Grund eher erreichter höherer Geschwindigkeit mangels genügend Gewicht und wenn dann eine zackige Boe kommt hilft das. Kommt darauf an was Du vor hast zu segeln, mit Gepäck auf Wandertour oder ohne nur mal kurz. Auch auf das Gewässer kommt es an. Wandersegelkanu´s sind enorm stabil im Wasser, wenn ein Kajak bereits die Rolle macht schaust Du im Kanu mit Segel und Gepäck noch entspannt in der Gegend herum, Alec hat zum Reffen schon geschrieben. Wandersegelkanu`s werden durch Ausleger nur eingeschränkt und unsicherer. LG Jürgen
Zitat von Alec im Beitrag #6(Es gibt Stimmen im Forum, die meinen, dass es bei so langen schmalen Booten keinen echten Gleit- und Verdrängermodus gibt. Einverstanden - aber das Heck sinkt auch bei einem schmalen Canadier ab, wenn er schnell ist.)
Deshalb läuft mir also immer Wasser hinten rein.
.
Im Leben ist es wie beim Paddeln: Wenn die großen Wellen kommen, immer in der Hüfte schön locker bleiben.
ich probiers mal mit konkreten Antworten: --- Ich hab aber gesehen, dass der Rumpfboden nicht gerade ist, sondern im hinteren Drittel etwas nach unten gezogen wird... Muss ich dann da auch was ändern? ***Auf den ersten Blick scheint das Design etwa bei 40% Wasserlinienlänge seine tiefste Stelle zu haben, und steigt zum Heck zu langsamer an als zum Bug. Ich kenne die Pläne micht gut genug, um zu entscheiden, wieviel Kielsprung im Plan sind - und um wieviel man ihn zum Segeln verändern sollte. Man muss auch das Gewicht des Motors im Heck berücksichtigen. Eine PM würde hier weiterhelfen. --- Wo gehört denn dann der Mast hin wenn Platz für einen Mitsegler da sein soll? ***Zeichne zunächst die Position der Seitenschwerter (eines oder zwei?) in den Seitenriss ein. Sie sollen dort sitzen, wo der Rumpf am breitesten ist - parallel zur Kiellinie, müssen hochgeholt und abgesenkt werden, ohne dass sie am Rumpf ankratzen. Fläche insgesamt (Faustregel) etwa 4% der maximalen Segelfläche. Zeichne den Segelplan passend zum Lateralplan ein. Alternativ und pragmatischer: zeichne eine kombinierte Mast- und Schwertbrücke ein. Die dadurch entstehende leichte Luvgierigkeit kannst du durch ein etwas grösseres Ruderblatt kompensieren. Mach dir dann Gedanken über die Sitzanordnung. Wieviel Platz bleibt noch für die Auftriebskörper, und wo? --- Sollte man ein Vorsegel mit einplanen? ***Ein Segel ist ein Problem, zwei Segel sind zwei Probleme. Fang mit dem Optisegel an, experimentiere danach mit weiteren oder grösseren Segeln. Zum Testen kann man sich sehr preiswert Segel aus Tyvek-Folie zuammenkleben.
Ach ja, die Ausleger... Ich hab noch ein altes GFK - Kanu aus DDR-Produktion bei mir herumliegen. diese Teil verwede ich immer mal wieder zum Angeln oder für kleinere Touren. Ich hab auch noch ein 4,6m Schlauchboot welches ich als Badeboot mit E-Antrieb verwende. Leider sind beide Boote nicht so richtig gut für das was ich machen will. Das Gummiboot kommt nicht vom Fleck, und das DDR Kanu ist für 2 Personen und mit E-Antrieb auch nicht so richtig geeignet, da recht schwer. Beim Angeln sind wir auch schon mal abgesoffen als mein Kollege meinte er müsse aufstehen...
Nach längerer Überlegung kam ich dann zu dem Schluß, dass ein leichters Kanu mit Auslegern eigentlich das optimale Gerät für einen Urlaub mit Familie sein würde... Das Ding soll also einigermaßen zu padddeln, zu segeln und mit den Auslegern auch als Angel- oder Badeboot zu verwenden sein, bei dem die Ausleger als Liegefläche zum Sonnen verwendet werden und den Einsatz einer Badeleiter ermöglichen.
Das Teil muss dann noch in das Gewichtslimit passen - ein Wohnanhänger, Vorzelt und Familie müssen ja schließlich auch noch mit. Dass es außerdem noch einfach zu bauen sein muss weil Erstlingswerk, hab ich ja schon geschrieben.
Im Moment mach ich mir gerade Gedanken wie ich Ausleger, Antrieb, Besegelung und Auftriebskörper in meinem geplanten Boot unter bringe. An den Auslegern bin ich auch am basteln...
Leider geht es alles recht schleppend voran, aber bis zum Sommerurlaub werd ich es schon packen...
@Axel danke für deine Tipps. Ich werde sie beherzigen.
Das was ich bisher hier gelesen habe kann ich aus gemachter Erfahrung durchweg unterschreiben. Es stimmt, ein besegeltes Canu ist eine Hilfslösung. Sie vereint mit vielen Kompromissen den Vorteil eines kleinen, leichten Schiffes mit der Kraftersparnis beim Segeln. Ich finde es jedenfalls spannend und für Binnenseen ausreichend. Wenn mich der Wahnsinn dann doch mal packt versuche ich eine Reise Rund Rügen.
Gleitfahrt: Ich bin mir nicht sicher, aber im vergangenen Jahr hatte ich so ein Erlebnis. Ob es tatsache Gleitfahrt war, weis ich nicht. Jendenfalls ziehmlich grummelig machte das Boot in einer gemäßigten Böe mit einem Mal einen deutlichen Sprung nach vorn, für vielleicht 10 Sekunden hatte ich das Gefühl zu fliegen, das Rauschen und Brüllen unter dem Boden war beunruhigend. Ich habe dann Segeldruck raus genommen, alles hat geknarrt und gebrummt und ich wollte keinen Bruch machen.
Gary Dierking ist der Pabst der Kanusegelei. Allerdings sind seine Rümpfe asymetrisch, um den Unerschied Vaka ( Hauptrumpf) zum Ama ( Ausleger) auszugleichen. Ich fahre nur einen Ama an Backbord und nenne das nach GD einfach mal U´LUA, kommt in etwa der Optik meiner Konstruktion sehr nahe. Ausleger neigen in einer großen Welle zum Überstolpern. Selbst die Wavepiercer bleiben manchmal stecken, liest man. Dagegen kann man einen Bruce-Foil am Ama montieren, der besser Balance hält. Sehr belesenen Forum ist http://www.multihull.de/ oder http://www.canoesailingmagazine.com/.
Ich habe etwa 8,5 m2 Segelfläche am Wind. Der Besanmast ist keine Spielerei, er bringt bei mir deutliche Vorteile beim Wenden. Klar, der Bug geht nicht sehr willig durch den Wind, notfalls muss man mit dem Paddel nachhelfen, das sieht nicht sonderlich schick aus. Wenn genug Platz ist und der Wind es erlaubt drehe ich über eine Halse.
Für einen besseren Lateralplan habe ich am Vaka zwei Seitenschwerter. Damit läuft er gut Höhe (Wendewinkel immernoch 120°, das heist er kommt je nach Seite auf 60-70° an den Wind) Das ist mehr als ich erwartet hatte.
Alles in allem aber wie gesagt ein Spass- und Bastelobjekt. Richtig schnell segeln geht man besser mit der Jolle, oder mit ´nem Dickschiff auf die Ostsee.