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Dieses Thema hat 7 Antworten
und wurde 1.373 mal aufgerufen
 ALLGEMEINES CANADIERFORUM
Automatix Offline




Beiträge: 35

24.01.2013 22:22
Wildwasserstufen Antworten

wo am besten erfahre ich in bild und ton die wildwasserstufen damit ich mir visuell vorstellen kann, was ich zu erwarten habe...........


AxeI Offline




Beiträge: 1.002

24.01.2013 22:59
#2 RE: Wildwasserstufen Antworten

Weder in Farbe noch in Stereo. Ein kleiner Erläuterungstext zu den Wildwasserstufen: Schwierigkeitsgrade - neu definiert

Axel

EDIT (einfach rüber kopiert):

1 -Leicht: Schnell fließendes Wasser mit kleinen Wellen. Schwimmen ist angenehm, das Ufer leicht erreicht. Eine nette Unterbrechung beim Paddeln. Fast alle Ausrüstungsgegenstände werden wieder gefunden, das Boot hat nur leichte Kratzer bekommen.

2 - Anfänger: Überschaubare Stromschnellen mit klar ersichtlichen Durchfahrten. Ins Kehrwasser schwimmen erfordert geringfügigen Aufwand, das Herausklettern mag die Überwindung rutschigen Gesteins und kleinere Verletzungen infolge von Stürzen beinhalten. Das Paddel schwimmt ganz schön weit was einen längeren Fußmarsch erforderlich macht, irgendein weniger bedeutender Ausrüstungsgegenstand geht verloren. Das Boot hat einen überspülten Felsen getroffen und hat jetzt eine deutliche Macke am Süllrand oder eine tiefere Beule im Rumpf.

3 Mittelschwer: Stromschnellen mit mittelgroßen unregelmäßigen Wellen, die kaum umfahren werden können. Wasser wird geschluckt, die Beine stoßen gegen scharfe Felsen. Mehrere Kehrwasser können nicht angeschwommen werden. Eine kleine Entscheidungsschwäche bezüglich des Ambootbleibens verursacht schiere Angst als das Boot plötzlich hinter dem Schwimmer treibt. Das Paddel dreht sich in einem Loch weit oberhalb. Die Ausrüstung treibt in unterschiedlichste Richtungen. Ein Mitpaddler rennt am Ufer entlang und brüllt hilfreiche Anweisungen. Das Boot wird gegen einen fetten Felsen gerammt und trägt verschiedenste tiefe Macken davon. Die Sonnenbrille geht verloren.

4 Fortgeschrittene: Das Wasser ist schon mal generell kälter als im 3. Schwierigkeitsgrad. Es gibt intensive, kraftvolle aber vorhersehbare Stromschnellen, in denen das aufgewühlte Wasser präzise durchschwommen werden muss. Darin gibt es Pflichtpassagen oberhalb von gefährlichen Stellen, die – wenn sie nicht bewältigt werden - zu „dringend empfohlenen Passagen“ herabgestuft werden müssen. Das Hinabschwimmen größerer Abstürze geht einher mit dem Erlebnis ungläubigen Staunens. Hektische Schwimmbewegungen Richtung Ufer wechseln sich mit hektischen Schwimmbewegungen Richtung Flussmitte zur Vermeidung von durchspültem Geäst ab. Felsen werden krampfhaft umklammert. Das wegtreibende Paddel gerät völlig in Vergessenheit. Ein Schuh geht verloren. Der Wasserdruck reißt die Pelibox mit all den wirklich wichtigen Sachen ab. Die am Ufer entlang rennenden Paddelfreunde haben alle einen besorgten Gesichtsausdruck und werfen Wurfsäcke viel zu weit unterhalb des Schwimmers ins Wasser. Mit aufgerissenem Mund wird zum Boot hingestarrt, das irgendwo mitten im Strom an einem Hindernis fest hängt. Beim Herausklettern am Ufer muss ein umgestürzter Baum überwunden werden. Das Armband der Uhr hat sich gelöst und die Kontaktlinsen befinden sich irgendwo auf der Rückseite des Augapfels.

5 für Experten: Das Wasser in dieser Stromschnelle ist nie wärmer als 5°C. Der größte Teil der Ausrüstung zerschellt innerhalb von Minuten - wenn nicht Sekunden - an den Felsen. Sollte das Boot dies überstehen müssen hinterher mindestens drei Tage in die Reparatur investiert werden. An Schwimmen ist nicht zu denken – allenfalls an panische Bewegungen um Felsen auszuweichen und gelegentlich einen Atemzug tätigen zu können. Schiere Angst setzt ein, als Du wahrnimmst, dass Deine Paddelpartner keinerlei Chance haben Dich zu erreichen. Das Loch, das beim Besichtigen vom Ufer aus so niedlich klein aussah, ist in der Lage Dich so lange unter Wasser zu halten, dass Deine Lungen beinahe platzen. Wenn Du da endlich raus kommst nimmst du erst wahr, dass noch drei Viertel der Stromschnelle vor Dir liegen. Ins Kehrwaser schwimmen? Wo ist hier ein Kehrwasser? Die Stromschnelle ist gewöhnlich ungefähr eine Meile lang. Der Wasserdruck schafft es innerhalb der ersten Sekunden alles was sich von Deinem Körper lösen lässt wegzuspülen. Das beinhaltet Handschuhe, Schuhe, Neoprensocken, die Sonnenbrille, den Hut und eigentlich alle Kleidung. Die Felsen kümmern sich dann um Deine Finger, die Zehen und das Ohr. Der 600,-EUR teure Trockenanzug hält bis zum ersten Felskontakt. Das Paddel ist in Stücke gegangen. Wenn da ein Ast aus dem Wasser ragt solltest Du hoffen, dass er alt ist und bricht. Die Mitpaddler versuchen krampfhaft Schritt zu halten. Aus ihren Gesichtern spricht pure Verzweiflung, wie sie Dich dabei beobachte, wie Du vom Wasser hin- und hergerissen wirst. Sie konzentrieren sich schon darauf sich die Kenntnisse vom Wiederbelebungskurs in Erinnerung zu rufen. Gleichzeitig hoffen sie doch sehr, dass die Kühltasche mit dem Bier nichts abbekommen hat. Sie werden eins brauchen wenn Du endlich aus dem Wasser kommst. Der Ausstieg erfolgt gewöhnlich ganz am Ende der Stromschnelle. Du wirst vermutlich eine Rückenschiene, eine Halsfixierungsmanschette und einen Flaschenzug zur Bergung in Anspruch nehmen müssen. Obwohl du zahlreiche Knochenbrüche, Abschürfungen und Fleischwunden, fehlende Ohren und eine Gehirnerschütterung hast wirst Du keinen Schmerz empfinden weil Du ernstlich unterkühlt sein wirst. Genieß den Aufenthalt in der Klinik, es wird einige Zeit dauern bis Du wieder auf den Beinen bist und an einen weiteren Urlaub ist vor in drei Jahre nicht zu denken.


Aber zurück zur Ursprungsfrage: Am anschaulichsten finde ich folgendes kurzes Video.



Die amerikanische Klassifizierung entspricht wohl nicht genau der europäischen aber entsetzlich weit davon entfernt ist sie auch nicht.

Axel

P A D D E L B L O G - 2. Sicherheitstreffen am 21./22.09.2013
There's more means to move a canoe than paddles


Donaumike Offline




Beiträge: 1.368

25.01.2013 09:44
#3 RE: Wildwasserstufen Antworten

Diese Frage hat mich auch schon beschäftigt, bei Hohen Pegel der Donau in Ingolstadt nach der Eisenbahnbrücke und der Schillerbrücke.
Nach dem anschaulichen Video würde ich dort „Class Two“ beurteilen. Die für mich dort immer wieder beeindruckenden Schwallstrecken sind weit über einhundert Meter lang.

@ Axel, Danke für das Video.

Grüße, Mike


Automatix Offline




Beiträge: 35

25.01.2013 16:06
#4 RE: Wildwasserstufen Antworten

Mit genau so einer Beschreibung, kann ich richtig etwas anfangen,wirklich witzig geschrieben,haben uns die Bäuche gehalten vor Lachen............
Auf diese Weise kann ich es mir sogar merken!!!!!!!!

Das Video ist super ergänzend zum Text,sehr anschaulich........

Danke.
Viele Grüße

Axel


Pegasus Offline



Beiträge: 71

27.01.2013 22:40
#5 RE: Wildwasserstufen Antworten

Google mal beim Deutschen Kanu Verband DKV. Deren gedruckte Flussführer beziehen sich mit Pegelständen und Gewässereinstufungen auf das hier in Deutschland unter Kanuten seit Jahrzehnten etablierte System von WW I bis WW VI.
Zwei Beispiele: die vielen bekannte Ammer ist in ihrem Oberlauf WW III, die Loisach in der Griesenschlucht WW IV, d.h. Wasserwucht, verblockt, Fahrtstrecke oft nicht einsehbar. Schon die Loisach/Griesenschlucht würde ich mit einem offenen Canadier (auch mit Luftsäcken) nicht mehr fahren, weil der nicht so schnell aufzurollen ist wie ein WW-Kajak.


Automatix Offline




Beiträge: 35

27.01.2013 23:14
#6 RE: Wildwasserstufen Antworten

Vielen Dank für Deine Information. Dort werde ich dann auch nachschauen und mich schlau machen, das alles glatt geht.

Freundliche Grüße

Axel


saniwolf Offline




Beiträge: 441

27.01.2013 23:47
#7 RE: Wildwasserstufen Antworten

Klasse Axel!

Gruß aus Unterfranken

Wolf


Dull Knife Offline




Beiträge: 1.055

28.01.2013 19:35
#8 RE: Wildwasserstufen Antworten

Hallo Axel,

vielen Dank für Deine Beschreibung.

Kam nicht so trocken daher wie in einem Lehrbuch.

.

Im Leben ist es wie beim Paddeln: Wenn die großen Wellen kommen, immer in der Hüfte schön locker bleiben.


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