dank Boris kommen wir ja jetzt in der Vorweihnachtszeit in den Genuss, jeden Tag ein Türchen mit einem neuen Youtube-Film öffnen zu dürfen. Beim Film über die paddelnden Japaner (Tag 14) schrieb Frank ja schon, daß man gut die "kleinen Fehler und Ungenauigkeiten" sieht. Heute am 17. Tag haben meine (Bug-)Frau und ich mal zusammen den Film angeschaut, um herauszufinden, wo es schief gelaufen ist und was wir anders (besser?) gemacht hätten. Natürlich sieht das am Rechner alles anders aus als im Boot auf dem Fluß und so ein Film zeigt ja auch nur einen Ausschnitt der Situation. Vielleicht bietet sich solch ein Film aber auch als Grundlage zu einer Diskussion zur Fahrtaktik an...
Sekunde 26: Heckpaddlerin setzt ihren Heckhebel zu lang/wirksam und das Problem beginn Sekunde 27: das Heck kommt nur knapp am Felsen vorbei, das Boot liegt schräg zu Fließrichtung Die Strömung versetzt das Boot in Richtung des linken Ufers (Seilfähre vorwärts). Das Boot ist zu langsam (wie eigentlich immer) um am Felsen vorbei zu kommen.
Ok, der Rest ist Geschichte. Sich nicht gegen den Felsen zu lehnen führt dazu, daß Wasser in's Boot drückt - und dann hängt man da.
Lösungsmöglichkeiten: a) ob wir cool genug gewesen wären, das Kehrwasser hinter dem Felsen links (sec 27) zu nutzen um dann beim Einschwingen in die Strömung im Bogen um den großen Block wieder weiter zu fahren, kann ich vom Sofa aus nicht beurteilen. wahrscheinlich wäre es eher passiver geworden: b) Boot in die andere Richtung (Bug nach rechts) stellen, rückwärts paddeln und so (Seilfähre rückwärts) dem Felsen ausweichen
Habt Ihr es anders beobachtet? Wie wäre Eure Linie?
Als erstes fällt mir auf dass das Paddelblatt überhaupt ins Wasser sollte um irgrndwas zu erreichen...
Das einfachte wäre meiner Meinung nach weiter links anfahren und die Hauptströmung besser kreuzen zu können. Wer nach rechts will muss von links kommen heisst es immer. Eine Rückwärtsseilfähre halte ich hier schon für recht sportlich, nicht dass es nicht funktionieren könnte aber bei der fliessgeschwindigkeit und den 2 Bootslängen vom letzten Stein rechts bis zum Einschlagpunkt braucht es schon abgebrühte Paddler. Das sieht aus der Bootsperspektive vermutlich bis zum Ende nicht sehr vielversprechend aus und wird auch sicher knapp. Das gilt für rechts. Nach links denke ich ist sie nicht möglich und das Kehrwasser links bei Sekunde 27 ist mit dem Boot vermutlich kaum erreichbar
Florian
-------------------------------------------------- Keep the open side up!
Wie Florian schreibt ... die Paddelblätter rein ins Wasser, nicht so zögerlich paddeln. Seilfähre rückwärts wäre extrem sportlich.
Gleich hinter dem Stein rechts der Linie (knapper dran vorbei) ein kleiner Duffek nach rechts (grad so viel wie nötig, nicht ins Kehrwasser rechts rein), gleich danach Bogenschläge vom Heckpaddler, ein Duffek links vom Bugpaddler, um nicht das Heck in der schnelleren Strömung zu halten. Das Ganze mit durchgetretenem Gaspedal spätenstens ab der Korrektur nach rechts ... "Speed is your friend" ...
Meine Siicht: Eine Strategie mit Rückwãrtsseilfãhre wãre elegant, bei dem Tempo mehr als tricky. Die Heckpaddlerin ist überfordert. Hart am rechten Stein vorbei , scheint die Durchfahrt aus Sicht der Kamera eigentlich frei, auch ohne große Manõver. Mit dem zu langen Hebel bringt sie sich dann noch um die Mõglichkeit mit Speed die Strõmung zu queren, der Geschwindigkeitsunterschied zum Wasser ist zu gering, daß ein Duffek vorn oder hinten wirkt, zuletzt kõnnte ein derb gesetzter Ziehschlag noch einiges retten, der kommt aber nicht mehr. Wer sein Kanu vor einem Hindernis nur dreht, fãhrt quer drauf. Oft reicht das Versetzen um einen halben Meter võllig aus, um in der Strõmung am Hindernis vorbeizuflutschen. LGW
Angesichts dieses Videos wird mir erstmalig klar, wie hilfreich ein "übergriffener Ziehschlag" sein kann. Einen solchen wollte der (eigentlich Kajak-) Instrukteur, der meine Trainerlizenz abnahm, von mir sehen. Ich hab ihn ihm nicht verwehrt aber wozu der (im Solocanadier) gut sein soll ist mir nicht so recht klar geworden.
Bug- und Heckpaddlerinnen hätten im unteren Teil des Schwalls das Boot parallel nach rechts versetzen müssen.
Da wäre der ominöse übergriffene Ziehschlag vorne hilfreich gewesen aber auch onside diese Hebelbewegung an der Bordwand, die in den Bill Mason Filmen oft zu sehen ist (und vor der mir in flachem Wasser graut - da bleibt man leicht mal am Untergrund hängen und purzelt über Bord).
Ansonsten, ja, da wird (vor allem im Heck) zu zaghaft gepaddelt. Auch deshalb bin ich ja passionierter Bugpaddler. Vorne sieht man beim Tandempaddeln im Wildwasser unmittelbar, was auf einen zu kommt, trifft die Entscheidungen und handelt. Wer hinten sitzt kann eigentlich nur reagieren. Das sollte er dann aber auch.
Zitat Ansonsten, ja, da wird (vor allem im Heck) zu zaghaft gepaddelt. Auch deshalb bin ich ja passionierter Bugpaddler. Vorne sieht man beim Tandempaddeln im Wildwasser unmittelbar, was auf einen zu kommt, trifft die Entscheidungen und handelt. Wer hinten sitzt kann eigentlich nur reagieren. Das sollte er dann aber auch.
Ich sehe das genauso, möchte aber noch anmerken,das die beste Fahrtroute auch als solche erkannt werden will. Imho haben die beiden die Steine auf denen sie landen nicht als solche erkannt, obwohl sie im Strömungsbild eindeutig vorher sichtbar sind.
Bei 0:27 setzt die Heckpaddlerin einen zaghaften Heckhebel (mit dem halben Paddel), sie hat also eine Idee, wohin sie will. Hätten die beiden jetzt richtig Gas gegeben, hätte es wohl noch reichen können - ganz eindeutig ist das aus der Kameraperspektive nicht zu sehen.
Verhängnisvoll ist der nächste Paddelschlag der Heckpaddlerin, bei der wieder ein zaghafter, schleifender Hebel gefahren wird, der das Heck in die falsche Richtung drückt.
>>> Bei 0:27 setzt die Heckpaddlerin ...Hätten die beiden jetzt richtig Gas gegeben
Die Heckpaddlerin legt (für mich) ein gewisses Flachwasser-Verhalten hin, sie macht etwas und schaut dann nach vorn und guckt ob etwas passiert. (Ohne jetzt zu behaupten ich hätte Ahnung von Fließwasser, so glaube ich doch zu wissen) ,dass das Boot sofort reagieren muss, sonst hat man in schnellerem Wasser schon verspielt. Also wie Frank es schreibt: Gas geben
Spannend fand ich auch die Stelle nach dem Aussteigen an der vom Ufer: "No, no, no ... !", geschrien wird, aber das Wasser Getöße hat wohl das Verstehen verhindert.
Ich kann das nachvollziehen. Für eine Seilfähre rückwärts hätte das Boot rechtzeitig nach links hin ausgerichtet werden müssen - auf das Hindernis zu. Für die Seilfähre gäbe es dann ein Zeitfenster von knapp zwei Sekunden. Das setzt schon außerordentlich gute Bootsbeherrschung und wirklich starke Nerven voraus.
Was mich beim Ansehen gewundert hat ist, dass sie nicht das Kehrwasser rechts vor dem Kameramann genutzt haben. Frank schreibt:
Zitat grad so viel wie nötig, nicht ins Kehrwasser rechts rein
. Vermutlich ist das Kehrwasser zu klein oder das Boot des Kameramanns blockiert es oder die Paddlerinnen fahren gewöhnlich keine Kehrwasser in Schwällen an. Das machen ungeübte Paddler so weil sie es als Risiko ansehen. Das Risiko in so einem ruhigen Kehrwasser zu kentern ist aber geringer als auf einen Felsen mitten im Fluss mit voller Fahrt aufzulaufen.
Zitat Das Risiko in so einem ruhigen Kehrwasser zu kentern ist aber geringer als auf einen Felsen mitten im Fluss mit voller Fahrt aufzulaufen.
Da hast du sicher recht, aber so wie die beiden das Boot nach dem Auflaufen gekantet haben , wäre ihnen wohl das Kehrwasser auch zum Verhängnis geworden. Da braucht es bei der Fließgeschwindigkeit auch eine wohldosierte Kante und Geschwindigkeit um sauber hinein zu gelangen!
moin, aus Sicht des Wanderpaddelns mit Gepäck im Kanu wäre ich von ganz Links mit mittlerem Speed da rein, bei o,27 würde Lej den Duffek vorne rechts machen und von hinten würde ich Hebel links und Vollgas geben. Nur so aus Sicht des Wanderpaddlers der sowas wirklich nicht umtragen muß sonst kann man die meisten Bäche in Schweden z.Bsp gleich besser entlang wandern. LG ürgen
Meiner Meinung nach, hätte von Anfang an mehr rechts gefahren werden müssen. Ab Sekunde 17 fing die Fehlerkette an. An diesen Absatz versetzte sich das Boot etwas nach links in Fahrtrichtung. Das Boot driftet kontinuierlich nach links in Fahrtrichtung ab, wo noch reagiert werden kann, wenn die Besatzung die nötige Erfahrung hat. Ich hätte sicher nur das Paddelblatt als Ruder ins Wasser gehängt und mich durchsacken lassen, weil ich dort überfordert gewesen wäre um nötige Paddelschläge richtig durchzuführen. Ob es gut gegangen wäre, weiß ich nicht.
Es wäre nicht gut gegangen, da Dein "Ruder" wirkungslos ist, wenn Du nur mit der Strömung treibst. Du bewegst Dich zwar in Relation zum Grund oder Ufer, aber nicht zur Wasseroberfläche.
Hallo Mike, am Anfang und Bei 27 liegen rechts 2 Steine, um an dem zweiten dichter dran vorbei zu kommen wäre die Anfahrt von links schon okay. Mit Gepäck würde ich bis 27 kein Vollgas geben aber ohne macht das steuern wenig Sinn. LG Jürgen
Das heißt üben. Ich bin davon ausgegangen das ich mit einem Tandem zu zweit fahre und mein Bugpaddler in dieser Situation nichts macht außer sich am Süllrand festklammert. Ich gehe davon mal aus dass nur der Heckmann reagiert. Hätte ein Duffek auch vom Heck aus Sinn gemacht, geht das überhaupt? Habe dies leider noch nicht probiert, erfuhr erst in Axels Buch davon. Ein Ziehschlag vom Heck aus, hätte das etwas genutzt? Was ist das sinnvollste wenn nur vom Heck aus „operiert“ wird? Ich finde das Zeitfenster um zu reagieren auch sehr knapp, das erfordert wohl viel Übung.
Wenn ich jetzt könnte, würde ich gleich aufs Wasser und es ausprobieren.
Hi Mike, auch wenn Axel das in seinem Buch ganz anders sieht ... mach am besten einen guten Kurs. Komplexe Bewegungsabläufe hier im Forum zu erklären ist eine Sache, das Wochen später fehlerfrei umzusetzen eine andere Sache und zweifelsfrei unmöglich. Grundsätzlich agieren beide Paddler im Tandem als Team, nur vom Heck aus paddeln ist nicht sinnvoll. Süllrand festhalten ist der beste Weg, zu kentern. Duffek im Heck geht nicht, zumindest nicht mit dem Ergebinis, was Du gern hättest. Ich lasse mal nen Side Slip und Rückwärts außen vor ...
Ich sehe das, glaube ich, gar nicht "ganz anders". Ich würde mal behaupten ich sehe das eben etwas differenzierter und fokusiere Kurse nicht ausschließlich auf gewerbliche Anbieter einer ausgewählten Schulrichtung.
Links der Textausschnitt des Buches, der sich mit Kursen (und Vereinen) beschäftigt. Der ist auf Seite 7 und Seite 8 dieses PDF-Dokuments, der "Leseprobe", zu finden. Kann jede/r gerne nachlesen. Als Urheber kann ich das ja wohl hoffentlich ungestraft veröffentlichen.
Zitat von Frank_Moerke im Beitrag #18...., nur vom Heck aus paddeln ist nicht sinnvoll....
Hier spreche ich mal Fragen aus, auf die ich schon seit Wochen eine Antwort suche:
Warum haben die Trapper früher ihre Canadier alleine vom Heck aus gepaddelt? Warum wird diese Technik nicht beibehalten, das Equipement wie WoodCanvas Boote oder Duluth Packs schon?
Gruß, Stefan __________________________________________________ Stark und groß durch Spätzle mit Soß'