Moin, ich freu mich über alle denen die Story gefällt und bin auch ein Stück weit froh wenn ich übermorgen damit durch bin. Wenn ich den Bericht so sorgfältig wie Michael das immer macht geschrieben hätte, wäre ich vermutlich schon von einer Brücke gesprungen. LG Jürgen.
Moin, Freitag, Pladderregen weckt mich in aller Frühe, zum Ausharren im Zelt verdammt. Lej scheint glücklicherweise zu schlafen wie ein Bär im Winterschlaf, hoffentlich bleibt das noch eine Weile so. Irgendwann geht mir der Zeltknast auf die Nerven, ich ziehe den Trocki an und setze mich vor die Tür, fürs Tarp war ich gestern zu faul. Als ich den Weg Richtung Insel runter blicke kommt ein Hase daher gehoppelt, klitschnass. Der Dussel läuft bis 10cm vor meine Füße, schön geschützt da unten, ich rühre mich nicht. Dummerweise habe ich eine brennende Zigarette im Mund, der Qualm beißt in den Augen und irgendwie mache ich einen Muks. Der Hase fällt beinah um, berappelt sich und läuft durch die Nässe davon.Schreck in der Morgenstunde. 30 Minuten später sitze ich immer noch auf meiner Tonne im Pladderregen und Lej hält immer noch Winterschlaf. Manchmal ist es sehr schön wenn Kinder schlafen, zumindest unter solchen Umständen. Gestern kam spät noch ein Radfahrer vorbei, wir hatten uns länger unterhalten. Er wollte morgens noch mal vorbei schauen ob wir klar kommen, jetzt kommt er gerade im Regen angeradelt und bringt den Wetterbericht. Wind soll sich auf Süd umstellen und sehr schwach bleiben, nur in den angekündigten häufigen Gewittern soll es kurzfristig mal mehr werden. Das ist Service. Das Essen steht fertig auf dem Tisch wenn wir ankommen oder es wird an den Strand geliefert. Das Kanu wird entweder von einer Schulklasse durch die Gegend getragen oder auf den Sofakissen aus der guten Stube befördert. Der Wetterbericht, wenn Jörg mich nicht erreicht und das Handy oder Tablet keinen Empfang haben, per Fahrradservice morgens im Dauerregen überbracht. Nachrichten, Fernsehen, Radio, wofür? Trotz Regen und eher durchschnittlichen Temperaturen ist unsere Laune zu 99% durchweg entspannt. Hej, das ist Urlaub!!!, haben wir das überhaupt verdient? Lej schläft immer noch, es ist 11Uhr, der Regen hört auf, die Wolkendecke wird dünner, über dem Rotbauchunkenbiotop schaukelt eine Rohrweihe hin und her. Ich hänge die nassen Sachen in eine Kiefer zum Trocknen und bereite das Frühstück vor. Lej blinzelt aus dem Zelteingang, das Geräusch des Deckels der Provianttonne weckt wie gewohnt seine Lebensgeister als sei er darauf konditioniert. Heute gibts kein Nutella mehr, Erdbeermarmelade muss diesmal reichen. Die Sonne bricht durch, ich hänge meinen Trocki zu den anderen Sachen in die Kiefer. Lejs Mama ruft an und läßt unseren Sohn gar nicht mehr von der Strippe. Die ersten Urlauber kommen des Weges, ich schaue über den Deich, die Oberfläche des Wassers glänzt fast unberührt. Bestes Wetter für den Belt, egal. Ein Ehepaar aus Wiesbaden hilft mit die Klamotten an den Strand zu bringen und beschäftigt zwischendurch Lej. Ich gerate ins Schwitzen, die Temperaturen liegen sicher über 30 Grad. Um 15 Uhr gehen wir aufs Wasser, Kurs Richtung Westen, am Horizont die Umrisse einiger Frachtschiffe, links eine schwarze Wand, egal. Es ist schon spät als wir die Nordwestecke Fehmarns erreicht haben und uns ein erstes Gewitter zentriert erwischt. 10 minuten und alles ist vorüber, der Wind ist schlagartig weg, ich bringe den AB in Gang, Südkurs. Als wir diesen Betonklotz, der wie ein schiefer Champignon aus dem Wasser schaut, unweit des Strands passieren, ändere ich den Kurs, überprüfe den Tankinhalt unserer zwei Benzinkanister. Voll, 8,5 L haben wir bis jetzt verbraucht und wieder ersetzt. Ich peile grob das Ende des Schießgebietes an, das bleibt jetzt unser Kurs bis wir einen Fuß an Land setzen. Den Umweg die Küste entlang erst nach Heiligenhafen und die Hohwachter Bucht noch ausfahren, das schenken wir uns, direkten Strich rüber von gut halber Höhe der Insel. Vielleicht schaffen wir es noch vor dem Dunkelwerden.
Die Insel verschwindet mal im Dunst dann taucht sie wieder auf, genau so wie die Nordküste Schleswig Holsteins mal unter dunklen Wolken und Regen völlig verschwindet und plötzlich wieder zu erkennen ist. Die Wolkenbilder wirken aus unserer Perspektive gigantisch. Meinen Kartenkompass um den Hals hängen, das soll reichen. Schiffe sind nur weit weg zu erahnen, alles Okay. Eine weitere dunkle Wand hat uns erreicht, kein Ufer zu sehen, es schüttet aus Eimern, mir wird unangenehm kalt. Lej habe ich in der Hitze seine warme Wäsche unterm Trocki angezogen, meine mir unüberlegter Weise nicht, da ich vom Schleppen und packen völlig überhitzt war habe ich nur ein dünnes Baumwollhemd+Unterhemd an.
Nach 25 Minuten eiskaltem Regen 10 Minuten Pause, dann wieder über eine halbe Stunde Regen. Ich friere unangenehm spürbar und beginne zu zittern. Mit Bewegungsübungen versuche ich warm zu werden, mit nicht zufriedenstellendem Erfolg. Jeder hätte mir das erzählen können, keinem hätte ich geglaubt, dass man so im Sommer im Trocki vom Regen unterkühlen kann. Ich bin an der Grenze zur Handlungsunfähigkeit, kann den ein paar Gramm schweren Kartenkompass nicht mehr ruhig halten, klemme ihn vor mir fest. Das ist fast unvorstellbar wie kalt der Regen ist und wie stark mein Körper in der kurzen Zeit unterkühlt, Lej ist fit wie ein Turnschuh. Liegt es am reichlichen Tablettenkonsum oder bin ich nicht fit genug?
Der Wolkenbruch hört auf, ich ziehe den Trocki aus, warme Sachen an, dann wieder den Trocki drüber. Ich liebe Platz im Kanu und stelle mir vor, wenn mir so ein Fehler früher im Faltboot oder Kajak bei einer längeren Strecke passiert wäre. Jetzt bringen auch die Aufwärmübungen endlich Besserung und 10 Minuten später ist alles wieder komfortabel. Das passiert mir nicht noch mal. Wir können zwischen den Wolkenbrüchen jetzt das Festland hinter der Hohwachter Bucht immer mal wieder erkennen, etwas später die ersten Außentonnen der Schießgebiete. Die gegenüber liegende Küste beginnt nach Westen hin länger zu werden. Segler kommen uns aus der Hohwachter Bucht an Backbord entgegen, einer aus Richtung Kalifornien hält auf uns zu und fragt ob alles Okay ist. Alles Klar! Es gibt so Momente auf Überfahrten, da kommt es einem vor als wenn das zu erreichende Ziel überhaupt nicht näher kommen will, über diesen Punkt sind wir schon drüber weg. Die Lichter am Strand sind noch nicht genau zu zu ordnen aber wir kommen näher. Es ist mal wieder fast Nacht als wir durch eine breite neue Gewitterwand im Platzregen den Strand unseres letzten Nachtlagers betreten. Auf den Punkt genau vor der Tür zur Strandkrabbe, dem von uns so gerne besuchten Pizzalokal Blaue Perle. Den Canadier notdürftig auf den Strand gezerrt, die Trockies hinter der Eingangstür in die Ecke gepackt und pünktlich vor Küchenschließung geht unsere Pizzabestellung an die nette Bedienung raus. Lej nimmt heißen Kakao zu Pizza Salami, ich einen großen Kalorienspezi zu Pizza mit Meeresfrüchten, anschließend eine Currywurst mit Pommes und auf der Scheibe an der Wand läuft die Fußballweltmeisterschaft. Rechnung bezahlt, das Zelt bauen wir zum letzten Mal auf.
Ich sitze zusammen mit Lej noch eine Weile im Zelteingang, auf dieser Tour unser letzter Blick abends aufs Meer hinaus.
Lieber Jürgen, würdest Du vielleicht erwägen um Deine Erlebnisse in Buchform zu verewigen? Ich habe sehr von Deinem Blog und Deinem Schreibstil genossen! Was Dir da so alles 'in den Schoß fällt', ist wohl ausschließlich Deinen aussergewöhnlichen kontaktuellen Eigenschaften zuzuschreiben!
Ich wünschte, daß mein Vater das jemals mit mir gemacht hätte. Lej wird sich das sein Leben lang erinnern!
Moin Heiko, überlegt habe ich mir das schon mal, nur glaube ich, dazu bedarf es einer Menge mehr. Das ist ja nur eine Kurzgeschichte, mit einem Finger in den PC getippt, ein paar Bilder mit Automatikeinstellung geknipst, drangehängt und fertig zum Lesen u.a. auch für meine Eltern, Freunde und größeren Kinder. Hier ist es für Jeden zugänglich, für die Kinder stellt meine Frau das mal zusammen und druckt es zur Erinnerung aus. Meine Eltern haben uns Kinder von Anfang an entweder mit dem Rucksack in die Berge mit geschleppt oder mit dem Zelt in den Urlaub. Schießen mit Pfeil und Bogen auch das Segeln und andere Länder haben sie uns früh gezeigt und mein Elternhaus ist immer noch sehr offen. Da habe ich einfach Schwein gehabt. So ganz selbstverständlich ist das nicht, stell Dir mal vor ich wäre irgendwo in einem Slum in Südamerika auf die Welt gekommen, Flüchtlingskind usw.. Irgend etwas hat dein Vater sicher auch dazu bei getragen, dass Du heute paddelst und ein vernünftiger Kerl geworden bist. Die Geschichte soll ein bisschen dazu animieren, Ähnliches nach zu machen. Es gibt Alternativen zur Playstation, ob ich Lej das Teil völlig vorenthalten kann, ich weiß es nicht. LG Jürgen
Moin, Sonntag, "Thooowaaarisch iiidii suuudaaa", ich sitze senkrecht im Zelt und denke nur noch, die spinnen die Russen. Mein Handy zeigt halb vier in der Früh.
Es ist schon spät, irgendwas um 10 Uhr, russisch-deutsches Kauderwelsch dringt in mein Ohr. Das können nur Russen mit guter Laune sein. Garantiert die Angler von heute Nacht, ob die was gefangen haben. Ein Blick aus dem Zelt, stimmt, als ich rüber rufe und den Zeigefinger vor den Mund halte verstummen sie. Zu spät, aus einer Ecke im Zelt kommt Gähnen und dann: " Gibts Brötchen "? Lej liebt Brötchen. Ich sage:"Die Russen haben Fische gefangen, sicher Dorsche." Lej springt wie elektrisiert aus dem Schlafsack, 2 Sekunden bis er das erste mal auf der Tour über die Zeltschnur fällt, weitere 3 Sekunden bis zum Tatort. Das sind Dorsche, 2Plastiksäcke voll. Lej macht den Beiden auf deutsch klar, dass er kein Baby im Schlafanzug ist und schon viel größere Fische gefangen hat. Die Beiden sehen ihn verdutzt an und fragen warum er sie versteht. Lej grinst und freut sich. Die Beiden waren so weit draußen, dass sie Dänemark gut erkennen konnten, bestes Wetter, spiegelglatte See, super gefangen, sie strahlen wie Honigkuchenpferde. Das Minischlauchboot mit Außenborder ist an mindestens 8 Stellen mit Heißkleber geflickt, Rettungsmittel, Fehlanzeige. Russlanddeutsche aus Kasachstan, natürlich reden wir über Flüsse zum Paddeln dort, symphatische Leute.
Gestern beim Zeltaufbau hat sich nach ca.400 Nächten im Vaude Campo, ich führe Zeltstrichliste, an einer Ecke die Heringsschlaufe aus dem Zeltboden gelöst. Das darf dann passieren, ich werde den ganzen Boden in Oranienburg neu einsetzen lassen da an dem Zelt sonst noch alles okay ist. Mein Provisorium hat die Nacht gehalten. Es wird zum letzten mal abgebaut und eingepackt, komisches Gefühl. Lej malt noch ein Abschiedsbild in den Sand und dann heißt es ablegen. Kurz vor der Abfahrt zieht sich der sonnige hellblaue Himmel zu, der Wind beginnt Richtung West zu drehen, es frischt merklich auf. Ist ein Wetterbericht überflüssig, heute Ja. Wir fahren durchgängig mit Landsicht Abend`s sind wir zu Hause. Es pustet ordentlich, glücklicherweise ablandig, noch. Wenn der Wind weiter rum geht haben wir ihn nach Heidkate direkt von vorne. Den Pumpengurt habe ich vorher plietscherweise noch mal nachgesetzt.Lej zieht sich die Neohaube an und die hellgelbe Kappe von Reed drüber. Letztere habe ich übers Seekajakforum vermittelt bekommen und bei "Kajak 4 you" gekauft. Immer wenn entfernt die eventuelle Möglichkeit einer Kenterung bestehen könnte, muss Lej sie auf setzen. Gelb sieht man besser als schwarz und der Kopf ist der höchste Punkt auch im Wasser. Wir machen so hoch wir an den Wind können gutes Tempo und sind schnell in Schönberg. Vor der Dampferbrücke gehen wir bei einer Segelschule an den Strand. Die hilfsbereiten Segellehrer spendieren einen Kaffee und helfen mit Sprit aus, ich will auf Nummer Sicher gehen und beide 5l Kanister voll haben. Bei 4-5 gegen an geht das Vorwärtskommen nur in Zeitlupe oder es gibt Bruch und das kostet sehr viel Benzin. Irgendwo vor oder hinter Heidkate erwischt uns ein kleines Wetter auf dem Wasser. Es ist einfach da ohne Vorankündigung, die Böen klatschen ins gereffte Segel, mehrere Einsteiger in kurzer Folge, Lej ist auf Tauchstation, zu gefährlich ist der Baum jetzt. Dann plötzlich ein heftiger Knall mit unmittelbar darauf laut ratterndem Geräusch. Wir sind so beschäftigt, dass wir auf den kleinen Kat nicht geachtet haben, ihm ist das Großsegel oben an zwei Nahtstellen gerissen. Uns ist der Vorgang auf die Blase geschlagen, bei der nächsten Segelschule vor Heidkate gehen wir an den Strand. Als wir die zusammen stehenden Segellehrer fragen wo die nächste Toilette ist, fragen die wo wir her kommen, "vom Wasser, es ist dringend, der Knall von dem gerade reinkommenden Kat ist uns auf die Blase geschlagen", ist unsere Antwort. Ein hilfsbereiter Segellehrer zeigt nach oben zum Deich." Gleich da". Sprint im Trocki, ich helfe Lej den Reißverschluss zu öffnen auch bei mir ist es allerhöchste Zeit, puuuuuuh gut gegangen. Der Segellehrer zeigt auf seine Boote "Bei mir kommt heute keiner aufs Wasser und wo kommt ihr nun her". "Aus Kiel über Lolland, ja das Wetter ist nicht so schön" antworte ich. " Passt vor Stein auf, da steht ne steile Welle gegenan" sagt er. Ich bedanke mich für den Tip und wir sind weg. Lej hakt sich ein, ich setze die Großschot knallfest, das Segel bleibt als Stütze oben. Den AB angeworfen und ab in den Wind. Im Vergnügungspark müssten wir die Achterbahnfahrt bezahlen, diese hier ist umsonst. Es nützt nur gar nichts wenn man sich vor Ort gut aus kennt und dann nicht auf den Kurs aufpasst. 30 Meter neben mir kann ich Sandboden zwischen ein paar Wellentälern erkennen, nicht viel, genug für ein bisschen Adrenalin.Ist bei Welle aber auch eine blöde Ecke vor der Marina Wendtorf und vor Stein, weit raus sehr flach.Rumms klappt das Schwert hoch, Lej bekommt es wieder runter, aber er holt ein paar mal tief Luft nachdem ihm das Wasser die Haube vom Kopf gedrückt hat. Er geht wieder stoisch auf Tauchstation, bei Ausnahmewellen sehe ich seinen nach oben gestreckten Daumen. Irgendwann ist zu viel Wasser in seiner geschützten Ecke, ohne Ansage nimmt er die Schüssel und lenzt, bis seine Vogel Strauß Position wieder trocken funktioniert.
Ja, und dann ist es vorbei. Wir sind drin in der Förde, haben bald das U-Bootehrenmal von Laboe und die Glockentonne passiert, können den AB aus machen und am Wind segeln. Zwar noch etwas nass aber normal. Ich telefoniere mit Winni, er wird an der Winckler Werft stehen. Ein Windjammer nach dem anderen kommt uns entgegen, Backbord voraus ist das Russische Segelschulschiff Mir auf Rede zu erkennen, irgendwann an Steuerbord voraus das Riesenrad auf der Kieler Woche. Es ist der letzte Tag dieser größten internationalen Regattawoche. Musik wird lauter, auf Höhe vom Riesenrad kreuzen wir das Fahrwasser zwischen den auslaufenden Großseglern. Es ist wirklich bald vorbei, unsere kleine Reise nähert sich dem Ende. Lej zuliebe paddeln wir die Uferpromenade entlang bis zum Leibnitzinstitut. Die Besucher auf der Promenade stehen dicht gedrängt. Unser Vereinssteg ist zur Promenade hin gesperrt, Kiel im Ausnahmezustand. Lej nimmt das Reff raus und wir entfernen uns langsam vom ungewohnten Lärm unter Segel, hinüber zur Schwentinemündung. Ganz ruhig segeln wir die letzten Meter den Fluss hinauf.
Moin Jürgen, es könnte ewig so weitergehen. Ich habe jeden Bericht genossen. Was für ein Abenteuer für Vater und Sohn. Bewahre diesen Reisebericht gut auf. Lej wird sich eines Tages darüber freuen. Teresa und ich freuen sich auf ein baldiges Wiedersehen, dann hoffentlich auf dem Wasser, Gruss Henrik
Wer zu den Quellen will, muss gegen den Strom schwimmen
Moin Henrik, schön dass es dir gefallen hat. Morgen schreibe ich noch ein kleines Reisefazit. Wir sehen uns doch sicher spätestens auf dem Kringelfieber und ihr könntet zum NCT kommen, Trene lohnt sich. LG Jürgen
PS: ewig weiter schaffe ich zeitlich leider nicht aber eigentlich hast Du Recht, wenn da nicht ein paar Pflichten wären könnte ich immer unterwegs sein. In diesem Jahr gibt es deswegen noch zwei weitere Logbücher
Ein kurzes Fazit, ein paar Fakten und Informationen zum Kanusegeln, Küstenpaddeln im Canadier und zur Tour, Ausrüstung und Eignung.
Hauptursache dieser etwas längeren Tour: Da Lej nach der Tour vom Kindergarten in die Schule wechseln musste, war es die letzte Chance für eine längere gemeinsame Tour außerhalb de5r Schulzeit, diese Möglichkeit wollte ich unbedingt wahr nehmen. Geplant waren zu Anfang 6 Wochen, Wunschziel war Schweden und dann mit der Fähre zurück. Wegen familiärer Ereignisse zu Hause wurde die Tour unterwegs auf 4Wochen gekürzt.
Reisende: Sohn 6J.+Papa57J. zur Reisezeit. Lej ist seid dem ersten Lebensjahr mit unterwegs, ins Reisen reingewachsen und hilft mittlerweile begrenzt in allen Belangen spürbar selbstständig mit. Mit meinen gesundheitlichen Problemchen kann er gut um gehen, sie hielten sich auf der Tour in Grenzen, er nimmt dann unproblematisch Rücksicht, macht sich selbst etwas zu essen und beschäftigt sich auch wie selbstverständlich selber. Für ihn ist es selbstverständlich, dass er auf unseren Touren ein wichtiges Teammitglied ist und er auf Entscheidungen zuverlässig Einfluss nehmen kann. Seine Interessen sind breit gestreut u.a. Fischen, Bogenschießen, Fussball, Starwars, Messer, Fossilien, Lego, Feuer machen, etc. also ein durchschnittlicher Junge seines Alters.
Zu mir: Zum Wanderkanusegeln einigermaßen brauchbare Outdoor, Paddel und Segelkenntnisse habe ich mir über die Jahre auch im außereuropäischen Ausland, teilweise auch durch meine berufliche Tätigkeit auf einigen Touren mit größeren Gruppen erworben. C- Lizenz des DKV für das Wanderpaddeln. Meine Einschränkungen sind auf Tour händelbar.
Ausrüstung und Tauglichkeit:
Das Kanu und seine Ausstattung: Bremer Holzcanadier erworben von http://www.piper-paddles.de/ ursprünglich aus den 60igern, 2,5mm Mahagonifunier auf Eschenspanten, später mit einer Lage Glasgewebe und Epoxi belegt, 2,5qm Luggersegel + Steueranlage von http://www.solwaydory.co.uk/. AB 2,5 PS von Mercury. Alle Umbauten am Canadier sind zuvor beschrieben und wurden unter kompetenter Anleitung von Jens Wickler durchgeführt, Schiffbauingenieur in Kiel, Fachmann für große Yachten, Oldtimer und professionellen Kajakbau, er ist versierter Faltbootpaddler bzw. Segler. Eine Kajakreplica von ihm hängt in den USA im Museum. Das Leesegel hat unsere Türkische Änderungsschneiderei um die Ecke, mit leichtem Tuch von der Segelmacherei Schultz in Wellingdorf, genäht. 3Paddel, Tiefwasserpaddel Shaw and Tenney von http://www.wooden-boat.de/ + Kinderpaddel von Kober, Alupaddel als Wikingersteuer modifiziert für bewegteres Wasser als Reserve. Das Shaw and Tenney hat mir Jörg Wagner u.a. wegen meiner Schulterprobleme empfohlen, es bietet ausreichend Fläche schmal in der Länge verteilt mit gutem Flex, es ist leicht und gelenkschonend, für mich das Non plus ultra seid Jahren zum Küstenpaddeln.
Wir sind mit dem "neuen" Canadier besser zurecht gekommen als gedacht. Die Umbauten haben sich während der öfter mal überdurchschnittlichen Wetterphasen bewährt auch der multigeschottete Auftrieb von http://nanoform-schaumstoffe.de/afc3/index.php war großzügig berechnet eine Freude. Das Luggersegel ist für normale Verhältnisse für diesen OC etwas unterdimensioniert, das Tuch eigentlich zu schwer, zu steif. In diesem Fall war es passend, wir waren über die Hälfte der Zeit gerefft mit gut 1qm unterwegs.
Der AB funktionierte sehr gut wenn man von Bedienungsfehlern meinerseits absieht. Der Verbrauch während der ganzen Tour, hierbei überwiegend auf gegen den Wind Kursen eingesetzt, war mit ca. 10L. überschaubar. Der Canadier war in stärkerer Welle gegenan unter AB an der Belastungsgrenze. Selbst hätte ich auf den AB gerne verzichtet nur meine Frau hat darauf bestanden. Im Nachhinein bin ich froh, dass er dabei war. Erst mal in Fahrt gebracht lässt sich der Canadier ohne Segel gut und leicht paddeln. Der Geradeauslauf ist Top, die Wendigkeit ausreichend.
Die Segeleigenschaften des ursprünglich nicht für´s Segeln gebauten Canadiers sind zufriedenstellend. Bis Bf 7 ist er auf vor dem Wind Kursen auch bei offener Welle erstaunlich gut händelbar, man sollte Wetter dieser Stärke jedoch immer zu meiden versuchen und wenn es unerwartet dazu kommt so schnell wie möglich in geschützteres Wasser oder an Land verschwinden. Die Beanspruchung von Material, Physis und Psyche des Steuernden ist bei 7Bf erheblich. Es ist trotzdem beruhigend dass wir die Feststellung der Haltbarkeit unserer Ausrüstung aus der Not heraus machen durften.
Gegen und am Wind war ohne Spritzdecke bei 4-5 Bf Schluss mit Lustig, wir hatten keine und werden das evtl. ändern. Kentergefahr bestand nie, die Gefahr des Vollschlagens von der Seite war vorhanden, es ist vorgekommen. Auf Raumschotkursen unter Landschutz(nur dann!) segelt der Canadier bei viel Wind, ca. 6-8Bf unvorstellbar schnell im Surf jenseits der 2Okm/h Marke. Gerefft bei ca.3-5Bf kommt er in der Welle logischerweise nicht über seine Rumpfgeschwindigkeit. Der Ruderdruck ist enorm wenn die Segelfläche zu groß für den Winddruck ist. Das Anpassen der Segelfläche an den Wind durch Reffen ist zwingend, da der Canadier sonst nicht durch das Steuer zu kontrollieren ist, ausbricht und voll läuft. Das haben wir getestet. Es ist so.
Zelt: Vaude Campo von http://www.reiseshop-kiel.de/, bis auf die beiden Abseiten selbststehend. Sehr einfach und schnell aufzubauen, enorm Windfest und mit ca. 400 Nächten bisher in allen Jahreszeiten benutzt auch bewiesenermaßen komfortabel tauglich für 2 Personen.
Isomatten von Airtech: haben nach 10 Jahren im Gebrauch beide den Geist zu Beginn dieser Tour aufgegeben. Ich denke das ist okay und jetzt ist Zeit für Ersatz.
Schlafsäcke: Kinderschlafsack von Haglöff, bereits Jahre in Gebrauch. Lej hat bei 17 Grad minus auf dem WTL http://kanadierabenteuer.blogspot.de/ mit 2 Schlafsäcken davon gedoppelt auch keine Probleme bekommen. Mein Cats Miau von North Face war zeitweise in den Nächten unter 5Grad und in einer Nacht am Gefrierpunkt überfordert, er ist vermutlich zu alt .
Tarp: von Tatonka, wiederstandsfähig und bewährt seid Jahren.
Küche: Gasbrenner von Primus, Russenhobo, 2 Campingalutöpfe, Alukessel Trangia, alles gewohnt unproblematisch. 2Gabeln, 2Löffel, 1Teelöffel, 1Messer, 1Holzbrettchen, 2Isotassen, 2Pfadfinder Stielschüsseln, 1Teller, 1kleiner Grill von www.absolut-canoe.de Plus das übliche Kleinzeug wie Salzstreuer etc.. Küchentuch, Scheuerschwamm, Hakaseife.
Bekleidung: Zweifach pro Nase, für Lej ein paar Sachen zusätzlich, je 1x Tevalatschen, bei Lej mit Muschelschutz.
Angel: 2 Bootsruten mit Rolle, ein Minigaff, ein Kinderkescher, diverse Kunstköder. Ausreichend
Werkzeug: Für mich Schweitzer Messer, für Lej sein handgefertigtes Messer von Moose, 1Klappsäge. Gurte, Tampen, Scheuerschaum. Hat sich bewährt.
Sanitär+Medikamente: 2Zahnbürsten, Hakaseife, 2 Handtücher, Taschentücher,2x Toilettenpapier, Schaufel. Erste Hilfe Set von Aldi, Fenistiltropfen+Salbe, Paracetamol für Lej, ausreichend Tabletten für mich, Sonnencreme für uns beide. Ausreichend.
Beleuchtung: 2x Petzl Kopflampe mit Rotlicht. Fackeltopf. Petzl auch bei feuchtem Wetter unproblematisch, das Rotlicht bei Nachtfahrt sehr angenehm und der Fackeltopf war wie ein kleines Ersatzlagerfeuer mit ausgezeichneter Leuchtkraft.
Sicherheitsausrüstung: Trockenanzug für Lej von http://www.dryfashion.de/ ohne Füsslinge mit Neoprensocken extra, für mich von http://www.zebco-europe.biz/produkte.html , mit Neoprenfüsslingen. Neoprenhaube für Lej von der Hanseboot, 2 signalfarbene Reedhauben von http://www.kayak4you.de/ übers Seekajakforum vermittelt. 1Rettungsweste für Lej, 1Schwimmhilfe für mich, 1Nicosignal mit Reservemunition, 1Hupe, 1Handy, 1Tablet, 1Feldstecher. Es hat sich alles bewährt, das Nicosignal haben wir nicht ausprobiert nur manchmal gefühlt ob es noch da ist. 1Hubpumpe, 1Positionsleuchte und noch diverse andere Ausrüstungsgegenstände von http://www.globetrotter.de/de/filialen/hamburg/index.php. Die Hubpumpe habe ich für wichtig gehalten aber völlig unterschätzt, ein geniales Teil. Wir haben sie öfter benutzt, meine Sorgen um die Haltbarkeit des Pumpenstiels waren im Nachhinein überflüssig.
Navigation: Tablet mit allen Nordeuropäischen Seekarten darauf, Tips kamen von Trapper,Spartaner und aus dem Seekajakforum, http://www.seekajakforum.de/forum/list.php?1 meine Frau hat installiert und versucht mir die Handhabung zu vermitteln. Topografisk Atlas von Dänemark + Terrängkartan für Schweden von http://www.geobuchhandlung.de/ und ausgezeichnete Karten aus den örtlichen Touristenbüros für die Dänische Südsee, wichtig wegen der Betretungszeiten der Vogelschutzzonen. Silva Kartenkompass mit Band immer um den Hals griffbereit. Fernglas. Handy.
Das Tablet ist ein nettes unwichtiges Teil, habe ein Foto damit gemacht, die Seekarten dieser Apparatur überwiegend nicht entlocken können und der Empfang war mehr als mäßig, manchmal war ich damit im Forum. Der topografische Atlas ist für mich mit 1:100000 ideal, regelmäßig in Gebrauch gewesen und sein Geld wert. Die Terrängkartan haben wir diesmal umsonst mit geschleppt, von früher habe ich sehr gute Erfahrungen damit, da ich leicht den Kartenkompass an den kleinen Rastern anlegen kann, außerdem gibt es als Alternative in vielen Bereichen der Schwedischen Küste nur unhandliche Seekarten der Berufsschifffahrt. Das Fernglas war hilfreich zur Positionsbestimmung. Das Handy war mit E-Plus Karte unbrauchbar. Habe mir eine Dänische Karte besorgt, dann war es okay. Moose gehört, auch wenn ich nicht immer Kontakt bekam, mit zur Navigation, da er mit den Wetterberichten sehr präziese war und mehrere Entscheidungen positiv beeinflusst hat.
Fotoapparat mit Filmfunktion: Olympus wasserdicht, schon länger in Gebrauch, unkaputtbar. Ich bin kein Fotogenie deswegen alle Bilder mit Automatikeinstellung. Die Filmchen sind mit dem selben Gerät gemacht. Mir reicht die Qualität, wichtig ist mir, dass das Teil oft in die Ecke geworfen werden kann und zwischen dem Gepäck und dem Seewasser auch nach Stunden der Unauffindbarkeit, wiedergefunden klaglos weiter funktioniert. Fototechnisch gibt es vielleicht Besseres , Belastungstechnisch glaube ich für den Preis nicht.
Lebensmittel: Reichlich Fertigmahlzeiten von Penny in der Alufolie, Brot, Margarine, Käse, Wurst, Marmelade, Nutella, Honig, Eier, Kartoffeln, Purre`, reichlich Fischkonserven als Zwischenmahlzeit, Müsli, reichlich Äpfel, reichlich laktosefreie Milch, Selter, Apfelschorle, Nescafe`, 6Flaschen Sirup,4Gläser+6Dosen Bockwurst. Lollies, Naschkram, Erdnüsse.
Mehr ging nicht mit, den Rest haben wir frisch zugekauft. Falls jemand die Nase wegen der Fertiggerichte rümpfen sollte, so schlecht sind sie nicht und Lej ist bezüglich Essen so gestrickt, dass wenn er Hunger äußert, es auch Sinn macht schnell dem Bedürfnis nach zu kommen. Ein sattes Kind ist besser als ein hungriges, die Fertiggerichte habe ich anteilig immer dabei um nach dem Anlanden in 10 Minuten das Kind zufrieden stellen zu können.
Zusätzliches: Malpapier, Stifte, Kuscheltier, 2 Lesebücher für die Gute Nacht Geschichte, Holzkatamaran, Kinderkescher, Kerzen, 1Plastikschüssel, 1Kinderrucksack, 4Klammern.
Zur Tour und: Zur Vorbereitung habe ich überwiegend Eniro http://kartor.eniro.se/ benutzt, den Tip dazu bekam ich vom Forumsbetreiber des http://www.skarja.de/joomla/index.php/de/seitenforum , Peter ist selbst erfahrener Paddler und lebt in Schweden. Fragen zu Paddeltouren und Wanderungen zu Fuß, an den Küsten oder im Inland Skandinaviens, sind in diesem Forum vielversprechend.
Mit den bereits bekannten nicht so erwarteten Umständen sind wir zurecht gekommen. Das Wetter war im Mai unangenehmer als im Jahr zuvor bei der Tour im April auf dem Limfjord und in den Sommerferien auf der Nordsee. Es war Nachts kälter, es gab häufig Regen und Gewitter.
Einen vorzeitigen Abbruch habe ich von Lej abhängig gemacht. Er kam mit dem Wetter besser klar als sein Vater. Bereits in Schleimünde hat mein Sohn mir gut vermittelt, dass er keine Lust auf "Zu Schnell" hat, spätestens auf Aeroe habe ich die Gedanken an unser Wunschziel aufgegeben. Selbst unter günstigen Wetterbedingungen hätte ich mindestens 6Wochen gebraucht, wenn ich auf Lej`s Bedürfnisse und Wünsche Rücksicht genommen hätte und das habe ich bisher ausnahmslos, soweit möglich, getan. Meiner Meinung nach ist das der einzig begehbare Weg im Umgang mit Kindern unterwegs wenn man sich selbst und ihnen die Freude am Reisen auf dem Wasser nicht mutwillig verderben will. Vor jeder Tour gibt es ein "Wunschziel", das wegen Verantwortung und vielerlei unvorhersehbarer Einflussnahme niemals der Realität entsprechen MUSS.
Die Ausrüstung allgemein war angemessen. Spürbar gefehlt hat unser Räucherofen, ich hätte ihn gleich einpacken sollen, denn wir haben am Anfang viel Unwichtiges nach Hause geschickt und der Platz wäre da gewesen. Das Fischen war unterwegs schwierig, da durch den häufig stärkeren Wind mehr Seegras als üblich im Wasser trieb und Lej das Schleppangeln erschwert bis unmöglich gemacht hat. Übernachtungsplätze zu finden war unproblematisch. Je nach Bedürfnis einsam oder in der Zivilisation. Das "I det Frii" System in Dänemark ist mehr als vorbildlich und preiswert. Das Buch dazu gibt es bei der Geo Buchhandlung, Link S.O. Für die Übernachtungen in den Segel und Ruderklubs( In Dänemark sind Ruderer + Kanuten überwiegend im gleichen Verein), wurde überwiegend keine oder nur eine geringe Gebühr verlangt. Die Gastfreundschaft und Freundlichkeit der Dänen ist groß.
Zum Kanusegeln + Canadierpaddeln:
Mehr als ein Kajakfahrer hat mich darauf angesprochen, warum wir mit Canadier und nicht mit Kajak unterwegs sind. Das ist viel zu gefährlich, das geht doch nicht oder Ähnliches ist das was wir überwiegend zu hören bekommen.
Kajak und Canadier zu vergleichen um fest zu stellen was das bessere Boot ist funktioniert nicht, die Unterschiede sind zu groß. Ich vergleiche Kanus untereinander um fest zu stellen was für mich und meine Bedürfnisse das Geeignetere ist. Ich mag alle kleinen einfachen Boote mit denen die Küste befahren werden kann und habe selbst mit dem Faltboot und Kajak angefangen. 2 meiner Kinder fahren Kajak, 2Canadier, 1er Ruderboot. Ruderboote fahren ebenfalls regelmäßig an der Küste.
Der Canadier eignet sich fürs Kanuwandersegeln und Paddeln an der Küste ganz ausgezeichnet, für Menschen mit Behinderung, wie in meinem Fall, besser als ein Kajak, für mehr als eine Person ebenso. Sein Komfortvolumen ist überlegen auf längeren Touren. Mehr Proviant und umfangreichere Ausrüstung kann leicht verstaubar und leicht zugänglich mit genommen werden.Im Canadier kann ich unterwegs aufstehen, evtl. schlafen, mich besser bewegen. Ich befinde mich nicht in einer permanenten Zwangshaltung. Kinder haben mehr Bewegungsfreiheit, können ihrem Bewegungsdrang nachkommen, spielen und bequem schlafen. Die Wasserlage ist beladen beim Rundspantcanadier erheblich stabiler als beim Canadier mit Flachboden, das zusätzliche Segel ist ein unermüdlicher Muskelersatz. Bei allen Aussagen gilt immer, vorausgesetzt dass Seemannschaft und Paddeltechnik für das Wanderpaddeln/Kanusegeln gut beherrscht wird, Rettungstechniken und Wiedereinstieg erfolgversprechend geübt sind und das Kanu für das Küstenvorhaben ausreichend modifiziert und ausgerüstet ist.
Mit dem Canadier ohne Beseglung kann man nicht so lange wie mit dem Kajak gegen den Wind paddeln, man ist etwas langsamer, der Kraftaufwand größer. Gegen starken Strom ist der beladene Canadier ohne Segel dem Kajak unterlegen. Das Anlanden in der Brandung muss gut geübt sein und mit Gehirneinsatz angegangen werden, mit dem Plastekajak ist das manchmal einfacher zu machen. Der Wind spielt beim Canadier im beladenen Zustand nicht die ihm immer zugewiesene negative Rolle. Das ist nur ein sich hartnäckig haltendes Vorurteil und findet seinen Ursprung in Solofahrten in zu großen Tandemcanadiern gepaart mit mangelndem Know How. Das Erlernen einer brauchbaren Paddeltechnik mit Stechpaddel ist umfangreicher und anspruchsvoller als für das Kajakpaddeln. Dieses Mehr an Lernen kann sich lohnen. Es gibt viel weniger gute Canadierausbilder als gute Kajakausbilder in Deutschland. Zum DKV gibt es noch den ACA, der eine ausgezeichnete Ausbildung in kommerzieller Form von Wochenendseminaren anbietet. In den meisten Vereinen des DKV ist das Canadierpaddeln im Dornröschenschlaf.
Wenn man taktisch plant und gut gerüstet ist, ist die Küstenpaddelei mit dem Canadier auch ohne Segel kein Problem und komfortabel, vor allem für längere autarke Touren. Paddler, die etwas anderes behaupten, haben in der Regel ein ungenügendes Know How im Bereich Canadierpaddeln und stellen gerne Behauptungen auf, die sie selbst in der Praxis nicht ausreichend zu überprüfen in der Lage sind.
Viele Paddler sagen ich kann Beides! Dem ist überwiegend nicht so! Das Wort Können wird gelegentlich sehr unterschiedlich interpretiert. Ich selbst bin froh, dass ich bei unterschiedlichen Bedingungen sicher geradeaus fahren und einigermaßen zufriedenstellend steuern kann. Für meine Vorhaben und meinen Anspruch als Wasserwanderer reicht das, mit Faltboot, Kajak und Ruderboot war ich auch nicht besser.
Skandinavische Küstengewässer:
Die Gewässer in Dänemark eignen sich vielerorts für das Sammeln von Erfahrung für Anfänger, die die Theorie und Praxis beherrschen und in kleiner Gruppe unterwegs sind. Die Küsten der Nordsee sowie von Skagerrak und Kattegat eignen sich nicht dazu. Durch die verschieden gelagerten Küsten kann man die Planung kurzfristig verändern, bei Starkwind windgeschützte Küstenabschnitte paddeln oder Inseln(Schärengärten) als Windschutz nutzen. Anfängertouren können auch Kilometerweit über stehtiefem Wasser durchgeführt werden. Durch den vielfach vorhandenen Fährverkehr von Deutschland nach Skandinavien und dort innerhalb vieler Küsten und Inseln, ist kein Paddler gezwungen größere Risiken ein zu gehen. Behutsames weiterstecken der eigenen Grenzen ist eine gute Methode um Erfahrung zu bekommen.
Wer die Regeln zur Sicherheit beim Küstenpaddeln und Jollensegeln beachtet, ist in der Regel auf der sicheren Seite auch wenn nicht alles 1zu1 auf das Kanuwandersegeln oder Canadierküstenpaddeln übertragbar ist.
Wie unschwer zu merken ist, will ich hiermit eine Lanze für das Kanusegeln und Küstenpaddeln mit dem Canadier brechen und mit nicht belegbaren Vorurteilen aufräumen.
Vielleicht trage ich noch mal etwas nach oder verbessere Fehler sonst war es das erst mal.
Nach den schoenen Bericht von Jurgen hier, und auch die geschichte mal live von Ihm zu hoeren musste ich dass auch versuchen! Und, schoen ist es die Suedsee. Ein bericht mit video auf YouTube
Moin Koos, da hast Du tolles Wetter erwischt mit vielleicht etwas zu wenig Wind. Ist aber besser als Sturm und Regen! Wünsch Dir noch eine schöne Zeit, genieße es! Liebe Grüße Jürgen