ich habe hier noch zwei Berichte, die ich eigentlich für das GOC-Jahresheft geschrieben habe. Vielleicht sind diese kleinen Abenteuer vor der Haustüre interessant, darum stelle ich sie auch hier zur öffentlichen Betrachtung und Diskussion.
Viel Spaß beim Lesen:
Solokurs S-2 Wandercanadier auf der Enz vom 6.- 8.7.2012
"Es werden Paddelkombinationen gezeigt und vermittelt, die es ermöglichen, einen Wander-Canadier von 5 Meter Länge und mehr mit Leichtigkeit, sicher und geschickt als Einzelperson zu fahren."
So wird der Kurs von Georg Petz beschrieben, zu dem ich Alexander und mich angemeldet hatte. Für mich wird es der zweite Kurs bei Georg sein und für Alexander als frischgebackenes GOC-Mitglied der Erste. Es wird auch das erste Mal sein, daß er in seinem eigenen Canadier paddelt. Unsere Boote entsprechen mit 4,44m und 4,72m nicht gerade dem Kursziel, aber Georg wird uns schon nicht heimschicken.
Gespannt fahren wir am Freitagabend zum Treffpunkt in Enzweihingen. Basislager ist wieder der bekannte Platz beim Sportgelände. Heil angekommen wären wir schon einmal.
Typisch, einer schafft, der Rest guckt zu. Es ist aber nicht wie es aussieht. Georg zeigt Schritt für Schritt eine der vielen Möglichkeiten, wie man alleine ein Tipi aufbaut. Auch für Nicht-Tipi-Besitzer interessant.
Den Abend lassen wir in einer nahegelegenen Gaststätte ausklingen. Leider hat die Sportplatzgaststätte, wie bei dem Kurs vergangenes Jahr, wegen Urlaub geschlossen. Georg, wenn das nächstes Mal wieder so ist, nehme ich es persönlich.
Durch den starken Regen der vergangenen Tage führt die Enz viel Wasser.
Darum beschließt Georg zum ersten Üben an den etwas ruhigeren Abschnitt der Enz nach Vaihingen zu fahren. So heißt es Boote aufladen.
An der Einsetzstelle angekommen, erhält jeder einen großen Kanister, der mit Wasser gefüllt das Gepäck simulieren soll.
Alexander ist nach ein paar Jahren im Kajak nun das erste Mal auf einem Fluß alleine im Canadier. Dazu noch im Eigenen. Wird schon werden.
Wir übten lange in dem etwas ruhigeren Bereich unterhalb des Wehres. Ein kleiner Zulauf sorgte für Seitenströmung. Georg erklärte uns sinnvolle Steuermöglichkeiten, die man im beladenen Kanu, im hinteren Drittel sitzend, hat. Ein nahendes Gewitter beendete unsere Übungsphase und wir paddelten zügig zu unserem Zeltplatz zurück.
Inzwischen war es Mittag geworden und wir trafen uns alle in Georgs Tipi. Als es nach dem Essen immer noch regnete und wir auch kein weiteres Gesprächthema hatten, holte Ewoud seinen Zeltofen, stellte ihn neben Georgs und die unvermeidliche Ofen- und Kamindiskussion begann.
Irgendwann hörte es aber doch auf zu regenen und wir beschlossen den Abschnitt von Enzweihingen nach Oberriexingen zu befahren. Zwei Autos stellten wir vorab nach Oberriexingen und die große Fahrt begann.
Diverse Kehrwasserspielereien begannen, bevor wir uns alle in einem recht großen Kehrwasser sammelten und Georg zeigte, was nun zu üben war.
So kreiselten wir. Im Kehrwasser flußaufwärts, einfahren in die Strömung, kanten, sich weiterdrehen lassen und wieder rein ins Kehrwasser.
Inzwischen war noch ein weiterer Kursteilnehmer zu uns gestoßen und bei der Rückfahrt wurde es langsam voll auf Georgs Busle
Vor lauter Üben war es bereits Abend geworden und wir beschlossen auch diesen Tag gemütlich in der Gaststätte ausklingen zu lassen. Am nächsten Tag paddelten wir nochmals die Strecke von Enzweihingen nach Oberriexingen. Dieses Mal jedoch suchte Georg ein Kehrwasser aus, an dem die Strömung noch flotter vorbeifloß. Wir kanteten ihm noch nicht stark genug. Er scheute auch keine Mühe und stellte sich mitsamt Jeanshose ins Wasser um uns genug Vorschub beim Einfahren in die Strömung zu geben.
Zuerst die Schräglagesimulation
....und los geht's
"Jetzt kanten!!!"
"Stützen!!!" Wild schaut's aus.
"weiter stützen!!!" Georgs Komandos übertönen das Wasserrauschen.
Wir üben bis fast die Arme abfallen. Einfahren in die Strömung, kanten, stützen, ausfahren. Auf dem letzten Abschnitt vor Oberriexingen macht sich schon der Rückstau des Wehres bemerkbar und es bleibt Zeit für Gespräche, Paddeltausch und Anderes.
Zurück am Zeltplatz muß das Lager aufgelöst werden. Ein schönes Kurswochenende geht zu Ende. Die Befürchtung, daß sich mein Sohnemann langweilen würde, wenn er zwei Tage mit alten Männern verbringen muß, hat sich nicht bewahrheitet. Er fand den Georg cool und ist beim nächsten Mal auch wieder dabei. Mal sehen, was der GOC-Kalender 2013 für uns hat.
Sodele und nun geht es gleich weiter zur
Erinnerungstour oberer Neckar
Nachdem Alexander und ich bei Georg Petz den Solo-S2 Kurs absolviert hatten, wollten wir so schnell wie möglich unsere erlernten Kenntnisse festigen. Dazu hatten wir uns den oberen Neckar von Sulz nach Horb ausgesucht, weil er in diesem Abschnitt etwas schneller und spritziger fließt, als die bekannte Enz ab Vaihingen.
Die Tourlänge von 16km, geschätzte Zeit von 4 Stunden und nur einer Wehrumtragung ließen auf eine gemütliche Paddelei schließen. Mit von der Partie waren Santena vom Canadierforum, sowie Axel und René vom GOC. So traf sich dann am Samstag, den 4.8.2012 um 11 Uhr eine recht bunte Gruppe am Einstieg beim Einkaufszentrum hinter dem Wehr in Sulz.
Über zu viel Wasser konnten wir uns nicht beklagen. Im Gegenteil, der Pegel war mit knapp über 40cm recht knapp.
Zu Beginn trug uns die Strömung flott und ohne Schwierigkeiten gen Horb.
Bei der erstbesten Gelegenheit wurde das Erlernte geübt. Bischen weniger Platz als auf der Enz, aber es ging.
Es dauerte nicht lange, da fand auch schon der erste Bootstausch statt. Axel war neugierig auf unser neues Boot.
Das Schöne bei solchen gemeinsamen Ausfahrten ist, daß man Gelegenheit hat, auch einmal ein anderes Kanu zu Paddeln und die Unterschiede zu erkennen.
Kurz darauf erreichten wir das Wehr in Fischingen. Das Einzige auf der von uns gewählten Strecke. Durch den niedrigen Wasserstand lag es fast völlig trocken, sodaß wir die Boote nur über die Wehrkrone heben und die trockene Rampe hinab ins Unterwasser tragen brauchten.
Ab hier wurde der Neckar etwas spritziger und es gab mehrere Schwälle zu überstehen. René lotste uns zu einer besonders schönen Stelle, an der er auch ein wenig auf seine Kosten kam......
......und wir den Grill anheizen konnten
Während das Fleisch auf dem Grill bruzzelte, griff Axel sich noch einmal den Explorer und Alexander hatte in René einen geduldigen Lehrer gefunden.
Als wir alle dachten, es sei nun Alles ausprobiert, versuchte Axel noch den Schwall flußaufwärts durch Poling zu überwinden.
Ungerne verließen wir die schöne Stelle, aber es kam ja noch ein weiterer Höhepunkt in Form zweier Sohlschwellen. Mit diesem Begriff konnte ich überhaupt nichts anfangen, als ich diesen Neckarabschnitt das erste Mal befuhr. Das war am 22.7.2007 und dank Axel haben wir ein schönes Erinnerungsfoto von dieser Tour.
Damals saß Alexander als Zehnjähriger im Bug und heute, fast auf den Tag genau fünf Jahre später, fuhr er diese Tour im eigenen Canadier. Da kann man schon sentimental werden.
Bei Hochwasser können diese Sohlschwellen lebensgefährlich werden und es warnen große, über den Fluß gespannte Schilder davor. Bei Niedrigwasser, wie wir es hatten, passierte nicht viel, als sich Santena gekonnt Axel vor die Füße warf.
Das Bad war erfrischend bei der Hitze und der leichte Kevlar-Canadier schnell mit der Boot-über-Boot-Technik geleert.
Die beiden Sohlschwellen waren die letzte "Aufregung" vor Horb. Wir paddelten auf dem ruhigen, fast stehenden Fluß bis vor das Stadtwehr, wo auf der rechten Seite ausgesetzt wird. Von hier sind es nur wenige Minuten zum Bahnhof. Während René und Alexander zurück blieben, um auf unsere Sachen aufzupassen, fuhren Santena, Axel und ich mit dem Zug zurück nach Sulz, um unsere Autos nachzuholen.
Als alles wieder zusammengepackt ist, entdecke ich ein winziges Detail, das auf ein "Frauenauto" schließen lässt:
Werfen wir Männer doch häufig unsere Schwimmwesten achtlos in den Kofferraum oder stopfen sie in irgendeinen Behälter, darf sie hier von Santena behutsam auf einem Bügel drapiert die Rückreise durch die Fondscheiben betrachten.
Ein schöner Tag geht wieder einmal viel zu schnell zu Ende.
toller Bericht! Hat Spaß gemacht. Die Bilder erinnern mich an eine Ausfahrt, die wir allerdings schon vor 20 Jahren auf dem oberen Neckar gemacht hatten. Wer den Neckar ab Stuttgart kennt glaubt kaum, dass dieses Gewässer im oberen Bereich richtig schön ist. Für eine Wochenendtour allemal ein Tipp.
Wolfgang, mir gefällt es bei einem Kurs auch aus dem Grund, weil da noch andere sind, die sich deppert anstellen. Selbst wenn der Kurs nicht optimal auf die eigenen Bedürfnisse passt, nimmt man immer mehr Wissen mit nach Hause, als man mitgebracht hat.
@ Klaus: auch ab Stuttgart ist es am Neckar schön. Der Fluß hat sich dort zwar verändert, aber die Landschaft bleibt mit Bad Wimpfen oder den hessigheimer Felsengärten (Achtung guter Wein!) sehr ansprechend.
Gruß, Stefan __________________________________________________ Stark und groß durch Spätzle mit Soß'
danke für diese sonnigen Berichte, besonders jetzt im Winter! Durch die gelungene Mischung aus kurzen Texten und Bildern wirken Kurs und Tour sehr lebendig.