Hallo, wieder animiert durch neue lehrreiche Lektüre, mache ich mir Gedanken über das Szenario „Verfangen am Flussgrund“. ich will hier nicht den Teufel an die Wand malen, aber mich beschäftigt diese Frage. Im Wasser sich am Flussgrund, mit was oder an was auch immer zu verfangen, bei Strömung, ist bestimmt ein Szenario was nicht schön ist, höchste Lebensgefahr besteht! Worüber sich vielleicht lohnt nachzudenken?
Was tut man da? Unterwasser? Über dem Wasser?
Gibt es Erfahrungen?
Ruhe bewahren, cool bleiben, Luft anhalten, Verschluss von der Schwimmweste suchen um sich zu befreien ……
mach' Dir nicht so viele Gedanken - wenn Du in einem schnellfließenden Fluss unter Wasser kommst & Dich verfängst, reagierst Du sicherlich ohne Panik, der Körper ist einfach so eingestellt!
Kannst Du Dich befreien, kommst Du an die Wasseroberfläche, verkeilst Du Dich, hast Du aufgrund von körperlicher Aktion eh' nicht sehr viel Zeit, bis der Sauerstoff im Hirn knapp wird & Du das Zeitliche segnest.
Ich hatte ein einziges Mal das Pech, in einem tieferen Flüsschen in das Wasser zu fallen, aufgrund relativ guter Sicht unter Wasser und dem Glück, hinter einem querliegenden Baum hineinzufallen (bin VOM Baum runtergefallen, als ich anderen Paddlern d'runterdurch half, hatte keine Berührung mit dem OC), bestand relativ wenig Gefahr.
Ein Messer/Säge o.ä. unter Wasser zu bedienen? Vergiß es! Das hätte ich nie rationell geschafft!
Ich war ohne jegliche Aufregung - mein einziger Gedanke unter Wasser war: "Ist wirklich alles wasserdicht verpackt??" (Hatte rund 1000,-€ Equipment am Körper - Kamera/Handy, pp. - JA, es war alles dicht)
Vorbeugen ist besser als heilen (um's Leben kämpfen) - daher versuch' eher, Dich nirgends zu verfangen, oder nicht mal in die Verlegenheit zu kommen.
Ganz elementar ist das bei Windbruch, Verblockungen, WW, pp, da kannst Du bei einer unüberlegten Handlung auch im hüfttiefen Wasser ersaufen.
Ich bin stets fasziniert, wenn Touripaddlerguppen über/unter solchen Hindernisse steigen, ohne jegliches Gespür für die Gefahr bei solchen Handlungen.
Allzeit unfallfreie Paddelei wünscht
Leichtgewicht
Media vita in morte sumus ("Inmitten des Lebens sind wir vom Tode umfangen")
soo selten ist das gar nicht. Das Verfangen am Flussgrund ist tatsächlich eher selten, der "Klassiker" dazu ist die Fussangel im knietifen Wasser bei starker Strömung. Da habe ich aber (*gottseidank*)kein aktuelles Beispiel auf Lager. Im Ernstfall kann man nur auf sachkundige Mitpaddler hoffen, die einen Wurfsack dabei haben und mit diesem umgehen können. Ansonsten kommt es häufig vor, dass sich Schwimmer in Bäumen, die auf dem Wasser liegen, verfangen. Hab ich schon gesehen, ist aber gut gegangen. Auf der JEM auf der Guisanne ist vor rund drei Jahren so eine Frau ertrunken. Diese Jahr ist in Österreich jemand in einem unter Wasser verfangenen Seil hängen geblieben und dort ertrunken. Ebenfalls in Ösi gabs einen Eisenträger im Fluss, der knapp überspült war. Da gab es zwei Unfälle, einer davon tödlich (letztes Jahr?). Der Träger ist dann per Bagger entfernt worden.
Man kann solchen Sachen eigentlich nur vorbeugen: Lernen, Gefahren frühzeitig zu erkennnen und zu umgehen. Und lernen, wie man anderen in Schwierigkeiten helfen kann. (Alle oben genannten Unfälle sind im Wildwasser aufgetreten).
Nach meiner Erfahrung hier (Nordsee, besonders in Prielen), unterschätzen Alle ohne entsprechende Erfahrung, die Kräfte die strömendes Wasser hat. Strom mit Schrittgeschwindigkeit, Wasser bis zum halben Oberschenkel und den Touristen vergeht (zurecht) das Lachen.
Baumhindernisse im strömenden Bach lösen bei mir immer eine latente Angst aus, so im Sinne von: "Da könntest Du drunter hängen." Deshalb schaue ich mir Alles lieber zweimal an. bevor ich drüber und durch fahre.
Gruß Andreas
"Wie wir die Welt wahrnehmen, hängt davon ab, wie wir uns in ihr bewegen." F. Schätzing
Ich denke auch, das ist ein Thema, welches man im Hinterkopf behalten sollte. Es geht schneller als man manchmalk denkt. Und das >mir doch nicht< passiert dann schneller als man gucken kann.
Ich habe mal bei Hochwasser durch eine Unachtsamkeit in der Außenkurve unter einem Baum gehangen. Es ist eigentlich nur ein Dorf und Wiesenflüßchen, allerdings bei Hochwasser geht da schon was. Ich hatte eher unverschämtes Glück, vor allem wenn man bedenkt, daß ich allein unterwegs war. Bis auf eine nasse Mahlzeit und ein verlorener Wassersack ist aber dann nichts passiert. Obwohl.... ich bin mit Kajak im Schlepp etwa 3km hinter meinem Paddel hergelaufen, bis ich es dann durch Zufall wieder gefunden habe.
Ich denke, man sollte immer viel Sorgfalt und Aufmerksamkeit walten lassen und mit wachem Auge unterwegs sein, vor allem, wenn man alleine ist. Das nichts passieren kann, ist ein sehr trügerischer Gedanke.
Bin fürher viel Wildwasser im Kajak gepaddelt, dabei auch WW V. Zuerst einmal sollte man Flussabschnitte mit erwartbarer Verblockung oder Hindernissen ansehen, bevor man runterfährt! Flüsse im Frühjahr hängen immer irgendwo voll Treibgut. Sollte sich etwas als technisch schwierig zeigen, kann man entweder umtragen (No Indian ever drowned at a portage...) oder man baut eine Sicherung auf. Das sind Kameraden, die mit entsprechender Kenntnis und Ausrüstung zum Helfen bereit an der richtigen Stelle stehen. Hat man selbst die Stelle durchfahren, macht man die Sicherung für die Kameraden. Schiebt einen die Strömung auf ein plötzlich auftauchendes Hindernis zu, dem man nicht mehr ausweichen kann, darf man sich nicht in Panik gegen die Strömung vom Hindernis weglehnen, sondern muss sich auf das Hindernis stützen und dabei das Boot aufkanten, so dass das auflaufende Wasser darunter hinwegströmt. Dann kann man entweder versuchen, sich am Hindernis vorbeizuschieben oder man wartet auf Hilfe. Hat man sich erst unter einem Hindernis verfangen und der Wasserdruck presst einen weiter darunter ...
ja. All das muss man vorher tun. Erst mal (falsch am und) unterm Baum geht es in starker Strömung so schnell, dass zum geplanten Handeln keine Zeit bleibt.
Mein Tip zum ganzen: Mehr schwimmen. Wer in Fließ- oder sogar Wildwasser unterwegs ist, profitiert von ruhigem, gelassenem, sicheren Schwimmen. Abgesehen von WW IV und aufwärts sollte man meines Erachtens nach überall dort, wo man paddelt auch komfortabel schwimmen können! Mal abgesehen davon, dass man sich auch auf einem Klasse II Bach schon dicke blaue Flecken holen kann, aber das setze ich mal als bekannt voraus.
Mein persönliches Horrorszenario ist im übrigen folgendes... trübes Wasser und eine in eher leichtem Gelände auseinandergezogene Gruppe, die einen Schwimmer nicht direkt mitbekommt, der dann zu einem untertauchen durch Holz oder verhakten Füssen zwischen Felsen führt...
- Holz kann überall sein! Bäume, die man sehen kann, sind das kleinste Problem - ist dies erkannt, kann man entsprechend handeln (tut es nicht zwingend, aber dann kann man sich auch nicht beschweren) . Man muss aber auch immer damit rechnen, dass etwas da ist das man NICHT sehen kann. Mir ist ein Fall bekannt, der am Chilliwack River in BC/Kanada vorgekommen ist, bei dem eine zugegeben mit WW-Schwimmen nicht sehr vertraute junge Frau ertrunken ist, die allerdings vorschriftsmäßig im Bach unterwegs war - Füße abwärts, auf dem Rücken. So hat man sie dann auch nach ein paar Tagen gefunden, ein Ast der zwischen Steinen klemmte und unter Wasser flussaufwärts zeigte, hatte sie an der Schwimmweste aufgefädelt, durch den Wasserdruck rutschte Sie dann bis zum Ende - nur knapp unter der Wasseroberfläche, aber weit genug unten dass Sie im trüben Wasser an dem Tag nicht mehr aufzufinden war. Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.
Dieses Beispiel wurde in einem Rescue-Kurs auch als Lehrbeispiel dafür genutzt, warum dieser Instructor Schwimmwesten mit Zentralreissverschluss-Öffnung empfiehlt - UND Rettungsscheren statt Messer, die nämlich wesentlich sicherer zum rumschnibbeln an sich selbst (bzw. der umgebenden Ausrüstung) genutzt werden können als Messer. Stellt euch mal den Versuch vor, in dem Szenario aus einer Langer AKC rauszukommen..
- Nicht, dass Messer deswegen unnütz wären. Manchmal braucht man auch die - mit einer Schere kriegt man z.B. nicht so gut ein komplettes Boot durch wie mit einem Messer.. was bei einem Klemmer in einem zusammengefalteten Boot auch durchaus mal vorkommen kann! Hilft aber alles nix, wenn man keine Ruhe bewahrt, daher sollte man eben im Wasser genauso cool bleiben können wie im Boot.
- für den klassischen Fußklemmer gibt es eine Technik, die kann man trainieren. Funktioniert sicher nicht immer, schadet aber gewiss nicht, es zu beherrschen. Was auch hilft, sind gute Reflexe - die kriegt man auch durch Training, muss allerdings dafür in Kauf nehmen, auch mal die gepflasterten Wege zu verlassen. Dort lernt man nix.
- Rescue-Kurse sind nicht nur für WW interessant, vor allem nicht nur für Euch selbst. Mir sind schon Leute auf der (oberen, dort max. 20 meter breiten) Donau begegnet, die aus Ihrem Gummiboot gefallen sind und dort in fast stehendem Wasser eine Panikattacke bekamen, die wir dann "retten" mussten. Sowas kann einen aber leider sogar dort auch wirklich umbringen, wenn man Pech hat..
Egal, ob DLGR-Rettungsschwimmerscheine oder WW-Rescue-Wissen.. wenn man auf und im Wasser unterwegs ist, braucht man es immer irgendwann, wenn nicht (hoffentlich) für sich selbst, da man die nötige Umsicht vielleicht mitbringt oder nicht zuletzt durch Übung und langsame Gewöhnung erworben hat, dann evtl. für den zu vermeidenden Unfall irgendwelcher anderen Leute, denen man so auf dem Wasser begegnet. Noch ist ja kein Zaun drum und Eingangskontrollen sind mir auch bisher nur dort begegnet, wo der Kommerz das Paddeln sowieso leider eher unspaßig macht - sorgen wir doch dafür, das es so bleibt indem wir alle unsere eigene Sicherheit und die der anderen Verkehrsteilnehmer als selbstverständlich schützenswert behandeln und dies als ebenso wichtigen Teil des Paddelns verstehen wie Zeltöfen aus Titan, Materialdiskussionen, Bootsformen und Dachgepäckträger. Wenn nur halb so viel Energie und Gedanken in die Sicherheit gesteckt würden wie in o.g. und viele weitere Themen, wäre dem sicher schon Genüge getan.. ,D
In diesem Sinne, happy paddling & stay safe out there - but mostly, BE the safety you would want from others ;D
Zitat von Leichtgewicht: „Ein Messer/Säge o.ä. unter Wasser zu bedienen? Vergiß es! Das hätte ich nie rationell geschafft!“
Stichwort „Rettungsschere“ finde ich sehr gut. Eine Rettungsschere ist bestimmt ein weiterer nützlicher Ausrüstungsgegenstand des „Safe Equipment“ neben Wurfsack & Co.
Zum Beispiel eine „Edelrid Rettungsschere“ was u.a. in der Kletterei benutzt wird wiegt ja auch nur 200g. Diese griffbereit zu befestigen an eine geeignete Schwimmweste, an einen D- Ring mit Sollbruchstelle wäre bestimmt sinnvoll.
Jede Menge Sicherheitsausrüstung (man ist für jeden erdenklichen Fall gewappnet) kann nützlich sein. Aber all zu oft wird auf dieser Schiene alles gemacht, um sich selbst zu beruhigen. Kein Euro ist zu viel, den man dort investiert ...
Jeder sollte sich aber mal ehrlich fragen, was jenseits des "Sicherheitkaufen" in die eigenen Fähigkeiten investiert wird. Da geht man wesentlich sparsamer mit den Investitionen um. Das geilste Werkzeug an der Schwimmweste nützt wenig, wenn man es nicht mal unter Wasser probiert hat, zu nutzen. Die Säge am Gürtel kann die Fähigkeiten einer soliden Seilfähre rückwärts nicht ersetzen, um einem Baumhindernis schnell auszuweichen ...
Mit Fähigkeiten und Erfahrungen kann man sicher 95% aller Probleme ausweichen bzw. diese gut lösen.
...„Ein Messer/Säge o.ä. unter Wasser zu bedienen? Vergiß es! Das hätte ich nie rationell geschafft!“... Sicher sägt man nicht ne halbe Stunde Äste unter Wasser, aber ein Seil durchschneiden sollte irgendwann klappen.
Ich war beim Rollentraining mit mir am meisten damit zufrieden, dass ich irgendwann im Kopf unter Wasser die Ruhe hatte, nach einem gescheiterten Versuch nicht auszusteigen, sondern mich zu konzentrieren und einen zweiten Anlauf zu machen, der mich dann auch wieder hoch brachte.
Das bringt mich auf die Idee, dass wir so etwas ja gegebenenfalls auch mal ausprobieren können - unter kontrollierten Bedingungen. Ich habe gerade eben hier das nächste Sicherheitstreffen in Tübingen ausgeschrieben. Es wird am Wochenende 21./22. September 2013 stattfinden.
...bin gerne zu allen Schandtaten diesbezüglich bereit - übrigens bietet die Bregi an der Einsatzstelle der unteren Strecke geradezu Idealbedingungen, um verschiedene Sache zu testen, da dort unter der Brücke eine starke Strömung herrscht, an die man nah rankommt, zudem kann man die Brücke nutzen um dort Dinge komfortabel zu befestigen.. habe dort einmal die Wildwasser-Rettungsgruppe der DLRG Wangen beobachten dürfen.
Foot entrapments unter Wasser zu simulieren, mit Textil oder ohne, ist sicher eine gute Idee. Damit man mal das Gefühl dafür bekommt, was dann eigentlich unter Wasser so abgeht. Seile hätte ich genug, die ich für so etwas auch gerne einer sinnvollen Zerkleinerung zuführen kann..
Und das Argument, das Tools gekauft werden und dann meinen so einige, das wäre genug, dem möchte ich zustimmen - jeder, der halbwegs professionell rettet, übt ständig, weil Stress-Situationen sonst nicht beherrschbar sind. Ich wäre daher auch froh, wenn Rettungsübungen zu jeder WW-Fahrt gehören würden - das ist aber eine diffizile Sache, die auch etwas mit Gruppendynamik und -Lust/Unlust zu tun hat. Im Grunde sollte man da aber eigentlich keine Kompromisse eingehen..
Was die Sicherheit am, im und auf dem Wasser angeht bin ich zwar sensibilisiert durch einen notwendigen Abstecher rückwärts in die Donau mit einen übergroßen tonnenschweren Vehicle, nur etwas zu weit, was zum Glück gerade noch gut ausgegangen ist. Bewusst wird einen das erst viel später, was da passieren hätte können.
Aber wenn Ich ehrlich zu mir bin, bin ich mit der Seilfähre rückwärts überfordert.
Bei meinen Versuchen die Seilfähre gegen den Strom zu üben, bin ich zwar auf die andere Uferseite gelangt, aber bin zu weit Unterstrom abgekommen. Ich hatte leider das Aufkanten mangels Fachwissen nicht angewandt. Ein Grund von vielen doch noch über einen Paddelkurs nachzudenken.
Das Szenario „Verfangen am Flussgrund“ unter nahezu realen Bedingungen beim Sicherheitstreffen in Tübingen im Jahr 2013 angedacht zu sehen, finde ich für sinnvoll. Den 21. / 22. September 2013 merke ich mir vor.
Zitat: @ Mahyongg „ für den klassischen Fußklemmer gibt es eine Technik“
Wie wird sie denn angewendet? Ohne fremde Hilfe bestimmt nahezu unmöglich aus einer solchen Situation heil herauszukommen. Wenn ich daran denke wie viele Leute, darunter auch Kinder ihre Füße oft aus dem Boot ins Wasser hängen bei Strömung, birgt dies sicher auch ungeahnte Gefahren sich irgendwo zu verhaken.
Hallo Mike, das Aufkanten bei einer Seilfähre dient nicht einem besseren Ergebnis sondern es erhöht die Sicherheit,da Du gegen die Strömung paddelst und diese seitlich aufs Boot drückt. Egal, ob Du vorwärts oder rückwärts "fährst".
Hmm.. das ist sicher auch rumpfformabhängig, aber meines Wissens nach ist die Fläche des Bootes da doch schon hilfreich, da die angeströmte Fläche durch das aufkanten vergrößert und so der Einfluss des Rumpfes in der Gleichung gesteigert wird. Das aufkanten gegen die Tendenz des Strömungsdrucks, das Boot kentern zu lassen, könnte ja sonst auch zur üblichen Flachlage führen.. Oder lieg ich damit jetzt völlig falsch?
Der Einfluss des Rumpfes mit seiner im Vergleich zum Paddel viel größeren Fläche wird allerdings ohnehin gerne unterschätzt, habe ich manchmal den Eindruck...