Teil 1 Wenigpaddler(Andreas), Moose(Jörg), Lej(Lej) und Troubadix(Jürgen) auf Paddeltour durch das Danium,
Im April diesen Jahres fahren wir ab Kiel mit Winnie´s altgedientem Berliner Taxi, beladen mit einem 17er Nova Craft Prospector, einem Bell Yellowstone Tandem und der nötigen Ausrüstung für eine Woche, zum Limfjordzentrum nach Doverodde um von dort den Westteil des Limfjords evtl. bis Aalborg zu segeln. Der Leiter des Zentrums weist uns in die örtlichen Gegebenheiten ein. Wir beziehen die auf dem zugehörigen Gelände liegenden Shelter und durchschlafen eine Nacht mit Windstärken um 9-10. An einen Start am nächsten morgen ist nicht zu denken, was auch nicht weiter tragisch ist, da unser Chefkonstrukteur Andreas noch ein paar Restarbeiten an seiner neuen A-Riggentwicklung zu erledigen hat, Jörg und mir macht es Spass dabei zu helfen. Ein wenig zur Untätigkeit verdammt, erkunden wir die nähere Umgebung, betrachten die teilweise frisch überholten Segelschiffe des Zentrums, den originalgetreuen Nachbau eines Wikingerschiffs und die im westlichen Ostseeraum weit verbreitete, bewährte Aalborgjolle, ein offener seegängiger Holzspitzgatter mit Sprietsegel und wenig Tiefgang. Dieser hier überzieht das Gelände je nach Windrichtung mit dem eindringlichen Duft des Buchenholzteers, mit dem er für die kommende Saison frisch eingeteert ist. Lej vertreibt sich die Zeit mit seinem Russenkünzi und versucht sich am Hafen mit Fischfang, wir anderen fachsimpeln über die idealste Stellung des neuen Riggs und debattieren über die freundlicherweise von Jasper immer wieder frisch gelieferten regionalen Wetterberichte. Jasper und der Leiter des Zentrums betreuen und bauen die um den Limfjord schon in großer Zahl vorhandenen Shelter zum übernachten für Wasserwanderer, sie sind Seekajak-Canadier- und Kajakwellensurfausbilder und Jasper steht der Kajakwellensurfsektion des Dänischen Kanuverbands vor. Seekajak-, Segel-, sowie Canadierkurse, meereskundliche Vorträge usw. werden auch für Schulklassen hier angeboten, preiswerte Zimmer mit Selbstverpflegung, Kiosk, Führungen etc.. Am nächsten morgen, es wird besser, der Wind flaut ab und soll später sogar auf ein bis zwei Bf runter gehen. Mit einer 4-5 aus Süd-Südwest, bei einer Wassertemperatur von ca.15 Grad, machen wir uns auf den Weg nach Thistedt, Wellengang ist wegen Landschutz unproblematisch. Es soll weiter abflauen und nach West drehen. Schnell passieren wir die Neessundfähre, in der Mündung zur Visby Bredning beraten wir uns, den Kurs nehmen wir direkt Richtung Gudneas Hage, der Wind hat weiter nachgelassen. Nach nur 500m kurbelt „Der da oben“ im Blitztempo die Windmaschine auf 6Bf an und gönnt sich ein paar Minuten später den Spaß, uns mit 7Bf zu ärgern, in Böen auch noch drüber. Das zu erreichende Ufer wird zeitweise völlig von aufgewirbeltem Wasserdunst verdeckt. Nach Backbord blickend, sehe ich die beiden Paddelkameraden im Nova Craft Prospector ein gutes Stück querab, Andreas sitzt gerade im Heck frei über einer durchlaufenden Welle, sein in Wikingermanier seitlich angehängtes Ruder ist dabei ohne Wasserkontakt in der Luft. Der Seegang nimmt zu, eine Böe schafft es, den Yellowstone über seine Bugwelle zu heben, ein Surf von gut 50m ist die Folge, Lej ist begeistert, ich nicht. In Gedanken spule ich kurz den Wiedereinstieg ab, nehme das Rigg unter die Lupe, das Klettband am Mastfuss hält, alles okay. Nach zwei weiteren Surfs beruhigt sich das Ganze etwas, schön wäre es jetzt, das Segel noch weiter reffen zu können. Am ca.3 km entfernten Ufer erkenne ich endlich einen weißen Fixpunkt, der wird nun mit leichter Kursänderung nach Nordwest angesteuert, ein kurzes Stück weiter ist jetzt auch die Steilküste von Gudnaes Hage zu erahnen. Die Sicht wird besser. Der Nova Craft Prospector ist in den Wellen nicht mehr aus zu machen. Wegen der Erfahrung von Jörg und Andreas, mache ich mir trotzdem keine besonderen Sorgen, ein kleines Bisschen vielleicht. In so ein Wetter fährt man nicht freiwillig, es gibt Entspannteres, zumal ich vor Jahren, auf einer Tour von Thyborön auf der Südroute nach Aalborg ähnliches mit einem Kanu ohne Beseglung erleben durfte und vorgewarnt sein müsste, aber die jüngeren Touren mit Traumwetter rücken im Gedächtnis nun mal in den Vordergrund. Der Limfjord ist und bleibt für mich eines der schönsten Paddelreviere Nordeuropas, übertrifft für mich , von den Bewegungsmöglichkeiten und der Abwechslung her auch die stark eingeschränkten Nordseewatten. Das Wetter ist hier erfahrungsgemäß jedoch sprunghafter als bei uns an Nord und Ostsee weiter südlich. Das Ufer rückt näher, ich halte für das Anlanden bei auflandigem Wind nach einer Brandung Ausschau, die sich auf Grund flacheren Wassers schon weiter draußen bricht, das ist günstiger für einen OC. Der weiße Punkt entpuppt sich dann aus der Nähe als einsamer Wohnwagen direkt unterhalb eines kleinen bewaldeten Hangs auf einem schmalen mit Gras bewachsenen Uferstreifen, ideal um die Tour hier zu unterbrechen. Am Ufer angelangt halte ich nach Andreas und Jörg Ausschau, sie sind bereits durch den Brandungssaum im flachen Wasser und jeden Augenblick bei uns. Lej geht Seeigel und Korallen suchen, die anderen kümmern sich um Kanus und Gepäck, ich mache mich auf die suche nach dem Landbesitzer um die Zelterlaubnis ein zu holen. Die Dänen sind ein äußerst freundliches Völkchen, bei eigenem rücksichtsvollen, freundlichem Auftreten wird keine Übernachtungsabsage erteilt. Kaum eine Viertelstunde später erscheinen die Besitzer mit Kaffee, wir machen es uns unterm Tarp gemütlich. Ein am morgen geschossener Bock muss noch tot getrunken und bestaunt werden. Ein wirklich kapitaler alter Bock.
Fortsetzung folgt in ein paar Tagen, muss mit den anderen noch korespondieren, da mir das Eine oder Andere von der Erinnerung her etwas unklar ist. Wie an anderer Stelle schon erwähnt, hat Moose meine Festplatte und somit auch meine Bilder gerettet, an dieser Stelle ein großes Dankeschön dafür! Die Bilder sind von Moose und mir, seine sind besser, wie immer.
Hallo Jürgen, ein sehr spannender Bericht. Umso mehr fieber ich einer Lieferung aus UK entgegen, um Segelkraft auf dem Canadier zu erleben. Und der Limfjord ist ohnehin schon auf die Mittelfristagenda gehoben worden. Viele Grüße aus Berlin und ein gutes neues Jahr, Fritz
Moin Fritz, Kann deine Vorfreude gut verstehen, warte auch auf einen kleineren Kompass fürs Kanu. Wenn du dann Kartenmaterial für den LF brauchst, könnte ich dir was kopieren. Frohes Neues Jahr nach Berlin Jürgen