Der vergangene Sommer liegt nun bald so weit zurück, wie der kommende Sommer vor uns liegt. Durch eine kleine verordnete Zwangspause habe ich es endlich geschafft, den Reise- bzw. Tourenbericht in die Tastatur zu tippen. Bei Gelegenheit, Lust und Laune folgt dazu noch ein kurzer Videotrailer. Wer den Bericht etwas ansehnlicher formatiert, mit mehr Bildern, Bildunterschriften, in Reihenfolge sortierte Bilder und einigen passenden Links lesen möchte, der guckt am besten gleich hier rein.
1. Weites Fjäll
Sprühregen, trübes Wetter und tief hängende Wolken verbergen die Fjällgipfel des Långfjäll, das ist eigentlich kein vielversprechender Tourenstart. Mental sind wir aber alles andere als trübsinnig eingestellt, denn wir wissen, das Wetter kann sich hier oben stündlich ändern und schlechter als es ist, wird’s kaum werden. Außerdem sind wir gegen Wind und Regen gut „verpackt“. Längs über den See Grövelsjön im Norden von Dalarna führt die erste Tourenetappe rüber nach Sylen. Eine Fahrt von Schweden nach Norwegen, die 35 Minuten dauert. Der Bootsführer des M/S Sylöra wartet schon am Anlieger auf uns. Wir sind exklusiv Passagiere auf der Überfahrt. Nach dem wir in Sylen von Bord gegangen sind, bringt uns der Pfad durch Fjällbirkenwald auf einem moderat steilen Anstieg rauf ins Kahlfjäll. Die Sicht ist hier oben durch die tiefhängenden Wolken echt übel. Nach drei Wanderstunden über den Bergrücken des Pråahta gelangen wir in das Tal der „Einsamen Seen“ (Achtung der Name ist eine Eigenkreation). Ausgangspunkt für Unternehmungen in dieses Gebiet ist das Fischcamp am See Hävlingen, im Herzen des 690 km² großen Långfjäll Naturreservates. Am Fischcamp wollen wir aber nicht bleiben, sondern ein abgelegenes Plätzchen in einer Bucht des Sees aufsuchen, das wir schon aus dem vergangenen Jahr kennen. Ein paar Tage die Gegend erkunden, ein bisschen angeln und einfach nur die herrliche Natur des Nordens genießen, das wollen wir hier. Mit einem gemieteten Ruderboot geht es ans Nordende des Hävlingen in die Bucht Kantviken. Am Nachmittag ändert sich das Wetter, die Wolkendecke reißt auf und wir haben blauen Himmel und Sonnenschein.
Tage später machen wir Station in Älvdalen, einem zentral gelegenen Ort in der Provinz Dalarna. Im Einzugsgebiet des Flusses Österdalälven gibt es einige gute Gewässer zum Fliegenfischen. Doch zu nächst sortieren wir unsere Klamotten von der Fjälltour auseinander und betreiben allseitiges cleaning. Da wir mittlerweile durch unsere vielen Touren im Nordland sehr heimisch geworden sind, trifft man immer wieder Bekannte, Gleichgesinnte, Freunde oder macht Bekanntschaft mit Menschen die Menschen kennen, die man selber auch kennt. In Älvdalen passiert uns das gleich drei Mal. Zuerst begegnet uns Michael, eine Fliegenfischer-Bekanntschaft aus Niedersachsen, der mir vor Jahren hier am Österdalälven sehr viel über diese Kunst des Fischfangs beigebracht hat. Dann Kurt, der uns aus der Patsche geholfen hat, als wir im vergangenen Jahr mit unserem Auto liegen geblieben sind. Und wir treffen in der Tiefe des schwedischen Waldes fern aller Zivilisation den Schweden Mikael. Und Mikael kennt einen guten Bekannten von unserer schwedischen Partnerschule aus der Provinz Hälsingland. Mit Michael fahre ich zum Fliegenfischen an den Rotälven. Ein herrlich ruhig gelegenes, von endlosen Wäldern umgebenes und im Flusstal eingebettetes Angelrevier. Einen halben, mehr oder weniger erfolgreichen Tag verbringen wir dort. Nach dem der Wind nachmittags ordentlich auffrischt und talabwärts bläst brechen wir unser Unternehmen ab. Am Auto von Michael pellen wir uns aus den Wathosen, verstauen Angelruten und den ganzen Rest im Kofferraum seines Toyotas. Ich drücke die Heckklappe zu und los kann es ins 40 km entfernte Basislager gehen. Nö, los kann es aber nicht gehen, denn die Autoschlüssel liegen drin, das Auto hat sich verriegelt und wir stehen draußen. Schon irgendwie behämmert diese Art der Verriegelungstechnik, meine ich. Was ist die Lösung? Drei Varianten kommen in Betracht; übers Handy Hilfe ordern, Scheibe einschlagen oder loslaufen bis man auf potentielle Hilfe stößt. Variante eins fällt aus, da das Telefon von Michael null Handynetz anzeigt. Variante zwei fällt auch aus, da diese zwar durchaus eine schnelle Problemlösung verspricht im späteren aber viel Scherereien, um eine neue Scheibe zu besorgen. Bleibt also nur Variante drei. Bis zur Asphaltstraße nach Älvdalen sind es vielleicht 15 km, aber vielleicht treffen wir ja schon vorher auf Hilfe. Let‘s go, der Weg ist das Ziel. Irgendwann hören wir es hinter uns brummen und poltern. Um die Kurve der Schotterpiste kommt ein schrottiges „Eisenschwein“ gedonnert. Uns gelingt es, den Fahrer zum Stoppen zu bewegen. Hinter dem Lenkrad ist so eine Art Mischung aus Trapper John, Goldgräber Jim und Colt Seavers aus dem Wald. Holzfällerhemd, Goldgeschmeide an Hals und Fingern, Tattoos an den Armen sowie 80-er Jahre Police-Brille im Gesicht. Spindeldürr und gut bestückt mit Fehlstellen im Werkzeugsammelsurium der Nahrungszerkleinungsmühle des oberen Verdauungstraktes. So gelangen wir schneller als erwartet zurück, um an die „Gott sei Dank“ vorhandenen Ersatzautoschlüssen von Michael zu gelangen. Colt John-Jim Seavers aus dem Wald bekommt für seine nette Dienstleistung als Dankeschön ein Tetra Pak Rödvin. Alle Beteiligten sind glücklich. Ein happy End.
Wir starten zu unserer Kanutour auf dem Svartälven, dem Schwarze Fluss ,an der Grenze zwischen den Provinzen Dalarna und Värmland. Unsere Tour begann eigentlich schon auf dem Zeltplatz Sörälgen in der Nähe von Hällefors. Dort sortieren wir das Tourengepäck und packen um. Da wir bereits einige Tage vorher für unsere mehrtägige Fjällwanderung um-, ein-, aus- und zurückgepackt haben, ist unser Elan dabei ehrlich gesagt doch etwas gebremst. Nach ca. 50 Straßenkilometern mit dem „Kanutaxi“ starten wir auf dem Fluss in der Nähe von Tyfors bei tollem Schwedensommerwetter. Der Svartälven ist in den vergangenen Jahrhunderten durch Menschen in ihrem Sinne umgeformt worden. Zahlreiche Staueinrichtungen haben ihn „gezähmt“, so dass die Fließgeschwindigkeit gegen Null tendiert. An den Stauwerken stehen Portagen von 20 – 300 m Länge an, die alle problemlos mit Bootswagen bewältigt werden können. Die Seen lassen sich überwiegend in die Kategorie „lang und schmal“ einstufen. Der Svartälven fließt ausschließlich durch hügliges Waldland. Vereinzelt stehen an den Ufern Ferienhäuser. An einigen Flussabschnitten gibt es Straßenbegleitung. Für den Kanutourismus ist der Svartälven mit Übernachtungsplätzen ausgebaut. Wir wollen es allerdings vermeiden, die Gastlichkeit solcher Plätze wegen der dort gelegentlich auch anzutreffenden Paddelgruppen in Anspruch zu nehmen. Auch am Svartälven treffen wir auf Bekannte. Als uns am zweiten Paddeltag das anhaltende Schauerwetter doch an einen der Übernachtungsplätze zwingt, wird dort unsere vorauseilende Laika-Hündin mit „Hallo Dascha“ begrüßt. Wer kennt hier im Busch Daschas Namen? Es ist Paddelbekanntschaft René aus Potsdam, der hier mit Familie wegen des Regens ein Tag ausharren muss. Ja, das Leben ist immer für eine Überraschung gut. So können wir in gemütlicher Runde den Dauerregen am Lagerfeuer mit Klönsnack aussitzen. Den Tourenabschnitt bis Hällefors legen wir am kommenden Tag als „Kanuverband Brandenburg“ gemeinsam zurück. Ach ja, da war ja noch die Geschichte mit meinen Schuhen. Zeitiger mit dem Abbau des Camps und dem Verpacken fertig, verabschiedeten wir uns am Morgen von den Potsdamern in Richtung Hällefors. Im Knien paddelt es sich verständlicherweise ohne Schuhe bequemer, aber irgendwann, so etwa 3 Flusskilometer weiter, bekomme ich kalte Füße und angle hinter mich nach den Schuhen. Meine Hand greift aber ins Leere. Nix Schuhe. Im Packsack sind sie auch nicht. Es wird zur Gewissheit: die Schuhe stehen 3 Kilometer hinter uns am Ort des Aufbruchs. Nach Abwägung der Vor- und Nachteile des Schuhverlustes entscheiden wir uns, dass die Nachteile überwiegen und kehren um in Richtung Schuhe. Eine halbe Stunde später erwartet uns René schon mit einem breiten Lachen am Ufer. „Wir hätten sie dir auch nach Hause geschickt.“
Hallo, wunderschöne Bilder und mit Fisch, Super. Ein paar meiner Fische kamen aus dem gleichen Gewässer, kann gut verstehen, dass Euch das da gefallen hat. LG Jürgen
Danke für den tollen Bericht und die wunderschönen Bilder, macht echt Lust, die Motorhaube des Autos gen Norden auszurichten und erst wieder anzuhalten, wenn man am Fluss ankommt...
es handelt sich um ein Lavvu light von Helsport. Ich kann mich noch nicht entscheiden ob ich damit wirklich so zu frieden bin. Es besitzt ein sehr geringer Gewicht im Verhältmis zum Raumangebot. Es ist klein verpackbar und hat m.E. sicher auch eine gute Qualität. Das eine oder andere "Aber" gibt es jedoch auch.