Bei niedrigen Wasserständen und quasi leeren Flüssen bleibt dem gemeinen Canadierpaddler ja wenig anders als Kringeln auf Flachwasser übrig. Eine der wenigen Alternativen ist Poling. In Ermangelung von Kringelkompetenz und -leidenschaft habe ich mich an diesem sonnigen Sonntagmorgen zu einer kleinen Übungseinheit an den Neckarschleifen bei Sulzau aufgemacht. Beim dortigen Golfklub habe ich mein Auto standesgemäß zwischen dunklen Limousinen geparkt und das Boot unterhalb der Brücke eingesetzt.
Schon dort war der Wasserstand so niedrig, dass ich von Anfang an die Polingstange nutzen konnte. Zunächst war die Sulzauer Welle zu bewältigen, in der wir mit den Wildwasserbooten sonst gerne surfen - heute konnte ich mich und das Boot mit der Polingstange von unten hindurch schieben. Oberhalb der Brücke musste ich ein Stück treideln weil über die gesamte Breite des Flusses gerade mal 5 bis 10cm Wasser unterm Kiel hindurch flossen. Dann ging es weiter durch die lang gezogenen Flussschleife an deren Ende ich angesichts der zahlreichen fehlgeschlagenen Golfbälle, die mir vom Flussgrund her entgegen leuchteten den alten Wildwasserhelm aufzog, den ich zu diesem Zweck mitgenommen hatte.
Der Fluss hat in diesem Abschnitt immer wieder kleine flache Stromschnellen, die bei meinem Übungsstand durchaus Herausforderungs- charakter haben. Bei Niedrigwasser tauchen zahlreiche Flusshindernisse auf, in deren Kehrwasser man Anlauf nehmen kann um kleine Schwälle zu bewältigen. Ganz am Ende liegt ein eingefallenes altes Holzwehr, das eine besondere Herausforderung bildet.
Zunächst ging ich es (orographish) links an: ich überquerte den Fluss, sammelte im Kehrwasser Kräfte und versuchte dann in der starken Mittelströmung über die Wehrkrone zu kommen. Der Versuch scheiterte zwei Mal im Ansatz. Es gelang mit nicht der Strömung genug Geschick und Kraft entgegen zu setzen, das Boot trieb quer und ich musste einmal sogar wenig graziös aussteigen weil ich an einem Stein hängen blieb, den Süllrand unter Wasser bekam und 4/5 Liter "tankte".
Beim dritten Mal wählte ich die rechte Route, die im seichten sehr steindurchsetzten Bereich zwar weit an die Wehrkrone hinauf führt aber dann keine Möglichkeit zum Weiterkommen bietet. Ich stieg am Ende aus, treidelte über die Wehrkrone und sah mir den Abschnitt nur teilbefriedigt von oben an.
Dann paddelte ich den Flussabschnitt, der mich eine knappe Stunde beschäftigt hatte in 15 Minuten wieder bergab. Unterwegs sammelte ich an einer Stelle noch acht Golfbälle auf, mit denen ich am Ausstieg noch einige Golfer beglückte, die mir von tragischen Kenterungen voll besetzter Leihboote am eingefallen Holzwehr berichteten. Das Wehr muss man im richtigen Winkel anfahren sonst wird man gegen die übrig gebliebenen Holzpflöcke getrieben und falsch aufgekantet kentern die Boote dann unweigerlich.