Je zuversichtlicher ich mich bei Wanderfahrten auf angeschwollene Flüsse wage und schwungvoll ins Kehrwasser schwenke desto wahrscheinlicher wird, dass ich dabei auch mal ein unfreiwilliges Bad nehme (bin ja inzwischen stets artig mit Schwimmweste bekleidet und habs ja nicht anders gewollt...)
Nun stellt sich die Frage: Sichere ich meine Ausrüstung durch Anbinden (wie das hierzulande - scheint mir - Tradition hat) oder mache ich's wie die Kanadier, die raten, nix festzubinden weil Tonnen, Säcke und andere Ausrüstung die Bergung des Bootes nur unnötig behindern - man kann das Zeug ja in einem der nächsten Kehrwasser wieder auflesen.
Ich bin da ein wenig hin- und hergerissen, binde aber bislang doch noch alles fest weil ich mich nicht recht darauf verlassen will, das nächste Kehrwasser in einem zwar geborgenen Boot aber ohne Paddel zu erreichen.
Wie haltet Ihrs?
Axel
___________________ Bundìn er bàtlaus mađur (isländisch - ungefähr: Männer ohne Boot sind gefesselt) "Each mile on a river will take you further from home than a hundred miles on a road." Bob Marshall
Reinhard_HH
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14.03.2007 13:35
#2 RE: Säcke, Tonnen, Paddel - anbinden oder nicht?
ich habe bisher nur die "wichtigen Kleinigkeiten" im Boot angebunden, bei den großen hatte ich eher Bedenken, dass sie im Fall der Fälle eher stören oder man sich verheddert. Eine Alternative ist vielleicht, das Gepäck unter einer Plane/Netz zu befestigen, so dass es seine Lage nicht verändern kann. Das will ich mal versuchen. Das wasserdicht verpackte Gepäck dürfte/sollte einen ähnlichen Effekt wie fest installierte Auftriebskörper haben.
Ein Capistrano-Flip dürfte dann allerdings etwas schwieriger werden...
Gruß, Markus
Planung ist das Ersetzen des Zufalls durch den Irrtum.
hallo axel, anbinden oder nicht - ein klares jein! bei touren auf seen würde ich nicht anbinden, wegen der schwierigkeiten bei einer eventuellen bergung. tagesgepäck auf einer flußtour würde ich locker fixieren, daß es im falle .... noch da bleibt. bei der großen gepäcktour sollte dann das gepäck so beschaffen sein, daß es als auftriebskörper wirkt, also alles wd. verpackt sein. das gerödel sollte dann auch richtig fest im boot verschnürt sein, daß sich nix mehr bewegen kann und auch das bootsvolumen erheblich ausfüllt.
Hallo, ich empfehle als Einstiegstext in die Diskussion das entsprechende Kapitel in Jan Dettmers "Manual für Wildnistouren" (Seite 108 ff.)auf http://www.open-canoe.de . Ich mache es wie die meisten die ich kenne: Immer den Einzelfall (Gewässer, wieviel Gepäck, Einzelboot oder Gruppe,usw.)abwägen und dann entscheiden. Auf Tagestouren mit einem einzigen kleinen Packsack binde ich immer mit kurzem Stropp an. Das hält ja eine Bergung nicht wirklich lange auf. Gruß Stephan
Genau. Ich kann hier ebenso keine generelle Aussage machen. Kommt halt immer auf die Situation an. Gesunden Menschenverstand einschalten reicht, meistens , aus.
Manfred
mapman
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15.03.2007 12:58
#7 RE: Säcke, Tonnen, Paddel - anbinden oder nicht?
In Antwort auf:Nun stellt sich die Frage: Sichere ich meine Ausrüstung durch Anbinden (wie das hierzulande - scheint mir - Tradition hat) oder mache ich's wie die Kanadier, die raten, nix festzubinden weil Tonnen, Säcke und andere Ausrüstung die Bergung des Bootes nur unnötig behindern - man kann das Zeug ja in einem der nächsten Kehrwasser wieder auflesen.
Die nordamerikanischen Profi-Paddler wie z. B. Laurie Gullion aus den USA (ACA) oder Rolf Kraiker aus Kanada (CRCA) haben meines Erachtens schon eine recht extreme Meinung was das Nicht-Anbinden von Gepäck auf Fließgewässern anbetrifft. Mir ist nicht ganz klar was da noch an Schwierigkeiten oder Bedingungen auf Bächen/Flüsse auftreten muss, bis die ihr Gepäck überhaupt in irgendeiner Weise sichern (abgesehen von ihrer Fotoausrüstung).
Ob das im Falle einer Kenterung dann wirklich immer alles gut geht hätte ich schon etwas bedenken (Beschädigung oder Verlust von Ausrüstung; Beschädigung Boot da dann ohne Auftriebskörper). Ich persönlich halte es da lieber wie Jan Dettmer oder Franks Meinung.
Das Thema scheint aber in Nordamerika auch kontrovers diskuktiert zu werden, nur wird wohl nicht gerne darüber geredet.
Dein Beitrag erinnert mich (geistes-)blitzartig an das letzte GOC-Treffen, wo ich klammheimlich (D)eine Teilpersenning geknippst habe, die ich eines Tages noch nachschneidern will. Ich habe nur noch keine Bezugsquelle für diese Schraub-ösen (wie heißen die noch - Lakeit...? - oder so. Du weißt das doch). Ich werde dann Paddeltaschen bzw. -riemen aufnähen und darunter das ganze Gerödel verstauen. Das ist dann zumindest eine Teilllösung des Sicherungsproblems.
Axel
Angefügte Bilder:
Peter Bergmann
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15.03.2007 17:22
#9 RE: Säcke, Tonnen, Paddel - anbinden oder nicht?
Lakaikrampen heissen die Dinger. Einfach bei Google als Suchbegriff, und Du wirst welche finden. Das Thema gabs schon mal, hieß glaube ich "Gepäckbefestigung", ich habe damals auch ein paar Bilder von Plane und Krampen eingestellt.
Hallo Axel, bei daerr.de heißen die Dinger Gurt- Krampe bzw. Schnall-Öse. Auf den Bildern im Daerr-Shop sind sie silberfarben. Der Preis von 1,2 Euro pro Stück läßt aber auf vergoldung schließen. Möglicherweise ist auch der örtliche Eisenwarenhändler eine gute Adresse. Grüße vom Bernd
ist mein Boot. Ich bin seit der Gauja ein großer Fan der Abdeckung. Dort gab es zwar kein Wildwasser, es ist aber auch ein Vorteil, wenn der Inhalt des Bootes vor neugierigen Blicken geschützt wird und dies kannst Du mit einfachem Anbinden nicht schaffen. Was für mich auch wichtig ist, dass das Boot vernünftig gepackt werden und dann schnell verzurrt werden kann. Außerdem durch Verdunstungskälte bleiben die Lebensmittel verhältnismäßig kühl, wenn die Plane immer gewässert wird.
Grüße Michael
Andi
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16.03.2007 00:13
#13 RE: Säcke, Tonnen, Paddel - anbinden oder nicht?
also ich binde alles immer fest an (mag schon eine Marotte sein). Alleine die Vorstellung dass mir irgendwas bei brenzligen Situationen rausfällt oder noch schlimmer in die Quere kommt finde ich unerträglich (würde ich auch bei keinem anderen Transportmittel wie Fahrrad, Auto, Segelboot, Großschiffe, Flugzeug, ... tollerieren).
Ich packe eigentlich alles in Packsäcke (und max. eine Tonne für Kamera und was sonst so greifbar sein soll; die läßt sich aber immer schlechter stauen wie die Säcke). D.h. dass ich in der Regel mehrere parallel liegende Packsäcke mit einem oder zwei Gurten zu einem Bündel schnüren kann, welches dann gegen die Sitze, Strben oder Augenleisten/Ösen angebunden wird.
Zusammen mit reichlich Auftriebskörpern heisst das, dass das Boot auch vollgeschlagen eingeschränkt manövrierbar bleibt (abschleppen, zum Ufer ziehen, ...) und sollte z.B. bei T-Rettung oder ausleeren am Ufer eine Gewichtsreduktion notwendig werden hab ich nur 1 oder zwei Spanngurte zu lösen um das Zeug rauszubekommen wobei es wenigstens in einem Bündel beisammen bleibt und ich davon ausgehen in so einer Situation auch die Zeit dafür zu haben. Wenigstens ist das dann aber eine bewußte Entscheidung und nicht vom Zufall abhängig wie bei schlecht oder gar nicht gesicherter Ladung.
Früher habe ich auch mal eine Gummigepäckspinne + Gummiseile + sonst Gurte und Seile benutzt, aber die Gummiseile sind mir nicht fest genug und ich hatte auch keine Lust jedesmal alle Seile und Haken einzelnd zu lösen (kommt ja auch beim Umtragen vor) und in Leihbooten gab es eh nur unzureichend Befestigungspunkte. Bei meinem eigenen Boot konnte ich das ja glücklicherweise ändern und da paßt auch das bündel Packsäcke besser rein.
Ich kann mir gut vorstellen, alle Packsäcke in einen richtig großen Packsack/Tasche/Netz zu packen und die auch mit schnell lösbarer Befestigung im Kanu festzubinden (vielleicht Karabiner? oder eine Schnellauslösung wie bei 5 Punktgurten? mal sehen) oder mit großer Öffnung leicht entleerbar zu machen.
Aber gundsätzlich immer alles fest, und im Fall des Falles schnell lösbar.
ich habe mir eine Persenning bei einem Betrieb machen lassen, der sonst Balkonbespannungen und so etwas macht ... hält bei einer Kenterung die Sachen zusammen (ausprobiert !!) und man muss nicht alles anbinden. Bilder hier : http://www.wildwasserboard.de/topic-thre...message=2900641
blendmystrokes
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16.03.2007 04:30
#15 RE: Säcke, Tonnen, Paddel - anbinden oder nicht?
Hi Axel, bei mir ist grundsaetzlich alles verzurrt (nicht lose angebunden wie old Bill emphahl): Im WW ist eine canoe over canoe rescue so gut wie unmoeglich. Aber jedes Gepaeckstueck, sicher verzurrt, bedeutet zusaetzlichen Auftrieb. Je heoher das canoe im Wasser schwimmt, je groesser die Chance es unbeschaedigt im naechsten kehrwasser einzufangen (oder wiederzufinden wenn keiner der Paddler 'ne leine gegriffen hat). Auf Seen (ohne begleitboot) halte ich's genauso weil das canoe durch den zusaetzlichen Auftrieb hoch genug im Wasser schwimmt um es auszuschoepfen oder pumpen.... Ausserdem ist auf dem See in der Regel genug Zeit, das Gepaeck loszubinden (oder schneiden, wenn's "brennt"). Hier in der wildnis kann ich mir nicht erlauben, auf ein Ausruestungsteil zu verzichen (weil verloren) das wichtig genug war, es mitzunehmen-was entbehrlich waere, bleibt eh zu Hause....
Peter
...at the foot of any rapid, it's far better to be sorry one did not run the rapid than to be sorry one did.....
oder auf deutsch, sehr frei uebersetzt: '...lieber 5 Sekunden feige als ein Leben lang tot...'
Hallo Axel, hallo blendmystrokes! Onkel Bill schrieb in der Tat im "Path of the Paddle", daß er nichts anbindet, um die Bootsbergung zu erleichtern. Im "Song of the Paddle" schreibt er, daß er seine Meinung inzwischen geändert hat und inzwischen alles anbindet. Ende des Monats mache ich eine kleine Tour mit Gepäck. Ich hoffe, daß ich mein Gerödel in zwei Kaperntonnen und einer kleinen Sitztonne unterbekomme. Wenn die Tonnen gut festgemacht sind, dienen sie gleich als Auftriebskörper. Happy Zurring, Martin
jan_dettmer
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17.03.2007 20:34
#17 RE: Säcke, Tonnen, Paddel - anbinden oder nicht?
....haengt hatl wie Ralf schon meinte stark von der Situation ab.
Bei gepaecktouren: Wer nicht festbindet, schraenkt sich in den Moeglichkeiten ein. Wenn das Boot voll ist will ich lieber noch ans Ufer paddeln, als gleich zu schwimmen. Ich schimme gar nicht gerne und mache es nur, wenn ich wirklich aus dem Boot falle. Meistens fuellt man sich im Wildwasser langsam mit Wasser voll, in dem Fall hat man mit festgebundenem Gepaeck und mit zusaetzlichen Auftrieb hat noch Kontrolle und kann ans Ufer paddeln. Ich bin erst einmal auf einer Tour wirklich gekentert und musste schwimmen und das Boot bergen. Voll mit Wasser ist das Boot andauernd. Wenn dann mein Gepaeck aufeinmal davonschwimmen wuerde waere das schon sehr aergerlich und wuerde mir die Kontrolle rauben.
Die Leute, die nicht anbinden reden meist von anderen Situationen oder haben einen anderen Stil. Sehr viele Paddler nutzen in Nordamerika Spritzdecken. Das aendert die Situation. Die meisten Leute paddeln auch kein schweres (verhaeltnismaessig) Wildwasser im Kanadier und schon gar nicht ohne Spritzdecke. In langen, schweren Passagen ohne Spritzdecke ist man sehr schnell voll Wasser (vor allem mit viel Gepaeck) da ist nicht anbinden keine Option. Wer nicht anbindet, kann das dann nicht fahren und portagiert. Ich persoenlich paddle gerne Wildwasser und ich paddle gerne im offenen Kanadier und oft ohne Spritzdecke.
Hi Jan, ich fahr ja in Wildnis bei schwierigeren Touren gerne mit Spritzdecke, würde aber das Gepäck genauso sorgfältig anbinden, da es bei mir auch als Auftriebskörper dient, das heißt, es muß beim Anbinden fest gegen den Boden gedrückt werden, ähnlich wie Centerbags. Bei mir haben sich übrigens genauso wie bei Andi Zurrgurte bewährt, das geht schnell und hält gut (Stabile mit Metall-Schnalle wie auch für Boot auf Auto transport benutzt).
Gruß Tommi
PS Jan, wollte eigentlich diesen Sommer den Babine (BC) als Gepäcktour paddeln - klappt nun doch nicht. Du kennst den wahrscheinlich?
jan_dettmer
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20.03.2007 22:05
#19 RE: Säcke, Tonnen, Paddel - anbinden oder nicht?
Ja, mach ich genau so Tommy. War nur zu faul alles in allen einzelheiten zu schreiben :-)
Ja Babine kenn ich bin ich aber noch nicht gepaddelt.
Ich wollte diesen Sommer evtl. zum Nahanii (gaehhhhhhhhn) vor allem aber zum klettern. Wuerde gerne den Lotus Flower Tower oder eine andere bigwall da klettern und mit dem Kanadier reinpaddeln, so by fair means und so. Im Moment warte ich aber immer noch (scheiss kanadischen gesundheits system) auf 'ne Schulter OP, die ich mir nun schon beim "an der Wand lehnen" rausrutscht. Wir werden also sehen.
Da kennst sicher die Touren von meinem Freund Kurt Albrecht, die haben die Tour einmal übern South Mac und dann über den little Nahanni gemacht, jeweils kombiniert mit Klettererstbegehungen im Cirque of the Unclimbables. Ich wollte nächstes Jahr über den Ross River hoch, mal sehen obs klappt.