Gestern sind wir aus dem (Kanu-)Urlaub aus Südfrankreich zurückgekommen. In Kürze: 3 Wochen Frankreich, 4 Flüsse (Ardéche, Tarn, Herault und Drôme) und 5 Paddeltouren - Berichte folgen.
Aber zurück zum Topic, auf unserer ersten Fahrt auf der Ardéche zwischen Vogüé und Ruoms erlebt ...
Kurz hinter Balazuc kentert ein Leihboot mit zwei "Mädels" (zw. 20-30 Jahr alt) in einer Stromschnelle. Problem: überhängender Baum in der Stromschnelle mit abgesägten Ästen entgegen der Fahrtrichtung. Folge: ein Mädel hatte einen ca. 3 cm langen, stark blutenden "Cut" am Oberkopf. Ach ja, beide hatten natürlich keine Helme auf. Ein französicher Paddler (auch Leihboot) ist zu den Mädels auf die gegenüberliegende Kiesbank gepaddelt und hat nach kurzer Zeit angefangen zu telefonieren. Wir haben unser Boot (ca. 100 m flussab) auch startklar gemacht und sind auch zur Kiesbank rüber. Gut, dass wir ein kleines Erste-Hilfe-Set immer dabei haben. Die Wunde war schnell versorgt, der französische Paddler hat die beiden Mädels zum nächsten Aussstiegspunkt gepaddelt, die Kinder des Franzosen sind dessen Leihboot gepaddelt und wir haben (hoffentlich) einen guten Eindruck hinterlassen.
Was mich an der ganzen Sache allerdings zur Weißglut treibt, sind die 3 deutschen Kajakschulen, die an uns zu diesem Zeitpunkt vorbei gefahren sind. Keiner (!) der Fahrtenleiter hat den Ernst der Situation erkannt oder erkenne wollen. Was lernen die eigentlich ihren 10-12 Schützlingen? Da sitzt eine deutlich blutende Person am Ufer, hält sich den Kopf, zeigt von der Entfernung deutliche Zeichen von Schock (extrem bleich, immer wieder zusammenbrechen) und der deutsche Stoffel heftet seinen Blick auf seine Kajak-Spitze.
Zwei Bitten an Euch: nehmt immer wenigstens ein kleines Erste-Hilfe-Set mit. Man kann zum Beispiel auch Teile des alten, abgelaufenen Set aus dem Auto benutzen. Im Notfall fragt keiner nach, wie das Verfallsdatum der Kompressen ist! Wichtig sind aus meiner Sicht Mullbinde, Rettungsdecke, Kompressen, Dreieckstuch, Pflaster, evtl. noch ein Wunddesinfektionsmittel. Und bitte Helft, wenn Ihr eine Notsituation erkennt!
Hi Andreas! Gutes Thema! Ich habe mir für Touren eine Motorad-Verbandtasche zugelegt die im Trockensack mitfährt. Seit Kurzem habe ich auch noch ein kleines, wasserdichtes Erste-Hilfe-Set von Ortlieb, daß ich direkt an der Schwimmweste trage, wenn ich ohne Gepäck unterwegs bin. Ein rechtlicher Hinweis sei mir noch erlaubt: Desinfektionsmittel ist ein Medikament und ist daher nicht vom Ersthelfer, sondern vom Arzt anzuwenden. Was mindestens ebenso wichtig ist, ist ein regelmäßiges Update des Erste-Hilfe-Kurses. Wir machen das alle zwei Jahre. Dabei staune ich imer wieder, wieviel sich im Laufe der Zeit ändert, und wieviel man schon in zwei Jahren wieder vergessen hat. Bei uns bietet das DRK übrigens auch verkürzte Auffrischungskurse (Erste-Hilfe-Trainig) an die man besuchen kann, wenn der letzte Kurs noch nicht zu lange her ist.
Tja, schon blöd. Ich war nicht dabei, kann also auch nix dazu sagen. Ausser: Wenn ich Kajaklehrer für sechs Leute bin, nehme ich verdammt wenig von meiner Umwelt wahr, eben nur das für mich nötige. Auch -oder gerade- auf der Ardeche ersaufen jedes Jahr Leute und ich will zum Teufel noch mal nicht, dass es einer von "meinen" ist. Wenn die das aber tatsächlich ignoriert haben sollten, wäre das wenig vorbildlich.
wie gut, dass du es nochmal in Erinnerung rufst. Viele gehen zu euphorisch und voller Vorfreude an eine nette Paddelrunde ran und vergessen, dass eine kleine Unaufmerksamkeit/eine Überraschende Situation unangenehme Folgen haben kann(und mich nehme ich da nicht aus). Erste-Hilfe-Pack ist spätestens jetzt auf die Checkliste gesetzt.
Mit dem Thema Helm muss ich mich auch noch mehr beschäftigen. Spitze Äste die direkt auf einen Zeigen, hab ich auch schon auf harmlösen Flüssen (Zahmwasser) erlebt, und auch (als Anfännger) gerammt.
ich habe zwei Erste Hilfe sets, ein großes im Hauptgepäck, ein kleines (Ortlieb) im "Schnellzugriffs-Kanusack"
Hat jemand mit Erfahrung, sowohl einen Kletterhelm als auch einen Wildwasserhelm? Sind Kletterhelme auch für Canadiersport geeignet? Wenn nein, warum nicht?
1. Wer meint er müsse in Frankreich - beliebt ist die Ardeche - mit Ausleihern seine Rutsche machen - ist selbst Schuld 2. wer sich nicht selbst retten kann - und glaubt er könne sich auf andere verlassen ist saublöd - denn, auch im besiedelten Europa - kännte Hilfe tatsächlich mal ausfallen. 3. ein 3- 5 cm langer cut ist wirklich kein problem, ich habe schon skalpierungen im bush versorgt - nur weicheier machen sich da in die hose 4. ein halbwegs ausgerüstet canoe kajak hat genug material am bord um fast alles zu versorgen - notfallmäßig - geht immer. 5. sauberes wasser ist erst mal das beste was gebraucht wird, gelle 6. "kleines Erste-Hilfe-Set" hat man oder hat man nicht ich komme auch ohne klar 7. ich habe natürlich immer alles dabei: thoraxdrainage, intubationsbesteck, verbrennungsset bis grad 2, beatmungsgerät (2h batterie) und ich kann den scheiss auch bedienen, ich schneide euch ein loch in den hals und lege eine trachealkanüle wenn ich von nase oder mund nicht in die lunge komme, ich mach alles 8. und wenn ich das wort schock höre (diagnose auf distanz besonders liebenswert) geht mir die hutschur hoch, nur weil die vom schädel ein wenig blutet, hats noch lange keinen schock im sinne von kreislaufschock, eher psychogen vermutlich, aber das hätte man alles im vorfeld, verhindern können. 9. im übrigen rettet man natürlich die zwei damen, ist ja ehrensache und hat auch was fürs ego, machomäßig, verstehst. 10. und helme gibts billig z.B. den da
gott wann lernen wir endlich mal für uns selbst verantwortlich zu sein, damit solche posts nicht mehr nötig sind
Hi Alex, ich ziehe meinen Kletterhelm zum Paddeln an, allerdings hat das bei mir den Hintergrund, dass auf meinen Schädel bisher kein Wildwasserhelm richtig gepasst hat. Der Kletterhelm jedoch lässt sich wie ein Helm vom Bau mittels einstellbarem Band schön an die Kopfform anpassen. Ich denke, dass das Problem bei Kletterhelm folgendes ist. Er bietet in erster Linie Schutz für Dinge, die "von Oben" kommen. Ein Wildwasserhelm dagegen umschließt den Kopf zu einem wesentlich größeren Teil, er zieht sich ja bis in den Nacken und schützt auch den Bereich um die Ohren. Der WW-Helm ist definitiv die bessere Wahl und für seinen Zweck designed. Knappe Antwort, trifft aber meiner Ansicht nach den Kern. By the way, hat jemand einen "Helmtip" für mich?
Wir fahren jetzt mit Helmen von Nutcase. Die sehen wenigstens witzig aus und sind dabei voll zertifiziert. Helme zum Paddeln - also wassertauglich - gibt es neben den bekannten Paddelshops auch in jedem Kite(surf)-Laden. Wichtig ist, dass der Helm gut sitzt und nicht verrutscht. Bei den Helmen von Nutcase wird der korrekte Sitz mit Einlegepads (zum Kleben oder mittels Klett) erreicht.
Moin Moin moose, ohne das ich weiß, wie Dein Beitrag gemeint ist, ärgerlich, zynisch,abgeklärt... füge ich mal ungefragt hinzu, das man vielleicht wissen sollte, dass Du nicht unwesentlich medizinisch vorgebildet bist. Ich nehme immer die Verantwortung für mein Leben und das was ich tue in meine Hände. Trotzdem wirst Du sicher in Ausnahmesituationen, wie 1.Hilfe, wie sie sicher für die Mehrheit immer eine ist, sehr viel abgeklärter, zielgerichteter und ruhiger agieren können. Ich würde trotz gerade mal wieder aufgefrischtem 1. Hilfekurs und 1.Hilfepack an Bord, nicht alles perfekt machen können. Garnicht zu helfen geht natürlich überhaupt nicht. Soweit meine Gedanken dazu, viele Grüße docook
Zitat von docook Garnicht zu helfen geht natürlich überhaupt nicht
Warum?
Ostern war ich über Mittag am Havelufer, von den geschätzt 300 - 400 Wassersportlern, die ich so beobachten durfte, hatte NIEMAND (!!!) - wirklich kein Einziger - eine Weste an - bei Wassertemperaturen bei 12° rum...
Wer unverschuldet in Notlage gerät, dem helfe ich sehr gerne, ob ich jemandem helfen würde, der VORSÄTZLICH sein Leben gefährdet oder seine Gesundheit vergeigt - UND mich selbst dabei in Lebensgefahr bringe... auch wenn ihr alle jetzt auf mich einschlagt: - ich glaube ich würde mir das sehr gut überlegen.
Das angesprochene Motorradfahrer-Erste-Hilfe-Kit haben wir auf Touren bei, ergänzt durch Wundsalbe, Zugsalbe, Zeckenzange, pp.
Niemand ist verpflichtet zur Hilfe, wenn er sich dabei selbst in Gefahr begibt.
Ich persönlich würde auch eher dem helfen, der eine Schwimmweste als einem der keine trägt. Bei den Schwimmwestenträger wäre ich mir einigermaßen sicher, dass er am Leben hängt.
Aber das Thema hatten wir schon in abgewandelter Form.
Als ich die letzten Beiträge las, versuchte ich mich, in die Situation eines Helfers hineinzuversetzen: Ohne weiteres Nachdenken war mir klar, dass ich helfen würde, und zwar im gleichen - mir zumutbarem Maße - gleich aus welchem Grund diese Notlage entstanden ist. Zum einen einfach aus einer - für mich normalen - humanen Reaktion heraus, zum anderen weil ich mir nicht anmaßen würde zu entscheiden, ob diese Situation aus Fahrlässigkeit, Dummheit, Unwissenheit, Überheblichkeit oder sonst irgendetwas entstanden ist.
Wer setzt die Grenzen, wer definiert die Regeln, um das zu entscheiden? Im Nachhinein darüber zu diskutieren und diese Grenzen und Regeln zu definieren ist wichtig, aber hindert nicht daran, zu gleichen Maßen zu helfen. Abgesehen davon, dass jemand ohne Schwimmweste wohl eher Hilfe benötigt als der, der eine hat. Abgesehen davon, dass auch jemand mit Schwimmweste vielleicht über seine Verhältnisse gepaddelt ist oder sein Können im Wind zu fahren, unterschätzt hat - helfe ich dem dann mehr oder weniger? Wer von Euch gibt mir die Antwort darauf? Wenn ich die Gedanken der letzten Poster weiterdenke, lande ich dort, dass ich zuerst urteilen muss, wieso jemand in diese Situation gekommen ist und dann erst Hilfe leiste, abhängig vom Grad der Selbstverschuldung mehr oder weniger. Geht das dann so weit, dass ich als Arzt jemanden nicht mehr behandle, weil es ohnehin klar ist, dass er bei seinem Lebenswandel krank wird? Ich könnte hier sicher noch krassere Beispiele ausdenken, aber irgendwie wird mir dabei schlecht. Ich bin froh, dass ich in einer Welt lebe, wo es Menschen gibt, die einfach helfen wie der Thread-Eröffner Andreas.
Die Frage sollte nicht sein, ob jemand Erste Hilfe verdient, sondern ob er Sie benötigt.
Was wäre passiert wenn niemand geholfen hätte? Das Cut weniger schön verheilt? Ein bischen mehr Blut am T-Shirt? Braucht ein Cut von 3cm überhaupt eine Erste Hilfe? Dass die Situation ernst ist, kann ich aus der Beschreibung nicht rauslesen?
Bei Einbruch der Dunkelheit wäre unmittelbare Hilfe natürlich angesagt, aber untertags? Die Blutung stoppt ohne allzu viel Blutverlust recht bald, und der Schock ist dann auch bald vorbei.
Zitat Zitat von AlexWienSuch Dir einen Mediziner und frag ihn wie lange ein 3cm Cut auf der Stirn/Kopf im Durchschnitt blutet.
Leichtgewicht: und wenn's ein Bluter ist?
ein bluter, (oder mensch mit medikamentöser antikoagulation, übrigens 1 tablettchen aspirin kann auch schon kummer machen) der nicht mit helm fährt, weiss was er tut, will sterben, geht das risiko ein, oder ist blöd, wie auch immer - auch der bekommt nicht mehr oder weniger hilfe wie der zufall es bestimmt. ansonten ist blut ein besonderer saft, sieht dramatisch, ist es meist nicht. und wer in den bauch blutet, weil ihm der sweeper unterwasser beim kentern die milz stumpf zerfetzt hat, sieht sauber aus und ist im bush (und auch auf der ardeche) praktisch tot, wenn er pech hat
geht paddeln - und immer dran denken, der o/c deal ist sau gefährlich moose
Das ist doch ein wichtiges und interessantes Thema. "Nebenkampfschauplätze" sind da eher destruktiv und machen das Thema kaputt.
Ich persönlich würde unabhängig von persönlichen Befindlichkeiten den jenigen zuerst helfen, der/die Hilfe für mich erkennbar am nötigsten hat/haben. Die Hilfe muss ich natürlich leisten können ohne, so wie Karl-Michael es bereits sagte, mich selber zu gefährden. "Richtig" zu reagieren ist dann m.E. so eine Mischung aus vorhandenem Erste Hilfe-Wissen und Können, Entschlossenheit sowie Spontanität und sehr emotional/instinktiv.