Mad River Explorer (16’ Royalex) - Solo- und Polingerfahrungen
Der Mad River Explorer ist ein durchschnittlich geräumiger Tandemcanadier mit einem durchgehenden V-Boden als hervorstechendes Merkmal. Die dadurch etwas ausgeprägtere Kiellinie begünstigt einen leichtgradig besseren Geradeauslauf, sorgt aber auch für geringfügig mehr Tiefgang als bei einem Rundboden. Dieser Unterschied dürfte sich jedoch im Millimeterbereich bewegen da das Boot im Mittelbereich fast einen abgeflachten Rundboden hat, das „V“ sich also zu den Enden hin bemerkbar macht und in der Mitte allenfalls den Charakter einer Bügelfalte hat.
Ich habe mich vorwiegend beim Solopaddeln mit dem Boot vertraut gemacht und musste feststellen, dass sich der Explorer aufgekantet deutlich besser solo dirigieren lässt als z.B. der Flachbodenprospector von Nova Craft. Er ist erheblich niedriger gebaut, hat also weniger Gesamtvolumen, ist dafür aber auch weniger windanfällig. Er lässt sich wesentlich feinfühliger aufkanten und auf Kante halten weil der zu den Enden ausgeprägte V-Kiel im Mittelbereich des Bootes in eine harmonische Rundung des Rumpfquerschnitts übergeht, die einen stark gewölbten Übergang zu den Bordwänden wirken lässt. Da wo die Bordwände letztlich in die Senkrechte übergehen riegelt das Boot beim Aufkanten verlässlich ab. Um diesen Widerstand zu überwinden bedarf es einer gewissen Kraftanstrengung. Die wenigen Tandemfahrten, die ich als Bugmann in dem Boot mitgemacht habe, habe ich in guter Erinnerung, da das Boot dafür, dass es so kurz ist doch relativ leicht läuft und für ein Royalexboot erfreulich steif ist (durch den V-Boden wird Oilcanning wirksam verhindert) - wir waren allerdings stets zwei einigermaßen flott paddelnde Tandempartner. Auch das Gewicht ist für ein Royalexboot im wahrsten Sinn des Wortes „tragbar“. Das Tragjoch ist exakt mittig eingebaut. Ich fand es angenehm ein Paddel hinter der Mitte ins Boot zu binden damit ich den Bug beim Tragen nicht dauernd hoch stemmen muss sondern meine Arme daran hängen konnte.
Für mich entwickelt dieses Boot seine besonderen Qualitäten beim Poling. Der relativ breite Mittelbereich erlaubt eine Positionierung im Heckdrittel (Poling – beim Stubbing steht man im Bug). Selbst in bewegtem Wasser ist das Boot äußerst stabil und stehend Aufkanten ist angesichts der ausgeprägten Rundung des Rumpfquerschnitts und der spürbaren Abriegelung der Kippbewegung ab einem bestimmten Winkel sehr berechenbar und harmonisch. Aufgekantet wiederum entwickelt der sonst verlässlich geradeaus laufende Explorer eine erfreuliche Wendigkeit, die das Einschwenken in Kehrwasser und die Umfahrung von Felshindernissen beim Poling zum Vergnügen machen.
Die etwas niedrigeren Bordwände und die relativ schlanke Rumpfform erlauben beim Explorer weniger Zuladung als bei manchem anderen Boot. Dafür bietet er leicht beladen viel Fahrspass sowohl auf Flachwasser als auch in bewegterem Fließwasser. Für regelrechtes Wildwasser ist er vermutlich nicht sehr geeignet da der schlanke Bug in tiefen Wellen leicht mal eintaucht. Moderate Kleinflüsse lassen sich in ihm aufgrund seiner Wendigkeit besonders gut befahren. Es gibt den Explorer von Mad River in unterschiedlichen Materialversionen. Die PE-Variante ist vor allem für Bootsverleiher interessant, aber – wie alle PE-Boote – wenig steif, dafür schwer. Diese Boote weisen vom Herumschleifen (wer trägt so was schon?) schnell Beulen auf. Die hier beschriebene Royalex-Variante ist für Privatboote sicher die beste Wahl. Das Material ist widerstandsfähig und erfreulich steif und leicht. In der Version „Duckhunter“ ist die innere Vinylschicht grün durch gefärbt und die Eschensüllränder dunkel gebeizt. Das ist meines Erachtens eine ästhetisch äußerst gelungene Variante, die nicht ausschließlich Anglern vorbehalten bleiben muss. Es gibt den Explorer darüber hinaus in einer leichten und noch steiferen Kevlar-Variante, die wenig verbreitet ist. In solchen leicht modifizierten Kevlar-Explorern wurden in den USA viele Poling-Meisterschaften gewonnen.
Wer auf der Suche nach einem handlichen Tandemcanadier für Tagestouren oder auch die eine oder andere Wochenendfahrt ist sollte den Mad River Explorer in die engere Wahl nehmen. Wer sich mit Poling befasst und nach dem geeigneten hierzulande verfügbaren Boot sucht sollte sich den Explorer noch aufmerksamer ansehen. Für denjenigen, der häufiger solo im Tandemboot unterwegs ist gibt es womöglich geeignetere Boote. Gänzlich ungeeignet ist der Explorer für diesen Zweck jedoch auch nicht.
Hallo, wir haben seit Juni 2016 einen gebrauchten 16er Explorer. Wir sind damit bisher hauptsächlich auf Seen unterwegs gewesen. Es ist ein sehr stabiles Boot. Anfänglich durch den V-Boden etwas kippliger als unser Ally, aber sehr stabil sobald er Fahrt aufnimmt. Alleine paddelt es sich auch sehr gut , umgekehrt auf dem vorderen Sitz. Das Boot ist weit weniger anfällig für Windböen, als andere, die ich kenne. Nachteil des V-Bodens, wenn der Hunde die Seite wechselt macht sich das schnell bemerkbar und vor allem stärker als zB. im Ally und wir müssen dann auf den Sitzen etwas rutschen, um das Boot wieder völlig auszutarieren. Lässt sich gut auf den Schultern tragen, da das Joch genau mittig angebracht ist. Aber leicht ist anders. Wiegt mit Holzrand um die 34 kg.