Das sind ja ausgesprochen harte Urteile, die hier über Kanuten gesprochen werden, ohne die genauen Umstände zu kennen. Scheinbar sind hier alle stets ausgesprochen überlegt unterwegs und sind immer in der Lage, eine Gefahr messerscharf, professionell und korrekt einzuschätzen. Lehrgeld zahlte keiner? Wir haben schon Touren unternommen, deren Risiko wir im Nachhinein, mit einigen Jahren Abstand (und einigen Jahren Reife und evtl. Zugewinn an Können) gänzlich anders einschätzen, als in der betreffenden Situation - damals war es eine supergeile, witzige und spannende Tour bei Hochwasser - aus heutiger Perspektive schierer Leichtsinn. Älter als 24 waren wir auch nicht. Damals, unsicher ob wir es wagen sollten, haben wir Kanuten getroffen und die gefragt, ob eine Fahrt nicht gefährlich sei - deren Antwort war, eine Fahrt wäre besonders lohnenswert, weil man endlich über die Uferböschung das Land sehen könnte, alle aus dem Kanuverein würden gerade jetzt fahren. Es ging nicht um WW, aber einer von uns trieb nach einer Kenterung unter einem Stacheldraht durch, blieb mit seinen Haaren hängen, wir trieben gegen Nagelbewehrte verschwemmte Brücken, Wasser drückte unter Brücken durch, so dass nur wenige Zentimeter blieben und man wenig Spielraum für einen schnellen Ausstieg hatte und so weiter. Manchmal reicht eine Pfütze und wenige Minuten, um zu ertrinken, also woher und wozu dieser Hochmut?
Falls ich gemeint bin: Ja, ich maße mir harsche Kritik an. Wenn Du jemals dabei warst, als ein Mitpaddler ertrunken ist oder ernsthaft vermisst wurde, hast Du (hoffentlich) eine Menge Lockerheit bei dem Thema verloren. Und ich denke auch, zu dem Thema ausreichende Fachkompetenz zu haben. ich biete immer wieder Sicherheitskurse zum Thema Fliesswasser/Wildwasser an, aber das Interesse gerade der mittelmässigen Paddler ist erschreckend gering. Teilnehmen tun meist eh nur WW V-Paddler, um ihr Können und Wissen weiter zu routinieren. Natürlich habe auch ich früher Fehler gemacht und mache sie auch heute noch. Nobody is perfect.
Ja Hallo- ich habe Lehrgeld bezahlt: meine persönliche Ausrüstung war wohl ok (bis jetzt noch nicht mal ein Schnupfen) aber der Kahn wurde an einem Baum ordentlich verbeult (kann man Royalex flicken? ich weiß, ich bemühe noch die Suche)- der ein oder andere Auftrieb im Boot hätte sicher geholfen. Den Bach unterschätzt, sich selber überschätzt und zack-passiert. Trotzdem: Eben weil ich weiß, dass man mit seiner Einschätzung auch daneben liegen kann verstehe ich nicht, wie man ohne Schwimmweste mit Kindern auf HW paddeln gehen kann. Gruß, Marco
Im eingangs erwähnten Fall wird es so gegangen sein, wie die mit Abstand meisten Paddelertrinkungsunfälle ablaufen: Jemand hat ein Boot, schätz die Situation völlig harmlos ein und hinterher sind alle tot. Ganze Familien, Schüler beim Schulausflug oder sogar der Bürgermeister mit 30 anderen Ratsmitgliedern. Alles reale Beispiele, die ich spontan vor Augen habe.
Du mußt mal im Sommer auf der Lahn fahren: ich habe da schon Karnevalsvereine mit Narrenkappe ohne Schwimmweste gesehen, die mehr Bier im Boot hatten als ich Wasser letzten Sonntag....
Ich habe auch schon auf der Ardeche einen deutschen Paddler rausgezogen, der noch die Schnapspulle in der Hand hatte. Den hätte man eigentlich wieder rein werfen müssen- Darwins langer Arm. Gegen komplette Dummheit ist man machtlos.
Ich bin nicht locker bei dem Thema und nein, Du bist nicht gemeint gewesen. Ich habe nichts gegen harsche Kritik, aber gegen herablassende, selbstgefällige, Äußerungen. Vielleicht war das eben kein Idiot, vielleicht war er einfach nur unbedacht für einen Moment. Und kann ja nicht jeder so ein Endgeiler Typ sein, dem nie irgendwelche Blödheiten passieren. Die, die survivaln, sind ja nicht per se die fittesten, ne wa?
Nein, das war weder ein Idiot noch ein Loser sondern ein 26-jähriger, der vermutlich nicht anders drauf war als ich oder viele andere in dem Alter. Da werden Risiken eben unterschätzt und da ist unreflektiertes Imponiergehabe mit im Spiel. Haben wir doch alles selbst erlebt und erinnern uns an die Peinlichkeiten und Beinahekatastrophen, die daraus resultiert sind. In seinem Fall ist es nicht glimpflich abgelaufen. Das ist für ihn und seine Familie schrecklich und sie haben mein vollstes Mitgefühl.
Wer lauthals sein Mitgefühl verweigert weil der arme Kerl keine Schwimmweste an hatte ist in meinen Augen der eigentliche Idiot.
Leute mal die Bäller ein bischen flächer halten .... Ich glaube, wer warum und weshalb .. und überhaupt .. ein Idiot ist, müssen wir hier nicht weiter erörtern.
Zum Thema: Fakt ist wohl, daß die allermeisten Paddlerunfälle von Leuten produziert werden, die sich und / oder die Situation völlig falsch einschätzen. Ich glaube auch nicht, daß diese Leute im restlichen Leben immer komlett blöd oder selbstüberschätzend sind. Wer 2 x auf dem Baggersee ein Paddelboot ausgeliehen hat, weiß eben nix von Verschneidungslinien, Baumhindernissen, Kehrwassern usw ... Das steht auch in keinem Prospekt. Paddeln kann doch jeder!
Wer sein Handwerk versteht, wird Situationen weitenstgehend richtig einschätzen, wird wissen, was sicher ist, wird entsprechend seinen Fähigkeiten defensiv unterwegs sein, wird sich Reserven lassen ... - für den ist auch eine Solotour gut machbar - mit einem vertretbaren Maß an "Restrisiko".
Zitat von Hydrophil...also woher und wozu dieser Hochmut?
Mit Hochmut hat das überhaupt nichts zu tun, wir müssen aber doch mal korrekt unterscheiden zwischen Menschen, die unverschuldet zu Tode kommen und Suizidalen.
Zitat von AmateurDa werden Risiken eben unterschätzt und da ist unreflektiertes Imponiergehabe mit im Spiel. Haben wir doch alles selbst erlebt...
Risiken haben wir gewiss alle mal unterschätzt, aber bei 2° kaltem Wasser ohne entsprechende Ausrüstung im reißenden Hochwasser baden zu gehen ist keine Risikounterschätzung, da hat einer gar nicht geschätzt - Imponiergehabe hatte ich dabei gar nicht auf dem Schirm, hab' ich betr. Paddeln nie bei mir festgestellt - Paddeln war eine ganz persönliche Erfahrung für mich - wem sollte ich damit imponieren wollen?
Zitat von AmateurWer lauthals sein Mitgefühl verweigert weil der arme Kerl keine Schwimmweste an hatte ist in meinen Augen der eigentliche Idiot
GERNE, angenommen! Darfst Du (& andere) so sehen - ich mag ein zynischer, herzloser Idiot sein - aber Euer ganzes bemitleidendes Gejaule bringt den Menschen NICHT zurück!
Gemeint habe ich mit (meinem persönlichen, fehlenden) Mitleid den Unterschied zwischen selbstverschuldetem & unverschuldetem Tod - - - das ist wie mit einem Raucher, stirbt ein Kettenraucher an Lungenkrebs, sagt Ihr mit Sicherheit auch nicht, "der arme Kerl hat mein volles Mitleid"
Das ich damit in keinster Weise die Familie des Verstorbenen meine (DIE hat mein Mitleid), ist doch selbstredend - nur zur Klarstellung!
Wo aber ist die Konsequenz aus diesem Vorfall? Würde einer von Euch heute eingreifen, wenn er bei gleichen äußeren Bedingungen Paddler im gleichen Trimm bei Hochwasser paddeln sieht?
WARUM hat keiner der möglicherweise älteren, weiseren Menschen diesen armen Kerl dazu angehalten, sein Himmelfahrtskommando zu beenden - wo ist heutzutage Zivilcourage?
Ich ringe jedes Mal mit mir, ob ich westenlose Paddler anspreche (DAS war ja in diesem Fall wohl mehr oder weniger die Todesursache, die bewesteten konnten sich ja retten) - will aber auch nicht immer DER Grinch sein, der Miesepeter (die Leute bringen MICH in den Gewissenskonflikt)
Wenn man z.B. die entsprechenden Erfahrungen wie Thomas hat, mir würde es jedes Mal den Magen umdrehen, wenn ich den bezeichneten 70% zusehen würde, will man die alle ansprechen?
Also daher - lasst das Rumheulen - und mir meinen Zynismus (ohne den würde ich auch ohne Weste paddeln wollen) - und seid lieber Vorbilder...