Mad River Malecite, eines meiner ersten Kanus - und nicht das schlechteste - gibt es vielleicht bald mit Hanf als Fasermaterial. Auch der Rest soll umweltfreundlicher werden. Ein richtiger Schritt, oder einfach ein PR. Gag?
Hallo Wolfgang! Auf der diesjährigen Composite in Stuttgart haben einige Aussteller sowas gezeigt. Bio Composites sind gerade das Top Thema in der Branche (allerdings nicht so sehr im Bootsbau, sondern eher da wo Gewicht keine Rolle spielt). Hanf ist nicht besonders leicht. Und das mit den Maiszusätzen im Harz klingt für mich mehr nach Alibistoff. Da kommt vermutlich Maisstärke als Thixotropiermittel, vor allem im Gelcoat, zum Einsatz. Der größte Teil ist sicher noch aus Erdöl. Aber immerhin. Ich denke solange der Erdölpreis steigt ist es auch finanziell attraktiv andere Lösungen zu suchen. Wie das allerdings später recycled werden soll ist mir noch schleierhaft. Wenn der Hanf erstmal im Plastik ist kann man ihn wohl kaum kompostieren.
Grüße, Sebastian
--"Auf der ganzen Welt ist vielleicht nichts so schön, so rein und zugleich so groß wie ein See. Himmelswasser" (H.D. Thoreau) - ...der will nur spielen! Für alle die am Bodensee spielen wollen: http://www.freestylecanoeing.org
Mir kommt das wie ein PR-Gag vor. Diesem Artikel zufolge beinhaltet das Boot immer noch einige konventionelle Fiberglas-Lagen und es handelt sich um ein nicht verkäufliches Konzept-Kanu (“It’s not for sale, it’s for inspiration,” the company press release says). Das Boot selbst würde ich gerne mal paddeln. Irgendwo habe ich gelesen, dass der Independence die Solo-Version des Malecite sei. Kommt mir komisch vor. Das abgebildete Boot hat doch ganz andere Steven und einen durchgehenden V-Rumpf. Hübsch isses allemal... (Hier noch ein paar Bilder)
moin moin wood canvas canoes (besonders mit geölten Holzteilen) und auch die FRAME Boote (außer vielleicht das coating) sind meiner Ansicht nach die umweltfreundlichsten Boote auf dem Markt - und wenn noch hier hergestellt, entfallen auch die Belastungen durch den Transport. Bleibt nur noch herauszufinden, wie wir diese umweltschonend ans/ins Wasser bekommen. Gruß aus der Nordheide Albert
kleiner ausschnitt aus einem interviev im kanumagazin 2005:
Noch für dieses Jahr ist der Stapellauf einer weiteren Neuerung geplant: der weltweit erste Kanadier, der fast zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen besteht – wenn man einmal von Holzbooten absieht. Das neue Fahrzeug, das ebenfalls gemeinsam mit einem Partner entwickelt wurde, hat einen Rumpf aus Naturharzen, denen Hanf und Sisal die nötige Festigkeit verleihen. Nur die Decklage ist aus Kunstharz – »denn es soll ja schließlich schwimmen«, fügt Lettmann hinzu. Diese jüngsten Ideen von Lettmann werden sicher nicht die letzten sein. Seiner Neuerungstradition will das Unternehmen auch in Zukunft treu bleiben. Jochen Lettmann: »So ein bis zwei Innovationen pro Jahr werden es schon sein.
Ob "nachwachsende Rohstoffe" wirklich immer die beste Lösung sind, sei mal stark angezweifelt. Ich erinnere da nur mal an "Bio-Diesel" und ähnliche Geschichten, wo plötzlich in anderen Ländern Urwälder gerodet werden, um den gewinnbringenden Rohstoff anzubauen. Das würde ich eher Akzente auf "recykelbar" setzen .... Bevor es nur noch Hanfplantagen auf der Welt gibt und alle Landarbeiter glücklich grinsend am Feldrand sitzen ...
Übrigens: Vor vielen Jahren habe ich mal einen Typen im Glaskogen in Schweden getroffen, der hat sich einen Canadier aus Papierwaben gebaut. Das Material war dann innen und außen mit Furnier beklebt, was woll eine Sauarbeit bei den ganzen Rundungen war .... Das Gewicht lag ungefähr in der Kevlar-Klasse.
Hallo Bertolino! Wieviele Holzdecken hast Du zu vergeben? Diese Art der Wiederverwertung ist sicher unschlagbar und eine Veredelung!
Hi Sebastian! Das sehe ich auch so, die Verbindung der Materialien macht zumindest das Recyceln schwierig, wo in traditionellen Bauweisen - wie Albert feststellt - die ökologische Materialfrage eigentlich seit Jahrzehnten gelöst ist. Dass Forschung und Entwicklung – siehe jotas Hinweis auf Lettmann – dennoch berechtigt sind ist klar, allerdings bleibt Kanubau dabei sicher eine Randerscheinung, die von Entwicklungen in anderem Zusammenhang profitiert ( zB Vakkuumbauweise… )
Lieber Günter, warum glaubst Du, dass wir uns gegen die Verunreinigung .. ähh Verarbeitung von Hanf mit Kunstharzen ausprechen? Lodjur trifft es auf den Punkt. Meine Empfehlung: Hanfjeans, Hanfdecke....
Herbie, zur „Mad River Gemeinde“ zähle ich mich nicht mehr, auch wenn ich mit Explorer, Malecite und Independence meine ersten Paddelschläge gemacht habe. Viel lieber zähle ich mich zur Gruppe von Paddlern, die gute Kanus schätzen, da bin ich im Forum in bester Gesellschaft.
Axel: Der Vergleich ist durchaus treffend. Die Ähnlichkeiten sind die gutmütigen Fahreigenschaften, die geringe Bordhöhe und die damit verbundene elegante Erscheinung. Leichtlauf und Agilität sind im Reigen vergleichbarer Solo-/Tandemkanus ähnlich einzuschätzen. Vom Mittelsitz aus habe ich den Malecite auch solo sehr gern gepaddelt und ihn bis zum leichten Fließwasser auch im Winter immer gerne genommen. Vorurteile bezüglich V-Boden sind eine Frage der Nutzung und Einstellung, wie bei Annemieke & Wouter Kieboom ich 2008 beim Kringelfieber feststellte. Inzwischen kenne ich agilere und schnellere Kanus, dennoch schätze ich die unkomplizierte Ausgewogenheit und bei Gelegenheit eine kleine Ausfahrt mit Malecite und Independence.
Hallo Frank, wie Du es sagst, Umweltverträglichkeit ist viel komplexer als einfach Hanf und Maisstärke ins Laminat zu packen. Dennoch finde ich es gut, dass der Umweltgedanke so in die Köpfe ( der Paddler ) eingesickert ist, dass man glaubt, damit werben zu müssen.
Ob das nun ein PR-Gag oder sonst was ist. Der Grundgedanke geht doch vollkommen in Ordnung. Er dient schließlich vor allem auch dazu, sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen, Ideen zu liefen und noch mehr … . Wer mag schon beurteilen welche Materialeigenschaften in der Zukunft beim Einsatz Nachwachsender Rohstoffe für solche Zwecke machbar sind. Wir Menschen werden perspektivisch m.E. sogar gezwungen sein, auf diesem Gebiet viel mehr zu tun. Daher stehe ich solchen „Gags“ sehr aufgeschlossen gegenüber. Die Wiederverwertung ist nichts neues, aber natürlich momentan erst mal was Positives. Jedoch nur Momentan, weil es eben noch nicht so viel Besseres gibt. M.E. wird es aber immer mehr in Richtung Kohlendioxid neutrales Wirtschaften gehen und dazu braucht man pflanzliche Rohstoffe. Und da sind solche Kanu-Visionen ein guter Schritt vorwärts.
Die Idee, Hanffasern als Verstärkungsmaterial für Verbundwerkstoffe zu verwenden ist schon recht alt. Bereits in den 30er Jahren entwickelte Henry Ford das sog. Hemp Car mit einer Karosserie aus Hanffaserverstärtem Kunststoff. Mit der Kriminalisierung der Pflanze 1937 starb auch dieses Projekt. Eigentlich seltsam, daß da erst jetzt wieder jemand drauf kommt, das Material für solche Anwendungen zu verwenden. (Lobbyismus und Vorurteile...) Hanf wächst extrem schnell und benötigt keinerlei Herbizide. Ob PR-Gag oder nicht, ich find's erfreulich!
moin es ist ein Beispiel des praktizierten Lobbyismus: Die Kriminalisierung des Hanf fiel "zufällig" in die Zeit als Dupont die Kunstfaser Nylon auf den Markt warf. Für meine nunmehr 95jährige Schwiegermutter war Hanf ein selbstverständlich eingesetzter Werkstoff nebem dem Flachs. Warum sollte ein Kanu aus Hanf mit div. Bindemitteln weniger stabil sein als ein reines Kunststoffboot. Wir werden um die Einsparungen bei Nutzung der Oilderivate nicht herumkommen, doch wie schon anfangs bemerkt, es gibt ja alte bewährte Techniken (wood-canvas) Gruß aus der Nordheide Albert
Zitat es ist ein Beispiel des praktizierten Lobbyismus: Die Kriminalisierung des Hanf fiel "zufällig" in die Zeit als Dupont die Kunstfaser Nylon auf den Markt warf.
Diese Verbindung fühlt sich für mich ohne genauere Kenntnis der Vorfälle doch ein wenig sehr weit hergeholt an. Ausserdem wurde nicht Hanf per se kriminalisiert, sondern nur der Anbau der Pflanzen mir hohem THC-Gehalt verboten. Hanfpflanzen mit niedrigem THC-Gehalt sind immer legal anbaubar gewesen und wurde als Industriehanf genutzt und vermarktet. Ich denke da sollte man schon etwas mehr differenzieren.
Die Faser ist die eine Sache - Das Harz eine andere. Und da gibt es bis heute nicht sonderlich viele Alternativen, wenn man etwas haltbares leichtes und stabiles will. Über Harze redet komischerweise kaum einer. Interessant ist beispielsweise, dass erst nach und nach Epoxyharze im Bootsbau verwendet werden, obwohl diese die besseren Eigenschaften haben (mechanisch und chemisch - stabiler und wasserfester). Die meisten Boote, und da gehören Canoes dazu werden immernoch aus Vinylester- und Polyesterharzen gebaut. Diese beiden Harzgruppen benötigen Lösungsmittel (meist Styrol) die beim Aushärten freigesetzt werden. Mit Vakuum-Infusion können die Emmissionen etwas begrenzt werden - Lösungsmittelfrei ist aber immernoch anders. Das ist bei den meisten Epoxyharzen nicht der Fall, da hier keine Lösungsmittel benötigt werden. Epoxy ist halt etwas teurer. Nach und nach halten sie aber, vor allem bei teuren Yachten, auch wieder im Bau großer Boote Einzug.
Grüße, Sebastian
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Hi Sebastian unterwegs im Radio hatte ich ein interessantes feature zu diesem Thema gehört, daher habe ich die Informationen. Frage mich jetzt bitte nicht, wann und welcher Sender. Es wurden da ausführlich die Verflechtungen zwischen den Auftraggebern (Industrie) und der Drogenagentur geschildert. Es mag ja reiner Zufall sein - aber an die glaube ich nicht mehr.... Und das betraf auch Hanfpflazen mit geringem THC Gehalt bzw. da wurde erst mal gar nicht unterschieden. Anders ist das großflächige Verschwinden dieser Kulturen kaum nachzuvollziehen. Oder Zufall.- wie sieht das eigentlich mit Giftigkeit/Verträglichkeit von Epoxyharzen aus?? Franz Panter ist daran fast kaputtgegangen, deshalb baut er jetzt wieder wood canvas boote. Gruß aus der Nordheide Albert
Zitat wie sieht das eigentlich mit Giftigkeit/Verträglichkeit von Epoxyharzen aus??
Naja - lecker ist das nicht gerade. Die Harze können bei oft wiederholtem Kontakt allergische Reaktionen auslösen - Man sollte aber sowieso nicht damit in Kontakt kommen. Da hilft die persönliche Schutzausrüstung. Die Härter sind ätzend. Giftig ist in unvernetztem Zustand beides. Wenn das Mischungsverhältnis eingehalten wird (Epoxy ist Polyadditionsvernetzend - wird falsch gemischt bleiben Harz oder Härter übrig) sind die meisten ausgehärteten Epoxyd-Harze unbedenklich und sind teilweise sogar für den Lebensmittelbereich zugelassen. Sie können auch über den normalen Restmüll entsorgt werden. Bei den einzelnen Komponenten sieht es anders aus. Bei der Verarbeitung sind lösungsmittelfreie System unproblematisch, was Dämpfe angeht. Gute Belüftung reicht da aus (Nur EPOXYD! Bei PU und UP sieht es anders aus). Wo Epoxydämpfe problematisch werden können, ist wenn man zu große Ansätze im Becher stehen lässt. Durch die Reaktionswärme kann das Harz dann verkochen und es entstehen giftige Dämpfe. Das kann man verhindern, wenn man z.B: nur Ansätze bis 100g mischt. Gut ist auch das gemischte Harz gleich in eine flache Wanne umzufüllen. In einem flachen Gefäß kann die Reaktionswärme entweichen und Rückkopplungsreaktion (warmes Harz reagiert schneller, was es weiter erwärmt) bleibt aus. Ein langsamerer Härter hilft auch, wirkt sich allerdings auf die Qualität aus wenn man nicht tempert. Allerdings muss man die einzelnen Harzsysteme genau unterscheiden. Eine Hilfe sind da die REACH-Sicherheitsdatenblätter, die jeder Händler für seine Produkte rausgeben muss. Da stehen alle Details zu Gefahren, Abhilfe, Lagerung und Schutzausrüstung. Die würde ich genau befolgen. Datenblatt lesen ist auch ne gute Idee.
Es gelten mindestens die normalen Sicherheitsmaßnahmen:
- nichts Essen - nichts Trinken - nicht Rauchen - Schutzbrille, Handschuhe und undurchlässige Kleidung tragen - Nach der Arbeit Hände und Gesicht waschen - Nicht direkt nach dem Schleifen von GFK mit Harzen arbeiten (Chemikalien könnten durch Microverletzungen der Haut dringen) - etc...
Wie gesagt ...es gibt viele Epoxharze und die unterscheiden sich auch da.
Grüße, Sebastian
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