Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Zur Vermeidung rechtlicher Auseinandersetzungen werden Äußerungen über die Firma Gatz-Kanus, deren Namen und deren Produkte nicht geduldet.

Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 0 Antworten
und wurde 2.221 mal aufgerufen
 TOURENBERICHTE
Peter Pan Offline




Beiträge: 164

05.11.2009 22:24
Emster Kanal im Oktober Antworten

Emster Kanal im Oktober 2009

Ein goldener Oktobertag beginnt. Sonnenschein, Temperatur -2°C, das Equipment ist verladen. Sohnemann erklärt sich bereit –nach dezentem Hinweis auf regelmäßiges Sponsoring- mich zu seiner Meinung nach nachtschlafender Stunde (also gegen 9:30 Uhr) zur Einsatzstelle zu fahren. Kloster Lehnin, der Emster Kanal steht auf dem Plan.
An der bewährten Einsatzstelle wird gerade ein großes Auslaufbauwerk für die Straßenentwässerung gebaut. Mit Schwierigkeiten kommen wir ans Wasser, hoffentlich wird diese gute Stelle nicht dauerhaft verbaut. Schnell ist alles verladen und ich bin auf dem Wasser.





Die Emster ist ein kleiner Wiesenfluss, der Ende des 19. Jahrhunderts kanalisiert wurde, um die in den Tongruben der Umgebung produzierten Ziegel sowie Torf mit Frachtkähnen zum Hauptwasserweg der Havel zu verschiffen.



Es geht durch Lehnin hindurch, rechts von mir hinter Bäumen das Zisterzienserkloster mit der Klosterkirche, auch ohne Paddelausflug einen Besuch wert. Ich bin immer wieder beeindruckt, wie vor über 800 Jahren auf diesem morastigen Baugrund solch ein imposanter Gebäudekomplex errichtet werden konnte.
(nebenbei: zu empfehlen sind die „Lehniner Sommermusiken“ in der Klosterkirche)



Kurz vor der Einmündung in den Klostersee hat jemand Nisthilfen für den Eisvogel gebaut.



Dieser ist hier auch ständig präsent, leider kann meine bescheidene Fototausrüstung kein brauchbares Bild dazu liefern.

Ich fahre in den Klostersee ein, der Wind kommt von hinten und außer mir ist hier niemand unterwegs.



Zügig überquere ich den See, die nächste Brücke wird passiert und ich bin in Nahmitz.
Dort quert die Autobahn A2, der Lärm ist wegen der Schallschutzwände erträglich, aber begleitet mich doch eine Weile über den nun folgenden Netzener See.


Autobahnbrücke


Netzener See

Ich fahre einen Umweg am Ufer entlang, dort hinter dem Schilfgürtel ist das alte Flussbett der Emster durch den Strengsee, heute ein geschütztes Areal als Rastplatz für unzählige Wasservögel.



Die Ausfahrt in den Emsterkanal ist weiter westlich, ich folge dem Kanal etwa einen Kilometer und erreiche den Rastplatz am Vogel- Beobachtungsturm des NABU.


Ausfahrt Netzener See in Emster Kanal


Rastplatz an der NABU- Vogelwarte


Diese Diskriminierung kann ich tolerieren und lege an.
Beim Aussteigen fällt mir mein Fernglas ins Wasser, aber die Werbung scheint zu halten was sie verspricht: es geht nicht unter und ist nach notdürftiger Trocknung auch nicht beschlagen, scheint also doch wasserdicht zu sein. Bisher hatte ich wegen der schwachen optischen Qualitäten des Glases so meine Zweifel.


Blick von der Emsterbrücke, rechts der Strengsee

Ich marschiere 300m bis zum Beobachtungsturm, dort hat man einen guten Überblick über den Strengsee.



Allerdings ist die Uhrzeit nicht sehr günstig, bis auf ca. 150 Schwäne und diverse Enten und Gänse ist wenig los.





Hier ist ein Besuch in der Dämmerung zu empfehlen, dann fallen Tausende Saat- und Blässgänse und mehrere Hundert Kraniche zur Übernachtung ein. Ein imposantes Erlebnis, das ich schon öfter beobachtet habe. Auch jede Menge andere Wasservögel sind dort zu sehen, aber allein die Vielzahl der Entenarten übersteigt mein Wissen um deren Unterscheidung erheblich.





Ich halte mich nicht lange auf denn auf dem Turm weht ein eiskalter Ostwind. Im Schatten liegt jetzt zur Mittagsstunde noch Reif und dafür bin ich nicht angemessen bekleidet. Ich friere mächtig und mache mich auf den Weg zum Kanu.
Zudem ist für eine genauere Beobachtung der Vögel ein gutes Fernglas oder Spektiv empfehlendwert, beides habe ich nicht dabei.



Weiter geht es den Emsterkanal entlang, der zwar recht eintönig geradeaus verläuft aber mit herrlich gefärbten Bäumen und absoluter Stille – unterbrochen nur vom Geschrei der Gänse und Kraniche, die auf den umliegenden Flächen Futter suchen- entschädigt.



Nach 2 Kilometern die Einfahrt in den Rietzer See.




Ein sehr flacher See, ebenfalls geschützt und nur innerhalb der Betonnung zu befahren.



Die Strecke über den See hat ca. 1,5 km Länge, die Breite beträgt über 3 km. Bei Westwind ist hier stets erheblicher Wellengang, aber heute ist das Wasser wenig bewegt.
Die typische bräunliche Färbung kommt vom Torf, früher hieß das östliche Ende des Sees nicht umsonst Moorsee.



Im Sommer kommt noch sattes Grün dazu und reinfallen möchte ich hier sowieso nicht, selbst in der Fahrrinne ist es nur 1 m tief und der Boden ist grundlos und schlammig.



Am Ufer die „verschneiten“ Rastbäume der Kormorane.


Hinter dem Schilfgürtel steigen Tausende Gänse von den Wiesen und Feldern auf, jetzt noch auf abgeernteten Maisflächen auf Futtersuche aber schon bald werden auch die Getreide- und Rapsfelder heimgesucht werden. Ein großes Problem in dieser Gegend, eine Entschädigung für den auf einigen Flächen entstehenden Totalausfall gibt es nicht.



Die Ausfahrt aus dem Rietzer See in den Emster Kanal

Kurz nach Verlassen des Sees lande ich zur Mittagspause an.





Aus Zeitmangel gibt es keine große Gourmetküche sondern nur eine Gulaschsuppe aus der Dose, der Hunger lässt sie recht gut schmecken und schön heiß ist sie auch.




Hier bin ich schon beim Nachtisch. Der Sonnenschein trügt, ein Glühwein wäre mir jetzt lieber.


Fertig zum Aufbruch



Gestärkt geht es weiter, noch ca. 6 km bis zur Havel und ich paddle gemütlich vor mich hin.


Das ist für mich die schönste Jahreszeit auf dem Wasser.



200 m vor mir die Einmündung in die Havel, ich biege rechts ab und fahre in die „Krumme Havel“ ein, ein idyllischer Altarm an Wiesen und undurchdringlichen Erlenbruchwäldern vorbei.


Einfahrt in die Krumme Havel



Während einer kurzen Kaffeepause unmittelbar vor dem Ziel lasse ich den Tag Revue passieren und wärme mich am Hoboofen.




Viele Kraniche verlassen trompetend die Wiesen Richtung Schlafplatz.



Der Schwan hat –wenn auf dem Bild auch schlecht zu sehen- das gleiche Problem wie ich: Blätter am Bug! Ihn scheint es aber nicht zu stören, mich hat es manchmal schon etwas genervt und zu riskanten Paddelschlägen verleitet.



Die Aussetzstelle in Gollwitz ist erreicht, ich lade aus und kurz darauf kommt schon mein telefonisch angefordertes „Familientaxi“ und bringt mich nach Hause.





Die Tour: Von Kloster Lehnin bis Gollwitz, ca. 20 km


 Sprung