Über 30 Jahre hat eine orange farbene Gummikuh Phasen meines Leben begleitet. Dieses Jahr gab es einen sentimentalen Abschied im Urlaub - der Abdecker kam. Wir fuhren ohne Boot zurück nach Haus. Ein paar Erinnerungen, Erfahrungen, Fahrverhalten und Reparatur unseres Metzler Trampers in 5 Akten.
Erster Akt - Sturm und Drang Irgend wann als junger Teenager hatte ich meine Eltern überzeugt, dass für Urlaube ein vernünftiges "Paddelboot" gebraucht wird. Wir waren keine Paddler-Familie, aber Urlaub wurde immer am Wasser gemacht. Ich bekam einen Metzler Tramper zum Geburtstag. Denn gut zu verstauen musste es sein, dass Boot. So ganz allein für mich war das Boot aber auch nicht gedacht - freue dich und teile ... Das Boot hatte fortan einen festen Platz im Wohnwagen und war bei allen Urlauben dabei. Große Touren hat es in dieser Zeit nicht erlebt aber viele fröhliche Stunden auf dem Wasser. Mal Wanderboot für ein paar Kilometer in der näheren Umgebung und ganz oft Tobe-Insel für uns Jugendliche.
Zweiter Akt - dunkle Zeiten Der Bub zieht in die weite Welt hinaus, dass Boot wird vergessen und landet auf dem Dachboden.
Dritter Akt - Wiederbelebung und Reparatur Der Bub wird Papa und verwirklicht endlich einen alten Traum - ein Canadier wird gekauft. Dabei erinnert sich "Opa" an das vergessene Boot auf dem Dachboden. Über Jahre immer in der gleichen Weise gefaltet und aufbewahrt, keine Pflege. Kurz um, das Boot bläst Luft ab. Der Fachmann würde sagen: Ermüdungsbruch. Pragmatischer erster Ansatz: nicht viel investieren, erstmal das Fahrrad Flickzeug nehmen und abwarten ob die Kinder Interesse haben. Damit das Gummi wieder geschmeidig wurde kam Sonax Gummipflege-Spray zum Einsatz. Super Weichmacher aber bloß im Freien verwenden. Der Sprühnebel imprägniert nicht nur Gummi... Resume 1: Fahrrad Flicken funktionieren, sind aber nicht UV-stabil
Resume 2: den Kindern hat das Boot großen Spaß gemacht und Sicherheit auf dem Wasser vermittelt. Hohe Kippstabiliät, unkaputtbar und Platz im Zweifel für 4 Kinder. Wir haben sogar Tagestouren damit gemacht. Aber meistens war es das Boot für den Badesee. Resume 3: Gummipflege hilft, ist aber kein Jungbrunnen für das Material. Zusammen gefaltet habe ich das Boot nie mehr, es lagerte immer wie ein Feststoff-Boot. Auch beim Transport mit dem Auto. Zu groß war die Sorge um weitere Ermüdungsbrüche.
Vierter Akt - Und sie tanzte noch einen Sommer Die Fahrradflicken waren super porös, das Boot oft mit dabei. Also jetzt mal richtig investieren in Reperatur und Pflege. Grabner Flicken und Kleber. Ein Liter Pflegemilch - 50 Euro (AUTSCH). Aber dafür ging keine Luft mehr ab. Samstags repariert und am Sonntag dann die Probefahrt.
3 Jungs, 2 Boote. Wilde Verfolgungsjagden auf dem See. Enter-Übungen, Badeinsel. Das Boot wurde so behandelt wie früher. Und plötzlich paddelt einer der Piraten wie irre zurück zum Ufer - es hatte PENG gemacht und laut gezischt. Befund: Nahtriss 2 Wochen vor dem Urlaub. Resume 4: bei einem älteren Gummiboot ist es manchmal gut, wenn es bei Belastung Luft verliefen kann.
Ich habe dann lange gegoogelt, über Latex-Reparaturmilch und Bauschaum nachgedacht. Schlussendlich dann aber die geplatzte Naht nachgeklebt und breitflächig überklebt.
Resume 5: Die Reparatur hat den ganzen Urlaub gehalten, der betroffene Bereich wölbte sich aber zunehmend aus. Alle paar Tage musste Luft aufgefüllt werden. Das hielt mich aber nicht ab, alleine an der Küste entlang zu paddeln. Am lezten Tag sind dann mein Junior und ich nochmal bei Windstärke 5 raus zur Insel gefahren, haben das Boot und das Spiel in den Wellen genossen.
Anschießend kam dann ein sentimentaler Abschied trotz oder nach rationalen Abwägungen.
Ein Faltboot, dass wie ein Feststoffboot transportiert wird, für Papa unbefriedigende Fahreigenschaften hat und für Kinder wegen dem müden Material ein Sicherheitsrisiko ist macht keine Freude. Der Abschied war trotzdem ziemlich schwer.
Fünfter Akt - Eigenschaften 3,8 Meter lang und ca, 16 kg schwer. Platz für zwei Erwachsene. Kann als Kajak oder Canadier gepaddelt werden. Das Boot ist extrem drehfreudig und sehr kippstabil. Auch bei höheren, langen Wellen läuft das Boot immer noch trocken, weil der Bug entweder aufschwimmt oder sich aufbiegt. Das ist auch er wesentliche Nachteil des Bootes. Mit 0.2 bar max. Fülldruck sitzt man als Erwachsener in einer Senke. Das ist quasi auch der gute Drehpunkt des Bootes. Sportliche Touren entstehen dadurch aus sich heraus. Wer zügig paddeln will muss schwitzen. Das Boot ist einfach ein Verdränger. Das Gewicht ist für einen Erwachsenen klasse, zwei Kinder kommen damit auch zurecht. Das Gummimaterial ist zudem für Kindern ideal, eigentlich unverwüstlich, wenn man von Materialalterung absieht.
das weckt Erinnerungen. Der Tramper Bj. 73 war auch mein erstes Boot, so fing alles an. In meinen Sturm-und Drang-Jahren hatte ich das Boot sogar auf dem Gepäckträger von meinem Motorrad. Bevorzugtes Revier damals Biggesee, Baldeneysee, Wesel-Datteln-Kanal. Mann konnte für ein Luftboot wirklich beachtliche Touren damit fahren. Das Boot war allerdings schon ´93 am Ende - trotz Gummimilch. Die oberen Längsnähte der Luftkammern platzten wiederholt. Ich finde es erstaunlich, daß die Boote bei ebay noch recht hoch gehandelt werden.
Nachdem ist ganz früh mit normalen Badebooten auf unserem Bach rumgekurft bin, hat mein Vater irgendwann ein Boot angeschleppt, welches genau wie Deines aussah. Es war blos blau und an die Marke kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber es sah genauso aus und lies sich auch vulkanisieren. Bei mir sind zuerst die schwarzen Schläuche zum Aufpumpen der Lufkammern porös geworden. Danach habe ich es verschenkt und mein Kumpel hat es noch einige Jahre gefahren.