Ahoi Leute. Ich hatte im Januar eine kleine Kanutour mit einem Overnighter gemacht. In der Rubrik Lagerleben hatte ich letztens einen Thread gestartet, mit dem Thema: Zeltofen nicht fürs Zelt
Am Tag der Tour war es regnerisch, der Pegel hoch, der Wetterdienst meldete keine groben Geschichten.
Am Ziel voll beladen mit meinem Ally 15 DR angekommen
Da es regnete, fix die Ausrüstung an Land
Tipi Tarp erst einmal grob aufgebaut
Nachdem Tipi Tarp und Ofen aufgebaut war, ging es an die Bastelei das Ofenrohr zu ummanteln. Mittlerweile wurde es langsam dunkel, störte mich nicht weiter, meine Stirnlampe war schon auf dem Kopf. Am Funkenfänger hoch oben am Rohr hatte ich noch drei Sturmleinen befestigt, abgespannt und mit Zeltheringen gesichert.
Das improvisierte Hitzeschutz - Konstrukt hatte ich teilweise vor der Tour schon gebastelt. Zum Hitzeschutz möchte ich noch erwähnen. Ich hatte vor Wochen im Wald eine rechteckige Blechschachtel gefunden, dort war mal Wodka oder ähnliches verpackt. Ich habe in den Boden ein Loch geschnitten wo das Ofenrohr gut durchgeführt werden konnte. Vor Ort habe ich dann noch zwei Alu - Wellblech - Rechtecke, dieses ebenfalls aus der Natur mit für die Ummantlung verwendet. Zum Abschluss habe ich noch eine Löschdecke drumherum gewickelt, mit Draht fest gezogen und das Ganze an der Tipi / Zeltstange ebenfalls mit Draht gesichert.
Nach den Arbeiten am Ofenrohr habe ich noch einmal die Zeltheringe rund um das Tipi Tarp begutachtet und nach wenigen Augenblicken wurde es tatsächlich stürmisch. Ein gutes Timing dachte ich, obwohl von Starkwind und der gleichen mir nichts bekannt war. Meine Behausung war an Standart- Heringen und zusätzlich an vier Seiten mit Sturmleinen gesichert. Die langen bis zum Anschlag versenkten Stahl T Heringe, extra für die Sturmleinen besorgt, gaben mir ein gutes Gefühl.
Nach getaner Arbeit habe ich den Zeltofen in Betrieb genommen. Das eigentliche Brennholz musste ich noch mit der Axt mindestens einmal spalten. Hier ärgerte ich mich etwas, weil meine Axt dafür zu stumpf, klein und somit auch die Geräuschdiziplin leiden musste.In Zukunft werde ich das Holz soweit ich es mit auf Tour nehme, vorher formgerecht bearbeiten, dieses spart Zeit, kommt den Packmaß entgegen und ein zusätzliches Risiko sich mit der Axt zu verletzen, ist entgegengewirkt.
Nach dem anheizen wurde es nach ein paar Minuten warm, ich musste meine Jacke ablegen und wollte nun zum gemütlichen Teil übergehen. Der Sturm schüttelte gut die Flanken vom Tarp durch. Ich hatte vor Jahren ähnliches erlebt und machte mir weiter keine Gedanken, es wird schon halte oder gleich ruhiger werden.
Plötzlich klappt die Hälfte meiner Behausung auf. Was geht hier ab? Ich spürte die Elemente um die Ohren und auf meinen nackten Armen. Ich dachte kurz über diese Situation, nein missliche Lage nach. Wenn mein Wetterschutz mir die nächsten Sekunden um die Ohren fliegt, muss ich unter meinem Kanu Schutz suchen. Ich dachte: Ist mein Kanu noch vor Ort? Nun dachte ich laut und sagte mir: ,,jetzt musst du etwas tun, das ist hier ernst" Im Unterbewusstsein meldete sich eine Stimme: Gerade das wolltest Du doch oder doch nicht?
Nach ein paar Sekunden begab ich mich nach draußen, die Stirnlampe war noch auf dem Kopf. Ich nahm noch ein paar Ersatz- Zeltheringe unterschiedlicher Art mit, diese hatte ich zufälligerweise am Ausgang noch liegen. Im Nachhinein beides nicht verkehrt gewesen. Im Fokus meiner Stirnlampe ist das Ofenrohr am oberen Drittel rechtwinklig abgeknickt. Mein Kanu hat seine Position ebenfalls verändert, dieses drückte sich ständig durch die Böen gegen die Bäume. Gut das es Westwind war, bei Ostwind wäre mein Kanu über das Tipi Tarp gepflügt.
Da mein Kanu ziemlich sicher an den Bäumchen geklebt hatte, habe ich mich fix an die Arbeit gemacht um meinen schiffbrüchigen Unterstand zu flicken bevor mir alles um die Ohren fliegt oder brennt. Das Ofenrohr war mir egal, es hing gut rechtwinklig ab und berührte das Tipi Tarp nicht. Im Nachhinein glaube ich, dass die Hecke voller Dornen sich durch den Sturm so verbogen hatte und unglücklich eine Sturmleine vom Ofenrohr geentert hatte.
Im Lichtkegel ist zu sehen, dass die T Heringe ihren Job getan haben, ein paar Standart- Heringe sind an der Wetterseite herausgerissen. Nach Sekunden oder Minuten, ich hatte kein Zeitgefühl mehr, waren die Heringe wieder im Boden. Der Sturm war nach diesen Akt augenblicklich weg, es regnete nur noch etwas, der Mond leuchtete nun über den so ruhigen Tatort. Schnell zum Ofen hinein. Das Ofenrohr war plötzlich aus dem Ofen heraus und bildete im Innenraum eine Diagonale. Glücklicherweise berührte das heiße Rohr nichts am Tarp und die am Rand verteilte Ausrüstung. Gut das ich den Ofen mit Heringen gegen umkippen gesichert hatte. Mittlerweile war mein Tipi Tarp im Innenraum eine Räucherhöhle, ich zog geschwind meine Hitzeschutzhandschuhe an und beförderte das Ofenrohr hinaus und im Anschluss den Ofen. Nun wurde es wieder Zeit eine Jacke anzuziehen, rollte das Ofenrohr wieder zusammen und richtete den Ofen nun für draußen her. Nun konnte ich zumindest Bratkartoffeln braten. Meine Maschine musste ja gefüttert werden. Nach dem Essen habe ich noch etwas Glühwein erhitzt, sozusagen den Rest der Maschine noch leicht geölt und zur Lagerfeuerromantik gewechselt.
Ich hatte ja genug Holz mit dem Kanu transportiert und auf Portage zum Biwakplatz geschleppt. Nun war es Zeit auch mal bei Dunkelheit ganz entspannt ums Lager zu schleichen. Dabei bemerkte ich, dass zwei Meter weg vom Kanu ein Bäumchen umgebrochen war. Hier auf dem Foto nicht zu sehen.
Irgendwann wurde es Zeit sich im Schlafsack zu verkrümeln. Der Ofen war voller Glut und nahm diesen gleich mit. Oberhalb vom Ofen habe ich den zweiteiligen Reißverschluss am Tipi Tarp geöffnet und ein Stöckchen dazwischen geklemmt, den Eingang habe ich auch nicht ganz bis nach unten verschlossen. Die Glut gab gut Wärme ab.
Nach ein paar Stunden Ruhe kündigte sich der Sonnenaufgang an. Im Ofen war noch Glut. Draussen war es teils gefroren, Raureif zierte die Landschaft.
Die Asche und die Glut kippte ich gleich in meine alte Wockpfanne, noch ein kleines Feuerchen darin gemacht, Gitter darüber und fertig war die Wärme und Kochstelle. Ich hätte auch den Ofen nehmen können, ich wollte einfach etwas experimentieren. Nun kochte ich Kaffee und machte Frühstück. Währenddessen habe ich noch etwas in der Jägerpfanne gebraten.
Nach dem ausgiebigen Frühstück habe ich langsam die Zelte abgebrochen, kaum vorhandene Spuren verwischt, Ausrüstung in's Kanu gewuchtet und los gegen die Strömung gepaddelt. Ja die Donau hatte noch Hochwasser und der Wind war nicht mein Freund. Irgendwann war ich kurz vor meinem sicheren Hafen, sah jenseits die Wasserwacht am Ufer mit Boot an Land. Sie beobachteten mich, ich glaube durch die Strömung wurde die Übung auf dem Wasser abgeblasen, kann mich aber auch getäuscht haben. Ich paddelte im Wechsel von Zeitlupe und Schneckentempo der Strömung entgegen. Hier und da waren größere Kehrwasser und andere Geschichten, die wirklich volle Konzentration abverlangten. Die Leute von der Wasserwacht haben mir irgend etwas zugerufen, es hörte sich nach moralischen Zeigefinger an, kann mich auch getäuscht haben. An Land befriedigt angekommen, auf zur letzten Portage.
Danach die Ausrüstung angefangen nachzubereiten, ab und zu hingesetzt und ausgeruht, ja ich war gut fertig oder knapp davor. Ich habe einiges wieder erlebt und dazulernen dürfen, schön war's und möchte es nicht missen.
Grüße von der Donau oder nicht weit weg davon Mike
Toll so eine Tour im Winter, da ist ein Ofen schon sehr praktisch. Ich habe heuer auch meine ersten Wintertouren gemacht, hast du auch einen Trockenanzug oder wie schützt du dich vor der Kälte? Wo warst du denn genau unterwegs und wieso machte die Wasserwacht Stress? Viele grüsse, Karl-Heinz