Moin liebe Leutz, folgender Umstand: Wir haben mit Kajaks angefangen, 2 x Gummi 1 x Fest. Da man (wir) da für's Campen nicht so ganz viel mitnehmen konnten und das Nichtschwimmerhündchen immer vorne auf dem Bug saß, was leichtes Unwohlsein erzeugt, sind wir auf Canadier umgestiegen. Es wurde ein gebrauchte Gatz Yoho 2 welches ich auf dem Wasser als "Traumhaft" bezeichne, meine Frau das aber nach 4-5 Fahrten nicht mehr mag weil es ihr zu wackelig / kippelig ist. Alles üben und Probieren brachte keine Besserung... nun stehen wir (ich) vor dem Problem welches Boot evtl. besser geeignet wäre was die Stabilität angeht. Bei der z.Zt. am Markt befindlichen Auswahl würde es wohl ewig dauern bis ich die in Frage kommenden Boote mit ihr zusammen alle durchgepaddelt hätte. Gibt es hier vom Schwarmwissen her evtl. ein paar Tipps für bestimmte Modelle ? Bin erstmal für alles offen solange es kein Holzboot ist da ich den Pflegeaufwand schon wegen fehlender Räumlichkeiten nicht hin bekomme...
ich schätze das genannte Boot eher so ein, dass es eine sogenannte hohe Anfangsstabilität hat … also eher NICHT kipplig ist. Der flache Bootsboden und der U-Spant (Bootsquerschnitt in der Mitte) sind dafür der Grund. Ich empfehle dir einen Kurs mit deinem Boot und deiner Frau zusammen zu machen. Und dann nochmals zu ermitteln ob es andere Boote gibt die „anders“ im Wasser liegen. Üben ist sicher auch wichtig und vor allem mal klären was genau für deine Frau kipplig ist. Das ist nämlich ein sehr subjektives Gefühl ab wann ein Paddler meint, das ein Boot kipplig ist. Er gibt zwar auch Berechnungen (Kippfaktor) zu einigen Booten aber der Hersteller deines Bootes macht dazu nach meinen Kenntnissen keine Angaben.
Grüße von der Mittelweser
Volker
Solo Canoe: GRB Newman Classic XL Paddle: BlackBart Bentshaft, Northstar Voodoo Tandem Canoe: Wenonah Itasca
Da schließe ich mich meinem Vorredner an. Das Ziel ist hauptsächlich, dass deine Frau Vertrauen in das Boot findet. Das könnte man natürlich durch einen Dampfer mit bombensicherer Anfangsstablilität erreichen (möglichst flacher Boote, breit gebaut, am besten auch noch schwer). Der andere Weg Vertrauen zu fassen, ist zu merken, dass man das seitliche Rollen des Bootes kontrollieren kann. Falls ein Kurs für euch nicht in Frage kommt oder schwer zu finden ist, mach doch mit deiner Frau am Badeteich eures Vertrauens mal folgende Übung:
Schritt 1: Setze deine Frau allein ins Boot. Am besten eher mittig, also Boot vom Hecksitz aus rückwärts. Oder falls ihr einen Mittelsitz haben solltet, dann dort. Beide Knie rechts uns links auf dem Bootsboden und Gesäß auf dem vorderen Rand des Sitzes. Du stellst dich vorne ans Boot und versprichst ihr, das Boot aufzuhalten, falls es zu kippen droht. Nun soll sie einfach mal versuchen, mit den Knien, das Boot hin un her zu bewegen und mit der "Kippeligkeit" etwas zu spielen. Also das Boot etwas hin und her "schaukeln", auf die Kante legen und anfangen zu erspüren, wo der Point of no return liegt. Der Oberkörper soll dabei immer senkrecht bleiben, die Bewegung kommt allein aus der Hüfte. Du bist ja da und kannst sie halten. Ich schätze, dass ca. 15 Minuten aureichen, um schon ein anderes Gefühl für das Boot zu entwickeln und festzustellen, dass es gar nicht so leicht kentert, wie befürchtet, obwohl es "kippelt".
Schritt 2: Nun macht das Gleiche, wenn ihr zu zweit im Boot seid. Bei Bedarf könnt ihr eine dritte Person fragen, ob sie im Wasser steht und euch im Fall der Fälle von der Kenterung abhält. Dabei lernt ihr euch auch aufeinader einzustellen und gemeinsam das Boot auf die Kante zu legen.
Die "Profiübung" ist, das Boot so auf die Kante zu legen bis das Wasser rein läuft und das Boot nach und nach ganz mit Wasser zu füllen, ohne dass das Boot kentert. Das ist je nach Bootsform unterschiedlich schwer, aber bei den meisten Canadiern möglich.
Ein weiterer Schrit um Vertrauen zu fassen, wäre, die Paddelstütze(n) zu lernen. Dann die Übungen wie oben durchführen. Diesmal ist die Person am Boot aber der Böse, der versucht, das Boot zum Kentern zu bringen. Die Person(en) im Boot verhindert das durch die Paddelstützen. Auch ein schönes Aha-Erlebnis.
Bei diesem Wetter kann man es sogar noch weiter treiben und (möglichst in relativ flachem Wasser) das Boot wirklich schrittweise mehrmals zum Kentern bringen. Dann hat man die eigene Erfahrung, wann das Boot kippt. Das ist so oder so wertvoll!
Hallo Jens ! Paddelt ihr das Kanu im Sitzen oder kniet ihr ? Wenn die Sitze jetzt noch recht hoch, also knapp unter dem Süllrand montiert sind, ist das nicht so stabil, wie zb. in knieender Position. Den Schwerpunkt quasi nach unten verlegen. Entweder knieend paddeln oder falls im Sitzen, den Sitz absenken, falls möglich. Ich hatte das genannte Boot selbst und fand es sehr stabil. Da gibt es weitaus kippeligere Boote Aber auch die anderen Vorschläge, wie schaukeln und Kenterübungen etc. sind empfehlenswert um sich an das Boot zu gewöhnen. LG, Rob
Erstmal Danke für die Antworten !!! @ Robster: Ich paddel' im Knien, meine Frau lieber im sitzen, evtl. kommt das auch als "ungünstige Kombi" in Frage... bevor wie den Sitz absenken probieren wir mal eine niedrigere Box zum draufsitzen. @ Feuchte Socke / markus krüger: Da wir gerade mit Boot im Urlaub sind und Morgen am Vierer See für zwei Tage Halt machen werden wir die alleinige Schaukelei für meine Frau mal ausprobieren. Ich selber habe den ganzen "Kram" schon aus Neugier bis zum Kentern immer wieder probiert. (Ist ja auch wichtig sein Boot zu kennen... und auch mal ganz spannend wie weit man gehen kann) Ich werd am Sonntag mal Berichten wie das ganze so funktioniert hat ! Danke Euch !!!
das hört sich wirklich sehr gut an. Ihr werdet da einen Lernerfolg haben. Ich sehe die Kombination nicht als Schwierigkeit! Und aus meiner Sicht ist die Sitzhöhe in dem genannten Boot im Vergleich zu nordamerikanischen Kanadiern eher niedrig (aus der Erinnerung an das Paddeln mit einem Yoho).
Ich finde es total super, dass du wirklich zuhörst und sehr pragmatisch bereit bist, einfache Empfehlungen umzusetzen.
Grüße von der Mittelweser
Volker
Solo Canoe: GRB Newman Classic XL Paddle: BlackBart Bentshaft, Northstar Voodoo Tandem Canoe: Wenonah Itasca
Zitat von Robster im Beitrag #6Hallo Jens ! Paddelt ihr das Kanu im Sitzen oder kniet ihr ? Wenn die Sitze jetzt noch recht hoch, also knapp unter dem Süllrand montiert sind, ist das nicht so stabil, wie zb. in knieender Position.
Das habe ich vor kurzem erfahren.
Nach der ersten Fahrt zu zweit, habe ich beide Sitze höhergelegt, also die Abstandhalter abmontiert. Das sollte die Bequemlichkeit erhöhen.
Der Unterschied war enorm - wir haben den darauffolgenden Versuch abgebrochen, weil wir uns beide nicht wohl gefühlte haben, jetzt sind die Distanzen wieder drin. (Ich war ehrlich gesagt ein wenig geschreckt, so daß mir erst bei der Heimfahrt eingefallen ist, daß wir auch knien hätten können)
und wenn's eh nicht schon geschruben wäre hätte ich ebenfalls vorgeschlagen das Canoe ganz bewußt zum Durchkentern zu bringen. Schwimmwesten sowieso, Brillen (falls vorhanden) sicherheitshalber abgenommen, eher Badekleidung, kein Gepäck an Bord und im nicht all zu tiefen Wasser. Zu kalt sollte das Wasser übrigens auch nicht sein.
Selbereiner waren wir im Rahmen eines Seminares sehr erstaunt wie eigentlich schwierig es ist das Canoe zum Kentern zu bringen - aber wenn's dann kippt geht's sehr plötzlich und sehr schnell.
Und wenn dann so rein "zufällig" ein Canoe mit Freunden/Bekannten/Abgesprochenen in der Nähe ist könnte Ihr auch gleich die T-Bergung nebst Wiedereinstieg ins eigene Canoe üben.
Schafft Alles unendlich viel Vertrauen.
Gruß aus dem Wein/4, André.
P.S.: Nach unserem mißglückten Stapellauf wollte meine Geliebte nie wieder ins Canoe einsteigen - und nun? Ist sie es die darauf drängt wieder mal eine Tour zu machen...
Zitat von gleiter im Beitrag #10Schwimmwesten sowieso, Brillen (falls vorhanden) sicherheitshalber abgenommen, eher Badekleidung, kein Gepäck an Bord und im nicht all zu tiefen Wasser. Zu kalt sollte das Wasser übrigens auch nicht sein.
Und das Handy nicht vergessen!
Zitat von gleiter im Beitrag #10Selbereiner waren wir im Rahmen eines Seminares sehr erstaunt wie eigentlich schwierig es ist das Canoe zum Kentern zu bringen - aber wenn's dann kippt geht's sehr plötzlich und sehr schnell.
Das ist so pauschal nicht richtig. Es hängt sehr von der Rumpfform und damit der Anfangs- und Endstabilität ab! Das von Dir beschriebene Verhalten deutet auf viel Anfangs- und wenig Endstabilität hin...
Bei kippligen Booten, die es ja auch gibt, rät man Einsteigern, das Wackeln um die Längsachse bewusst mit der Hüfte auszugleichen, sich niemals am Rand abzustützen. Tut man es doch, verstärkt man das Kippeln. (Logisch?) Kippelt das Boot z.B.nach rechts und ich will mich rechts abstützen, egal ob Hand, Knie oder Backe, drücke ich das Boot rechts noch weiter ins Wasser und verstärke den Effekt. In dem Beispiel kippt das Boot nicht, weil es genug Stabilität hat, aber auf das schwungvolle Eintauchen rechts folgt ein fast ebenso schwungvolles Austauchen und das Ganze setzt sich links fort, um Sekundenbruchteile später wieder rechts zu sein usw. - Das macht wenig Freude und verhindert kein Kippen. Im Gegenteil.
Die Endstabilität mal kniend zu ertasten, halte ich für eine gute Sache. Alles andere wurde schon genannt.
Moin zusammen, sind heute am Vierer See angekommen. Hier das Equipement und unser Stammcampingrevier mit Strand und Flachwasser Morgen werden wir das alles mal in aller Ruhe ausprobieren... Wasser hat 23°C, Luft liegt bei 26°C. PERFEKT ! Ich werde Morgen Abend berichten wie's so funktioniert hat. VG Jens
So... wir sind denn heute rauf auf's Wasser - erst jeder für sich, dann zu zweit - gute 2 Stunden im Sitzen, im Knien und im Schneidersitz geübt und probiert, die Unterschiede festgestellt und gemerkt das der Mensch ins Wasser fällt (gefühlt 147 mal) aber das Boot nicht kippt... also weiter (was ja auch Spaß macht 😃) und versucht das Yoho zu kippen oder langsam volllaufen zu lassen. Beides ist gar nicht sooo einfach und braucht entweder viel Mutwilligkeit oder... ganz viel Gefühl ! Auf jeden Fall sehr interessant was da geschieht und vor allem wie ! Dann zu zweit los paddeln... geht ! Wir werden (und müssen) uns natürlich noch weiter aufeinander "einpaddeln" und noch viel üben, aber es funktioniert und auch meine Frau sagt "schön", so macht's Spaß. Wir sind uns jetzt erstmal einig das unser Yoho bleibt und das es so schon mal regut voran geht. Morgen geht es für eine Woche noch zum CP Prinzenholz wo wir das ganze im Wasser weiter "ausbauen" werden. Also: erstmal HERZLICHEN DANK für die Tipps und die guten Erklärungen von Euch aus dem Forum !!! Nach dem Urlaub gibt's dann ein paar Bilder. VG Jens
Jens, einfach super wie ihr das umsetzt! Viel Spaß beim weiteren kennenlernen des wirklich wunderschönen Kanusports. Hier ein Bild von einer Gepäckfahrt auf der Werra, in Eschwege.
Grüße von der Mittelweser
Volker
Solo Canoe: GRB Newman Classic XL Paddle: BlackBart Bentshaft, Northstar Voodoo Tandem Canoe: Wenonah Itasca
Ich bin gerade über die Abbildung (und Erklärung) verschiedener Rumpfformen gestolpert. Für den einen oder anderen vielleicht interessant wegen Anfangs- und Endstabilität: https://www.clippercanoes.com/pages/canoe-design
Moin, hier ist schon viel gutes und richtiges geschrieben worden. Ein anderes Boot wird das Problem nicht lösen. Ich kann Euch nur empfehlen, diese Problematik mit einem erfahren Instruktor anzugehen. Das "schmoren im eigenen Saft" für zumeist nur zu begrenzten Ergebnissen, dazu kommt noch das Ehemann schult Ehefrau-Thema, dass es nicht leichter macht. Vielleicht schreibst du mal, aus welcher Ecke Du/ihr kommt, dann können wir jemanden empfehlen... Grüße Ralf